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System bedeutet. Di« neuen Wagen werden zunächst auf den Seitenbahnrn Verwendet, sollen aber später auch auf der Hauptbahnlinie, vorerst für Lokalzüge, zur Verwendung kommen.
— München, 5. Nov. Aus Au bei Freistug, 2. Nov., wird geschrieben: in dem benachbarten SeierSdorf wurde ein kleines Kind mit einem Hunde allein gelassen. Der Hund legte sich, so vermuthet man. zu dem Kind in die Wiege, denn die Wiege war umgefallen und das Kind wurde erstickt unter dem Bett hervoraezogen.
— Nürnberg, 2. Nov. Unsere Polizeibehörde ist im Stande, durch eine neu erlassene ortSpolizeiliche Vorschrift gegen den Unfug der Damenschleppen auf der Straße einzuschreiten. Es ist nämlich beschlossen worden, das muthwillige Erzeugen von Staub in einer das Publikum ungemein belästigenden Weise mit Strafe zu belegen.
— Die Polizeibehörde zu Mülheim a. d. R. hat eine Polizeiverordnung erlassen, wonach Personen unter 16 Jahren das Rauchen in öffentlichen Lokalen und auf öffentlichen Straßen und Plätzen verboten ist. Die Regierung zu Düsseldorf hat nunmehr die ihr untergebenen Behörden zu einer Aeußerung darüber veranlaßt, ob es sich nicht empfehle, eine solche Verordnung für den ganzen Regierungsbezirk zu erlassen.
— Seitens des Amtshauptmanns in Meinersen, Provinz Hannover, war mitgetheilt worden, daß einem Thierbänviger in Waiesrode eine Löwin entsprungen sei. Jäger und beherzte Leute wurden aufgefordert, sich mit Waffen aller Art zu versehen und auf das seltene Wild ein Treibjagen anzustellen. Die Jagd fand statt. Ein Tdeilnehmer hat, wie das „Burgd. Wochenbl." erzählt, am Abend vor Eröffnung der Jagd gesagt : „Ich will mein Testament noch machen, damit ich, falls ich eine Beute der Löwin werden sollte, doch meine irdischen Verhältnisse geordnet habe." Zu dem Vernichtungrkampfe sollen etwa 150 Kämpfer anwesend gewesen fein, starkbewehrt mit Waffen aller Art, als: Heu- und Mistgabeln, zwei- und vierzackig. Gewehren und Büchsen jeder Konstruktion. Ein Mitkämpfer hatte außer seiner mit Kugeln geladenen Flinte noch eine 6 Fuß lange, selbst geschmiedete eiserne Lanze bei sich. Glücklicherweise ist ein Menschenlieben nicht verloren gegangen, da man nicht die Freude hatte, die Löwin zu Gesicht zu bekommen. Schließlich stellt sich zur Erheiterung der ganzen Gegend heraus, daß die gefürchtete Löwin — ein großer gelber Hund gewesen, der einem Schlächter aus Odessa entlaufen und einige Tage herrenlos umhergestreift war.
— Berlin, 1. Nov. Bei recht unwirthlichem Wetter versammelten sich heute zur Enthüllungsfeier des Wrangeldenkmals auf dem Leipziger Platze die Deputationen der Militärbehörde und der Truppentheile der hauptstädtischen Garnison, wie der von Potsdam und Spandau. Die Festversammlung bot ein reines militärisches Bild. Zur Rechten und Linken des Denkmals halten die Militärdeputaiionen und die Spitzen der Zivilbchörden Ausstellung genommen. Der Kaiser kam in einem offenen Wagen angefahren. Mit ihm Prinz Karl. Prinz Friedrich Karl und Prinz August von Württemberg. Unmittelbar nach Ankunft der allerhöchsten Herrschaften trat der Krtegsminister v. Kameks in die Mitte de« Festplatzes und richtete an den Kaiser eine Ansprache, welche eingehend den Lebenslauf des Generalfeldmarschalls Wrangel schilderte. Stehenden Fußes hatte der Kaiser diese Rede angehört. Jetzt gab er durch einen Wink den Befehl, daß die Hülle fallen solle. Die in Bronzeguß hergestellte 0 Fuß hohe Figur zeigt den Feldmarschall Wrangel in Kürassierparadeuniform ohne Küraß. Das Haupt bedeckt der Helm; der Blick des treffend ähnlichen Gesichtes mit dem kurz ausgedrehten Schnurrbart ist nach vorwärts gerichtet, als erspähe der alte Feldherr den Feind. Dre linke Hand stützt sich auf den im Gehen? getragenen Pallasch, die Rechte hält den Mrrschallstab und ist halb erhoben. Die Füße stecken in mächtigen Kürasstsrstiefeln.
Zürich, 28. Okt. In den Anlagen vor dem Hotel Baur am See erschoß sich eine junge hübsche Dame. Sie hatte im Hotel National Absteigequartier genommen und bemerkte kurz vor der That zu dem sie geleitenden Portier: «Ich habe einen schweren Gang zu thun, doch kann ich ihn nicht vermeiden." Wenige Stunden darauf fand man ihre Leiche. Man fand in ihrer Hand eine VerlobungSanzeige. Nachdem sie das Hotel verlassen, soll sie ihr Geld auf die Post getragen haben. Die näheren Umstände sind noch unbekannt.
Prag, 1. Nov. Dieser Tage passirte ein Transport von 1500 Ztr. Karpfen, welcher in sogen. Moldau-Zillen geschah und von Budweia kam, Prag, um mittelst der Wasserstraße der Moldau und Elbe nach Hamburg zu gelangen, von wo aus die Fische nach England geschickt werden. Es wurden nemlich in den großen Fischweihern bei Budwei« 12,000 Zentner
Karpfen gefangen und man sieht «US diesem kolossalen Ergebniß, wie groß der Reichthum Böhmens an Teichfischen ist.
Prag. 3. Nov. Heute Morgen tödtete der gewesene Hauptmann Erasmus Ritter au« Tarnow seinezwei Kinder, ein sechsjähriges Mädchen und einen zehnjährigen Knaben, mittelst/Revolverschüssen in den Kopf und erschoß hierauf sich selbst. Ein vom 30. Oktober datirter Brief gibt als Motiv Familienzwist und bittere Noth an. Seit einem Jahre war der Hauptmann von seiner zweiten Frau geschieden, er war verschuldet und alles war bereits gepfändet. Ritter war zuletzt Diurnist beim Handelsgerichte.
Paris, 1. Nov. Gestern stieg in Bougival bei Pari« ein Akrobat Namens August Navarre in einem Luftballon auf. Derselbe hatte kein Schiff, sondern nur ein Trapez, an dem er sich festhielt und Kunststücke machte. Auf einer Höhe von 100 m angelangt, verhielt Navarre sich plötzlich ruhig, und als der Ballon ungefähr auf 500 m angekommen war, stürtzte er herab. Navarre fiel in einen Garten mit einer solchen Gewalt, daß er ein tiefes Loch einschlug. Man glaubt, daß er schon todt war, ehe er herabstürzte.
Rouen, 28. Okt. Am 26. Okt. ereignete sich im Theater zuRouen ein seltsamer Unfall. Während der Vorstellung kürzte ein Zuschauer aus der dritten Rangloge herunter und fiel auf einen im Parket sitzenden Herrn, welchem gleich darauf auch noch ein Wandleuchter auf den Kopf fiel, den jener in seinem Sturze abgerissen hatte. Man kann sich das Entsetzen des Publikums denken. Merkwürdigerweise haben beide Personen anscheinend keine große Beschädigung erlitten. Der Hsrabgefallene hatte, wohl um besser sehen zu können, sich auf die Brüstung der Loge gesetzt und dabei das Gleichgewicht verloren.
50 holländische Studenten fuhren am 23. Okt. in einem Schleppboot hinaus auf die hohe See, um sich die Abfahrt des großen Schiffes „Prinzeß Amalie", das nach Indien ging, anzusehen, und 12 kehrten nur zurück. Der alte Schlepper taugte nicht für die hohe See, er wurde von den hohen Wellen derart geschüttelt und umhergeworfen, daß 38 Studenten über Bord gingen, von denen 26 sogleich ertranken, die andren 12 sind vielleicht von der „Prinzeß Amalie" gerettet worden; man wird es aber erst erfahreu, wenn das Schiff in England eingetroffen sein wird.
— Rom. 31. Okt. Die Verwüstung, welche in der Nacht vom 20. zum 21. Okt. durch Sturm und Wolkenbruch über die Stadt Reggio in Calabrien gekommen ist, stellt sich als viel bedeutender heraus, als zuerst gemeldet wurde. Die Nachtzeit verhinderte die Bewohner zum Theil, sich aus den zusammenbrechenden Gebäuden zu retten, und so liegen nicht, wie anfangs berichtet wuroe, zehn, sondern gegen 60 Tooesfälle vor; 250 Familien sind obdachlos geworden.
Handel und Verkehr
— Man schreibt aus Saulgau: Gegenwärtig bereist der Agent einer Ulmer „Kunstbutter-Fabrik" unsere Gegend und sucht Uns ch litt zu Bereitung von Butter und Schmalz aufzukaufen. Prosit!
— Landau, 3. Nov. Ueberall in allen Orten wo Weinbau betrieben wird, findet das Vorgehen des Winzervereins Edenkoben gegen die Wein- fabrikation die wärmste Anerkennung. Es wäre daher zu wünschen, daß alle weinbautreibenden Gemeinden unserer Pfalz, alle ehrlichen und gewissenhaften Produzenten sich an einer Maffenpetition gegen dieses schädliche Gewerbe betheiligen möchten, denn wir müssen zu unserem Bedauern wieder sehen, daß bie Wesnsabrikanten Geschäfte machen und die auf ihre gute Waare packenden Winzer und Weinhändler das Zusehen haben. Kam doch dieser Tage der Fall vor, daß ein Weinkommissionär, der eine Geschäftsreise nach Württemberg machte und dort Naturweine zum Preise von 500 bis 520 anbot, die Antwort erhielt: „Ihre Weine kann ich zu dem Preise nicht gebrauchen, ich habe von einem Hause in Mainz gekauft zu 320 «16 und der thut mir die Dienste auch."
Neues in der Bibliothek.
1) Richard Andree's allgemeiner Handatlas. (1.—5. Lieferung.)
2) Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben von R. Werner. Eontreadmiral a. D.
3) Cooper, der rothe Freibeuter v. Trautmann.
4) Märchen v W. Hauff.
5) Henri Arnaud, Pfarrer und Kriegsoberster der Waldenser. Ein Lebensbild von K. H Klaiber.
Amtliche Dekanntmachungen.
Verakkordiruug
von Bahnilnterhaltungsarbeite«.
Höherer Weisung zu Folge sind die Arbeiten zur Unterhaltung des Bahnoberbaus für da« Jahr 1881 auf den Bahnstrecken Weil der Stadt—Calw und Calw-Horb im Akkord auf dem Wege schriftlicher Submission zu vergeben. ) Liebhaber zu diesen Arbeiten wollen ihre Offerte in 'Prozenten der Ueberschlagspreise ausgedrückt, schriftlich, ver- 'fiegelt, portofrei, mit den nöthigen Fähtgkeits- und Vermögens-Zeugnissen, sowie mit entsprechender Aufschrift versehen, bei Unterzeichneter Stelle, auf deren Bureau der Ueberschlag, bezw. die Preistabelle und die Bedingungen -ur Einsicht aufliegen, längstens bis den 13. November d I. einreichen.
Calw, dm 1. November 1880. Kgl. Betriebsbauamt.
Krauß.
Lehrslkllegesuch.
Bei einem auswärtigen Schuhmacher oder Bäcker suche ich für einen 15jährigen Knaben eine Lehrstelle. Armenpfleger B a i l b e r.
Privat-Anzeigen.
Hirsau.
Zugelaufen ein weißer
Spitz<rhrm-
abzuholen bei
Christian Beckh.
Teinach.
Wir bringen hiermit wiederholt zur öffentlichen Kenntniß, daß zu jeder Lieferung, ob Neuanschaffungen oder Reparaturen, ein Bestellzettel mit unserem Geschäftsstempel versehen bei- gesügt sein muß. Rechnungen ohne Bestellzettel werden nicht honorirt.
Badverwaltung
Für den Verkauf von Oustkev an Privaikundschaft sacht ein Hamburger
HauS einen tüchtigen Agenten.
Zu wenden an Rudolf Mosse, Hamburg sud. H. ISSN.