Ne hiesige Handwerkerbank in nicht geringe Verlegenheit gebracht hat. Beyerle wußte sich durch sein Auftreten das Ansehen eines vermöglichen Mannes zu verschaffen, während Alles Schwindel war und anstatt daß die Augen eines Bankkassiers schärfer sehen sollten, als diejenigen anderer Menschen­kinder, waren die Augen des hiesigen Kassiers offenbar mit Blindheit ge­schlagen. indem er dem Beyerle einen fast unbegrenzten Credit «inräumte und seine gefälschten Wechsel stet« diskontirt«. Beyerle trieb das Wechsel- abgeben mit solcher Frechheit, daß er auf Bierbrauer und sonstige Geschäfts­leute Wechsel in größeren Betragen ausstellte, ohne daß die Leute ihm einen Pfennig schuldig warm. Diese Wechsel löste er bei Verfall selbst wieder ein. und es ist ein reiner Zufall, theilweise auch ein Beweis von Beyerle'S Schlauheit, daß dieses Treiben nicht früher ans Tageslicht kam. Jetzt nachdem Beyerle noch einmal vor Verfall seiner gefälschten Wechsel der Bank eine große Summe entnommen, nachdem er sogar noch auf seine Braut einen Wechsel von 10,000 «k abgegeben. ist dem Kassier und den Bürgen des Beyerle auf einmal ein L:cht aufgegangen, wie eine Fackel und Alle reiben sich die Augen, deren Verblendung sie nicht begreifen können. Equipage, elegante Pferde. Bediente u. s. w. sind die zurückge­bliebene Staffage dieses Urschwindels und das Gericht streckt beretrs seinen Arm aus nach dem entflohenen Betrüger, über den sich ein Strom von Verwünschungen ergießt. Der Fahnder Kern von Stuttgart hat sich bereits auf seine Spur gesetzt und da derdicke und fette" Beyerle, wie er im Steckbrief bezeichnet ist, e« in Gewandtheit mit der Spürkraft und Beweglichkeit dieses Mannes keinenfalls aufnehmen kann, wird er demselben auch kaum entgehm. Inzwischen hat die hiesige Handwerkerbank' einen neuen Direktor und Kassier gewählt; es wird aber die Frage sein, ob sie nach diesem schweren Schlage, der nach dem noch nicht verschmerzten Kochffchen Fall doppelt empfindlich ist. noch länger lebensfähig ist oder ob ein so gesunder Stamm von opferfäbigen Kräften vorhanden ist, daß er solche wiederholte Stürme überdauern kann.

Ulm, 3l. Okt. Heute früh -/M Uhr stürzte sich aus dem 2. Stock eines hiesigen Gasthofs eine gestern Abend von Wien hier angekommene Frauensperson auf das Trottoir herab und verletzte sich hiebei sehr schwer, so daß sie den offenbar in einem Anfall von Geistesstörung gesuchten Tod voraussichtlich auch finden wird. Die Frau wollte ihren Mann, der in Nancy wohnt und sich in mißlichen Verhältnissen befindet, besuchen und scheint hier den unglücklichen Entschluß gefaßt zu haben, sich das Leben zu nehmen. Die Verletzte wurde ins Hospital verbracht.

Karlsruhe, 30 Okt Jagdaufseher Weidner von Bruchsal, welcher s. Z. einem beim Kirschenbrechen betroffenen Knaben eine Schrot­ladung in den Rücken jagte, hat dafür am Samstag von der Strafkammer 15 Monate Gefängniß zudiktirt erhalten. Der Knabe ist von seinen 40 kleinen aber desto schmerzhafteren Wunden glücklicherweise so weit herge­stellt, daß er wieoer die Schule besuchen kann.

Aus Thüringen, 20. Okt. Auf der Wartburg, dem Sommer­aufenthalte des Großherzogs von Weimar, hat den Oberstlieutenant Fischer der Schlag getroffen, so daß er todt zusammenbrach, während eben der Großherzog, der ihn zur Tafel geladen hatte, sich heiler scherzend mit ihm unterhielt.

Vom Brocken wird demW. Jntbl." berichtet, daß das Brocken­hotel von 10 Fuß hohen Schnee- und Eiswänden umgeben ist. Der Wirth mit Familie ist eingeschneit, Pferdestall und Wagememise von Schnee vermauert; der in Steinwurfsweite befindliche Brunnen ist so von Schnee- wällene versteckt, daß er von den mit der Lokalität genug vertrauten Bewohnern des Hotels gesucht werden mußte. Wenn das Unwetter sich beruhigt hat, muß der Weg auf der Chaussee durch die bis 8 Fuß hohen Wälle geschaufelt werden, damit nur die Pferde hindurch können. Wer sich zu weit vom Hause entfernt, läuft Gefahr, den Weg zurück nicht mehr zu finden. Der Briefträger, welcher vorgestern vom Brocken nach Schierke ging, hat zu der einstündigen Tour ach« Stunden gebraucht. Stellenweise ist derselbe bis über die Schultern im losen Schnee versunken und nur mit großer Kraftanstrengung hat er sein Ziel glücklich erreicht.

Osnabrück, 23. Okt. 3 mit Petroleum beladene Güterwaggons sind gestern Stacht in Flammen aufgegongen. Ueber die Entstehung des Brandes erfährt man, daß infolge unrichtiger Weichenstellung eine Loko­motive mit ihren Puffern gegen einen mit Petroleum beladenen Wagen anrannte, wodurch vecmuthlich ein Faß zertrümmert wurde, dessen Inhalt sich dann an den ebenfalls zertrümmerten Laternen der Lokomotive entzündete.

In Soest wollte neulich Abends ein junges Ehepaar mit dem nach Hagen abgehenden Zug seine Hochzeitsreise antreten. Der Neuvermählte steigt ein, um das Gepäck im Coupö zu ordnen, die junge Frau aber hat noch von zahllosen Tanten u. s. w. Abschied zu nehmen. Der Schaffner mahnt ein, zwei, drei Mal zum Einsteigen, aber ohne Erfolg. Noch eine vierte Mahnung, da, ein Pfiff. und der Zug fährt ab, den jungen Ge­mahl seiner eben Angetrauren entführend. Bitten, Händeringen auf beiden Seiten umsonst, der Zug fährt dahin. In Werl verläßt der Unglückliche

mit allen Koffern, Hutschachteln u. s. w. das Coups und soll einen Wagen gefunden haben, der ihn in die Arme seiner sehnsüchtig harrenden Frau zurückgrführt hat.

Berichte über einen Orkan, der inReggio (Calabrien) am 20. d. M. wüthete, melden, daß bi» jetzt der Tod von 20 Personenkonstatirt ist, die dem Orkan zum Opfer gefallen. Der materielle Schaden an Gebäu- den und Feldern ist noch nicht festgestellt, beträgt aber mehrere Millionen .

Rottenburg, 31. Okt. Bei gesteigerter Nachfrage für Hopfen besserer Waare wurde in der abgelaufenen Woche lebhaft eingekauft, so daß der Platz in der Hauptsache nun als geräumt betrachtet werden darf und Händler wie Unterhändler stöben die ganze Gegend bis in eine ziemliche Entfernung durch, um noch einige Ballen aufzutreiben, die dann nach Rottenburg wandern, um mit der Weihe des Rottenburger Hofennamen» irgend einen Bierbrauer zu beglücken. Wenn wir auf diese Saison zurück­sehen, so fällt uns vor Allem der rasche Einkauf in die Augen, denn um diese Jahreszeit war das Ernteerträgniß noch nie vergriffen. Es sind bis jetzt gut 14,000 Ztr. durch die Waage gegangen, und wenn man annimmt, daß 34000 Ztr. zugeführt und hier abgewogen wurden, so kommt immer­hin ein noch besseres Ernteresultat zum Vorschein als voriges Jahr, was wir seinerzeit behauptet haben. Der Produzent ist allerdings mit den erzielten Preisen nicht sonderlich zufrieden, aber für das nächste Jahr sind jedenfalls keine schlechten Aussichten da, denn die heurige Ernte wird nicht blos vergriffen, sondern sie wird auch aufgebracht werden. Die Preise der letzten Woche lauten wieder bis zu 100 und mitunter ein ganz namhaftes Trinkgeld auf das Quantum, was wohl dazu berechtigt, eine weitere Preissteigerung zu verzeichnen. Wer auch im Besitz von schönen Hopfen ist, darf ganz beruhigt sein, die Notirungen müssen sich auch für die nächste Zukunft befestigen.

Zürich, 28. Okt. Die Lieferung von 37 Lokomotiven für den Be­trieb der Gotthardbahn wurde an Keßler u. Komp, in Eßlingen, Maffei in Mün chen und Kraus u. Komp, daselbst (also keine Schweizer) vergeben.

Vor einigen Wochen erschien in der Presse eine kurze Notiz über den

Versicherungsbestand der größten Deutschen Lebensversicherungs-Anstalten auf Grund der alljährlichen Zusammenstellung im Bremer Handelsblatt über die Fortschritte des Deutschen Lebensvecsicherungswesens. Eine An­stalt, welche in verhältnißmäßig kurzer Zeit des Betriebs dieses Zweiges einen schnellen Aufschwung erzielt hat, ist die auch bei uns gut eingeführte Allgemeine Versorgungs-Anstalt zu Karlsruhe. Ihr VersicherungSbestand hat in 15 Betriebsjahren die bedeutende Summe von 89,602,044 Mark erreicht. Hievon entfallen auf die letzten drei Jahre (>877/790 allein 36.07i,976 Mark; die Versorgungs-Anstalt wird hierin nur von der ältesten Deutschen Anstalt, der Lebensversicherungs-Bank zu Gotha, übertroffen. Die Versorgungsanstalt gewann dieses Vertrauen un Publikum einestheils durch ihre gute Fundirung und anerkannt sorgsame Verwaltung, andererseits durch ihre zweckmäßigen Einrichtungen, namentlich durch das von ihr in Deutschland und der Schweiz zur Geltung gebrachte und nunmehr vielfach nachgeahmte System der Vertheilung der Dividende nach dem Antheil der einzelnen Versicherung an dem Gesammtvermögen. Durch diese Vertheilungsweise werden die Versicherten von Jahr zu Jahr immer mehr von der Prämienzahlung entlastet, ja es tritt für Langver­sicherte an Stelle der Zahlung der jährlichen Beiträge der Bezug einer jährlich wachsenden Rente. Wir empfehlen daher dieses Institut in wei- reren Kreisen. _

Von dem kürzlich begonnenen neuen Jahrgang derIllllstrmen Welt"

(Stuttgart, Eduard Hallberaer) liegt uns das neueste Heft vor, das sich dtldirch wie textlich den Ehergehenven würdig anreiht. Wir geben nachstehend den reichen Inhalt dieses Heftes: DieDonna Anna". Roman von Rosenthal-Bonin. (M. Jll.) Aus Prinzip. Nooellette von Reinhard Barle. Der erste Gottesdienst in einer neuen Synagoge. (M. Jll.) Fluchbeladen. Roman nach Emilie Richebourg von Emile Vacano. (M. 4 Jll.) Venelianische Perlenindustrie. Nach einem Ge­mälde von C. van Haanen. Eine Konservesabrrk wilder Kaninchen. Von Oskar Kalt - Reuleoux. Fischauktion. (M. Jll.) Schloß Berg. (M.Jll.)

Empfangshalle in Baroda. (M. Jll.) Elsaß und Lothringen. Zeichnung von Knut Ekwall. Aus Natur und Leben: Die Sympathie der Seelen.

Eine Fuchsfamilie nach dem Frühstück. (M. Jll.) Aus unserer humoristischen Mappe. 6 Originalzeichnungen. Aus allen Gebieten: Sammeln von Briefmarken; Knoblauchdutter; Anwendung der Elektrizität in der Bieuenzüchlung; Vertilgung der Blutlaus. Das gelöste Räthsel. 6 Skizzen von G. Lucke. Interessante Bücher. Humoristische Blätter.

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Preis pro Heft nur 3V Pfennig. Alle Buchhandlungen oder deren Agenten, sowie alle Postanstalten nehmen j-derzeil Bestellungen auf dieses vortreffliche Unteryaliungs-Journal entgegen.

Amtliche Dekanntmachungen.

Calw.

Volkszählung betr.

In Gemäßheit der Beschlüsse.des Bunvesraths vom 29. Mai 1880 und der Verfügung der Ministerien und der Finanzen vom 19. Juin 18^0 ist, wie im ganzen deutschen Reich, so auch in Würt­temberg auf 1. Dez. 1880 wieder eine Zählung der o r t s a n w es e n- den Bevölkerung vorzunehmen. Die

Volkszählung bildet die Grund­

lage, auf welche sich die Vertheilung einerseits der für das deutsche Reich zu übernehmenden Leistungen, an­dererseits einzelner gemeinschaftlicher Einnahmen zu stützen hat.

Es liegt deßhalb im öffent­lichen Interesse, insbesondere im Jntereffe der Steuerpflich­tigen, daß die Zählung eine ge­naue, vollständige und zuverlässige sei.

Durch die Zählung soll zunächst die orlsanwesende Bevölker­ung oder die gesammte, zur Zeit

a n- er-

der Zahlung z m Orte wesende Bevölkerung mittelt werden.

Daneben ist das zur Ermittlung der Wohnbevölkerung Er­forderliche aufzunehmen, welche die Mitglieder der in den einzelnen Ge­meinden wohnhaften Haushaltungen, einschließlich der einzeln lebenden selbstständigen Personen, umfaßt.

Als ortsanwesend werden in den einzelnen Gemeinden diejeni­gen Personen betrachtet, welche in der Nacht vom 30. November auf

den r. Dezemoer in den vetreffenben

Gemeindebezirken sich aufhatten.

Die während dieser Nacht auf Reisen oder sonst unterwegs befind­lichen Personen werden da als an­wesend verzeichnet, wo sie am Vo:- mittag des 1- Dezbr. ankommen.

Die Grundlage für die Zählung bildet die Haushaliung. Einer Haus­haltung gleich zu achten . sino die einzeln lebenden selbstständigen Per­sonen, welche eine besondere Wohn­ung inne haben, und eine eigene Hauswirthschaft führen. Andere al-