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siempel zeigte eine kleine Verringerung von 1396 Post und Telegraphie ein Mehr von über 3 Millionen, die Reichseissnbahnen ein Mehr von 660.478
— Berlin. 30. O!t. Die ultramontane Immediateingabe, welche sich auf da« Kölner Domfest bezieht und die Rückberufung des Erzbischofs von Köln fordert, ist der „Magdeb. Ztg." zufolge nunmehr mit 40.000 Unterschriften an das Hofmarschallamt abgeschickt worden.
Oesterreich-Ungarn
Pest. 31. Okt. Die seit einer Woche gepflogenen Besprechungen zwischen den Delegirten des Herrenhauses und jenen des Abgeordnetenhauses zur Erzielung eines Kompromisses in Bertreff der am Kriegsbudget vorzunehmenden Abstriche sind gescheitert. Ueber den Verlauf der Kompromißverhandlungen liegen folgende Mittheilungen vor: Gleich zu Anfang der Besprechungen erklärte aus Befragen der Vertrauensmänner der Kriegs- Minister, daß er auf weitgehende Abstriche nicht eingehen könne. Alle», was er cediren könne, wäre eine Gesammtreduktion von einigen hunderttausend Gulden (6—700,000 fl ), davon im Ordinarium blos die Berittenmachung der Hauptleute mit 137,OoO fl. Der Rest müßte im Extraordinarium bei kleineren Posten gestrichen werden. Von der Befestigung von Krakau, Przemysl, Südtyrol und Pola könne er absolut nicht abgehen. Die Herrenhäusmikglieder accepttrten den Standpunkt der Regierung, «ährend die Abgeordneten eine Reduktion de« Gesammtbudgets durch verschiedene Abstriche, namentlich bei den Befestigungen, um 2 bis 2l/z Millionen zu erzielen wünschten. Trotz wiederholter Konferenzen war es nicht möglich, ein Einverständniß herbeizuiühren, da beide Theile fest auf ihren Forderungen beharrten: die verfassungstreuen Abgeordneten haben nun be- schloßen, in allen Punkten selbstständig vorzugehen. Im Ordinarium wird man außer Streichung der Berittenmachung der Hauptleute einen Abstrich von 1.600,000 fl. beantragen, welche durch die spätere Einberufung der Rekruten hereingebracht werden sollen.
Frankreich.
Paris, 31. Okt. Der Präsekt von Marseille verweigerte einer Abordnung von katholischen Notablen, welche einen Protest gegen die Ausführung der Dekrete überreichen wollte, den Empfang, mit der Erklärung, er betrachte alle dem Gesetze Ungehorsame als Rebellen. Die alsdann auf dem Bureau des Präsekten niedergelegte Protestation ließ der Präsident an die Absender zurückweisen. — Wegen der bevorstehenden Feiertage erfolgt bis 3. November keine weitere Ausführung der Dekrete.
England.
London, 30. Okt. In Belfast wurde diese Nacht ein stark besuchtes Bnti-Land-Liga-Meetirig gehalten, in welchem die Resolution zur Annahme gelangte, „daß die Regierung wegen Zögerung in Ergreifung von Maßregeln zur Unterdrückung der Schreckensherrschaft in Irland zu tadeln sei und zu energischen Schritten hiemit aufgefordert werde.* — Einer Nachricht aus Rom zufolge drückte der Papst seine Mißbilligung darüber aus, daß die Bischöfe von Galway und Walerford der Bewegung in Irland das Wort reden; der heil. Vater ermahnt die Klerisei von Irland, sich der politischen Agitation zu enthalten und nur den Frieden zu predigen.
London, 2. Nov. Die „Saint James Gazette" hat ein Telegramm aus Konstantinvpel, welches am 3t. Okt. in London einlief und besagt, daß Riza Pascha von den Insurgenten (Albanesen) an die St. GeorgS- brücke zurückgeworsen worden sei, und sich mit seinen Truppen nach Fras- Hai zurückgezogen habe.
Italie «.
Rom, 2s. Okt. Ueber das Befinden Garibaldi'« liegen sehr ungünstige Nachrichten vor, so daß es fraglich ist, ob er der auf den 3. Nov. ongesetzken Enthüllung des den Gefallenen von Mentana gesetzten Denkmals in Mailand beizuwohnen in der Lage sein wird, wie dieß seine feste Absicht war. Es scheint überhaupt mit dem alten Haudegen rasch bergab zu gehen. Ter 74jährige Greis ist eben durch die Strapazen seiner jüngsten Reisen hart mitgenommen worden und bedarf der äußersten Schonung.
Türkei.
Die Dulcignoten bereiten sich zum Widerstand vor. In der Stadt geht das Gerücht, Ali Bey von Gusinje würde mit den Männern von
Dibra, deren Zahl man übertriebenerweise auf zehntausend angibt, den Dulcignoten zu Hilfe eilen. In Dibra herrscht allerdings große Aufregung und der dortige Kadi, sowie Sadyk Effendi, die beide im Aufträge Riza Pascha'« für die Uebergabe Tulcigno's wirkten und die Bevölkerung zu beruhigen suchten, wurden von Soldaten der Liga getödtet.
Amerika.
Anläßlich der unmittelbar bevorstehenden Präsidentenwahl ist die politische Aufregung auf's Höchste gesteigert. Es ruht alles Geschäft. Alle Kreise und Zeitungen sind ausschließlich mit der Wahl beschäftigt. Die Republikaner sind durchaus siegesgewiß, sie äußern sich, als wäre die Wahl schon entschieden. Allein die Demokraten machen noch die ungeheuersten Anst rengungen, bes o nder« in allen Mittelpunkten der Industrie.
Tagesordnung
des K. Amtsgerichts Calw in der öffentlichen Gerichtssitzung
l. am Donnerstag, den 4. November 1880, Bormittags 9 Uhr:
1) Privatklagesache des Christian Gengenbach, Schmieds von Holzbronn, Privatkl., gegen Johannes Schmid, Maurer von da, Angekl. wegen Beleidigung.
Strafsache gegen:
2) Friedrich Güntner, Händler von Dennjächt, z. Z. in Stuttgart, wegen Unterschlagung.
3) Christian Pfänder, Wundarzt in Liebenzell, wegen Verbrechens Bedrohung.
3) Andreas Michel, Maler von Unterleupoldtsberg in Bayern, wegen Diebstahls.
Vormittags 10 Uhr:
b) Friedrich Ehnis, Korbmacher in Teinach, wegen Diebstahls,
Vormittags 11 Uhr:
6) Karl Stahl von Dennjächt, wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt u. a. V. ll. am Freitag, den b. November 1880, Vormittags 9 Uhr,
Rechtssache zwischen:
1) Friedrich Ran von Neubulach, Kl. und Michael Friedrich Knbler, ledig von da, Brkl. Ansprüche aus Miteigenthum betr.
2) Johannes Mann, Lauer von Holzbronn, Kl. und Gottlieb Erhardt, Bauer von da, Bekl., Forderung aus Bürgschaft betr.
3) der Konkursmasse des Johannes Schuhmacher. Maurers in Teinach, KI. und der Pflegschaft der Gebrüder Kopp in Teinach, Bekl., Verdienstforderung betr.
4) Katharine Schneider, ledig und Gen. von Schönbronn OA. Nagold, Kl. und Christian Kübler, Schreiner in Teinach, Bekl., Ansprüche auS unehelicher Schwängerung betr.
Tages-Neuigkeiten.
— Calw, 1. Nov (Theater.) Aus Kirchhejm u. T. erhalten wir folgendes „Eingesandt": In nächster Woche wird Herr Theaterdirektor Sternwal dt mit Gesellschaft unsere Stadt verlassen, um in Calw einen Cyklus von theateralischen Vorstellungen zu eröffnen. Wir sehen diese wackere Gesellschaft nur ungerne aus unfern Mauern scheiden, zumal sie ihren von andern Städten wie Ravensburg, Ebingen, Reutlingen und Nürtingen vorausgegangenen guten Ruf in moralischer und künstlerischer Hinsicht auch hier vollständig zu rechtfertigen wußte. Herr Sternwaldt, weicher ein ausgewähltes Repertoir besitzt, hat uns manchen genußreichen Abend verschafft , so daß die Scheidenden sammt und sonders bei jedem Theaterfreund in guter Erinnerung bleiben und gewiß auch in Calw eine freundliche Ausnahme finden werden. Wir würden dies der Gesellschaft von Herzen gönnen und namentlich wünschen, daß auch das Calwer Publikum die Direktion durch recht zahlreichen Besuch unterstützen möge. Die Leistungen der Gesellschaft verdienen es, daher dem Verdienst seine Krone!
Mehrere Kirchheimer Theaterfreunde.
— Calw, 3. Nov. Gestern Nachmittag um l'/z Uhr brach in dem Hause des Holzhauers und Wirths I. Walker in Neuweiter Feuer aus, das so rasch um sich griff, daß das große Hau« und die angebaute Scheuer bis auf den Grund niederbrannten. Gerettet wurde wenig, insbesondere hat die Bäcker Stickel's We., welche Wohnungsrecht im Hause hatte, fast nicht« gerettet. In Neuweiler selbst besteht keine Feuerwehr, dagegen war diejenige von Oberkollwangen bald zur Stelle und konnte insbesondere der Martinsmooser Hydrophor, den die dortige Steigermannschaft mitbrachte, bei dem Umstande, daß ein Bach am Hause vorbeifließt, gute Dienste leisten. Die Entstehungsursache des Feuers ist unbekannt. Walker war bei der Providentia in Frankfurt mit 3000 die Wiltwe Stickel mit 1400 «4L versichert.
— Weil der Stadt, 1. Nov. Das einzige Tagesgespräch hier bildet die Entweichung des Landesproduktenhändlers Franz Anton Bey erle, der
ein paar Rehböcke weg, und nun hat dieser mir fünf Thaler, und jedem meiner Burschen einen geboten, wenn wir den Jörg aus die Abtei ab- liefern."
„Was Ihr da sagt, Mann!" rief die Wirthin verwundert, „also Geld ist auf seinen Kopf gesetzt, wie bei einem wilden Thiere?"
„Ei was, versteht mich recht, Frau; das Geld ist nur so nebenbei von dem Herrenbauern ausgesetzt, weil Jörg auf dessen Grund und Boden frevelte; es ist ja ohnedies meine Pflicht, auf den Wilddieb zu fahnden."
„Ich kann das nicht begreifen von dem Jörg," entgegnete die Frau bedenklich.
„Da sitzt eben der Haken. Frau Lindenwirthin," lächelte der Förster, „man munkelt, er habe einen Korb hier im Dorfe bekommen, und das habe ihn ganz toll gemacht; er war von jeher ein wilder Strick, so Etwas sieht ihm gerade ähnlich. Ich dachte mir schon, ob's nicht Eurer Marie wegen sei — he, was meint Ihr, Frau Lindenwirthin?"
Die Frau schaute sich bei diesen Worten nach ihrer Tochter um, aber Marie hatte schon beim Eintritte- der Jäger die Stube verlassen.
„Nein, Herr Förster," sagte sie dann, „mir ist von der Sache Nichts bekannt; die Marie würde mir sicher Etwas gesagt haben, wenn was daran wäre."
„Oho! warum nicht gar? als ob das junge Volk nicht auch seine Wege und Schliche hätte, hinter welche die Alten nicht kommen dürfen! Las Sonderbarste bleibt aber immer, daß der Jörg alle sein« Wildfrevel nur aus dem Herrengrunde begeht; vielleicht hat er blos einen Groll gegen den dummstolzen Herrenbauern gefaßt, und will deshalb diesem zu Schaden
leben; — offen gesagt, ich mag ihn auch nicht, obgleich mir jetzt seine Thaler ganz wohl bekommen sollen."
Der Alte sagte das mit einer Sicherheit, als wenn er das ihm von dem Herrenbauern versprochene Geld bereits in der Tasche hätte. Hierauf ermahnte er seine Burschen, sich fertig zu machen, und zog mit ihnen die Straße hinauf.
Kaum hatten die Männer sich entfernt, so suchte die Lindenwirthin ihre Tochter auf. um ihr das Gehörte mirzutheilen. Die Frau wußte wohl, daß Jörg ein Auge auf das Mädchen gehabt habe, aber Marie war in derlei Sachen gegen ihre Mutter eben so verschlossen, wie gegen jede andere Person. Der Frau ahnte nichts Gutes.
Nach langem vergeblichem Suchen fand sie ihre Tochter endlich im Garten und führte sie herein in die Stube. Hier erzählte sie ihr das Gehörte, und beobachtete dabet mit ängstlicher Spannung ihre Mienen. Und wirklich, in Mariens sonst fast kallen Zügen zuckte es diesmal schmerzlich.
„Kind! Kind!" rief nun die Mutter, „du hast mir Etwas verhehlt, das ist nicht recht! Jetzt sogar, wo wir Nichts mehr haben, als uns selbst, kannst du so sein?"
Das Mädchen hatte inzwischen die Fassung wieder gewonnen und sagte ruhig: „Ich konnte nicht anders, Mutter, ich habe ihn abgewiesen, weil ich schon gewählt hatte."
(Fortsetzung folgt.)