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Kirchengesangverein in den nächsten Tagen zur Aufführung bringt, manchem Leser willkommen.

DieSchöpfung" zerfällt in 3 Theile. Die beiden ersten gehören zusammen; sie zeichnen sich au« durch das Auftreten dreier Engel Gabriel (Sopran), Uriel (Tenor), Raphael (Baß) welche über den Verlauf des Sechstagewerks Bericht erstatten, selbst das Lob Gottes besingen und die andern Himmelsbürger (Chor) hiezu auffordern.

Als Einleitung dient die Vorstellung des Chaos. Es ist ein fluthendeS und wogendes In- und Untereinander aller möglichen Stoffe und Kräfte; dazwischen erdröhnen aus der Tiefe gewallige Erdstöße, das Gewordene wieder zerstörend und Neuer aufbauend, bis zuletzt aus dem Gewogr die fertige Welt ersteht. Der Chor:Und der Geist Gottes' bringt da« stille unwiderstehliche Walten der ewigen Gotteskrast zum Ausdruck, worauf mit dem Wort: »Es ward Licht" Freude über dar gelungene Werk mit Macht hervorbricht. Vor diesem heiligen Strahle entfliehen die finstern Kräfte verzweifelnd in die ewige Nacht.

Der zweite Tag bringt brausend heftige Stürme; es fliegen die Wolken, schrecklich kracht der Donner. Blitze durchschneiden die Lust und es werden die Wasser geschieden, worauf ein Engel im Verein mit dem Chor das Wunderwerk lobt.

Am dritten Tag braust das Meer in ungestümen Wellen. Hügel und Felsen erscheinen, die Berge steigen empor und als Gegenstück fließt leise rauschend im stillen Thal der Bach. In einer lieblichen Arie werden nun die frischen, grünen Wiesen, der Blumenschmuck und der dichte Wald besungen und der ganze Chor der himmlischen Heerschaaren wird aufge- fordkit, die Saiten zu stimmen und das Lob ertönen zu lassen dem, der Himmel und Erde in herrliche Pracht gekleidet hat.

Der vierte Tag bricht an; unvermerkt brechen der Sonne erste Strahlen hervor, es werden ihrer immer mehr und zuletzt steht sie in ihrer ganzen Pracht da. Als Gegenstück zu dem mächtigen Ausgang der Sonne erscheint in milder lauer Nacht der sanfte Schimmer des schleichenden Mondes und das Gold der Sterne ohne Zahl. Dieser Tag findet seinen Abschluß in dem bekannten Chor:Die Himmel erzählen die Ehre Gottes", in welchen der Lobgesang der drei Engel sich einmischt.

In besonders anmuthiger Weise besingen diese nach einander den fünften Tag: Der eine weist hin aus die grünen Wiesen, die Hügel und den kühlenden Bach, der zweite auf die muntern Vögel, der dritte auf der Fische Gewühl und den Leviathan iw Meeresgrund, um dann zusammen in das Lob einzustimmen: »Wie viel sind Deiner Werk' o Gott!" Im Verein mit der'ganzen erschaffenen Welt brechen sie zuletzt in den unstreitig großartigsten Chor des ganzen Werkes aus:Der Herr ist groß in seiner Macht."

Nachdem nun am sechsten Tag nach einander alles Gewürm und Gelhier der Erde hervorgetreten, erscheint der Mensch in seiner Würde und Hoheit. In zwei Chören wird das ganze vollendete Werk gerühmt.

Der dritte Theil versetzt uns in den Paradiesestag, gleichsam einen Friede und Freude athmenden Frühlingsmorgen, den Adam und Eva zu­sammen in Unschuld genießen. Die Beiden preisen des Herrn Güte und der ganze Chor stimmt in ihr Loblied ein. Sie rühmen miteinander die Herrlichkeit alles Gewordenen, was wieder ein gewaltiges Echo des Chors erweckt, so daß er Erd und Himmel aufruft, in Ewigkeit Gott onzubetten.

Voll vom Preise Gottes finden sich die Galten auch in ihre irdische Aufgabe. Adam fordert Eva zuversichtlich uuf, sich seiner Leitung zu über­lassen und Eva fühlt, daß ihm zu gehorchen Seligkeit sei. In noch ungestörter Harmonie treten sie für uns ab, gütlich gepriesen von dem Engel und gewarnt vor dem falschen Wahn »meyr zu wünschen als ihr habt, und mehr zu wissen als ihr sollt."

Alle Stimmen vereinigen sich nun nochmals zum Dank, um mit zwei kurzen Amen, die fühlen lassen, wie des Menschen Lob stets mangelhaft bleibt, das ganze Werk zu ichließen.

Wir wünschen der hohen Tondichtung eine gelungene Aufführung und den Zuhörern einen reichen Genuß.__

Tages-dteuigkeiten.

Nagold, 22 Okt. Gestern Abend fand im Hirschsaale hier eine

öffentliche Versammlung statt, um über Maßregeln gegen da« auch auf dem Schwarzwald zunehmende Vagabundenthum zu berathen. Der Ver­handlung lagen Thesen zu Grunde, die nach einer Vorlage von Dekan Kemmler im hiesigen BezirkswohlthätigkeitSverein festgestellt worden waren. Im Sinne dieser Thesen wurde eine Eingabe an die bürgerlichen Kollegien beschlossen, dahin gehend, daß die Stadt dis ganze Sache in die Hand nehmen solle uud unter Aufbringung der Kosten aus Gemeindemitteln in einer bestimmten, kontrolirten Herberge Naturalverpflegung mit Ausschluß der Spirituosen eingerichtet werde. Ein zweiter Beschluß der Versammlung g,ng dahin, sich für Einführung von obligatorischer Legitimation auch für Arbeiter über 21 Jahren zu erklären.

Straßburg, 19. Okt. In Siegolsheim wurde einWeinhändler" Rob. Salzmann heißt der Ehrenmann, zu 400 -^4 Geldstrafe und in die Kosten verurtheilt, überdies die Ausschüttung der bei ihm vorgrfundenen 800 Hektoliter Brühe aus Wasser, Spiritus und GypS, die er bereitet und als Naturwein verkauft hatte, verfügt. Nun kommt aber auch noch die Steuerbehörde und fordert für 800 Hektoliter Wein, die er eingelegt hatte, die aber verschwunden sind, die Weinsteuer L 3 vom Hektoliter oder 2400 -/r, und außerdem für dis Steuerhinterziehung das Zehnfache als Strafe, macht 24,000 -M. Das ist bitter aber gerecht. Das Straß­burger Schöffengericht verurtheilte vor einigen Tagen ebenfalls einen Weinschmierer, den hiesigen Weinhändler Löb. zu einer Gefängnißstrafe von 4 Wochen und 1000 Geldbuße. Der Verdacht wurde dadurch gegen ihn rege, daß er in hiesigen Zeitungenalten elsässischen Wein" zu 40 Centimes das Liter ankündigte. Die Polizei ließ durch einen Unver­dächtigen eine Flasche desWeines" ankaufen und untersuchen, was eine merkwürdige Schmiere von Glycerin. Färbestoff, Wasser und Spiritus ergab. Bei der Beschlagnahme des Löb'schen Kellers ward unter der großen Menge von Fässern nur ein einziges Faß Naturwein wahr­scheinlich für den Kellerbesitzer selbst bestimmt vorgefunden. Das Kunst- gebrau wurde dem Rinnsteine übergeben.

Trier, 7. Okt. In einem Eisenbahnzuge von Wittlich bis Ehrang sind nicht weniger als 17 Pferde (Fohlen) erstickt. Wie die Trier. Z. erfährt, hatten zwei Handelsleute gestern auf dem Viehmarkte zu Wittlich 43 Fohlen gekauft und dieselben gegen Abend in dem Zuge Wittlich-Ehrang bezw. Saarbrücken in 2 Waggons eingestellt Als dieser Güterzug in Ehrang zum Anhang der betreffenden Wagen an den Zug Ehrang-Saar­brücken eintraf, fiel den Beamten ein aus diesen Wagen hervorgehender Dampf und ein ungewöhnliches Gepolter auf. Die Wagen wurden ge­öffnet und boten einen schauderhaften Anblick dar. Die Leichen von 17 dieser Fohlen lagen unter den Füßen der noch lebenden. Die Seitens des Thierarztes vorgenommene Untersuchung soll ergeben haben, daß die hilflosen Thiere durch Erstickung verendet sind. Die Ursache der Erstickung wird in der Ueberfüllung der Wagen gesucht. Statt der vorgeschriebenen höchsten Anzahl von 12 Fohlen auf einen Wagen waren deren 2223 eingestellt. Ueberdieß sollen auch die vorgeschriebenen Wärter in den Wagen gefehlr haben. Der Verlust, welchen die Eigenthümer erlitten haben, wird auf 5000 geschätzt.

Köln, 16. Okt. Eine ergötzliche Szene ereignete sich, wie man der Köln. Z. mittheilt. zu Köln in der Donnerstagssitzung der 3. Civilkammer des Landgerichtes Während der Sitzung Irak ein Herr ein, welchen der Vorsitzende mit den Worten 'zu begrüßen Veranlassung nahm:Sie da, machen Sie die Thüre zu!" Der so Apostrophirte erwies sich alsbald als der Justiz m inister, der dem Oberlandesgericht und Landesgerichl einen Besuch abstattete.

Leipzig, 17. Okt. Während der gegenwärtigen Messe produzirte sich im hiesigen Schützenhaus ein Fischmensch, genannt Capitän Swan. In ein groß s, viereckiges, mit Wasser gefülltes Glas-Bassin steigend schwimmt, ißt, trinkt, schreibt und singt er minutenlang unterm Wasser und bändigt schließlich Krokodile und Schlangen, die ihm in sein nasses Asyl zugereicht werden. Der Pythonschlange scheint jedoch diese außerge­wöhnliche Prozedur nicht mehr gefallen zu haben; denn sonst wäre sie nicht vor zwei Tagen zum Schrecken Aller aus ihrem Lager ausgebrochen und spurlos verschwunden. Der Polizei ist Anzeige erstattet und dem

speziellen Zwecks Sie dar kleine Sümmchen nach und nach ^verausgabt haben ?"

»Zu dienen, Herr Maier. Nur sind die Ausgaben nicht für mich bestritten. Ich habe für Ihren Schwiegervater den Ankauf des Gartens vor dem Wiesenkhore mit Bornemann abgeschlossen und an ihn die fünf­zehnhundert Thaler auf das Hausgeld bezahlt."

»So? Wirklich wunderbar, h , hi, hi," lachte Maier weiter, aber schon mit beträchtlich matterer Stimme.Also das eingenommene Geld hat genau zu der Ausgabe gepaßt? Höchst wunderbares Zusammentreffen! Und daraus besinnen sich der verehrte Herr erst jetzt?"

Gleichwohl verhält sich die Sache genau wie der Herr Rechtsan­walt sagt," erklärte Freu Maier entschieden. »Der Garten hat zwei­tausend Thaler gekostet-"

»Aha, zwettausend Dealer! Aha, da haben wir's! Die Summen stimmen nicht. Woher haben Sie die übrigen fünfhundert genommen, mein Herr Rechtsanwalt?"

Diese hat mein Vater selbu bezahlt." erläuterte Frau Maier. »Ich finde hier soeben unter dem 15 Oktober die fehlende Summe verzeichnet Siehst Du wohl: .Fünfhundert Thaler für den Garten am Wiesen- thore.'"

(Schluß folgt.)

(Humoristische Anzeigen.) Bei mir sind zu habm Handschuhe für Herren von'Bockleder. Kastorhüte, schwarze und weiße für Damen, sowie auch Mädchen und Kinder verkaufe ich in bester Qualität und zu

einem geringeren Preise als sie mich selbst kosten.

Ich wünsche gern noch einige feste Kunden in der Woche zum Stopfen und Ausbessern. Nachzufragen bei Frau H.

Zur selbstständigen Vertretung eines flotten Detail-Waaren-Geschäf- tes wird ein zuverlässiger junger Mann gesetzten Alters gesucht.

Eine Köchin, die mit guten Zeugnissen kochen kann, findet sogleich in meiner Küche eine Anstellung.

In demgäßchen wird ununterbrochen von der Wittwe Hanfstengel gerollt. Auch sind daselbst Vatermörder zu haben.

Es wird gesucht eine Französin zur Erziehung kleiner Kinder; eine geborene erhält den Vorzug.

(Ein ungefährliches Duell.) In Paris macht man sich ziemlich lustig über das Duell zwischen Henri Rochefort und Paul Cassagnac, da» bekannt­lich unterblieb, weil Rochefort sich nur auf fünf Schritte Distanz schlagen wollte. Man scheint in die Aufrichtigkeit dieser Ansicht einige Zweifel zu setzen, wie folgender scherzhafter Dialog beweist, der sich in einem Pariser Blatte findet und offenbar aus das unterbliebene Duell bezieht:Wie, ein Duell auf fünf Schritte mit Scheibenpistolen -- seid Ihr wahnsinnig?" Warum denn?" Was ist denn da für eine Gefahr dabei?"Was

was dabei für eine Gefahr ist?' »Nun ja haben Sie denn nicht die Vereinbarung der Sekundanten gelesen?"Ja wohl aber."

»Nun, dann haben Sie ja sehen muffen, daß nirgend davon die Rede ist, daß die Pistolen auch geladen werden!"