378

TagesNeuigkeiten.

Calw, 16. August. Am Samstag Vorm, um 11 Uhr ist die längst angekündigte 3te Schwadron des 2ten bad. Dragoner-RegimentsMark­graf Maximilian" in der Stärke von 137 Mann und 152 Pferden hier eingerückt und ist in den Wirthshäusern einquartirt worden. Heute früh 7 Uhr ist die Schwadron nach Wildberg weiter gezogen, nachdem sie den Sonntag hier Rasttag gehalten. Die vortreffliche Regimentsmusik hat in den beiden Produktionen am Samstag Abend und Sonntag Nachmittag sich reichen Beifall erworben. Ueber die Eir.quartirung hat sich die Mann­schaft. wie man hört, äußerst zufrieden ausgesprochen. Soeben um 8 Uhr marschirt die -.te Schwadron, die in Liebenzell eirquartirt war, hierdurch. Als die gleichzeitig von Altburg her durchmarschirende Iste Schwadron, welche die Pferde am Kopfe führte, unten am Marktplatz wieder aufsitzen wollte, stürzte ein Reiter, dessen Pferd nicht aufsitzen lassen wollte, mit diesem zusammen, ohne jedoch Schaden zu nehmen. Ein zur 3ten Schwadron ge­höriges. dienstuntauglich gewordenes Zugpferd mußte um 23 verkauft werden.

Stuttgart, 13. Aug. Seine Kaiserliche Hoheit der Kronprinz des deutschen Reiches wird als Inspekteur der lV. Armee-Inspektion die württem- bergischen Truppen voraussichtlich an folgenden Tagen besichtigen: Montag den 23. August die Garnison Ulm; Dienstag den 24. August dar Infanterie­regiment Kaiser Wilhelm König von Preußen Nr. 120 bei Weingarten und Las 2. württembergische Dragoner-Regiment Nr. 26 bei Laupheim; Mitt­woch den 25. August die Garnison Stuttgart bei Schmiden; Donnerstag den 26. August dis Garnison Ludwigsburg bei Pflugfelden.

Eßlingen, 12. Aug. Gestern Abend wurde in dem hiesigen Filial Mildern ein 4jähriges Mädchen von einer Hauflrerin entführt. Diese wurde heute Morgen mit dem Mädchen in Odertürkheim ergriffen und dem Gericht übergeben.

Murrhardt, 12. Aug Dem Schullehrer Behringer von Unter­joch passirts in voriger Woche dar bedauerliche Mißgeschick. daß er eine Schwerin im Alter von etwa 10 Jahren im Nacken faßte und. wie es scheint, durch einen für den Knochenbau des betreff-nd-n Kindes zu stark aurgeübten Druck eine Wirbelluxation und damit eine Beschädigung des Rückenmarks herbeisührte, die die alsbaldige Erkrankung mit mehr als wochenlang» Bewußtlosigkeit und leider den gestern eingetretenen Tod d«S Kindes zur Folge hatte. Behringer wurde deßhalb noch am gestrigen Tag verhaftet und dem Gericht in Gaildorf übergeben.

Rotten bürg, 12. Aug. Ein niederträchtiger Felddiebstahl wurde in gestriger Nacht auf dem ^cker des Taglöhners Paul Neu. eines sehr bedürftigen Familienvaters, nahe an der Wurmlinger Markung, im soge­nannten Ried, ausgeführt. Derselbe hatte nämlich Tags zuvor den Ertrag seines dort gelegenen Dtnkelackers, bestehend in 64 großen Korngarben, gebunden und mußte dieselben, weil er ein Fuhrwerk nicht bekommen konnte, über Nacht auf dem Acker liegen lassen. Als er am andern Tage Nachschau hielt, waren sämmtliche Garben zertreten und die Aehren davon fortgenommen, mit Ausnahme derjenigen, welche während der nächtlichen Arbeit in den Boden getreten worden waren oder sonst zerstreut herum­lagen. Die Familie steht sich dadurch, in bittere Noth versetzt. Allgemein ist der Wunsch, solche frechen Diebs möchten entdeckt und zur gerechten Strafe gezogen werden. Er sei noch bemerkt, daß auch mehreren anderen Güterbesitzrrn in gleicher Weise schon mehr oder weniger Schaden zuge­fügt wurde.

Friedrichshasen, 13. Aug. Vorgestern wurde im See die Leiche eines Mannes im Wasser stehend gefunden. Derselbe war ordentlich ge­kleidet, mit einer farbigen Schürze angethan und einem Hute bedeckt. Am Kopfe selbst hatte er mehrere tiefe Wunden, welche auf einen Mord schließen lassen, lieber die Herkunft des Mannes ist bis jetzt nichts bekannt.

Karlsruhe, 12. August. Der hiesige Thierschutzverein hat nun­mehr monatliche Versammlungen seiner Mitglieder eingesührt, deren erste gestern Abend gehalten wurde. Es wurde je eine Abtheilung für Vogel? schütz, für Ueberwachung des Transports und der Tödtung der Schlacht- thiere und für Ueberwachung der ArbeilSthiere, insbesondere der Pferde

allen, schlechten englischen Uhr, die über meinem Bette festgenagelt war. Es war dieß ein wahres Seemannsbett, wie Sie sie kennen.

Die Kammer einer Königin kann nicht sauberer gehalten sein, als die eines Seemanns; ich sage dieß, ohne uns Seeleute rühmen zu wollen. Jedes Ding hat seinen kleinen Platz und seinen kleinen Nagel. Nichts kommt aus dem Gleichgewicht, dar Schiff mag soviel schwanken, als es will. Die Möbel sind der Gestalt des Schiffes und der kleinen Kammer, die man besitzt, entsprechend eingerichtet. Mein Bett war ein Koffer. Wenn er geöffnet war, schlief ich darin, wenn er geschloffen war, war er mein Sopha, aus dem ich lag und meine Pfeife rauchte. Mitunter war er auch wein Tisch, dann setzte man sich davor auf zwei kleine Tonnen, die in der Kammer standen. Mein Fußboden war geölt und gedodnt wie Mahagoniholz und glänzte wie ein Geschmeide, er war ein wahrer Spiegel; ach, cs war eine allerliebste kleine Kammer! Man amüsirte sich darin vortrefflich, und dießmal fing die Reise sehr angenehm an . . . Doch ich will nicht vorgreisen.

Wir hatten einen hübschen Nordwestwind und ich war damit be­schäftigt , dieser? Brief unter das Glas meiner Uhr zu stecken, als mein Deporlirter in mein Zimmer trat; er hatte ein hübsches kleiner Weib von etwa siebzehn Jahren im Arme, er selbst wer, wie er mir gesagt hat. neunzehn Jahre alt, ein schöner Lursch, wenn auch ein wenig blaß und zu weiß für einen Mann. Ec war aber doch ein Mann, und, wie Sie sehen werhen, einer, der sich im gegebenen Falle bester betrug, als viele Alte gethan haben würden. Er hielt sein kleines Weib eng umschlungen, er war frisch und lustig wie ein Kind. Sie glichen zwei Turteltauben, e» war eine Freude, sie anzusehen, und ich sagte ihnen: «Nun, meine Kinder,

gebildet. Der Verein will sämmtliche Pferdebesitzsr der Stadt und Um­gegend zum Eintritt einladen. Für ausschließlichen Gebrauch der Schlacht­maske bei Tödtung von Großvieh wurden 3 Metzger mit hübsch gear­beiteten Metzgerstählen belohnt, ebenso erhielten 3 Droschkenbesitzer für vor­zügliche humane Behandlung und Instandhaltung ihrer Pferde je eine solide Pferdedecke als Belohnung.

Wertheim, 11. August. Gestern fuhren zwei Handelsleute mit einem Einspänner von Miltenberg nach Hardheim. Auf dem Heimweg rannte das Pferd mit dem Wägelchen bei einer Mühle wider einen Bienenstand und warf drei Bienenstöcke um. Die Bienen fielen nun über dis zwei Handelsleute her. welche schleunigst in die Mühle Reißaus nahmen. Das Pferd hingegen, welches bei der Flucht im Stiche gelaffen ward, wurde von den wüthenden Bienen innerhalb einer Halden Stunde getödtet.

München, 12. Aug Geilem Vormittag 9^ Uhr traf, von Frei­sing kommend, der Studirende Th. Beck aus Hamburg, welcher ausschließ­lich der Ruhetage in 10 Tagen die Tour Hamburg-Berlin-Halle-Prag hieher auf einem Velociped zurückgelegt hatte, ,m hiesigen Posthofe ein und nahm die für ihn lagernden Briefe in Empfang. Derselbe begibt sich morgen gleichfalls unter Benützung seines mit doppelten Stahlspeichen versehenen Velocipedes an den Bodensee und von da nach Basel. Im nächsten Monat gedenkt derselbe, auf der Rückreise begriffen, in England anzukommen. Ein kleines Felleisen, welches an das Velocipet befestigt war, enthielt außer einigen Neiseutensilien auch einen Kautschuk-Regenmantel.

Frankfurt a. M., 12. Aug. Der Feuerwerker Dunges ist am Dienstag aus dem Spital entlasten, aber sofort in Untersuchungshaft ge­nommen worden. Er trägt den Arm noch in der Binde. Die gegen ihn eingeleitete Untersuchung geht nach demJnt.-Bl." auf fahrlässige Tödtung.

Köln, 13. Aug. Der Dom, das herrliche Meisterwerk der Baukunst, dessen Vollendung zu sehen vergangene Geschlechter ersehnten, wird morgen, das Zeichen deurschen OpfermutheS und deutscher Einigkeit, in seiner stolzen Majestät vollendet dastehen. Um 10 Uhr Vormittags werden zwei Fahnen den Zeitpunkt angeben, wo der Schlußstein auf dem südlichen Thurme eingesügt worden. Vor 632 Jahren, am 14. August, im Jahre 1248, wurde der Grundstein gelegt, auf dem der Frommfinn und die Opfsr- willigkeit der deutschen Nation dm erhabenen Tempel ausbaute. Am 14. August 1880 wird der letzte äußere Schmuck die mächtige Kreuzblume, auf dem südlichen Steinriesen thronen.

Au« Bielefeld berichtet dieN. Wests. Vlksztg.": Ein eigenthüm- licher Fall hat sich in der Nähe unseres Ortes zugetragen, der so einzig in seiner Art dasteht, daß er verdient, in weiteren Kreisen bekannt zu werden. In eine Hütte des Meiers zu Sieker, die mit hohen Pappelbäumen um­geben ist, schlug vor 2 Jahren der Blitz, und traf die in der Stube be­findliche Frau, welche eine theilweise Lähmung davontrug. Vor ca. 14 Tagen nun fuhr der Blitz in das nämliche Haus, traf wiederum dieselbe Frau, betäubte sie vollständig und heilte sie wunderbarer Weise mit diesem Schlage von ihrer Lähmung. Als sie sich von ihrem Schrecken erholt hatte, war sie gesund und ist es bis zu dieser Stunde.

Lübeck, 13. Aug. Heute früh 8 Uhr erfolgte auf dem Dampfer Hansa im Hafen eine Benzin-Explosion; das Schiff ist verbrannt, 7 Feuer­leute und 5 Leuts von der Schiffsmannschaft verwundet.

Berlin, 13. August. Das Berl. Tageblatt hat eine Depesche aus Oderberg (Schlesien) erhalten, wonach der dortige Wafferstand 5 em höher, als am 5. d. M. ist, wo der bis dahin höchste Wafferstand dieses Jahrh. zu verzeichnen war. Die Panik in der Stadt ist entsetzlich.

Wien, 11. Aug.» Ab. Der Fürst und die Fürstin von Rumänien sind in Wien eingetroffen und empfingen bald nach ihrer Ankunft den Be­such des Erzherzogs Rainer nebst Gemahlin. Sie reisen morgen nach Ischl. Ebendahin hat sich Graf Molike heute zum Gebrauch der Kur auf mehrere Wochen begeben.

Mailand, Io. August. Seit längerer Zeit besuchen ital. Fräulein die hiesigen Gymnasien und Lyzeen und zeichnen sich nicht nur durch außerordentliche Fortschritte, sondern auch durch strenge Moral und tadel­loses Verhalten aus. Nächsten Montag wird, da diese Fräulein die Uni-

ihr macht dem alten Kapitän einen Besuch, da« ist liebenswürdig von euch. Ich führe euch ein wenig weit weg, aber desto bester, wir werden Zeit haden, einander kennen zu lernen. Es thut mir leid, Madame in Hemdsärmeln zu empfangen, ich bin aber gerade dabei, dieses Monstrum von Brief hier anzunageln. Wollt ihr mir nicht ein wenig helfen?"

ES waren wirklich gute, liebe Kinder. Der junge Mann nahm den Hammer und die junge Frau die Nägel, und sie reichten sie mir her, wenn ich sie darum bat.Rechts, Kapitän nein, links!" riefen sie und lachten dabei, denn die Bewegung des Schiffes machte meine Uhr hin und her schwanken. Ich höre «och heute, wie die kleine Frau mit ihrer flöten­den Stimme mir zuries:Rechts links, Kapitän," sie machte sich über mich lustig.Ah," sagte ich,Sie kleiner Schelm, ich werde Ihrem Mann sagen, daß er Sie aurschelten soll." Dann fi-l sie lhm um den Hals und küßte ihn. Sie waren wirklich allerliebst, und so wurden wir bald näher bekannt und gute Freunde.

Die Fahrt war sehr angenehm, dk» Wetter war wie für dieselbe be­stellt. Da ich immer nur schwarze Gesichter an Bord gehabt hatte, ließ ich mein Liebespaar täglich mit mir speisen. Das machte mir Spaß. Wenn wir den Zwieback und dm Fisch gegessen hatten. sahen der junge Ehemann und das junge Weib einander an, als ob sie sich noch nie im Leben gesehen hätten. Dann lachte ich aus vollem Halse und machte mich

über sie lustig, und sie lachten mit mir, wir waren dann wie drei Schafs­töpfe, die nicht wußten, was si, thaten. Es war auch wirklich eine Freude,

sie sich so lieben zu sehen. Eie waren mit Allem zufrieden, und Alles,

war man ihnen gab, fanden sie gut.

(Fortsetzung folgt.)