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Nro. 95.

j Dienstag, den 17. August L88V. ^

55. Jahrgang.

Amtliche Bekanntmachungen.

Calw. Wegverbot.

Das am 6. Juli d. I. (Wochenblatt Nr. 78) bis 15. d. M. erlassene Verbot des Befahrens des auf der Markung Bergorte gelegenen Feldweg« auf der linken Seite der kleinen Enz wird hiemit bis zum 25. Aug. d. I. ausgedehnt.

Den 14. August 1880. K. Oberamt.

F l a x la n d.

ung der Frage einer Revision der Retchsgesetze über da« Gebührenwesea

ganz bestimmt in Aussicht gestellt.

Wien. 12. Aug. Die Pforte lehnt die Abtretung Dulcigno's ab- und greift auf die April-Konvention zurück.

Die Waage im Dienste der Landwirtschaft.

(Schluß.)

Hat sich der Landwirth in solcher Weise einmal mit der Waage be­freundet, steht er in derselben seinen treuesten und aufrichtigsten Freund oei

Politische Nachrichten

Deutsches Reich.

Berlin, 12. Aug. Für die überschwemmten Distrikte Schlesiens wird eine Nothstandsvorlage aurgearbeitet.

Berlin, 13. Aug. Der zum Musteschar im türkischen Finanzministerium ernannte Herr Wettendorf wird sein Amt augenblicklich antreten. Die deutschen Beamten für das Zollwesen und das Ministerium des Aeußern find noch nicht bezeichnet. Deutsche Offiziere, die in den Dienst der Pforte zu treten wünschen, müssen ihren Dienst in der Heimath quittiren. Die deutsche Regierung legt ihnen keine Hindernisse in den Weg, Aemter in der Türkei anzunehmen, ober sie thun dies frerwillig und es ist ihre eigene Privatangelegenheit.

Berlin, 13. Aug. DerAllg. Ztg." wird telegraphtrt:Alle An­gaben, daß die Wehrsteuer von der Koburger Finanzminister-Konferenz accepiirt worden sei, sind ungenau. In Koburg sind nur die Erträge beziffert worden, welche nach Deckung der Reichrausgaben Ueberschüfle liefern würden. Die Wehrsteuer blieb dabei außer Betracht. Als fest­stehend gilt, daß die jetzigen, auch die nach dem neuesten Zolltarif erzielten Einnahmen nicht hinreichen, um die durch die Militärnovelle erhöhten Aus­gaben zu decken.

Kaiser Wilhelmund Kaiser Franz Joseph haben den 10. August gemeinschaftlich in Ischl verlebt, nachdem der österreichische Kaiser seinem Gast bi» Obertraun bei Auffee entgegen gefahren war. Die Thatsache ihrer Begegnung wiegt schon schwer genug in der Politik, man braucht nicht so viele Worte darüber zu machen, wie englische, französische und russische Zeitungen. Die beiden Fürsten treffen sich zum erstenmal, seit im vorigen Jahre Fürst Bismarck nach Wien gefahren ist und ihre Begegnung ist eine stille Bestätigung des damals geschloffenen Bundes. Damals war eine unruhige Zeit, man denke nur an Gortschakoff und die russischen Drohungen, denen Birmarcks Fahrt nach Wien ein Ende machte.

An Herzogs Stelle ist der Minister und Präsident des Kanzleramtes Hofmann in Berlin zum Staatssekretär in Elsaß-Lothringen ernannt worden. Die Stellung neben oder unter dem mit weiten Vollmach­ten versehenen Statthalter v. Manteuffel ist etwas schwierig, Herr Hof­mann hat aber vielfach Gelegenheit gehabt, unter Bismarck seine große Verträglichkeit zu erproben.

Stuttgart, 14. August. Dem ,St«A." zufolge ist von Seiten des Reichsjustizamtr eine demnächst erfolgende Mittheilung an die Regier­ungen der einzelnen Bundesstaaten über die Mittel und Wege zur Erledig-

seinem Handel und Verkehr, wie bei seinen Berechnungen, so wird sich ohne große Schwierigkeiten die Benützung der Waage auch auf Verkehrs­gegenstände ausdehnen, bei denen sie vor der Hand nicht üblich war. Man wird dann das Kraut z. B. nicht mehr nach der Zahl der Köprs kaufen, sondern auf's Gewicht, weil der Krautbauer einsehen gelernt hat, daß ihm für leichtes Kraut ein geringerer Preis bezahlt wird, als für schweres und daß er bester daran ist, wenn er nur schöne, schwere Köpfe zu Markte bringt und die leichten in den eigenen Bedarf verwendet. Was würden die Hausfrauen dadurch an Zeit gewinnen, wenn ihnen der Kampf um die schweren und der Aerger über die leichten Krautköpfe damit er­spart wäre! Man wird ferner die Eier nicht mehr nach der Stückzahl kaufen und für die kleinen nicht denselben Preis, wie für die großen be­zahlen, weil die kluge Hausfrau begreift, daß es bester ist, weniger Eier, aber mit mehr Inhalt und mit weniger Schale zu kaufen, während andererseits die Eierfrau ihren Vortheil darin findet, für weniger schwere, Eier einen bessern Preis zu lösen, als für eine größere Zahl kleiner Eier. Was hindert uns, auch die Gänse, die ja so wie so auf der Hand, freilich einer unzuverläßigen Waage, gewogen werden, auf eine richtige Waage zu legen und nn» dadurch vor manch bitterer Enttäuschung zu schützen, die schon mancher Frau und ihrem Herrn Gemahl den Appetit verdorben hat. Da bei den Gänsen auf dem Markte nur wenig Preisunterschied gemacht zu werden pflegt, würde eine fleißige Züchterin damit den wohlverdienten Lohn ernten, die Kargheit in der Fütterung aber würde sich selbst strafen. Und so gut jetzt schon die Kartoffeln, Zwiebeln, Bohnen und dgl. aufs Gewicht gekauft werden, ebenso gut können auch die gelben Rüben, Kohl­raben, Rettige und ähnliche Erzeugnisse des Feldes und Gartens gewogen werden; der Preis derselben nach dem Gewichte wird sich bald fixiren.

Alles in Allem zusammengenommen, soll mit diesen Ausführungen nichts weiter gesagt werden, als daß die Waage, die an und für sich schon ein unentbehrlicher Rathgeber für den Landwirth ist, auch der beste und ehrlichste Vermittler zwischen Käufer und Verkäufer ist, der jedem Thesis in zweifellos gerechter und unpartheiischer Wcise seine Leistung zumeist. Möge damit eine Anregung gegeben werden, daß der Handel im Groß.» und Kleinen darnach eingerichtet wird und daß worauf Schreiber os. den größten Werth legt recht bald in jede Gemeinde auf die eine oder aridere Art eine Viehwaage kommt. Die Einrede der Bauern in einem Orte des Nagolder Oberamts, daß sie keine Viehwaage brauchen, west sie pfiffiger seien, als die Metzger, werden diese selbst am wenigsten gelten lassen wollen.

Fe u i L i et o n.

Das rothe Tiegel*).

Nach Alfred de Vigny.

Bon

AL

Sie müssen wissen, daß ich in Brest geboren bin; ich war ein Regi­mentskind und habe, da mein Vater zur Garde gehörte, seit dem neunten Jahre meinen Halbsold und meine Haide Ration vom Regiments erhalten.

*) Die in ihrer Einfachheit ergreifende und erschütternde Eizählung ist einer in Deutschland wenig bekannt gewordenen, aber in Frankreich hochgeschätzten und häufig neu aufgelegten Schrift Alfred de Vignv's entnommen und, sornel uns bewußt, noch nie in's Deutsche übersetzt worden. Der Dichter, Sinn,' der edelsten und besonnensten unter den französischen Romantikern, legt m derselben seine E-fahrungen, Ennnerunge» und Beob­achtungen über den französischen Mfiikärstand nieder, dem er setber alö Offizier angehört hat, und sieht im Soldaten seiner Zeit (es ist die letzte Epoche der Restauration und die erste d-r Julimonarchie) einen Pana der Gesellschaft und des Staats- und Volkslebens. Pflichtgefühl und Ehre find die einzigen Stützen an denen sich der Mibtär, der seine freie Selbstbestimmung dem unerbittliche!! Kriegsdienste zum Opfer gebracht hat, zu hal­ten vermag, sie allein können ihn sür alle Entbehrungen und Opfer tt'östtn und ent­schädigen. DaS ist der Grundgedanke deS Buches, der die meist wchmiithig gefärbten Schilderungen und Erörterungen desselben duich; ch> und durch eine Reihe von selbster- IlbilN Ereignissen illustriu wild, d:e der junge Offizier sich von ältere» So'daten, welche die Kriege der Repudl k und die Feldzüge Napoleons mitgemach! haben, erzählen läßt. H er ist der Erzähler ein altc>, ergrauter VataiaonSch.i, m t dem er vor d r Schwach, bei Wal.rkoo zusainmentrifst, und der in derselben fällt.

Aber ich schwärmte für die See. und in einer schönen Nacht, wo ich auf Urlaub in Brest »ar, versteckte ich mich in den Kielraum eines Schiffes^ das nach Indien bestimmt war. Man entdeckte mich erst auf hoher See, und der Kapitän machte mich lieber zum Schiffsjungen, als daß er mich in'S Wasser warf. Als die Revolution ausbrach, war ich schon tüchtig emporgekommen, und nachdem ich fünfzehn Jahre zur See gefahren wir, wurde ich Kapitän eines netten kleinen Kauffahrer«. Da die frühere königliche Marine. meiner Treu eine alte gute Marine! sich plötzlich von Offizieren entblößt fand, nahm man die Kapitäne aus der Kaufmanns- flotte, und da ich einige Korsarenerlebnisse, die ich Ihnen bei einer anderen Gelegenheit erzählen will, auszuweisen hatte, gab man mir das Kommando über eine Kriegsbrtgg, den Marat.

Am 28. Fructidor 1797 erhielt ich den Befehl, mich nach Cayenne segelfertig zu machen. Ich sollte sechzig Soldaten und einen Deportieren dahin bringen, der von den dreiundneunzig Deportirten zurückgeblieben war, welche die Fregattedie Decade' einige Tage vorher an Bord ge­nommen hatte. Ich hatte den Befehl erhalten, dieß Individuum mit osiver Schonung zu behandeln, und der erste Brief des Direktoriums enthalt einen zweiten mit drei rolhen Siegeln, in deren Mitte ein v erirr > n übermäßiger Größe war. Es war mir verboten, dieß Siegel vor o.-m ersten Grad nördlicher Brette zwischen dem sieben- und achtundzwunzigi -u Grad der Länge, d. h. eben vor dem Passiren der Linie zu öffnur. Dieser große Brief hatte eine ganz besondere Gestalt. Ec war l" und so fest geschlossen, daß ich an den Ecken und durch das Couvert rnL lesen konnie. Ich bin nicht abergläubisch, aber dieser Brief macht-, - bange. Ich steckte ihn in meiner Kajüte unter das Glas einer kleinen,