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London, 2. August. Glodstone ist an einer Affektion der linken Lunge mit Fieber erkrankt. Im Laufe des gestrigen Nachmittag« war da« Fieber geringer. Nach dem Bulletin Abends 8>/s Uhr war der Zustand wieder ungünstiger, das Fieber stärker

London, 2. August. Giadstone hatte eine schlaflose Nacht, da» Fieber dauert fort, der Zustand hat sich aber nicht verschlimmert.

Amerika

Philadelphia. 16 Juli. Die diesjährige Volkszählung zeigt eine ganz außerordentliche Zunahme der Bevölkerung der Ber. Staaten. Nach der letzten Zählung im Jahr l>70 hatten die Ver. Staaten 14 Städte, dis IW,000 Einwohner zählten, nach der diesjährigen haben wir 19 Städte, die über 100 000 Einwohner haben. Philadelphia hatte im Jahre 1870 07 ,023 Emm., jetzt 847.542. N-w-York 1870 957,729, im Jahr 1889 1,209,551 Einw. Kleinere Städte h^ben noch mehr an Bewohnern zuge- nommen als die größeren. So halte z. B. Denver City und Colorado im Jahr 1870 ^759 Einwohner, in diesem Jahre 34.307. Die Stadt Mikwaukie hat in ro Jahren um 58,779 Einwohner zugenommen. Bismarck im Dacora-Territorium bestand vor 10 Jahren nur au» einigen erbärm­lichen Hüllen, jetzt ist Bismarck eine ansehnliche Stadt von über 8000 Einw Im Jahr 1870 war die Bevölkerung der Hauptstadt Washington 119.506 jetzt 160 000. _

La^esordnunn

des K. Amtsgerichts Calw in den öffentlichen Verhandlungen

am Freitag, den 6 August 1880, Vormittag- 9 Uhr:

Rechtssache zwischen

1) Hirschfelder und Comp. Deindändler m Stuttgart Klr. und Gottlob Heß z. Löwen in Unterreichenbach, Bekl. Wcchselsorderung betr.

2) W. Münder in Cannstatt Klr. und P. Döring in Calw Bekl. Wcchselsorderunz betr.

3) Sizmund Hanauer in Cannstatt Klr. und Michael Keck von Altburg Bekl. Ge- währjchast delr.

S) Aoolph FrSnkel in Stuttgart Klr. und P. Döring in Calw Bekl. Wechselsorder- ung betr.__ (Feriensacht.)

Tages Neuigkeiten.

Aus Böblingen wird dem N Tgbl. mitgetheilt: Von der Ge­walt des Sturmes am 26 Juli, wie er in der Umgebung Stuttgarts herrschte, können die Reisenden, welche den Abendzug von Stuttgart ab 6 Utir Abends nach Freudenftadt benützten, Zeugniß geben. Die Abfahrt irr Stuttgart ging gut von statten, aber kaum hatte der Zug die Höhe des PragfriedHofes erreicht, kaum war er in den Bogen, welchen die Bahn oberhalb desselben bildet, eingefahren, als der Sturm ihn in der Seite faßte; so daß die Maschine sammt den Wagen bald festgebannk war und der Zug sich nicht mehr von der Stelle bewegen konnte. Da saß man nun und man blieb sitzen, bis in der Gestalt einer Lokomotive von Stutt­gart her auf Anzeige d-s Personals nach Verfluß einer halben Stunde Hilfe kam Der vereinten Kraft zweier Lokomotiven gelang es, die große Steigung und den Widerstand, weichen di« Krümmungen, namentlich aber der Sturm entgegensetzten, zu überwinden, und bald war die Stalion Hastnberg erreicht.

Böblingen, 1. August. Vergangenen Samstag hat der Weber Christian Burger in Maichingen, O.A. Böblingen, seine beiden Kinder, ein Mädchen von 3 Jahren und ein Knäblein von ^ Jahren, in seiner Wohn­ung über die Mittagszeit, während er allein zu Hause war, mittelst einer Schnur erdrosselt. Die Beweggründe zur Thal sind noch nicht aufgeklärt. Gegen den Thäter, welcher flüchtig ist, ist Fahndung eingeleitet.

Böblingen, 2. August. Im hiesigen Stabtwald wurde der Weber Burger von Maichingen, der am Samstag seine zwei Kinder erwürgt hat, festgcnommen.

Stuttgart, 1. Aug Zu der im Laufe dieses Monats stattfindenden Konkursprüsung für die Aufnahme in das Seminar Schönthal sind 88 Schüler (20 weniger als im vorigen Jahre) angemeldet. Bei dem Wett­kampfe sind 25 humanistische Lehranstalten des Landes vertreten. Darunter da» Reallyceum in Calw mit 5 Schülern.

Tübingen, 2. August. Ein trauriger Fall hat sich heute Morgen« nach 7 Uhr dahier ereignet. Ein Studirender der Theologie, welcher eben

ward ihm doch wohl, als er sich in den asten vier Pfählen umsah, Aller noch fand, wie er es verlassen hotte, nur frische Triebe an seinen Blumen­töpfen. Er verbrachte eine behagliche Stunde damit, die Briefe und Bü­cher zu dnrchblättern, die sich inzwischen auf seinem Schreibtisch ange- sammeit 'satten. Dabei kamen und gingen seine beiden weiblichen Haus­geister, fragend, erzählend, ihre Dienste anbietend. Nach der Hauptsache aber wagte er gar nicht zu fragen, und die Alte schien auch von Allem, was ihm wichtig war, keine-Ahnung zu haben.

Er setzte sich endlich an sein Pult, um einen Brief an seine Tante zu schreiben, von der er mehr als einen vorgesunden. Aber die Feder wollte nicht recht in Zug kommen. Plötzlich wurde er durch das Rollen eines Wagens, der unlen vor dem Hause hielt, au» seiner träumerischen Stimmung geweckt. Er stand auf und trat an das Fenster, da nur selten sich ein Wagen an dar unscheinbare Hau» verirrte. Er sah einen hochge­wachsenen jungen Mann herausspringen und einer verschleierten Dame den Arm reichen, konnte aber von oben die Gelichter nicht sehen, und es war ihm auch sehr gleichgültig, da der Besuch offenbar nicht ihm galt. Junge Ehepaare kannte er nicht, die seine Junggesellen-Klause ihre» Besuches würdigten, und zudem Niemand wußte ja, daß er wieder in der Stadt sei.

(Fortsetzung folgt.)

Mißverstanden

Gast (heftig mit dem Glase ausschlagend): Donnerwetter, Kellner, hören Sie denn nicht? (ruhig) Was haben Sie heute Abend zu essen? Kellner: Immer da», was die Herrschaften übrig lassen. (Schalk).

im Begriffe war, seine erste Dienflprüfung zu absoloiren und um 8 Uhr heute sich in« Examen begeben wollte, hatte, während er in seiner zwei Stock hoch gelegenen Wohnung in der Neckarhalde einen Fensterladen an- legeo wollte, da« Unglück, auf die Straße hinabzustürzen, wobei er eine äußerliche Beschädigung zwar nicht erlitt, jedoch ohne Zweifel sich innerlich verletzte. Derselbe wurde ln bewußtlosem Zustande in seine Wohn­ung verbracht.

Besigheim, 29. Juli. Lei einem schweren Gewitter, da» heute Abend über unsere Stadt hinzog. schlug der Blitz in den oberen alten Thurm, zündete jedoch nicht. Er scheint seinen Weg dem Glockendraht entlang in die Wohnung des Thurmwächter» genommen zu baben, denn diesem wurde die Tabakspfeife aus dem Munde gerissen. der Perpendikel seiner Stubenuhr fortgeschleudert, und eine Zimmerwand zeigt deutliche Spuren, daß der Strahl sich in da« dicke Gemäuer einbohrte. Zugleich war da» ganze Zimmer mit einem Schwefelgeruch erfüllt, daß es die glücklich mit dem Schrecken davongekommenen Bewohner auf einige Zeit verlassen mußten.

Niederstetten. 2. August. Dieser Tage kam von einem Stutt­garter Bankhaus an die Adresse ,Stadtgemeinde Niederstetten' eine Geld­sendung von 2000 ohne daß über die Verwendung dieses Geldes eine Mitthsilnng hierher gelangt wäre. Von Seiten de» Gemeindepstegecs wurde sofort »ine Verfügung bei dem betreffenden Bankhaus requirirt; eine solche ist indeß noch nicht eingetroffen, und so bleibt zunächst den verschiedenen Muthmaßungen über das Woher und Wozu ein großes Feld.

Von der Hohenzollern'sch en G renze. 31. Juli. Am 26. fand die Försterin in dem zur Zeit unbewohnten fürstlichen Lustschloss« Lindich bei Hechingen im Balkonzimmer auf einem feinen Divan liegend und mit einem Teppich bedeckt einen fremden Mann, welcher auf ihr Befragen zur ' Antwort gab, er sei ein Onlel des Fürsten von Hohenzollern und habe nun von dem Schlosse. welches er von dem Fürsten zum Geschenk erhalten, Besitz ergriffen. Vor da« Oberamt in Hechingen geführt, wiederholte der­selbe diese Angabe; dort wurde indessen seine Geistesstörung konstatirt. Ueber seine Heimath ist nicht» bekannt.

Bruchsal. 30. Juli. Mit trauriger Miene erschien gestern auf

dem Rathhaus, eine Unterstützung ansprechend, «in junger treuherziger Würtkemderger, der die kühne Absicht gehabt, mit seiner Herzallerliebsten von Hmnburg über den Ocean zu segeln, in seiner Gutmülhiqkeit aber zugleich die Thorheit begangen hatte, den wirklichen Herzallerliebsten seiner Ungetreuen als Reisebegleiter mitzunehmeu und sich von diese« nicht nur seine ganze Baarschaft, sondern auch die beiden bereit« bezahlten Ueberfahrt- billets abschwindeln zu lassen. Der Muthigste scheint er nicht gewesen zu sein, denn durch die Drohung der beiden Grausamen, daß sie ihn, falls er

es wagen sollte, da» Schiff zu betreten, kopfüber in die See stürzen würden,

ist er dermaßen eingeschüchtert worden, daß er sie in Frieden fahren ließ und, arm wie eine Kirchenmaus, sich keinen andern Rath wußte, als wieder heim zu Mutlern zu pilgern.

In Augsburg wurde im Magistrate über den Antrag verhandelt^

zur 10jährigen Feier des Sedanfestes ein 8tägiges Volksfest (vom 512. Sept.) zu feiern. Obwohl der zweite Bürgermeister Frisch sich energisch gegen ein 8tägiges Kneipen aussprach, da« mit dem darauf

folgenden physischen und moralischen Katzenjammer eher eine Entweihung

des nationalen Gedenktages sei, sprach sich doch da» Kollegium mit allen gegen 2 Stimmen für die 8tägige Feier aus. Durch die Aufstellung eines Glücks Hafens soll der Unterstützungskasse de« Kriegervereins ein Zufluß ver­schafft werden.

Frankfurt a. M., 31. Juli. Aus einer Bekanntmachung des Polizeipräsidenten Hergenhahn gehl hervor, daß der Feuerwerker Dünge» au» Koblenz welcher sich, am rechten Arm verwundet, jetzt im Heiligen­geist-Hospital befindet zu dem Feuerwerk unter anderem Material auch einen neuen, vor seinem hiesigen Gebrauch noch nicht probirten Mörser benutzt hat. der explodirt ist. Es ist richtig, daß ein Stück Eisen in das Dach des Hauses Bornheimer Landstraße Nr. 61. in gerader Richtung etwa 500 Schritte von der Explosioasstelle, eingeschlagen h at und d das Fr äulein

Auch eine Auffassung.

Amtsschreiber: Angeklagter, sind Sie schon bestraft?

Landstreicher: Ja, mit 14 Tagen Gefängniß wegen Mißbrauch der Amtsgewalt.

Amlsschreiber (erstaunt): Wegen Mißbrauch der Amtsgewalt? Haben Sie denn je ein Amt gehabt?

Landstreicher: Ne, aber ick habe mal eenen Schutzmann^ der mir arretiren wollte, eene runtergehauen und dafor bin ick bestraft worden, indem ick die Amtsgewalt von dem Schutzmann gemißbraucht hatte.

(Schalk).

Logische Bertheidiguug.

Richter: Wenzel, ihr seid angeklagt, euren Knecht Sackauf plötzlich au« dem Dienst geschickt zu haben, obgleich er, wie er behauptet, durchaus nichts gethan hat

Wenzel (den Richter ärgerlich unterbrechend): Na, wenn er wa» gethan hätt'. würd' ich ihn ja nit fortgeschickt habe. (Schalk).

AuS dem Kisfinger Badelebe«.

Soh«: Vater, warum lassen sich di« Leute da drinnen wiegen?

Vater: Sie wolle» wissen, wie viel sie abgenommen haben.

Sohn: Läßt Du Dich auch wiegen? .

Vater: Das kann ich mir sparen. Wenn ich meine Rechnungen Hab', dann rechne ich mir da« alleine au«. (Schalk).