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Llro. 90.

Donnerstag, den 5. August 1880 .

H 55. Jahrgang.

Amtliche Dekanntmachungen.

Calw. Bekanntmackung betr. Abänderung der Bezirks-FenerlöstH-Drdnung.

Am 30. April d. I. hat die Amisversammlung beschlossen, die Para­graphen 8 a und 9 <l der ^ezirksfeuerlöschordnung der Art abzuändern, daß nunmehr lautet:

tz. 8. An den Kosten für die Hülseleistung bei auswärtigen Brandfällen

trägt die Oberamtspflege:

a dis Kosten der Beförderung der nach dem Brandort abgehenden Feuenvehrabtheilung nach der Amtsvergleichungstaxe, sowie die Belohnung dieser Mannschaften mit 50 ^ pro Marin und Zeit- fiunde unter Einschränkung auf den Höchstbetrag von 6 bei einer Abwesenheit bis zu je 24 Stunden.

Den Gemeindebehörden wird zur Pflicht gemacht, die Be­lohnung der übrigen zum Brandplatz abgchenden Hilfsmannschaften ,in entsprechender Weise feftzusetzen.

Der Controls halber hat sich der Führer der Feuecwehrab- theilung von dem die Löschmaßregeln leitenden Beamten die Zeit der Entlassung bescheinigen zu lassen.

H 9. Dir Oberamtspflege trägt bei:

<1. zu den Kosten für die Ausrüstung von 6 Steigern mit Helm, Gurte u. s. w. in jeder mit großer Fahrfeuerfpritze versehenen Gemeinde 200

Gleichzeitig wurde festgesetzt, daß die Visitationen des Bezirksseuer- löschinspektors fernerhin nur alle 2 Jahre sollen vorgenommen werden.

Nachdem diese Abänderungen die Genehmigung der K. Kreirregierung erhalten haben, werden dieselben hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht.

Die Gemeindebehörden werden veranlaßt, ihre Exemplare der Bezirkr- Feuerlösch-Ordnung nach Obigem zu berichtigen.

Den 3. August 1880. K. Oberamt.

_F laxland.

AmtLiches.

Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom 30. v. Mts. dem BahnhofinspektionSasststenten Walther in Ulm (bisher Siaiionsmerster in Teinach, jetzt Stadtschultheiß in Altenstaiz) die nachgesuchte Entlassung aus dem Eijenbahndiensre in Gnaden gewährt. . '

Politische Nachrichten Deutsches Reich

Im zweiten Vierteljahr 1880 ergab di? zur Reichskaffe gelangte Ein­nahme von Zöllen und Steuern, abzüglich rer Vergütungen und Ver­waltungskosten. eine Gesammtmindereinnahme von über lO/z Will. Mk im Vergleich zu demselben Zeitraum des Vorjahrs. Das größte Minder ergaben die Zölle mit nahe l l Mill. Mk , dann die Branntweinsteuer mit 894,135 Mk. Die größte Mehreinnahme hatte die Rübcnzuckersteui-r mit gegen 3 Mill. Mk

Erlangen, 31. Juli. Die auf heute Abend änberaumte Versamm­lung der Volkspartei (TO.: 1) Die Auflösung der jüngsten Versammlung,

2) Wahlgesetz) wurde durch ein dem Einberufer zugestelltes magistratisches Verbot auf Grund de» Sozialistengesetzes untersagt.

Zu der Ko bürg er Conferenz deutscher Finanzminister, welche am 28. und 29. Juli im Familiensaale des herzoglichen Residenzschloffes ihre Sitzungen hielt, und an der nur Lippe-Detmold und Mecklenburg - Strelitz nicht betheiligt waren, ist Seiten Württembergs der Finanzminister v. Nen­ner und der Oberfinanzrath v. Moser abgeordnet worden. Von dem Inhalt der gefaßten Beschlüsse verlautet bi« jetzt Nichts. Einige Blätter stellen die Behauptung aus. daß für eine Steuererhöhung o h n e eine gleich­zeitige Steuerreform, welche sich als Entlastung der Einzelstaaten vurch Verwehrung der Äeichseinnahmen charakterisier, sich im Reichstage keine Mehrheit erreichen lasse. Damit wird unverkennbar auf das Tabaksmono­pol hingewiesen.

Oesterreich-Ungar«

Wien, 3. August. Eine Belgrader Meldung derPolitischen Korre­spondenz" dementirt die Nachricht von der Mobilmachung der serbischen Armee.

Frankreich.

Paris. 30. Juli. ES steht jetzt thatsächlich fest, daß Frankreich und Mexiko ihre so lange unterbroLene» diplomatischen Beziehungen wieder aufnehmen werden. Die beiden Regierungen sind Lbereingekommen, ihre Vertreter gleichzeitig, am 5. Okt. d. I. zu ernennen.

Paris. 1. August. Man hat behauptet, daß die klerikal gesinnten Mitglieder der Gerichtshöfe, welche ihre Entlassung gegeben haben, um nicht an der Ausführung der Märzdekrete Theil zu nehmen, zu diesem Schritt durch die Instruktionen des Justtzminffters veranlaßt worden seien. Die Republique tritt nun heute den Beweis an, daß dem nicht so ser. Sie veröffentlicht die Instruktionen des Ministers, die in der That so mäßig gehalten find als nur möglich, und bemerkt, daß diese Instruktionen alle» Generalprokuraioren persönlich im Ministerium vorgelesen worden, und daß keiner von ihnen dagegen den geringsten Einwand erhoben hat. Erst später gab die Gesellschaft Jesu das Stichwort ans, und erst als die Je­suiten sahen, daß die Regierung gewillt sei, zu handeln. bewogen sie ihre Anhänger in der Magistratur, sich zurückzuziehen, um so die Regierung in Verlegenheit zu bringen. Wie man weiß, ist die Regierung nicht in Ver­legenheit gesetzt worden, denn sie hatte ihre Vorsichtsmaßregeln getroffen und die öffentliche Meinung hat auf den ganzen Vorfall kaum Acht gegeben. Trotzdem scheint es, daß die Demissionsbewegung sich fortpflanzen soll, wenn gegen Ende August die Regierung sich anschickt, die Märzdekrete auf die andern Kongregationen anzuwenden.

Paris, 2. August Heute Abend» 8 Uhr waren 1052 Generalraths­wahlen bekannt, davon waren 704 den Republikanern, 281 den Konser­vativen günstig. 67 Stichwahlen. Die Republikaner gewannen 184 Sitze.

England

London, 29. Juli. Nach Berichten von Eingeborenen wurde dis Kavallerie und Artillerie des Generals Burrows durch die scheinbare Flucht der afghanischen Kavallerie zur Verfolgung verleitet und fiel in einen Hinterhalt? worauf das ganze Heer Ajub Khans die Truppen des Generals Burrows angriff.

Feuilleton.

Ein Abentsuer.

Novelle von Paul Heyse (Fortsetzung.)

Indessen freute er sich nun doch auf sein trauliches Zimmer und die gute Pflege seiner Hausleute, und auch die Stadt hatte ihm nie so gut gefallen, die Menschen waren ihm nie so wohlgekleidet, munter und groß­städtisch erschienen. Auf einmal aber, während er, an nichts Arges denkend, die Vorbeiwandernden musterte, fuhr er heftig zusammen und drückte sich unwillkürlich in Len Sitz der offenen Droschke zurück. Eine junge Dame kam mit zierlichen Schritten die Straße daher, am Arm einer älteren Frau. Sie sah mit lebhaften Blicken umher, ihre reizenden, leichtgerötheten Wangen waren von einem schwarzen Sammethütchen eingerahmt, aus dem sich ein paar weiche Locken vorstahlen. Sie plauderte munter mit ihrer Begleiterin und lachte von Zeit zu Zeit, daß man die weißesten Zähne hinter den frischen Lippen schimmern sah. Jetzt ließ sie ihre Augen über die Wagenreihe schweifen, die langsam vom Bahnhof her durch die innere Stadt sich fortschob. Eine rasche Bewegung verrieth, daß auch ihr der junge Mann dort in dex Droschke kein Fremder war. Sie flüsterte der alten Frau einige Worte zu und erröthete dabei bis über die Stirn. Im nächsten Augenblick waren sie an Leonhard vorbei. Als er aber der Ver­suchung nicht widerstehen konnte und sich rasch erhob, um der Erscheinung nachzublicken, begegnete er wieder diesen ihm so verhängnißvollen Augen.

Denn auch die junge Dame hatte sich umgewenoet, um dann desto hastiger i unter der Menge zu oerschwinden.

! War wirklich die Tücke der schadenfrohen Geister, die er in jener ! romantischen Anwandlung heraufbeschworen, noch nicht müde geworden, ihn ; zu verfolgen ? Das erste bekannte Gesicht, das ihm nach der Heimkehr aus freiwilliger Verbannung begegnete mußte es gerade seine geliebte Un­bekannte sein, für die er nicht dar Geringste mehr zu fühlen glaubte, und deren bloßes Vorbeischweben ihm doch alles Blut zum Herzen trieb?

Scho« an diesem Herzklopfen konnte er merken, daß es keine Täusch­ung gewesen war. Sie war es, an der Seite ihrer Pathe. deren Bekannt­schaft er bei der Gelegenheit nun auch gemacht hatte. Und doch sie war es auch wieder nicht. Ec hatte deutlich bemerkt, daß die Locken asch­blond und die Augen blau waren; auch schien sie ihm ein wenig kleiner von Wuchs und ihr Gang elastischer. Und doch auch sie hatte ihn er­kannt sie war sogar roth geworden, als sie ihn sah. und das harmlose Lachen war ihr vergangen.

War es Reue? Verlegenheit ? Und doch lag in ihrem Aus­druck auch ein Zug von Fremdheit, von neugieriger Betroffenheit, den er sich mit der Dame seines Abenteuers nicht zu reimen wußte.

So viel aber wußte er: es war eine voreilige Hoffnung gewesen, daß er als ein ganz neuer Mensch zurückkommen und alle Spuren seines alten Wandels verwischt und verweht finden würde. Viel unfroher, als er sich's geträumt, stieg er die Treppe zu seiner Wohnung hinauf.

Der rührende Freudenlärm, mit dem ihn seine Wirthin empfing, zer­streute ein wenig seine Beklommenheit, und wenn ihn auch das verschämte Erglühen auf dem gelblichen Gesicht der Tochter wieder nachdenklich machte,