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Bald schlug eine mächtige Feuersäuls empor, die eine gewaltige Hitze erzeugte. Als die Hitze am intensivsten war, schüttete ein Mann von der bereit stehenden Flüssigkeit aus das Brandobjekt; mit einem Schöpfen dieser Löschmasss war das mächtige Feuer gedämpft, nur tm Innern des Holzstoßes, wo die Löschmasse nicht so leicht hinkonnte, züngelten noch kleine Flärnnchen nach den ober« Scheitern, die aber nicht mehr Feuer fingen. Die Löschmasse ist sine Flüssigkeit von weißlicher Farbe, besteht nicht aus ützmdsn Bestandtheilsn, rin Vorzug, der die Benützung der Maffs in Spritzen ermöglicht.
— Stuttgart, 26. Juli. Wenn man die Frage vernimmt, wie es komm?, daß Stuttgart dermalen etwas verödet aussehe, so ist die Antwort darauf leicht zu ertheilen. Auf hi-stgem Bahnhof wurden vo« 1. Zuni bis Jakobi ca. 35,000 an Taxen für Beförderung von Reisegepäck eingenommen. Dabei ist das leichtere Handgepäck nicht in Rechnung genommen.
— Stuttgart, 26. Juli. Gestern Abend um 9 Uhr trat der 30 Jahrs alte Holzspälter Gottlob Dürr von Gablenberg bei seiner getrennt von ihm lebenden Ehefrau, Ctzristophsstraße Nr. 26. in ihr Zimmer ein. zog augenblicklich einen Kolben mit Salzsäure- au» der Tasche und tr.lni davon. Ts wurden jedoch sofort Gegenmittel angewendet und mach Aussage des Spitalarzter Dr. Müller hat Dürr keine gefährliche« inneren Veüetzangen erlitten, so daß er. nach einigen Tagen wieder soll arbeiten können. Das Motiv zur That soll gewesen sein, daß gsnasnte Eheleute am letzten Samstag vor Gericht standen, um dis Scheidung zu bewirken.
— Ea nnstatt, 25. Juli. Aus heute Abend 5 Uhr waren die Wähler von Ltadt und Amt Cannstatt in den hiej. Kursaal eingeladen, um einen Bench; unseres Reichsragsabgeordneten, Frhrn. v. Varnbüler entgegenzu- N'lMen über seine Thätigreit im Reichstage. Die Versammlung war sehr zahlreich besucht von Wählern aus Stadt und Amt; auch Nichtangehörige des Bezirks waren erichlcue»; die Zahl der Anwesenden mag circa 4—500 genfer! sein. Stadtsch. Rupp von hier eröffnte die Versammlung und stellt den Antrag an dieselbe, für den heutigen Abend einen Vorsitzenden vor-uschlagen. Es wurde nun von im Vordergrund Sitzenden ein Name vo raeschlage«, den die Mehrzahl der Versammelten gar nicht kannte; mehrere andere Namen wurden genaunr; mau wollte zur Abstimmung schreiten; leider aber gab dieß Veranlassung zu heftigem Kamps und Streit, so daß man sich von Seiten des provis. Vorsitzenden veranlaßt sehen mußte, da ohnehin voraus,useherr war, daß man zu keinem Resultat unter solchen Umstanden.kommen könne, dieselbe auszuiösen und so mußten die Versammelten auseinander gehes ohne auch nur Ein Wort aus dem.Munde dcs Heu. Abg. gehört zu haben.
— Eßl in gen, 26. Juli. Dis Stadtgemeinds Stuttgart hat gegen die hiesige tstadigememse bei der K. Kreisregieruug in LudwigSburg wegen Verweigerung der Abgabe des Wassers auf Mettinger Markung durch einen Rechtsanwalt Klage auf Zwangseiueignung e.rhsben, resp. den Antrag auf Anwendung des Exprvpnationsgejetzes gestellt. In der letzten Sitzung der hiesigen bürgerlichen Kollegien kam nun die Angelegeuheit zur Beratdung und es wurde eine Erklärung an die K. Kreisregierung beschlossen, in welcher auf de« früheren Ausführungen beharrt wurde.
— 'krach, 24. Juli. Einem hiesigen 16jährigen Metzgerssohn wurde unlängst, als er seinem Later bei der Schlachtung eines Schweines be- hilfl-ch sein wollte, von dem störrigen Thiere das vordere Gelenk einer Fingers total abgebissm u«d dies gefressen. Glücklicherweise hat die Sache keine weiteren nachtheiligen Folgen gehabt.
— München. 26. Juli. Auf die Markung der Stadt Günzburg ist ein Wo!Anbruch nievergegangeA, wobei Eisstücks in der Größe von Hühner- eie-n fielen, welche die gesammle noch ausständige Ernte vernichtete.
— Würz bürg, 25. Juln Noch ist die Skandalaffaire Schenck v. Geyern frisch im Gedachtniß Aller, und schon wieder erscheint auf der Tagesordnung des Miu.'ärbezirkSgenchtL eine allem Anschein nach ebenso entsetzliche fortgesetzt« Soldatenmißhandlnlig, deren Schauplatz die Reichs- festunz Metz und deren Hauptheld ein preußischer, in bayerischen Diensten stehender Vizrfeldwebel ist. Die Verhandlung, zu weicher 31 Zeugen gelav-n sind und die ca. 00 Fälle umfassen soll, dürste zwei Tage i» Anspruch nehmen.
— F r ankfurt, a. M.. 24. Juli. (V. Deutsches Turnfest.) Gestern
und heute sind von allen Seiten die Turner in die Feststadt geströmt. Ein Trupp amerikanischer Turner wurde von Dr. May auf dem Marn-Neckar- bahnhof begrüßt. Die am Samstag Abend angekommenen Turner aus Oesterreich wurden von Dr. Geiger u. a. mit folgenden Worten begrüßt: Wir wollen nicht die nationale Feier mit politischen Betrachtungen umhüllen. wir wollen aber bedenken, daß Deutsch-Oesterreich treu und mannhaft stets zu uns Deutschen gehalten hat und daß das deutsche Oesterreich in den schwersten Zeiten stets sich als deutsch gefühlt hat und daß es dar gethan, das beweist das rege Interest«, daß Sie zu unserem deutschen Turnfest gezogen und daß Sie so zahlreich gekommen sind, das Turnfest und nationale Fest mit uns Deutschen zusammen zu feiern. In diesem Sinns heiße ich die deulsch-österreichischen Turnbrüder willkommen. Am Samstag Abend fand au? dem Festplatz dis Überreichung der von Frankfurter Frauen und Jungfrauen gestifteten Turnerbuudesfahne statt. Oberbürgermeister Miquell vollzog den ssierlichen Akt mit einer Ansprache. Der Präsident des deutschen Turnerbundes Georgii aus Eßlingen nahm
das Banner in Empfang und sprach den Frauen und Jungfrauen Frank
furts den Dank der gesammten deutschen Turnerschaft aus. Zugleich mahnte er die Turngenosten, daß eine solche Gabe Verpflichtung gebe. „Wir haben die Verpflichtung, in diesen Tagen des Festes zu zeigen, daß wir die rechten Turner sind an Leib und Seele, die das Auge frisch, den Kopf hell, die Hände und Füße stramm haben bis in die letzten Stunden des Festes, daß kein Makel fällt auf dieses Banner." Zum Schluß brachte der Redner der Stabt Frankfurt und seinen Frauen und Jungfrauen ein dreimaliges Hoch. » *
— Fnkfurt a. M., 25. Juli. An dem heutigen Festzug nahmen 11—12,000 fremde und 1500 einheimische Turner theil. Voraus eine staatliche Cavalcads, etwa hundert Reiter auf schönen Pferden, als Anführer des Zuges, begleitet von einem Musikchor. Hinter ihnen ein vollbeladener Erntewagen mit Schnittern und Schnitterinnen, ein sinniges Intermezzo. Donnernde Hurrah und Hochs erschallen, aus allen Fenstern winken Hände, w.hen Tücher und aus den Reihen der vorbeimarschirendsn Turner ertönt ein hundertstimmiges »Gut Heil!" Es sind dir Amerikaner, die vorüber-- passittn. Dann folgen Belgier, Engländer, Holländer, Schweizer, Italiener und Ungarn, eine jede dieser Abtheilungen erregt einen neuen Beifallssturm unter der Zuschauermsnge. Hieran schließen sich die verschiedenen Tnr- nerschaaren. Aus Deutschland ist wohl kein einziger Landstrich, der nicht, wenigstens in einigen Repräsentanten im Zuge vorhanden wäre. Und wie viele fremde Städte! Am zahlreichsten vertreten ist das Königreich Sachsen, insbesondere der Gau Leipzig, am imponirendsten durch stramme Haltung erscheinen die Brandenburger und Westphalen; dis Württemberger und Oesterreicher zeigen sich am lustigsten und die Bayern offenbaren den gesundesten Durst, für dessen Befriedigung auch im Zuge gesorgt wird. Die nöthige Abwechslung erhalten die einzelnen Turnerschaaren durch anders Gruppen, dis zwischen ihnen xostirt find, wie dis verschiedenen Fest-Ausschüsse, dann der Fechtklub, dis Sängsrvsreine und die Feuerwehr. Kurz vor 2 Uhr langte der Zug auf dem Feftplatze an, dessen feierliche Uebergabe nunmehr stattfand. Dann begannen die Freiübungen unter Betheiligung von 2200 Turnern.
— Frankfurt «. M.. 26. Juli. Den Mitthsilungen über den Empfang der fremden Turner am Samstag haben wir nachzutragen, daß dis Turner aus Württemberg, im Ganzen über 400, welche um 8'/, Uhr Abends mit Extrazug hier eintrafen, von einem aus hiesigen Schwaben gebildeten Konnte empfangen und unter Vorarttrttt der eigens zu diesem Zwecke von einem Freunde gestifteten Standarte zum Sammelplatz unterhalb des Perrons geleitet wurden. Von hier aus richtete Friedr. Stoltze an dis Versammelten folgende Worte: „Württemberger, ich heiße Euch in Frankfurt herzlichst willkommen i So oft ich den Namen Schwaben höre, erinnere ich mich des schönen Plätzchens Erde, das der'GeburtSort Schiller'e, Uhland's, Kerner's und manch' anderer biederer Männer ist. Ich erinnere mich gerne der Lage, die ich dort verweilte. Heute, kann ich sagen, hat sich der schöne Neckar in den Main ergossen, denn Eure Gefühle münden in den Hafen unserer Empfindungen; der Freiheit die Ehre!" Ihm antwortete der Vor-
wo ich gestern das gerade Entgegengesetzte von Ihnen zu hören bekam. Sie erüsinnen sich vielleicht noch, daß Sie mich hier Ihren Freund nannten , von ewiger Dankbarkeit, «von Rettung Ihres Leben» sprachen. Bei Ihrem lebhaften Naturell ist es begreiflich, wenn Ihnen Ihre eigenen Worte rascher entfallen, als einem Freunde, dem Ihre geringsten Leußer- un<:sr, wichtig find. Aber wenn Sie die Güte haben wollen, sich den gestrigen Tag zurückzurufen —"
„Müssen Sie mich noch daran erinnern?" ries sie, in fassungslosen Schmerz ausbrechend , während ihr die Thränen in die Augen traten. »Ja wohl, ich war von Sinnen gestern, ich wußte nicht, was ich that und sprach, ich hatte ihn eben wiedergssehen, o, und da» bittere Gefühl, ihn verloren zu haben, hatte mich um mich selbst gebracht. Wenn Sie ein Freund gewesen wären, so hätten Sie mich zu mir selbst und zur Vernunft zurückgesührt, statt meine verzweifelte Stimmung zu mißbrauche», meine Worte, die ich in der blinden Verworrenheit herausstieß, zu Ihren Gunsten zu deuten — einen Auftrag herauszuhören, der nie und nimmer mein Ernst sein konnte. Ich haßte ihn gestern, ja! Ich hätte vielleicht mit einer gewissen Genugthuung gehört, daß ihn der Blitz getroffen habe, daß nun apch keine Andere die Seine «erden könne. Aber ihm einen Mörder zu dingen und diesem, wenn er ,seine Schuldigkeit gethan/ zum Dank für das vergossene Blut meine Freundschaft oder gar mehr zu schenken — haben Sie sich wirklich einbilden können, daß ich da« über meinen Stolz gewinnen könnte, oder gar über mein Herz? Wer find Sie mir denn? Ich kenne Sie ja kaum, und nach dem, wie Sie sich gegen Mich betragen haben — Aber mein Gott, ich kann hier stehen und
schwatzen, während er — was muß er von mir denken? In welchem Lichte muß ick ihm erscheinen! Nein, nein, das darf ich nicht dulden ich muß ihn sehen uns sprechen — um jeden Preis muß ich ihn darüber auftlären, wie frevelhaft man mit Mir gespielt — meine unglückselige Verlassenheit und Rachlosrgkeit mißbraucht hat. Halten Sie mich nicht auf, mein Herr! — Ich will zu ihm! — Wo find' ich ihn? Wo hat man den Aermsten hingsbracht?" (Fortsetzung folgt)
In Her Prima
Professor: Schämen Sie sich, Wiihelmi. einer solchen Antwort. Ihr Bruder Theodor hätte dar viel bester gemacht. Der verstand das Griechische, daß man seine Freuds daran hatte. Aber Siel
Wilhelmi: Entschuldigen Sie, Herr Professor, mein Bruder Theodor ist auch viel älter als ich. .
Professor:. Ach was. als Ihr Bruder hier bei mir den Sophokles gelesen hat, war ergeradesoaltwieSie.
Wilhelmi: Erlauben Sie. Herr Professor, mein Bruder Theodor war immer viel älter als ich!
DaS naive Modell.
Künstler (zum Modell): Wissen Sie, daß mir der Ban-uier Cohnheim sechstausend Mark für dis Juno gegeben hat, zu der Sie mir ge-
^ Modell: Sechstausend Mark für mein Bild?! Was würde der Mann erst für einen Kuß von mir geben! Wo wohnt er den»?