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Land des Turnerbunder Stuttgart, Nägele, worauf man in die prächtig geschmückte Feststadt einzog. empfangen von einem Jubel, wie er kaum and eren Turnern zu Theil wurde. Dichtgedrängt, Mann an Mann, waren die Straßen von Zuschauern besetzt und überall wurde „Gut Heil* den Schwaben ausgebracht. Die Damen wurden nicht müde, ihre Tücher zu schwenken. Von allen Ballonen, aus allen Fenstern scholl den Schwaben der herzlichste Gruß entgegen.
— Köln. 24. Juli. Seit gestern ist der nördliche der beiden Haupt- thürme unseres Domes vollendet. Seit mehreren Tagen war man mit dem Aufzug und der Aufstellung der bi« zu 100 Ctr. schweren Stein- theile der Kreuzblume beschäftigt gewesen. Ohne jeden Unfall war die schwierige Hebung und dis noch schwierigere Direktion der Lasten durch die Gerüste bis zu einer Höhe von 157 m von statten gegangen. Auch die Ausstellung wurde glücklich ausgesührt. Um 6 Uhr Nachmittags krönte die Kreuzblume den majestätischen Steinhelm, und der Niesenthurm war vollendet. In den nächsten Tagen wird mit den Vorbereitungen zum Aufzug der für den südlichen Thurm bestimmten Kreuzblume begonnen. Es kann nun nicht mehr bezweifelt werden, daß auch der zweile Thurm zn dem in Ausficht genommenen Termine, zu Anfang September d. I., fertig fein wird.
— Vor einigen Tagen spielte sich eine schreckliche Szene ab in^Braun- s chweig, und zwar auf dem höchsten Gerüste des Postgebäudes. Dort befanden sich der Bildhauer Link, welcher dem Steinhauermeister Lechner und einem Arbeiter des Letzteren, Worms, Fehler in der Ausführung der von L. übernommenen Steinmezarbeiten zeigen wollte. Hr. Link war ungern mit den beiden Männern, die ihm feindlich gesinnt waren, in die Höhe gestiegen und fühlte sich daher auf dem Gerüste höchst unheimlich. Nach einem kurzen Disput wurde er von Worms am Kragen gepackt, und zwar, wie Link angibt, in der Absicht, ihn aus der furchtbaren Höhe hinabzustürzen. Link aber, der bereits auf seiner Hut war, wich plötzlich zurück und entging dadurch dem Sturze. Nun aber wurde Link aufs Neue angegriffen und mit solcher Gewalt nach der Straßenseite zu gestoßen, daß er wirklich vom Gerüste stürzte. Glücklicherweise gelang es ihm jedoch, sich vor dem Herabsallen auf das Pflaster dadurch zu retten, daß er sich an einen Querbalken festklammerte. So hing nun L., Hilferufe ausstoßend, zwischen Himmel und Erde, jeden Augenblick den Stürz in die Tiefe befürchtend, wenn die Kräfte Nachlassen würden. Seine Lage wurde aber noch dadurch schrecklicher, daß seine Gegner, oder einer derselben, auf seine Hände schlugen. um ihn zum Loslassen zu zwingen. Inzwischen gelang es Link, auf einem Brette wieder festen Fuß zu fassen, von wo er auf das Dach klettern konnte. Aber auch hierher folgten ihm dis Rasenden, um noch einen dritten Versuch zu machen, den Gegner Ln die Tiefe zu stürzen. Link aber klammerte sich in der Todesangst so fest an einen Dachhaken an, dsß Lechner und Worms die Erfolglosigkeit ihrer Bemühungen einsahen und sich zurückzogsn. Link war später kaum noch fähig, einen Schritt zu machen, so halte ihn der Schrecken erschüttert. Dis beiden Thäter sind in Hast genommen.
Kissin gen, 27. Juli. Fürst Bismarck ist gestern Äbend O'/i Uhr hier eingetroffen und wurde enrhufiastisch empfangen.
Wien, 23. Juli. Am 22. d. gab der Schweizer Haury von Reinach, welcher am 21. in Gegenwart des Kaisers in 3 Minuten 49 Schüsse mit 44 Treffern und 109 Punkten abgegeben hatte, auf besonderes Verlangen des Erzherzogs Rainer wieder ein Schnellfeuer von 3 Minuten: 53 Schüsse mit 50 Treffern und 118 Punkten. Ein großartiges Resultat, dar mit allgemeinem Staunen ausgenommen wurde.
Bern, 26. Juli. Auf dem Vieler See versank gestern Abend bei einem Sturm der Dampfer „Schwalbe*; von 17 an Bord befindlichen Personen, worunter 7 Ehepaare, retteten sich nur zwei Männer.
^ ''S. Juli. Vom Schwurgericht des Seine-Departements
ist der Bäckerknecht Baude, der aus Rachsucht gegen seinen Meister Arsenik in den Brodteig gemengt und dadurch 300 Einwohner von St. Denis vergiftet und dem Tode nahe gebracht hatte, zum Tode verurtheilt worden.
In England droht der Regen förmlich zum politischen Ereigniß anzuschwellen. Seit anderthalb Monaten kaum einen Sonnenblick! Nur in der Woche ein- oder zweimal tritt das leuchtende Gestirn auf einige Minuten an d,e verschlererte Himmelsrampe, um zu zeigen, daß es noch nicht ganz verloren gegangen ist. Bei der Nothlage des ackerbautreibenden Standes, namentlich in Irland, sind die Aussichten daher sehr trüb, und es kann die Fortdauer dieses Wetters schlimme Folgen für den Staat haben.
New - Iork, 20^. Juli. Der neueste krankhafte Auswuchs de« sog. am erikamschen Sportwesens ist jetzt das Wetthungern. Ein gewisser Dr. Ta nner aus Minneapolts. Min»., hat nämlich gewettet, daß er sich 46 Tage lang jedweder Speise enthalten könne, und hat mit dieser Enthaltsamkeits- Prozedur am 28. Juni in der „Clarendon Hall* zu New-Aork begonnen Nach emer Timer-Depesche vom 15 .Juli batte Dr. Tanner bi« zum 16.
Tage 25'/z Pfund an Gewicht verloren, sein Puls war 95, dis Tempel ratur 98. Er war heiter aber schwach und nervös; bis dahin hatte er sich des Wassertrinkens so viel als möglich enthalten, jetzt jedoch nimmt er Wasser zu sich.
— Am Samstag hatte er nach einer späteren Depesche bereits 20 Tage gehungert. Puls 76, Temperatur 98,4, Respiration 16. Er trinkt viel Wasser und fährt häufig au», da er der Ansicht ist, daß Wasser und frische Luft ihn wirksam ernähren. An Gewicht hat er 27Vz Pfund abgenomme«, so daß er am Dienstag 132 Pfund wog. Seitdem ist er wieder schwerer geworden und am Freitag wog er 136'/e Pfund. Dr. Tanner ist heiter und voll Zuversicht, den 40. Tag ohne Nahrung erreiche« zu können.
Handel und Verkehr
— LandeSproduktenbörse Stuttgart. Börsenbericht vom 26. Juli. Mit Ausnahme einiger Gewitterregen war dis Witterung in den letzten 8 Tagen trocken und sehr heiß und die Roggrnsrnte ist nun fast überall im Gang. An den größeren Handelsplätzen hat sich während der vorigen Woche im Getreidehandel wenig verändert, indem von der neuen Ernte bis jetzt nichts am Markte und daher effektive Waare immer noch knapp war. An unserer heutigen Börse dagegen übte die neue Ernte sch on einen stärkeren Einfluß au», der sich namentlich auch durch die Nachgiebigkeit von S citen der Verkäufer bemerkbar machte. Wir notiren per 100 Kilogramm: Waizen amerik. 24 Mk. 75 Pf. bis 25 Mk., Waizen Ungar. 23 Mk. 75 Pf. bis 25 Mk.. Kernen 24 Mk. bis 26' Mk.. Dinkel 16 Mk. vis 16 Mk. 50 Pf., Hafer 14 Mk. 80 Pf., Rübenreps 25 Mk. 75 Pf. bis 26 Mk. Mehlpreise pro 100 Kilogr. incl. Sack bei Wagenladung. Mehl Nr. 1 : 37 Mk. bis 38 Mk.; Mehl Nr. 2: 35 Mk. bis 36 Mk.; Mebl Nr. 3: 32 Mk. 50 Pf. bis 33 Mk. 5o Pf.; Mehl Nr. 4 : 29 Mk. 50 Pf. bis 30 Mk. 50 Pf.
— Vom Fuß des Schwarzwaldss. 25. Juli. In der abgelaufenen Woche hat sich das Repsgeschäit ruhig fortentwickelt, was seinen Grund zum Theil auch darin hat, daß ganz wenige Käufer ausgetreten sind und es ist, wie wir vorausgesagt haben, eine Preisbesserung nicht eingetreten, Kohlreps hat sogar seinen Anfangspreis schwer behauptet und bei Rübenreps ist eine nur vorübergehende Besserung von etwa einer Mark per Ztr. deshalb eingetreten, weil einige Unterhändler sich selbst steigerten, worauf aber.sogleich eine sehr ruhige Stimmung eintrat. Es gibt einzelne Gemeinden, wo noch wenig, zum Theil noch gar nichts verkauft ist. Preise für KohirepS bis 13 Mk., für Rübenrep« von 10-11 Mk. per Zentner franko Bahn.
— Horb, 22. Juli. Die ungewöhnliche Hitze, die während mehrerer Tags andanerte, hatte schon in unseren Hopfenprodvzenten nicht geringe Besorgniß hsrvorgerufen, da man bei noch längerer Andausr der wahrhaft tropischen Hitze für die Hopfenpflanze den Kvpferbrand und das Schwarzwerden fürchtete. Glücklicherweise hat nun aber gestern ein recht erfrischender Regen der Pflanze wohl gethan. Der Stand der Hopfen ist ein ausgezeichneter und ihre Entwickelung, Dank der warmen Witterung, überraschend schnell vor sich gegangen.
— Rottenburg, 17. Juli. Der frühere Bericht über das gesunde und üppige Aussehen der Hopsenpflanzen und deren ungemein schnelles Wachsthum muß heute dahin ergänzt werden, daß dieselben bereits überall StangenhShe erreicht haben, und das will für Mitte Juli wohl viel heißen, sofern hier nur Hopfenstangen erster Qualität von 34—40 Fuß im Gebrauch sind. Bereits sieht man schon an vielen Tragranken blühende Döld- chen. In dem Hopfengarten des Privatiers Stopper im „Kalkweil* sind schon seit 8 Tagen ausgewachsene Frühhopfen zu sehen. Bei solch guten Aussichten aus eine volle Hopfenernte ist nach vorjährigen Hopfen gar keine Nachfrage mehr; erst wurden 10 Ballen im Wege der Gerichtsvollstreckung um Spottpreise verkauft.
— Biberach, 25. Juli. Rep«, au zwei Märkten 1329 Ctr., schöne Waare, der Ctr. -M 12. 05., 11. 80., rl. 10. Preise schwanken in Oberschwaben zwischen 11 und 12 «Ai.
— Saulgau, 24. Juli. Der heutige RspSmarkt war mit 1714 Ctr.
befahren. Hievon wurden 1431 Ctr. zum Preise von 11 5—35 L
verkauft. Gegenüber voriger Woche gingen dis Preise um 40—50 ^ zurück.
— Friedrichshafen, 25. Juli. Nachdem vergangene Woche der größte Theil des Roggens gut nach Hause gebracht worden war, kann nun diese Woche mit Schneiden des Korns begonnen werden. Schon seit . Jahren standen die Halmfrüchte nicht so schön. wie dieses Jahr, ebenso hat der Bauer ein besseres zweiter Futter (Oehmd) zu erwarten, das einigen Ersatz für die ausgefallene Heuernte bietet. Kartoffeln lassen ebenfalls nichts zu wünschen übrig, ebenso Hopfen; nächste Woche wird in Kaltenberg bereits mit Pflücken der Frühhopfen angefangen. Aepfelbäume stellen auch eine reiche Ernte in Aussicht. Seit diesem Frühjahr hat die Kultur der Cichorien in unserer Gegend einigermaßen Eingang gefunden; die Pflanzen versprechen ein günstiges Resultat beim ersten Versuch.
Amtliche Aekanntmachungen.
Konkursverfahren.
Ueber das Vermögen des Albert S ch a a l, Werkmeisters in Calw, ist da» Konkursverfahren eröffnet.
Die Eröffnung ist am 24. Juli 1880. Vormittags 7-/- Uhr. erfolgt und Herr immatr. Notar Haffner ^in Cal« zum Konkurs-Verwalter ernannt worden.
Konkursforderungen sind bis zum 23. August 1880 bei dem Gerichte anzumelden.
Zur Beschlußfassung über die
Wahl eines anderen Verwalters, so
wie über die Bestellung eines Gläubi- gerausschuffes und eintretenden Falls über die in H. 120 der Konkursordnung bezeichnet«« Gegenstände werden die Betheiligten auf Freitag, den 6. August 1 80. Nachmittags 3 Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderung auf
Freitag, den 17. September 1880, Nachmittags 5 Uhr, in dar Gerichtszimmer — im Rathhau» — vorgeladen.
Allen Personen, welche eine zur
Konkursmasse gehörige Sache in Be
sitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuidner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 5. August 1880, Anzeige zu machen.
Königliches Amtsgericht Calw.
Zur Beglaubigung dieses Auszugr:
Gerichtsschreiber Wandel.
Oberkollwangen,
Gerichtsbezirks Calw.
II. Liegenschafts- Verkauf.
In der Konkurs Greule, Bauers Unterzeichnete die freier Hand Montag, den 2 Vormittags auf dem hiesigen zweiten und le Ausschluß von
Sache der Jakob hier, bringt der Liegenschaft au»
August d. I..
10 Uhr
Rathhause zu« tztenmalemit Rachgeboten