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Donnerstag, den 29. Juli L88V

SS. I

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Die Redaktion und Expedition des Cslwer Wochenblatts."

Politische Nachrichten.

Deutsches Reich.

DisKöln. Ztg." schreibt:Das neue kirchenpolitische Gesetz ist noch nicht, in Kraft getreten (seine Gesetzeskraft beginnt erst am 4..August d. I.) und schon ist es zur Ausführung gekommen, indem einem seit 5Vs Jahren gesperrten Kaplan in Westfalen gestattet worden ist. seine früheren Amts- Verrichtungen wieder aufzunehmen. Herr v. Puttkamer hat somit seine Friedensliebe schnell gezeigt."

InDr e.'s den wurden in diesen Tagen einige Sozialdemokraten beim An- hsften von Aufrufen revolutionären Inhalts auf frischer That ertappt. Eine sozialbemokratische Versammlung, welche in Connewitz bei Leipzig als eine einfache Einwohnerversammlung ««gekündigt worden war, in welcher aber der Reichstags- und LandtagSabg. Liebknecht zu sprechen zugesagt hatte, wurde untersagt.

Frankreich.

Paris, 26. Juli. Gestern fanden bei der Fahnenübergabe an die Truppen in Cherbourg gegen den Admiral Ribourt, welcher von der Tribüne des Munizipalrathes nicht salutirre, feindselige Kundgebungen statt. Der Munizspalrath beschloß, zurüäzutreteu, wenn Ribourt nicht abbl- rufen würde.

Paris, 26. Juli. Der Rappel will von einem Briefe wissen, welchen die Königin Viktoria an den Sultan geschrieben, worin die Königin unter Bezugnahme auf die Beweise ihrer Freundschaft während ihrer ganzen Rc- gisrungszeit den Sultan im wohlverstandenen Interesse des türkischen Reiches ausgesordsrt hätte, dem Votum der Mächte durch eine entgegen­kommende Haltung zu entsprechen.

England.

London, 22. Juli. Das Basutoland ist Ln offener Rebellion. Trotz wiederholter Warnungen von erfahrener Seite wurde nach langem Verzüge der Entwaffnungsakt am 12. proklamirt. Der Häuptling Lestea mit wenigen Anderen sandten ihre Waffen ein, aber sie wurden den Boten, wie der neueste Bericht sagt, von einigen jungen Männern abgenommen. Gleichzeitig forderten die Häuptlinge Masusa und Lerothody das Volk zur

> Widersetzlichkeit auf, und dieses attaqrürte dis wenigen Loyalen. Maseru, der Hauptort des Landes, ist bedroht, der dortige englische Resident la höchster Gefahr. 3 Abtheilungen Kapschützen wurden ihm bereits zu Hülse gesendet und weitere Unterstützungen werden folgen. Eine Rücknahme des Entwaffnungsakts Seitens des Kolonialparlaments könnte wohl einem Blutvergießen, einem neuen südafrikanischen Kriege Vorbeugen; das Kap- parlament scheint jedoch dazu nicht geneigt und so hängt die Entscheidung ob Krieg oder Frieden in letzter Instanz nur mehr von der Weisung des Kolonialministeriums an den Kapgouverneur betreffs Zurückziehung d-s er­wähnten Aktes ab; ob sie rasch genug erfolgen kann und wird, bevor noch ein Gewaltakt gegen die britische Autorität geschehen, ist fraglich; sicher ,st aber, daß das Mutterland zu einem neuen Kriege keinen Penny und wahr­scheinlich auch keinen Mann beistellen, sondern die etwa nothw endig werden­den Opfer die Kolonie tragen lasten wird.

London. 27. Juli. (Unterhaus.) Der Marquis of Hartlngton erklärt: Die Proklsmirung AbdurrahmunS erfolgte mit Zustimmung Eng­lands. Er hoffe, die britischen Truppen würden demselben demnächst dis Regierung von Kabul und die des Landes übergeben, und sich in gesunde, die Beobachtung de« Fortgangs der Ereignisse erleichternde Stellungen zu­rückziehen, von denen aus die brittenfreundlichcn Häuptlinge geschützt werden können. Im Laufe des Herbst werden die Truppen nach Indien zurück- k ehren können. __

Tagesordnung

des K. Amtsgerichts Calw in den öffentlichen Verhandlungen

am Freitag, dm 30. Juli 1880, Vormittags V-9 Uhr:

Privatklagesache der Gemcmderäthe Bauser, Wdrner, Dürr und Müller von Sirnmozheim _ Kl., gegen Ad. Kienzle, Schultheiß von da, Bell, wegen Beleidigung. _

Tages-ReuigkeiLen.

Calw, 26. Juli. Wie verlautet, bekommt Calw und Liebenzell am Samstag den 14. August Einquartierung von badischer Reiterei, Calw mit 148 Pferden und Liebenzell ungefähr ebenso viel. Zu welchem Zwecks diese Abtheilungen unsere Gegend berühren, ist vor der Hand nicht bekannt.

Gechingen. DemEingesendet" über den hiesigen Erndte-Bericht sieht man auf den ersten Blick an, daß es einen Verfasser hat, der von Landwirthschaft gar nichts versteht, denn in seiner vermeintlichen Wider­legung ist für ihn allerdings unbewußt gerade das beste Zeugniß für Gechkkgens Betrieb ausgestellt. Ein Ort, der soviel Erzeugnisse in Fleisch, Mich, Butter und Frucht jährlich ausführt, daneben noch ausge­dehnten Handels-Gewüchsebau treibt, müßte verarmen, wenn nicht von Auswärts wieder einiger Ersatz, sei es in künstlichen Dung- oder Krasl- futter-Mitteln, sei es in Heu und Stroh, eingesührt würde.

Daß die Gechinger dies einsehen und den Calwern ihr Futter abkaufen und Gottlob auch bezahlen, ist ein Glück für sie und beweist, daß sie bei dem Herrn Einsender keinen landwirthschastl. Unterricht zu nehmen brauchen.

Stuttgart, 24. Juli. Auf dem Platze an der Stöckach-Metz­straße fand heute eine Feuerlöschprobe mit dem in den Blättern em­pfohlenen Tegernseeer Löschmitiel statt. Es war ein großer Scheiterhaufen aufgerichtet, der eine Strohunterlage erhielt, um das Petroleum auszusaugen; der Holzstoß wurde mit circa 40 Liter Petroleum begossen und angezündet.

Feuilleton.

Ein Abenteuer.

Novelle von Paul Heyfe.

. (Fortsetzung.)

Ihre Schuldigkeit?"

Und zwar, Gott sei Dank, ganz in der rechten Weise, nicht z wenig, nicht zu viel. Er ist daran erinnert worden, daß selbst ein so eil ganter Egoist, wie er. nicht ungestraft einen schlechten Streich begehen kan, daß es noch Männer gibt, die einem beleidigten Mädchen"

Sie haben sich mit ihm geschlagen? Sie haben ihn vei wundet? oder gar'

Nur einen kleinen Denkzettel, wie gesagt, eine sehr unschuldige Kugel in die rechte Schulter. Ein paar Wochen Zimmerarrest. eine interessante Bläffe und die Unmöglichkeit, in diesem Winter seiner Tänzerin den Arm zu kräftig um die Taille zu legen nicht» weiter. Der Arzt hat mir auf das Bestimmteste versichert, daß von Gefahr keine Rede sei. Uebrigens muß ich ihm dar Zeugniß geben: er hat sich auch bei dieser Geschichte als ^^^üdeten Gentleman gezeigt. Ich habe sogar, als er schon in den Wagen gebracht war, einen ganz kameradschaftlichen Händedruck von rhm bekommen, von einem Seufzer begleitet, der vielleicht an eine anders Adresse gehörte. Nun aber, da Alle» so glücklich abgelaufen ist"

Er näherte sich ihr mit aufgeregter Zutraulichkeit; war doch der Augenblick gekommen, den er sich hundertmal mit den leuchtendsten Farben

ausgemalt hatte, wo er den Lohn für seine aufopfernde Treue ernten, den Dank seiner Dame davontragen sollte.

Sie haben mir noch immer keine Hand gegeben!" bat er, indem er Miene machte, fiL eines der weißen kleinen Händchen zu bemächtigen, mit denen sich die schöne Verlassene auf die Lehne des Sophas stützte. Wer wie wenn ein Räuber sie überfallen wollte, fuhr sie zurück und flüchtete hinter den Tisch «m Sopha.

Eine Hand?" rief sie.Ihnen eine Hand? Sie muthen mir zu, die Hand zu drücken, die eben sein Leben bedroht, die sein Btut vergossen hat? Sind Sie von Sinnen, mein Herr, oder glauben Sie, daß ich den Verstand verloren habe? Sie kommen mit triumphirendem Ge­sicht zu mir, mir zu erzählen, daß Sie einen Streit vom Zaun gebrochen haben, um ihn blutig auszufechten; und zum Dank für diese herrliche That erwarten Sie wohl gar Aber Sie haben sich verrechnet! Ich bin nicht verantwortlich für dieses Verbrechen, für diese unglückselige That. und wenn da« Aergste eintriffl, wenn der Arzt sich geirrt hat und dis Wunde nein, nein, ich darf nicht daran denken! Da» aber erkläre ich Ihnen: wie es auch werde» mag, von mir hoffen Sie nicht auf Dank; es ist schon viel, wenn ich Ihnen je verzeihen kann, so eigenmächtig in meinem Namen gehandelt haben, und jetzt jetzt verlassen Sie mich, und auf Nimmerwiedersehen!"

Er stand ihr gegenüber und starrte sie eine Weile an, als wisse er nicht, ob er seinen eigenen Ohren trauen dürfe.

Verzeihen Sie, mein Fräulein," sagte er dann mit plötzlich er­nüchterter Stimme,wenn ich nicht irre, war e» auf dieser selben Stelle,