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Altona, 21. Juli. Nachdem Finanzminister Bitter gestern in Be­gleitung hoher Zoll- und Regierungsbeamten die Hambnrg-Altonaer Grenze in Augenschein genommen, begab er sich heute ngch Euxhafen, um sich da­selbst über die projektirte Elbzollgrenze zu informiren.

-Oesterreich-Ungarn

Wien, 2t. Juli. Die lauwarmen Deutschen in Oesterreich und die Regierungskreise sind unangenehm berührt davon, daß auf dem Schützen­feste eine kleine Demonstration für das Deutschthum, für dis Verfassung und die Freiheit ftaltgesuuden hat. Man betont, da« Schützenfest sei ein rein österreichisches und er hätte jeder Parteihader davon fern gehalten wer­den sollen. Nun, das ist ein ungerechter Standpunkt. Wenn dar Fest in dem Sinne ein österreichische« sein sollte, wie die Lauwarmen meinen, so hätten die Czechen, Polen und Slovenen nicht durch ihre Abwesenheit da­gegen demonstriren dürfen Diese Elemente wachten da» Fest zu einem exklusiv deutsch-österreichischen, und es ist Thorheit, verbieten zu wollen, daß man eine Thatfache loustalire. Wenn den Slaven das Fernbleiben vom Feste erlaubt ist. kann es den Deutschen nicht verwehrt werden, zu sagen, daß eben nur sie das patriotische Fest feiern.

Wien, 22. Juli. Ich erfahre positiv, daß die europäische Ver­ständigung wegen der Flsttendemonstralion nunmehr perfekt ist. Termin und die Frage de« Äommanvo's ist jedoch noch nicht erledigt. Die Ver­ständigung betrifft dlos eine Demonstration; Truppenladung oder Beschießung ist zunächst ausgeschlossen. Oesterreich entsendet 2 Kriegsschiffe, die anderen Mächte wahrscheinlich ebensoviel, die Demonstration an der Küste der Adria erfolgt vrrmuthlich früher als an der griechischen Küste.

Feankrei ch.

Paris. 2Z. Juli- DerKöln. Zlg.' wird von hier gemeldet: Die deutsche Regierung har heute hier mjtgetheilt, die Nachricht, daß eine An­zahl deutscher Offiziere nach der Türkei gesandt worden, sei falsch; zwar habe die Pforte schon seit einigen Monaten dahin lautende Anträge gestellt, aber: erstens auf Veranlassung eines französischen Offiziers in türkischen Diensten, und zweitens hebe sich bis jetzt kein deutscher Offizier gemeldet. La jetzt dar Gerücht gehe , daß die Pforte diese angeb sichen Offizicrüber- tritte benütze, um den Beschlüssen der Berliner Konferenz zu trotzen, so werde Deutschland ln keiner Weise den Uebertrilt begünstigen, bis die Pforte sich gefügt habe.

Paris, 22. Juli. Die Armee Franyaise, das militärische Wochen­blatt Gambetta har als Ttzarsache angekündigt, daß die französ. Regier­ung auf Bitten Griechenlands sich entschlossen habe, eine militärische Mis­sion. bestehend aus Offizieren -aller Waffengattungen, nach Äther: zu ent­senden. Chef dieser Mission würde General Thowassin sein. Thamasstn ist ein geachteter und beliebte: OPzier, auch in deutschen Kreisen. Er hat als Direktor der Infanterie im KriegSministsrium Gelegenheit gehabt, sein organisatorisches Talent anrzubttdeu, und ist augenblicklich Kommandant der 2 Artilleriedrlgade in La Fere. Wie viele Offiziere ihn begleiten werden, ist noch unbestimmt; jedenfalls aber ist die schon aufgetauchte Zahl 60 viel zu hoch gegriffen, vremiehr wird versichert, daß es sich um 45 Offiziere handle, mit deren Hülse man hoffe, das griech. Heer in 3-4 Jahren auf den Standpunkt der moderne» Kampffähigkeit zu erheben.

England.

London, 22. Juli. Nach Daily News ließ dis Regierung in der gestrigen Zusammenkunft afghanischer Häuptlinge erklären, die Königin er­kenne Abdurrhaman als Emir von Afghanistan an; dir britischen Truppen würden sich demnächst hinter die durch den Vertrag von Guudamo! bestimmten Grenzen zürücknehen. Tie Häuptlinge nahmen die Erklärung schweigend entgegen.

Türkei.

Kon st a nt in ope!, 22. Juli. Der Fürst von Montenegro hat den Vorschlag der Pforte. eins Untersuchungskommisston bezüglich des seitens der Albanesen unternommene» Angriffes einzusetzen, abgelehnt und seinen Ge­schäftsträger angewiesen, Konstantirwpel zu verlassen; letzterer wird wahr­scheinlich morgeu abreifen.

Montenegro

Cettinje, 23. Juli. Der Fürst v. Montenegro sah sich lediglich wegen der in den Noten der Pforte enthaltenen Angaben, wonach der jüngste blutige Zusammenstoß zwischen Albanesen und Montenegrinern von letzteren herbeigeführt sei, veranlaßt, die diplomatischen Beziehungen abzubrechen und den Vertretet Montenegros aus Konstantinopsl zurückzuderufsn.

Tages-MsrrigkeLten.

Leonberg, 22. Juli. Heute Mittag 12 Uhr hat der Blitz im Gerlinger Gemeindewald das W-ingärtner Neidle'sche Ehepaar getroffen; die Frau war sogleich tobt und bei dem Mann zweifelt man am Aus­kommen; demselben wurde die Taschenuhr ganz zerschlage»; beide waren mit Grarmähen beschäftigt.

Zuffenhausen, 21. Juli. Vergangene Nacht wurde den Eisen­bahnstationen Kornthal und Dizingen sin Besuch abgestattet in der Absicht, die Kasse zu berauben. Dw gleiche Methode,. welche auf beiden Stationen eingehalten wurde, läßt aus einen und denselben Verbrecher schließen. Derselbe nahm nämlich je an einem Fenster des Kassenbur-auS das Gitter vermittelst Abschraubers hinweg, hob die Scheibe au« und schlüpfte durch die entstandene Oeffnnng in das Kassenzimmer; der Versuch, die Kaffe zu öffnen, mißlang vollständig ans beiden Plätzen; dagegen sollen dem Einbrecher in Kornthal 40 und in Dizingen 28 -2L Handgelder, welche nicht zu den Kaffenbeständsn gehören, zugefallen sein. In Dizingen erwachte der Stalivnsvorstan'o an dem verursachten Geräuschverfolgte den Einbrecher, ohne denselben jedoch ergreifen zu können

Stuttgart, 24. Juli. Heute Nachm. 1 Uhr versammelten sich 250 Turner (Oberländer und Remsthäler 140 und Stuttgarter 110) im Adelbergerhof. von dort aus erfalgre gegen l'/r Nhr der Abmarsch mit dm Vereinsfahnm und unter Vorautritt einer Musikkapelle zum Bahnhof- um 2 Uhr fuhren d:e Turner mittelst Extrazugs zum Feste nach Frankfurt.

--Ludwigsburg, 22 Juli. Die Hebungen der hiesigen zwei Ka­vallerieregimenter im Schwimmen zu Pferde im Neckar bei Aldingen und Neckarweihingeu ziehen viele Zuschauer an, die sich der Unerschrockenheit und Gewandtheit unserer braven Truppen bei diesen schwierigen und nicht gefahrlosen Exerzitien erfreuen.

Tübinge«. 22 Juli. Der zum Tode verurtheiite Jakob Mast von Bondarf, O.A Herrenberg. der Mörder seiner Schwester, wurde durch K. Entschließung vom 18. d. M. zu lebenslänglichem Zuchthaus be­gnadigt.

Oes ch ingenim Steinlachthale. 19. Juli. Ein Tag großen Schreckens liegt hinter uns. Gestern früh noch 5 Uhr zog ein heftiges Gewitter mit gewaltigen Donnerschlägen über unser Dorf hin und mit fürchterlichem Krachen schlug der Blitz ein Irr einem Augenblick standen mehrere größere Scheuern in Flammen und schnell wurde, von einem leichten Winde orige- facht, das Feuer auch auf die Wohnhäuser übergetragen. Was fleißige, reitende Hände in der Eile und Aufregung zu rhun vermochten, wurde ge­leistet. Die Feuerwehren von hier, von Wössingen, Gönningen. Thalhelm und Ofterdingen wetteiferten mir den hiesigen Bewohnern und suchten, das gewaltige Element zu bemsistern, wa- endlich gegen Mittag gelang. t2 Scheuern mit den eingeheimsten Heuvorröthen und 4 Wohnhäuser mit vielem Haurrath liegen auf einem rauchenden Schutthaufen. Dar Vieh wurde gerettet bis auf 2 Ziegen, welche verbrannten. Tiefe Trauer liegt auf der ganzen Gemeinde. Allgemein ist die Theilnahme mit den Abgebrannten.

Kirchhei m u. T.. 21. Juli. Als gestern der zweite Gasometer unserer Gasfabrik in Betrieb geatzt werden sollte, brach die ihn bedeckende Glocke auf einer Seite ein. wodurch sie auf der andern Sette über das Bassin hinausgedrückt wurde, und sofort entströmte unter sturmarrigenr Rauschen das in großer Masse vorhandene Gas. Da der erste Gasometer in Reparatur sich befindet, so haben wir einige Abends das Vergnügen, uv» der früheren BeleuchtungSinittel der Erdöilampe oder des Talglichte« zu bedienen.

Ulm. 23. Juli. Auf der Äld hat sich gestern Abend ein Gewitter mit schrecklichem Hagel entladen, so daß die Gemeinden Beimerstetten,

lichtete. Es schlug eben neun Uhr, als vor dem Hause, wo die Profel- > sonn wohnte, eine Droschke hielt und unser ritterlicher Freund. wohlbe- > halten und mit einem G-sicht, das von freudiger Hoffnung strahlte, heraus- > sprang, um die Treppe zu seiner Dame im Flüge hinaufzustürmen. Es schien, daß man ihn erwartet hatte Denn ehe er droben noch die Hand an den Glockenzug legen konnte, öffnete sich schon dis Thür und sie selbst trat über die Schwelle.

Sie find es?" rief sie ihm in leidenschaftlicher Aufregung entgegen, indem sie mit schwankendem Schritt ins Zimmer zurücktrat und ihn folgen ließ.Wir sino allein! Reden Sie! Was bringen Sie mir? O mein Gott, was werde ich:en!"

Er wollte ihre Hand ergreifen; sie that, als verstünde sie es nicht.

Rasch, rasch!" drängte st-.Sagen Sie mir, was geschehen ist Sie sehen so vergnügt au« mein Gott, wenn Sie wüßten, wie mir zu Muth ist, was ich aurgcstanden halbfett Ihrem Briefe, wie verzweifelt ich war, daß ich weder Ihre Wohnung noch Ihren Namen wußte I So schwer bestraft zu werden für das unbedachte Vertrauen, da« ich einem ganz Fremden geschenkt hatte! Aber reden Sie doch l Haben Sie ? Ist er ?"

Liebste Freundin," sagte er,lassen Sie wich denn zu Worte kom­men? Wenn ich vergnügt aussehe, so hat da« freilich seinen guten Grund. Man pflegt so aurzusehen, wenn man seine Schuldigkeit ge- than hat." (Fortsetzung folgt.)

! Spargel». Beim Anblick des köstlichen Gemüses läuft ihnen das Wasser > im Munde zusammen; indessen können sie über die Art der Zubereitung durchaus nicht einig werden. Da Keiner seine Meinung aufgeben will, wird endlich beschlossen: die eine Hälfte mit Butter, die andere mit Sauce zu essen. Die Köchin erhält die Weisung. Ehe aber d,e Mahlzeit noch bis zum Spargel gediehen ist, wird der Eine der Freunde plötzlich vom Schlage getroffen und fällt bewußtlos vom Stuhle. Der Andere wirst sich sogleich über ihn, fühlt ihm an den Puls und überzeugt sich, daß hier keine Hilfe mehr möglich sei. Sr erhebt sich bitterlich weinend, öffnete die Thür und ruft schluchzend hinan« .-B adelte, alle Spargeljetzt mit S aucel"

Im Rechenunterricht.

Lehrer: Um euch das Wesentliche der Regel de Tri noch weiter klar zu machen, wollen wir jetzt einige Beispiele vornehmen. Wenn ein Pfund Kaffe« (sich unterbrechend): Weiß vielleicht Jemand von euch, wie viel jetzt ein Pfund Kaffee kostet?

Die Klasse schweigt.

Lehrer (weiter): Hat denn noch Niemand von euch einmal Kaffee gekauft? (Im Hintergründe wird eine erhobene Hand sichtbar.) Run. Fritz, wie viel hast Du denn für's Pfund bezahlen müssen?

Fritz : Mei Voater hat'» uf schreiben loass en!

Der Spargelsreoud.

Zwei raffinirte Feinschmecker, alte Herren, i« Begriffe sich zu« Souper nieder; »setzen, erhalten unvermuthet eine Sendung vortrefflicher

Präziser Ausdruck. . ^ . .

Bei der großen Kälte im letzten Winter hat sich mein Mann orer Hnndfinger und beide Gefichtsbacken erfroren.

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