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Lkatt erscheint am Dienstag,Donnerstag u. Samstag. Abon- nementSpreiS halb­jährlich 1 -6 80 L durch die Post bezo­gen in, Bezirk 2 -6 30 L . sonst in ganz Württemberg 2 -6 70 L.

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Die Einrückungs­gebühr beträgt 9 L für die vierspaltige Zeile oder deren Raum.

Nro. 86

Dienstag, den 27. Juli L88V

»5. Jahrgang.

AusCakwee Wochenblatt" >

werden für die Monate August und September wieder von sämmt- lichen K. Postämtern, Postexpeditionen und Postboten Bestellungen ange­nommen zum Abonnementrpreis von 80 Ptg im Bezirk und 90 Psg. außerhalb desselben. Für hier kann täglich bei uns selbst abonnirt werden, und laden wir zu zahlreichen Bestellungen freundlichst ein.

Annoncen in unserem Blatte sind bei seinem sich immer mehr erweiternden Leserkreis in der Regel vom besten Erfolge. Wir laden darum das geehrte Publikum freundlichst ein, sich unseres Blattes zu An­noncen mit der Zuversicht des Erfolge» zu bedienen, mit dem Bemerken jedoch, daß Annoncen, die nicht Borwittags vor Lt Uhr ausgegeben werden, nicht mit Sicherheit darauf rechnen können, noch an demselben Tage in das Blatt ausgenommen zu werden. Privat-Znnonc-n gewähren wir bei mehrmaligem Erscheinen hohen Rabatt.

Die Redaktion und Expedition desCalwer Wochenblatt»."

Amtliche Dekanntmachungen.

Calw. Bekanntmachung betr. die Ordnung des amtlichen BezirkspostverkehrS.

Die in der Amtsoersammlung vom 30. April d. I. revidirte Ord­nung für den amtlichen Bezirkspostverkehr innerhalb des Oberamtsbezirks ist heute an die zum Bezug von Bezirks - Portowerthzeichen berechtigten öffentlichen Stellen und Personen versandt worden, und werden nunmehr die Betheiligten auf die neuen Bestimmungen mit dem Nnfügen aufmerk­sam gemacht, daß durch die erfolgte Revision eine Aenderung hauptsächlich darin eingelreten ist, daß

1) unter die zur Benützung der Bezirkswsrthzeichen berechtigten Stellen die K. Notariate ausgenommen wurden,

2) die Benützung der Bezirkswerthzeichen nunmehr auf alle Sendungen in Privatangelegenheiten Einzelner im gegenseitigen Verkehr der in K 2 der Bezirksortnung «ufgesührten Personen und Stellen ausge­dehnt und

3) die Verwendung der Werthzeichen zur Frankirung von Nach­nahmen fernerhin nicht mehr gestattet ist.

Den 23. Juli 1r?80. K Oberamt.

Flaxland.

Calw. An die Gemeindebehörden.

Unler Hinweisung auf den Erlaß des K. Verwaltungsraths der Ge- bäude-Brandversicherungsanstalt vom 9. d. M, (Minist.-Amt«blatt Nr. 16.) werden die Gemeindebehörden ausgefordert, nach Maßgabe des Act. 12 des Gesetzes vom 14. März !853 (Klumpps Handausgabe S. r5 lit. a.) nach geeignetem Aufruf der Betheiligten zur unverweilten Anmeldung die Durch­sicht des Feuerversicherungsbuchs hinsichtlich der bei derLander- anstalt versicherten Fabriken und anderen Gebäuden mit werthvollen Zubehörden alsbald vorzunehmen und das Ergebniß unfehlbar bis 24. Anglist d. I hierher anzuzeigen. Hiebei find die zu schätzenden Gebäude und Zubehörden unter Angabe ihres muthmaßlichen

Weither einzeln zu bezeichnen, tamit daraus entnommen werden kann, ob ! die Absendung des Brandoersicherungt-Jnspektors nothweudig ist; auch ist ! wegen der Feststellung des Reiseplans des Inspektors der für die betreffende Schätzung nothwendigs Zeitaufwand soweit möglich anzugeben.

Von Gemeinden, in welchen sich Fabriken oder andere Gebäude mit werthvollen Zubehörteil nicht befinden, sind Fehlanzeigen ein- zusenden.

Schließlich werden die betheiligten Hebäudebesitzer auf die genaue Einhaltung des gegebenen Termins unter dem Anfügen aufmerksam ge­macht, daß spätere Anmeldungen entweder, wenn der Bcandversicherungs- Jnspektor keine Zeit mehr dazu findet und bere.ts im betreffenden Ort oder Bezirk geschätzt hat, gar nicht berücksichtigt oder jedenfalls nur als außerordentliche, auf Rechnung der Fabrikbesitzer vorzunehmende Schätzungen behandelt werden könnten.

Ten 24. Juli 1880. K. Oberamt.

F l a x l a n d.

Amtliches.

Vom 1. Aug. ab sind Postkarten mit Antwort auch im Verkehr mit Oestreich-Ungarn zulässig. ES finden in der Richtung nach Oesireich-Ungarn dieselben Formulare und die­selbe Taxe (10 Anwendung wie bei Postkarten mit Antwort im inneren deutschen bezw. württ. Verkehr. Postkarten mit Antwort müssen vollständig 'frankirt werden. Mit Post­karten aus Oestreich eingehende Antwortkarten dürfen nur zu Antworten nach Oestrcich, solche aus Ungarn nur nach Ungarn verwendet werden. Dre Postkarten mit Antwort im Verkehr mit Oestreich-Ungarn können auch unter Einschreibung abgcsandt werden.

Die Einschreibgebühr für den Hinweg ist bei der Einlieferung zu entrichten; soll die Ant- ! wortkarte ebenfalls unter Einschreibung znrückgcsandt werden, so ist die Gebühr von 20 L von dem Absender der Antwortkarte zu zahlen.

Politische Nachrichten.

Deutsche- Reich.

Backnang, 23. Juli. Bei der gestern im Bezirk stattgefundenen - Landtagswahl haben von 5782 Wahlberechtigten 3261 abgestimmt. Noch

in.der letzten Stunde wurde Reg.N. Drescher gegenüber von einigen Murr- hardtern ein Gegenkandidat in der Person des Gutsbesitzers und Anwalts Ellinger von Mettelberg aufgestellt. Bei der heutigen Zählung haben von diesen beiden Kandidaten Stimmen erhalten: Drescher 1250, Ellinger 19^3 St, somit ist Ellinger mit einer Mehrheit von 703 Stimmen zum Abgeordnete» gewählt.

München, 23. Juli. In Sachen der Landtagswahlreform ist zu verzeichnen, daß die Regierung auf die gestellte Präjudizialvorfcage, ob dieselbe bei einer Wahlreformvorlage das direkte oder indirekte Wahlsystem zur Grundlage nehme, die Annehmbarkeit des direkten Wahlsystems absolut verneinend beantwortet hat.

Ko bürg, 20. Juli. DieKoburger Zeitung" bringt die nicht un­wichtige Meldung, daß die Finanzminister nmtlicher deutscher Bundes­staaten, welche im vorigen Jahre in Heidelberg über Sieuer- und Zollfragen vertrauliche Besprechungen gepflogen haben, in allernächster Zeit diese ihre Berathungen und Verhandlungen in hiesiger Stadt wieder fortsetzen werden. Die Einführung des Tabaksmonopols soll den Hauptpunkt der De­batten bilden.

Feuilleton. ^

Ein Abenteuer.

Novelle von Paul Heyse.

(Fortsetzung )

Er nahm fernen geliebtenTaugenichts" zur Hand und streichelte das kleine Buch mit einer gewissen dankbare» Zärtlichkeit, da es die ganze Geschichte doch eigentlich angestiftet hatte. Aber darin zu lesen, wollte ihm nicht glücken. Was waren all diese bunten Abenteuer gegen sein erleb­tes! Zum ersten Mal erschienen ihm die Farben matt und der Ton hie und da gekünstelt. Er legte das Buch wieder aus der Hand und überließ sich, im Zimmer auf und ab gehend, seinen rosigen Träumen.

So verging ihm der Tag wie in einem festlichen Rausch, au« dem er keinen Augenblick zu nüchternem Bewußtsein erwachte. Seine Wirthin, die ihn nie so gesehen, wagte nicht zu fragen, was ihn denn so' lustig stimme. Sie sprach mit ihrer Tochter darüber, der die Sache nicht minder räthselhaft vorkam, so daß sie sich endlich ein Geschäft auf seinem Zimmer machte. Es dauerte wohl eine Viertelstunde, bis sie wieder herauskam. Ein Abglanz von der sonnigen Stimmung, in der sich ihr Miether befand, schien an dem sehr reizlosen Gesicht der tugendhaften Jungfrau hängen geblieben zu sein. Doch' behauptete sie, auch jetzt noch ' nicht genau zu wissen, was eigentlich vorgefallen sei. Er habe sich lange und freundlicher als je mit ihr unterhalten, und als sie zufällig einen broncenen Briefbe­schwerer betrachtet, habe er sie gefragt: ob sie den wohl zum Andenken an ihn bewahren wolle d und dann trotz ihrer Weiterung darauf bc-!

! standen, daß sie ihn mitnahm. Es waren zwei kleine Hände, die sich ge- ! faßt hielten, auf einem albasternen Kiffen.

MutterI" hauchte die Verschämtewenn ich mich nicht ge­täuscht hätte, wenn er der Erste wäre, der mich verstünde-1"

Doch schien es mit dem Verständnis noch nicht ganz richtig zu sein. Vielmehr, als sie ihm eine Stunde später das Esten auftrug, war er so in seine Gedanken verlieft, daß er sich nicht einmal nach ihr umsah; dann blieb er freilich auch den Rest de« Tage» zu Hau«, aber nicht ihretwegen. Mit einer heimlichen Schadenfreude dachte er daran, daß. wenn s i e etwa andern Sinne« würde und aus Großmuth ihm befehlen möchte, den Be­leidiger zu schonen, sie weder seinen Namen noch seine Wohnung wußte und daher Nicht« mehr von dem, waS er für sie zu thun vorhatte, zu hindern im Stande war. Darum wollte er auch jedem Zufall Vorbeugen, der st« auf der Straße vielleicht wieder mit ihm zusammengeführt hätte. Wozu sollte er auch ausgehen? Die Welt draußen war ihm ganz gleich- gilttg; bessere Gesellschaft, als er sie in der Einsamkeit genoß, konnte er draußen doch nicht finden.

Er setzte sich an seinen Tisch und fing an, Versean die Geliebte" zu dichten. Es floß ihm wie noch nie au» der Feder. Dazu rauchte er eine nach der andern seiner besten Cigarren, bis ihn endlich die Gedanken ermatteten. Da legte er sich zu Bett, nachdem er vorher wohl dreimal seiner Wirthin eingeschärft hatte, ihn morgen pünktlich um sechs Uhr zu wecken.

Der Morgen war bitterkalt, und die falbe Sonnenscheibe schwamm wie ein blasser Mond durch den grauen Nebel, der sich nur langsam