Berns! att und weitere 4—5 Ortschaften ihrer Erntehoffnungen fast vollständig beraub! sind.
— He chingen, 22. Juli. Ein Arzt in Stockach schnitt vor einigen Tagen einem hohenzollern'schen. im Kriege von 1870/71 verwundeten Landwehrmann aus Mindersdorf eine Kugel aus dem Rücken, nachdem schon früher an derselben Stelle eine Kugel entfernt worden war. Die letzte Kugel war etwas platt gedrückt, wonach angenommen wird, daß eine Kugel die andere getroff-n habe.
— Straß bürg, 2». Juli. Heute Morgen gegen 6 Uhr fing plötzlich eins bei den gedeckten Brücken gelegene Badeanstalt an zu finken und ging schließlich vollständig unter Wasser. Den sich auf der Anstalt befindlichen Badegästen gelang es, sich zu retten, so daß durch den Vorfall ein weiteres Unglück nicht zu beklagen ist.
— Langendiebach bei Hanau, 22. Juli. Heute Morgen explodirte m des großen Cigarren-Kistchen- und Wickelformen-Fabrik Brüning und Sohn der Dampfkessel. Die weit ausgedehnten Fabrikanlagen liegen in Schutt und Trümmern und leider find auch mehrere Menschenleben zu beklagen. Der Kessel der 50 Pferdekraft starken Maschine war gestern Abend angeheizt und von den Fabrikinhabern selbst kontrolirt worden. Die Jntriebsetzung fand heute Morgen, etwa Vs Stunde vor Beginn der Arbeitszeit statt. Als der Maschinenführer dem Heizer den Befehl geben wollte, die Maschine arbeiten zu lassen, erfolgte die Explosion, deren Wirkung eine wahrhaft furchtbare war. Das Vordertheil des Kessels flog gegen das Dorf.und fiel auf eine Scheune, deren Dach vollständig durchschlagen wurde. Andere Keffeltheile wurden nach verschiedenen Richtungen bis in Entfernungen von etwa 150 Meter hinausgeschleudert. Die schweren Eisenplatten waren wie ein Stück Pappe zusammengedriickt, ebenso die eisernen Thüren. die zu den einzelnen Fabrikräumen führten. Glücklicherweise waren.während des Ereignisses erst wenige von den Hunderten von Arbeitern, welche die Fabrik beschäftigt, in derselben anwesend. Getobte! wurden sofort der Heizer und ein Arbeiter, beide Familienväter. Mehrere Andere wurden mehr oder minder schwer verletzt.
— Minden, 19. Juli. Der ,Fr. Ztg." wird geschrieben: Der seit ca. 25 Jahren im Dienste der Köln - Mindener ^.Eisenbahn stehende Zugführer Bülow von hier fiel gestern beim Coupiren der Dilleis in voller Fahrt in der Nähe Duisburg vom Trittbrett, wurde von den felgenden sechs Waggons überfahren und heute als fast unförmliche Masse hierhergebracht. Wann endlich wird das Coupiren während der Fahrt aufhvren?
— Vor einem Vierteljahre etwa ging durch die Zeitungen eine kurze Nonz, daß sich in Grambke bei Vegesack ein junges Mädchen befinde, welches etwa 6 Wochen hinter einander geschlafen habe, ohne aufzuwachen. Dem Hamiov. C. wird nun die obige Meldung bestätigt und durch folgende Mittheilungeu ergänzt: Das schlafende Mädchen ist die 29jährige, sonst ziemlich kräftige Tochter des Gemeindevorstehers, welche von Mitte Januar ! ab 6 Wochen geschlafen und dann mit kurzen Unterbrechungen bis jetzt auch wieder in tiefem Schlaf gelegen hat. Gegenwärtig schläft sie wieder seit 14 Tagen, ohne daß es möglich ist, sie zu erwecken. Da ich wegen der Einquartrrung mit dem Vorsteher in dessen Hause zu thu» hatte. Habs ich
I mir dis Schlafende auch angesehen. Die Eltern zeigten sie uns bereil- l willigst; dieselbe hat eine blaffe Gesichtsfarbe mit einer leichten Röthe auf ^ den Backen. Der Vorsteher erzählte mir, daß man ihr gewöhnliches Essen im Schlafe eingebe; dasselbe wird ihr in den Mund gesteckt, worauf sie es ohne Mühe hinunterschluckt. Im Bette wirft sie sich häufig von einer Seite auf die andere. Wenn stc wach wird, weiß sie nicht, daß sie so lange geschlafen hat, kann sich überhaupt auf gar nichts besinnen, während sie sonst ganz vernünftig spricht und antwortet. Vor einigen Jahren wurde in Potsdam bei einem Ulanen ein ähnlicher Fall beobachtet. Dem Ulanen mußte aber Nahrung auf künstliche Weise beigebracht werden, was hier nicht zutrifft.
— Laibach, 18. Juli. Heute Abend wurden die Mitglieder der internationalen Laibacher Liedertafel, welche erst jüngst 500 fl. für die noth- leidenden Unterkrainer gesammelt hatte, von einem Haufen aufgeregter slovenischer Bauern in der Nähe von Zwifchenwässsrn aus dem Hinterhalts überfallen. Sechs Mitglieder des Vereins wurden theilweise nicht unerheblich verwundet.
Wien 19. Juli. Sämmtliche Blätter der Residenz füllen heute ihre Spalten mit Berichten von dem gestrigen ersten Tage des östreich. Bundesschießens, mit Schilderungen des Festzuges, der Festbanketts und der Eröffnung des Schießens selbst. Die Genugthuung darüber, daß Alles glänzend und ohne riennenswsrthen Zwischenfall abgelaufen, ist eine allgemeine. Das Fest, das 8 Tage währen wird, sollte von vorneherein keinen eigentlichen politischen Charakter haben und trägt auch einen solchen nicht. Einzelne scharfe politische Aeußerungen, die bei dem Empfange der Schützen vorkamen und sich gegen die Zurüödrängung der Deutschthums in Oestreich wendete», wurden im Festjube! wohl absichtlich überhört und üben keine Nachwirkung aus. Nichtsdestoweniger werden gewisse Erscheinungen de» politischen Beigeschmacks nicht entkleidet werden können. Man weiß, daß die Czechen, Polen und Slovenen von dem Feste fernzeblieben sind, und so gestaltete sich dasselbe zu einem ausgesprochen deutschen. Die gestrige Fahnenweihe und insbesondere das Defiltren der Schützen vor dem Kaiser wurde ganz plötzlich und von selbst zu einer spontanen, hinreißenden, wahrhaft großarägen Loyalitäts-Kundgebung, zu einem denkbar glänzendsten HulvigungSakre, der eben von den Deutschen Oestreichs ausgegangen ist. Besonders hervorzuheben ist noch, daß zwischen den Wienern und den Gästen aus Deutschland zahlreiche Sympathiekundgebungen gewechselt wurden.
London, 15. Juli. In der Grube Risca unweit Newport fand heute Morgen eine heftige Explosion in Folge der Entzündung schlagender Wetter statt. Die Zahl der Umgekommenen wird aus 119 geschätzt.
Dover, 20. Juli. ^Zusammenstoß zweier Dampfers Der Dampfer Hydaspes von London, 2000 Tonnen, wurde am Samstag Nachmittag i» der Nähe von Dungeneß durch den Dampfer Centurwn in den Grund gebohrt. Die Ursache des Zusammenstoßes wird auf den zur Zeit herrschenden Nebel znrückgesührt. Der Hydaspes war nach Melbourne bestimmt. Di« Passagiere wurden gerettet und gegen 7 Vs Uhr Abends in Dover gelandet.
Amtliche Dekanntmachungen.
Unterreicheribach, Gerichtsbeztrks Calw.
In der
Konkurssachc
des Bäckers Gottlieb Oehlschlä- gsr von hier, ist die Schlußvertheilung vom K. Amtsgericht Ca!w genehmigt.
Die Theilungs-Masse beträgt 2205 Mk. 87 Pf.
Hievon sind zunächst die bevorrechteten Forderungen und Kosten zu befriedigen mit
896 Mk. 2o Pi.
und verbleiben für die nicht bevorrechteten Forderungen mit 3369 Mk. 47 Pf. wozu schließlich Zinse zu berechnen, noch
1369 Mk. 67 Ps.
Den 24. Juli 1880. Konkursverwalter., Amts-Notar Herrgott in Horb.
Konkursverfahren.
Ueber das Vermögen des Albert Sch aal, Werkmeisters in Calw, ist das Konkursverfahren eröffnet.
Die Eröffnung ist am 24. Juli 1880, Vormittags ?Vr Uhr, erfolgt unv Herr immatr. Notar Haffner in Calw zum Konkurs-Verwalter ernannt worden.
Konkursforderungeu sind bis zum 23. August 1880 bei d-m Gerichte anzumelden.
Zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalter», sowie über die Bestellung eine« Gläubi- gerau»schufse» und eintretende» Fall»/
über die in §. 120 der Konkursordnung bezeichnetcn Gegenstände werden die Betheiligten auf Freitag, den 6. August 1 8 >, Nachmittags 3 Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderung auf
F rei ta g, de» 17. September 1680, Nachmittags 5 Uhr, in das Gerichtezimmer — im Rathhaus — vorgeladen.
Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, N'chts an den Gemetnschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichrung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 5. August 1880, Anzeige zu machen.
Königliche» Amtsgericht Calw.
Zur Beglaubigung dieses Auszugs: j Eerichtsschreiber Wandel. >
Calw. ^
Verkauf einer Bierbrauerei mit «Schitdwirlhschast und
Feldgütern.
Au« der Konkurs- maffe de« Bierbrauer» Wilhelm Bozen- in Calw,
kemmt m Folge Beschlüsse» de» »läu-
bigerausschusses hieuach beschriebene Liegenschaft aus freier Hand am
Mittwoch, den 4 August 1880, Vormittags 10 Uhr, auf dem hiesigen Nathhaus zur Versteigerung :
1 s 90 gm ein dreistockigtes Wohn- und WirthschaftSgebäude an der Stuttgarter Straße, neu erbaut. gut eingerichtet, mit Fe!- senkellsr und 42 8 4 qm Garten beim Hau».
62 qm ein zweistockigtes Wohnhaus mit gewölbtem Keller neben dem WirthschaftSgebäude. !
8 a 25 qm ein dreistockigtes Bierbrauereigebäude mit 27 Hektol.! Sudwerk, Mälzerei, 2 Gerste»'! weichen und Luftheizung, einem! zweistockigten Oekvnomiegebäude, f sowie großen Hosraum. Aller! neu erbau!, gut und zweckmäßig ^ eingerichtet, bei dem Wirth-s schaftsgebäude gelegen Ein Felsenbierkcller im Meistersberg.
Volel an einem großen Eiskeller im Walkmühleweg.
Der Brandveistcherungs-Anschlag dieser Gebäulichkeiten mit Einrichtung beträgt 55.806 «4L, wobei die Felsrn- und andere Keller nicht inbegriffen sind.
Angeschlagen ist dieses sehr günstig gelegene Anwesen, das einem tüchtigen und thätigen Manne mit entsprechenden Mitteln ein gutes Fonkommen sichert, mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeitverhältnisse zu 42.00o.4L — Ritverkauft werden 916 Hektoliter Lagerbiersäfser, 264 Hektol. Gährge- schirr. 1 Bierwagen mit Lünzen, 3000 Liter haltend. 200 Stück Aus- füllfässer, zus. angeschlagen zu 33.0 «4t
Anschlag
30 3 7 qm Acker iw. Hau
mit Sommerwaizen,
600 «E
49 » 30 qm daselbst mit
ewigem Klee,
770 „
30 a 31 qm daselbst mit
Sommerwaizen.
350 ,
24 8 44 qm an der breiten
Heerstraße mit Klee,
450 .
23 3 40 qm beim Letten-
waascn. mit Somme:-
waizen,
250 .
80 s 6 qm in der großen Heumade mit Haber- btum, 1200 ,
30 8 27 qw allvs mit
Eommerwaizsn, 450 » 25 8 62 qm am Heng- stctterweg mit Som- merwaizen, 430 „
63 s 31 qm beim mittleren Schaafweg. Vs wit Kartoffelölum. 2/3 brach 625 „ 52 8 9 qm am oberen grünenLVeg mit Haber- * blum, 730 „
46 a 14 qm auf demMuck-
berg. mit ewigem Klee 100 „ 33 a 24 qm Wiese in
Hühneräckern, 600 „
69 a 53 qm Wiese in der
tziselstält, mit Eissee, 1200 , Die Kaufschillinge für die Feldgüter können in 5 Jahreszielern abgetragen werden.
Auswärtige Steigerer und Bürgen haben obrigkeitliche VermögrnSzeug- wsse vorzutegen.
Calw, de» 24. Juli 1880.
Der Konkurs-Verwalter: Haffner, immatr. Notar.