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eine Belastung de« Gewerbestander durch eine Quittungrsteuer nicht eintritt.

England

Die Königin hat mehrere Minister zur Trauung der hannover'schen Prinzessin Friederike auf künftigen Samstag eingeladen. Daraus wird ge- salgert, daß da« Kabinet vor Samstag nicht endgiltig di« Entlastung einreichen »erde. Gutem Vernehmen nach verständigten sich Gladstone, Grannille und Hartingto» nunmehr dahin, daß derjenige unter ihnen die Premierschaft übernehmen soll, welchem die Königin dieselbe auträgt. Gladstone bleibt bei seiner bisherige« Abneigung gegen persönliche Uebernahme der Premierschaft. Granville will gleichfalls seiner merklich gewachsenen Schwerhörigkeit wegen lieber ablehuen. Die Aussichten Hartingtons gelten deßhalb für wesentlich gebessert. Indessen soll die Wahl der Königin überlasten bleiben.

R « ß l a n d

Petersburg, 17. April. Nach einer Depesche des ,D.IM.-Bl." ist der Zustand des Staatskanzler« Fürsten Gortschakoff hoffnungslos. Im Falle seines Ablebens soll der Kanzlerposten, wie man dem genannten Blatt miitheilt, geraume Zeit unbesetzt bleiben, da Gras Walujeff, der einzige dem Zaren genehme Kandidat, schon jetzt bestimmt abgelehnt haben soll, mit diesem Posten betraut zu werden. Hr. v. Gier« dürfte das auswärtige Amt einfach als Minister weiterführen. Wie verlautet, wird Fürst Dondukoff Korsakoff »on den Altrusssn als Nachfolger Gortschakoff's lebhaft gewünscht.

Amerika

Washington, 20. April. Das Abgeordnetenhaus hat den Gesetzen- wurf belr. die Veranstaltung einer internanonaleu Ausstellung in New Ijork im Jahre 1883 angenommen

Türkei.

Nus Klein asten lauten die Nachrichten immer trostloser; dis armenischen Bischöfe von Wan, Erzerum und Diarbekir telegraphiren, daß Geldsendungen nicht mehr genügen, man solle Getreide in natura expediren. In Mostul sind die Einwohner gezwungen, nicht nur das Fleisch gefallener Thiere, sondern auch menschliche Leichname zu essen. Aus Bitlis heißt es, daß die Eltern ihre Kinder verlosten. Wenn die Dinge so weiter gehen, werden die Dörfer bis zum Frühjahr ausgestorben sein, da, was nicht Hungers gestorben ist, fortzieht. Tie Pforte macht einen großen Unterschied zwischen ihren armenischen (christlichen) und den mohamedanischen Unterthanen. An letztere, die Kurden, hat man Korn vertheilt, welche dessen nicht bedürfen, da sie im Herbst die Kornvorräthe der armenischen Bauern geplündert haben und daher in der Lage sind, das von der Regierung- erhaltene Korn zu Wucherpreisen zu Verkaufen.

Tages-Neurgkeiteu.

(Ein,gesendet.)

Kriegerfest. Bei dem Delegirtentage des W. K.-B. im vorigen Jahre in Stuttgart. kam unser Calw neben Reutlingen, Tübingen, Ellwangen, Aalen und Gmünd, für Abhaltung des heurigen Festes m Vorschlag und fiel die Wahl im Landesausschuß zur großen Freude de« hiesigen Vet.-Verrin» auf Cal«.

Wenn da» hiesige Fest an Pfingsten wohl auch nicht den großartigen Charakter eine» Stuttgarter Festes haben wird, so zweifeln wir doch nicht daran, daß wir bei der günstigen Lage von Calw eine große Anzahl von Festgästen werden begrüßen dürfen, um so mehr, da der Ehrenpräsident des W. K.-B., Se Hohheit Prinz Herrmann zu Sachsen Weimar seine An« Wesenheit bestimmt zugesagl. Zur theilwcisen Deckung der Kosten des Fester ist innerhalb des Bundes emr Lotterie veranstaltet, wozu die sämmtlichen Gewinnst« i« Werthe von ca. 1600 hier in Calw angekauft werden.

Hoffen wir auf gures Wetter und bringen wir dann unfern Festgästen die allbekannte Lalwer Gastfreundschaft entgegen.

R eu lling en, 19. April. Heute Nacht wurde lautKrS-Zlg." in En­ingen eine entsetzliche Thal begangen. Ein junger Mann , welcher mit einem Mädchen früher ein Verhältnis gehabt hatte und in letzter Zeit auswärts in Arbeit war, kehrte zurück, und als das Mädchen sich weigerte, mit ihm die früheren

Beziehungen fortznsetzen, stach er sie mit einem Messer in die Brust, so daß die Unglückliche schwer verwundet darniederltegt und die Aerzte an ihrem Auf. kommen zweifeln. Der Thäter ist entflohen.

Blaubeuren, 18 April. Eine längst vermißte Dienstmagd in Wennenden, Gemeinde Seißen, wurde heute Vormittag in dem einem Nach» barn ihres früheren Dienstherrn gehörigen Brunnen aufgefunden. Derselbe ist mit einer sogenannten Fallthüre bedeckt und wird jetzt, nachdem seit längerer Zeit auch dort die Wasserversorgung erstellt ist, nur noch zum Einlauf de» Regenwassers von Hau» und Hof benützt. Als die Unglückliche Ihre» Tod suchte, hat sie aller Wahrscheinlichkeit nach beim Sprung in die Tieft. sie Thür hinter sich zufallen lassen, um ihr übereilte- Ende vor Entdeckung zu schützen.

Ein Bürger in Crailsheim verkaufte vor drei Jahren, als die Ge. schäfte noch besser gingen, sein Haus um 10,000 fl.; da der Preis für dieses Haus ziemlich hoch ist und dasselbe sich nicht gut rentirt, hat der Verkäufer dieser Tage an der Kaufssumme über 4000 -4L nachgelassen, ein Fall, der wohl höchst selten Vorkommen dürfte. In Michelbach a d. Lücke ist in vergangener Woche ein jüngeres Dienstmädchen so oft hintereinander Car- roussel gefahren, bis es ganz betäubt war uns ihm das Blut in den Kopf stieg ; dasselbe mußte gestern in eine Anstalt für Geisteskranke verbracht werden, fs Münstngen, 20. April. Bei der Feuersdrunst in Meßhalderbruch sind 36 Stück Vieh verbrannt, ebeuso 240 Schafe, die eine Viertelstunde vorher in dm Stall kamen. Der Schäfer, der sich gerade zur Ruhe legen wollte, glaubte Regen zu hören, und als er nachsah, stand das ganze Dach bereits in Flammen. Die Schafe selbst drängten sich in eine Ecke zusammen und er­stickten und verbrannten. Die Pächter des Hofes sind schlecht versichert und erlitten in letzten Jahren bedeutende Verluste durch Notzkrankheit und Lungen - seuchs beim Vieh, so daß das Bedauern mit den fleißigen und braven Leuten allgemein ist.

Laufen a./N>, 20. April. Ein Unglückssall eigener Art drohte g.-stern > einem Handelsmann von Thalheim. Derselbe kam mit einem mit 2 Kühen bespannten Wagen hierher, um eine Fuhre Angersen zu holen; in der Nähe des Neckars in einer Wirtschaft trank dieser eine Flasche Bier und ließ sein Ge­spann ohne Auisicht. Die Kühe kamen dem an jener Stelle steil abfallenden Ufer zu nahe, stürtzten sammt dem Wagen hinab und schwammen bald mitten im Neckar. Obgleich sich in Kürze viele Zuschauer einfanden, war es wegen der Tiefe des Wassers doch nicht möglich, Hilfe zu schaffen; endlich machten die Kühe von selbst Kehrt und erreichten sammt dem Wagen, zwar todtmatt, doch noch lebend, des Ufer wo zuerst sie und darauf der Wagen mit Hilfe einiger beherzter Männer gücklich aufs Trockene gebracht wurden.

Frankfurt, 17, April. Eine große Anzahl Wirthe hatte bei sich die Feierabendstunde eingeführt bekommen. Pünktlich um 11 Uhr Nachts machten sie die Wirtschaft zu, öffneten sie aber um 12^ Uhr, also nach Mitternacht unter dem Vorgehen, es sei jetzt ein neuer Tag angebrochen. Es ergingen Strafverfügungen in der Höhe von 1520 »iS, Heute ist vom hiesigen Amts­gericht die Sache dahin entschieden worden, daß, wenn eine Wirtschaft dem Feterabendzwang unterliegt, sie um 11 Uhr geschlossen und bis zum andern Tage (im Sommer 5 Uhr und Winter 6 Uhr) gesperrt bleiben muß.

Ueberlingen, 14. April. Unser Mitbürger, Uhrmacher Albert Heberlen erhielt vor einigen Tagen ein Reichspatent für eine Schwungrad. Ankeruhr. Dieselbe hat 32 Theile weniger als jede andere Ankeruhr, ein unzerreißbares Gesperr, ohne Sperrad, Kegel und Sperrfeder. In Folge dieser außerordentlichen einfachen Konstruktion ist es möglich, daß die erfundene Uhr 10 bi« 12 Jahre geht ohne gereinigt zu werden. Diese Erfindung wird für die Kleinuhrmacherei in der Thal eine bahnbrechende, epochemachende Veränder­ung hervorbringtu. Durch die vereinfachte Zusammenstellung kann die Her­stellung dieser Taschenuhr äußerst billig bewerkstelligt werden, so daß dieselbe auch bei dem weniger bemitielren Publikum überraschend großen Eingsng finden wird. Zu bedauern ist nur, daß der Erfinder wegen Mangels Ser erforder- lichen Mittel daS Patent nicht selbst auSbeuten kann; wir sind überzeugt,

speist bade."

Ah I Wirklich?" fragte der Marquis.

Ja," bestätigte Olivier.

Und mit wem haben Sie gespeist?"

Mit einem Menschen, der vor Stolz sich nicht zu fassen vermag, weil er ein reicher Landjunker ist."

Ah bah!" riet der Marquis.

Wie heißt er?" fragte einer der Umstehenden.

Sie wollen seinen Namen wissen?"

.Ja, ja."

Olivier wandte sich zur Thüre.

Bertrand de Morlux erschien soeben in derselben Nun denn," rief Bertrand.dieser Herr ist es."

Bertrand trat rasch näher und blieb vor Olivier stehen.

Dieser fuhr fort:

Herr Baron, besaßen Sie nicht ein Landgut, welche« Morfontaine heißt?" ,Ja."

Und Sie haben es verkauft?"

Dem Lord Ewil."

Lord Ewii war ein Narr, einen solchen Preis für die Gebeine seines Vorfahren zu bezahlen."

Glauben Sie da» ?"

Ja, denn er konnte sich auf billigere Weise Genugthunng verschaffen," erwiderle Olivier in ironischem Ton.Er brauchte nur in eine« seiner Schlösser in Schottland oder Irland ein« Säule aufzustellen mit der Inschrift: Der Nachkomme des Lord Ewtl ist quitt mit den Nachkommen des Herrn de Morlux."

Mein Herr," unterbrach ihn Bertrand in eisigem Tone,ich erwarte die Erklärung dieser Worte."

Die Erklärung ist sehr einfach. Jener Lord Ewil, der in dem Gefecht der Dreißig kämpfte und im Park von Morfontaine begraben liegt."

War wahrscheinlich so übermüthrg wie Sie . . ."

Mein Herrl"

Die Säule, welche zu errichten ich Vorschläge, würde also jedenfalls Lord Ewil mit Ihnen quitt machen."

Ich nehme Sie zu Zeugen, meine Herren." wandte sich Bertrand an die Umstehenden,daß ich die Unverschämtheiten des Herrn de Beauchsne bisher mit der größten Kaltblütigkeit hingenommen habe."

Olivier schleuderte ihm einen Handschuh, den er in der Hand hielt, in's Gesicht.

Herr Beauchäne," erwiderte Bertrand,unter diesen Umständen habe ich di- Wahl der Waffen."

Wie Sie wollen."

Und Bertrand verließ das Zimmer.

XXI.

Am nächsten Morgen war Olivier schon um sechs Uhr wach. Er machte mit der größten Sorgfalt Toilette, befahl danu seinen Wagen und fuhr zu der Caserne in der Rue Berte.

In einem Kaffeehause neben der Caserne saßen mehrere Officiere. Er näherre sich einem derselben und sagte:

Meine Herren, ich bin der Associö eines hiesigen Wechsel-Agenten und Schüler des Fechtlehrer Pons. In einer Stunde schlage ich mich wegen einer Frau und habe noch keine Zeugen."

Zwei Lieutenants leerten sofort das vor ihnen stehende Glas Wehrmuth. erhoben sich und folgten Olivier zu seinem Wagen.

Zwanzig Minuten später waren sie im Boulogner Wäldchen. (Forts, folgt.)