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«ahme de« AutzwrisMgsbefehls. nachdem Cavalotti bereits abgereist war. Äuk dem Bahnhof-Perron war bei der Abreise Cavalottis eine große Menschen­menge versammelt. Zwei junge Leute wurden verhaftet Heute wird im Kommunaltheater Cavalotti'« Stück ausgeführt. Man ist auf Demon­strationen gefaßt.

Frankreich.

Paris. 19. April. Der Gesandte von Radomitz überreichte heute Nach­mittag 2 Uhr dem Präsidenten Grevy sein Beglaubigungsschreiben als Ver­treter des deutschen Reiches während der Abwesenheit des Fürsten Hohenlohe. Die Unterredung war der Agence Havas zufolge eine sehr herzliche.

En g la nd

London, 19 April. Die Königin empfing gestern Beacourfield. Der .Standard'' erfährt: Der Premier übermittelte der Königin die Demission des Kabinets, welche angenommen ist Am Mittwoch findet Kabinetsrath statt. DieTimer" erfährt. Bright wünscht in das neueKabinet einzutreten, NM sich an der Lösung der irischen Bodenfrage zu betheiligen.

Amerika

Washington, 18. April. Eine der chilenischen Gesandtschaft zugs- gangene Depesche aus Panama, 10 April, meldet: Callas ist von <> Dampfern blokirt. I» Callao und Lima herrscht Panik. Die Einwohner stieben.

LaqeSord nun,;

des K. Amtsgerichts Calw in den öffentlichen Verhandlungen.

I. am Donnerstag, den 22. April 1880, Vormittags 9 Ukr: Urtheils-Verkündigung in der RechlSlache zwischen Lorenz Luz, Rolhgerbers Wrttwe in Altenstaig, Klrin. und Georg Jakob Wörner. WirthS-Ehcleute in Limmozherm, Bckl. Darlehen dctr.

Vormittags 8 Uhr,

Strafsache gegen

1) Johannes Lutz, Johannes Preß, Gypser, Philipp Dittu« und Jakob TittuL sämmtl. von Oilenbronn, wegen Sachbeschädigung.

2) Michael Dittus, Taglohner von da wegen Betrugs.

Vormittags 9 Uhr,

3) Wilhelm Kubier, Kübler von Teinack wegen Beleidigung.

Vormittags 10 Uhr,

4) Friedrich Kopf. Bierbrauer und August Gerlach, Müller, beide von Calw, wegen Malz- steuer-Gefährdung.

5) Marie Elrsabethe Weidlcr, Leinewebers Ehefrau von Calw, wegen Diebstahls und Bettels.

Nachmittags 3 Uhr,

6) Christian Conz, Schreiner, Wilhelm Kopp, Ziegler und Christian Häfele, Taglöhner sämmtl. von Sirnmozheim, wegen Beerdigung und Körperverletzung.

II. am Freitag, den 23. April, Vormittags 9 Uhr,

1) Bcschlußverkündigung in der Rechtssache zwischen Carl Toletti, Steinhauer in Liebeir- zell, Klr. und Friedrich Wohlgemuth, Bauer in Monakam, Werkverdingung detr.

Rechtssache zwischen

2) Hirschwirth Hertmann in Ottenbronn, Klr: und Jakob Weik, Taglöhncr daselbst, Bekl. Forderung für Verzehrles und Entlehntes betr.

3) Adrian Hözel, Dreher in Pforzheim, Klr. und Friedrich DLttlrng, Wirth in Otten­bronn, Bett. Darlehen betr

4) F Huber, Kaufmann in Pforzheim, Klr. und Johannes Kohler'S Eheleute in Calw, Bckl. Waarensorderung betr.

5) Michael Keck, Taglohner und Gen von Altburg, Klr. und Matthäus Fenchel, Wagner, _ daselbst, Bckl. Ansprüch e aus unehelicher Schwängerung.

Tages-Neuigkeiten

Böblingen, 17. April. 8m Donnerstag den 15. lödtete eine Ehe­frau ihr neugeborenes Kind,^sprang sofort im Hemd und mit nur einem Kittel bekleidet in den See. Ein Nachbar, durch ihr Gestöhn aufmerksam gemacht, zog sie indessen mit Hilfe einiger anderer lebendig wieder heraus und brachte sie in ihre Wohnung zurück. Ihr Kind soll aus amtliche Anordnung ausgegraben worden und amtliche Untersuchung eingeleitet sein. Die Frau ist zum zweiten­mal verheirothet und vat aus jeser Eye 2 Kinder.

Levnderg. In Folge der neuen Gerichts Verfassung haben sich die aus der Kaffe der Oberamttpflege zu bestreitenden Arrestantenverpflegungs- Kosten bedeutend vermehrt; die Amtsversammlung hat daher in der letzten Sitzung beschlossen, den Arrestanten Beschäftigung zu «eben und so ihnen

Setzen Sie sich Hierher und geben Sie Acht . . . Wir haben Mond-

schein und es ist draußen tageshell.'

Während Bertrand dies sagte, erschien ein von zwei Pferden gezogener Wagen an der Ecke der Rue Lazare.

Olivier erbebte.

Kennen Sie diesen Wagen?' fragte Bertrand.

Olivier schwieg.

.Sind es nicht dis Pferde des Fräulein de Valbonne?" fuhr Bertrand fort. Olivier beugte sich zum Fenster hinaus und sah starr hinab.

Es war in der That Mölanie's Wagen.

Aber er hielt nicht vor dem Hause Nr. 16, sondern fuhr weiter gegen die Kirche Notre-Dame de Lorelte zu.

Nun, was beweist dies?" rief Olivier.Melanie ist eine fromme Dame und wir sind im Mai. Sie fährt in die Kirche Notre Dame de Lorette, welche im Mai um diese Zeit noch geöffnet ist'

Ah! Glauben Sie das?" lachte Bertrand.

Wenn Sie keinen andern Beweis haben ..."

So warten Sie doch!"

Bertrand wies mit der Hand nach der Kirche, vor welcher der Wagen

hielt.

Sehen Siel" rief er.

Eine Dame stieg aus dem Wagen und trat in die Kirche.

Olivier fühlte sein Herz heftig schlagen, denn er hatte in dieser Dame Melanie erkannt.

Der Wagen war weiter gefahren.

Einen Moment darauf trat die Dame wieder au» der Kirche.

Sie sah sich rasch um. ob sie Jemand beobachte, und schritt dann auf dar Hau» Nr. 16 zu.

Sie zog die Klingel.

Olivier war leichenblaß. Bertrand schloß das Fenster.

einen Nutzen für die Kaffe abzuringen oder de» Strohern den Aufenthalt im Bezirke zu entleiben. In hiesiger Stadt wird zu diesem Zweck ein Gebäude aufgeführt werden, in dem die Gefangenen Steine für die Korporations-Straßen schlagen müssen.

Stuttgart, 15 April. Schon seit einigen Wochen kursiren hier Gerüchte über eine amerikanische Millionen-Erbschaft, die einer hiesigen bekannten Familie znqefallen sein soll. Diesmal ist nun, entgegengesetzt der sonstigen Ge­wohnheit solcher transatlantischen Vermächtnisse, die gewöhnlich entweder in der Phantasie eines stoffbedürftigen Journalisten vorhanden sind oder einer schwindlerischen Absicht und der Spekulation auf die Leichtgläubigkeit der Menge ihre kurzlebige Existenz verdanken, diesmal ist, sagen wir, ernstlich etwas an der Sache: die Springer'sche Erbschaft ist, wie wir mitzutheilen autorisirt sind, eine ächte, juristisch kaum noch anfechtbare und mit ihren Millionen richtig vorhanden. Das ging so zu: Bor ungefähr 150 Jahren wandert« ein hier lebender Sachse, Namens Springer, nach Amerika aus. Er gelang ihm, durch Arbeit und glückliche Spekulationen ein bedeutendes Kapital zu erwerben, für dessen größten Theil er Terrain kaufte, und zwar in der glücklichste» Gegend, denn auf diesem Grund und Boden liegt augen­blicklich ein bedeutender Theil der neuen Stadtlheile von Nsw-Aork. Dieser Herr Springer starb in Amerika, ohne damals direkte nachweisbare Erben zu hinkerlassen, so daß amerikanischem Gesetz zufolge sein Vermögen dem Staat anheimfisl, der dasselbe verwaltete, bis sich die rechtmäßigen Erben zeigten. Abkömmlinge dritten Grades von diesem Springer, Enkelkinder seines Bruders, gelangten, nachdem idnen schon in Amerika Aussicht aus die Millionen Erbschaft gemacht worden war, wieder nach Stuttgart und so sind . augenblicklich etwa fünf Mitglieder jener erbenden Linie noch am Leben, die sich dann in die Hinterlassenschaft zu theilen hätten. Diese Herren E.'s glauben g«n; sichere Hoffnungen zu haben, den Grund und Boden, das frühere Eigen- thum ihres Ahnherr» seinem vollen Werth nach mit Zins und ZinseSzinS von dem amerikanischen Staate ausbezahlt zu erhalten. (Es soll sich um eine Summe von 300 Mill. Dollars handeln.)

Gmürrd, 18. April. Als in einer der letzten Rächte ein junger Mann seines körperlichen Leidens wegen nicht schlafen konnte, machte er die Wahr­nehmung. daß in dem zum Haus gehörigen Gartenhaus ein Mann mit einer Laterne grabe. Bei näherer Besichtigung erkannte er einen früheren Haus­bewohner und gewesenen Buchialiec S. einer diesigen Silbsrwaarenfadrik. Als mau andern Tags in dem betreffenden Gartenhaus »achjuchte fand man noch einiges Silber von geringem Betrage vergraben. Wieviel er früher bier versteckt gehabt und nach und nach veräußert, wie lang er diese Unredlichkeit getrieben, wird sich kaum eruiren lasten, da der schon ziemlich bejahrte Mann bei seiner Verhaftung vom Schlags gerührt wurde. Durch solche Vorkommnisse schwindet in neuerer Zeit das gegenseitige Vertrauen immer mehr, so daß mancher treue Beamte und Geschäftsmann darunter zu leiden hat.

Vaihingen a. d. Enz, 17. April. Am letzten Dienstag Abend wurde in einem Nachbarort eine aus 40 Personen bestehende Zigeuner­bande verhaftet und sammt ihren 7 Fuhrwerken hieher Lrankportirr, bei der Durchsuchung ihrer Effekten soll insu mehr als 7oO baar Geld gefunden haben, welches sie auf alle mögliche Weise verborgen hatten; so hat man z. B. auf dem Boden eines Topjes, welcher mit Sauerkraut ungefüllt war, über 300 ^ in Gold vorgefunden und der sog. Meister der Bands führte einen schwer mit Silber beschlagenen Kvmwandostab bei sich; dieselben sind aus Ungarn und wurden gestern in aller Frühe von hier in der Richtung gegen ihre Landesgrenze abgeführt.

Heilbronn. 17. April. Bis hm!e hat der Raubmörder Möll, welcher bis zur Königlichen Enlscheidung über die Vollstreckung des gefällten TodsS- urtheils im hiesigen landzerichtlichen Kesängmß in Fesftln verwahrt bleibt, keine Reue über seine eingestandene Mordthat an den Tag gelegt; vielmehr soll er sein Geständniß widerrufen und die Anschuldigung gegen den Mttan-^ geklagten Fix erneuert haben, nach welcher dieser die Töd.'ung allein ausgesührt hätte. Aus der Durchreise von Ra vensburg nach Oedringen hat der Landes »

Dann fragte er:

Haben Sie sie erkannt?"

Es gibt große Aehnlichkeilen," erwiderte Olivier.

Ah! Glauben Sie?"

Und nichts beweist mir, daß sie es war."

Einen Augenblick Geduld! Ich werde es Ihnen beweisen."

Wie?"

Kommen Sie!"

Bertrand ergriff Olivier'» Arm und führte ihn aus dem Zimmer.

Wohin führen Sie mich?" fragte Olivier.

Kommen Sie nur ..."

Er führte ihn in das fünfte Stockwerk, über die Haupttreppe. Bei der Kammer des Kuftchers angeiangt, blies er die Kerze aus und hieß Olivier eintrelen.

Beide befanden sich im Dunkeln.

Bertrand führte Olivier zum Fenster, von dem aus man die gegenüber befindliche Kammer übersehen konnte.

Gaston Loriot war noch allem.

Olivier und Bertrand waren sehr rasch empocgestiegen.

Da» ganze Aussehen Gaston Loriols verrirth lebhafte Ungeduld. Plötz- lich sprang er auf, eilte aus die Thüre zu und öffnete sie. Eine Dame trat ein.

Als sie den Sckieier hob und da« volle Lampenlicht auf ihr Gesicht fiel, stieß Olivier einrn Schrei aus.

In demselben Augenblick reichte die Dame Gastou die Hand, der sie er­griff und einen glühenden Kuß auf sie drückte.

Zweifeln Sie noch?" flüsterte Bertrand.

Lasten Sie uns fortgehen!" war Oliviers Antwort.

Schweigend gingen sie die Treppe hinab.

Beim Eingang der Wohnung Bertrand's blieb Olivier stehen und sah Bertrand scharf in's Gesicht. (Fortsetzung folgt.),