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scharsrichter gestern den hiesigen Landgerichtshof besichtigt, in welchem die Hinrichtung des Delinquenten vollstreckt werden würde.
— U lm, 18. April. Eine Unternehmer-Gesellschaft beabsichtigt hier eine Pferdebahn einzurichten, cs sollen Vorschläge dem Gemeinderath unterbreitet worden sein. Zur Sommerzeit würde sich dieses Unternehme», besonders in die Friedrichsau hinab, gewiß lohnend zeigen.
Vil irrigen, 11. April. Im Gewsrbeverein wurde kürzlich er» Antrag wegen Beschränkung der Borgfcisten bsrakhen. Nach demselben wird die Einführung eines allgemeinen Rechnungsschemas vorgeschlagen, dem am Kopfe ein Wechselformular vorgedruckt sei» soll, welches der Empfänge: der Arbeit oder Waare. sofern er nicht Baarzahlung leistet, auf einen bestimmten Termin za acc?p!iren habe und das dann der Handwerker resp. Lieferant bei einer Vorschuß- oder Kreditbank dirkontiren oder weiter irz Zahlung geben könne. In einer größeren Versammlung soll die Angelegenheit weiter besprochen und esentuell darüber Beschluß gefaßt werden.
— München, 18. April. Vor einigen Tagen ist hier ein Besitzwechs-l
vorgekommen, der deutlich zeigt, welch großen Werth in unserer Stadt eine gut geleitete Brauerei repräseutirt. Die Zenger'sche Brauerei ist um den Preis von 1.500,000 »ill von der Fürst!. Thurn und Taxis'schen Verwaltung angekauft'worden; diese Brauerei rangirl unter den hiesigen Großbrauereien erst an siebenter oder achter Stelle. ^ *
— Berlin, 17. April. Nachdem in das kaiserliche Palais erst vor Kurzem ein geisteskranker Negierungtzafsessor gedrungen war, um den Kaiser zu sprechen, ist vorgestern ein Bauer aus Pommern in das kaiserliche Palais gekommen, mit der Angabe, daß er von des Kaisers Majestät selbst bestellt morden sei, um sich eine Gnade auszubitten. Als der Kaiser im vorigen Jahre in Pommern geweien. hätte derselbe ihn aus dem Felde arbeiten sehen. Sofort hätte der Kaffer Befehl gegeben, daß der Extcazug, in dem er fuhr, halte, den Bauern sodann zu sich herangerufen, über seine Verhältnisse aurge- fragt und schließlich ihn ausgfforderl, wenn er nach Berlm käme, einmal ins Palais zu kommen. Diese offenbar von dem Lauern erfundenen Angaben schien dieser selbst zu glauben, und es wurde deßhalb seine Sistirung behufr Untersuchung seines Geisteszustandes veranlaßt. Die ärztliche Untersuchung ergab als zweifellos, baß der Bauer geisteskrank sei. Derselbe wird zunächst in der städtischen Irrenanstalt behuss Beobachtung seines Zustandes, inwieweit derselbe gemeingefährlicher Natur sei, untergebrachl werden.
— Berlin, 17. April. Die hier gemachten Wahrnehmungen über dar Anwachsen der Auswanderung nach Amerika werden durch die Mittheilungen amerikanischer Blatter über die Einwanderungsstatistik bestätigt. Ein New- Aorker Blatt sagt in einem Rückblick aus die Einwanderung untersten Quartal 1880. daß vre Ziffer unerreicht dastehe gegen die gleiche Periode früherer Za»re; sie beträgt circa 35,000 obwohl das erste Quartal des Jahres für dre europäische Auswanderung das am wenigsten belangreiche zu sein pflegt. Für den Monat April rechnen die Nerv-Aorker Einwanderungsbehörden auf 50,r-00 Eurcpamüce. Unseren deutschen Landsleuten und den Schweden, weiche in New-Iork eialreffen, rühmen die dortigen Blätter die verhällniß- mäßig veste Ausstattung an G-ldmitteln nach, wodurch denselben sofort die Weiterreise nach dem Wesun möglich ist. Um so bedauerlicher ist freilich für das Mutterland das Verschwinden gerade solcher Elemente.
. Paris, 12 April Hinsichtlich der gestern gemeidelen Vergiftung von 15» Einwohnern der Stadl Saint-Denis vernimmt man, daß die chemische U-ttersuchung der Brode d-s Bäckers Duboc und der Exkremente ewiger der Erkrankten ergab, daß kein Gift, sondern nur ein starkes Brechpulver dem Mehls beigiMischt worveir war. Als den Schuldigen bezeichnet man den Tagiöhner Baude, der aber nichts gestehen will. Die Nachricht von den in Holge des BroogenusseS eingerrelenen Todetiällen hat sich glücklicherweise nicht bestäligk.
London, 13. April. Das Usbungsschiff Atalanta, welches mit 300 jungen Seeleuten im Oktober eine Uebungsfadrt nach Westindie« antrat, wird seitdem es Bermuda am 31. Januar verlaßen hat, vermißt. Das Kanalge fchwaver ist zur Aufsuchung des Schiffes ausgegangen.
Bezüglich des vom Telegraphen als vermißt signalisicten Schiffes der englischen Kriegsmarine „Atalanta" gehen dem „Globe" bedenklich lautende Nachrichten zu. Schon bei einer früher unternommenen Uedungsfabrt hatte sich die Bauart des Schiffes nicht bewährt, und konstruktive Aenderungen Hutten die Mängel nur rheilweiss beseitigt. Da die „Atalanta" nur für 60 Tage Waffervorralh besitzt, so muß derselbe, selbst wenn dem Schiffe kein weiterer Unfall zugestoßeu wäre, seit ihrem Aufbruch von den Bermudas Inseln längst erschöpft sein. An Bord der „Atalanta" befinden sich 11 Offiziere und 300 junge Seeleute; der Kapitän, Sttrling, genießt de« Ruf eines tüchiigen FlottenosfizierS.
St. Petersburg. Ans dem WinterpalaiS weiß ein Korr, der N. Fr. Pr. folgendes wenn auch vielleicht nicht wahrer, so doch gut erfundenes Geschichlchen zu berichten: Der ehemalige Gouverneur von Petersburg, General Gurko, hatte bekannllich in der Zeit seiner Wirksamkeit das Recht, zu jeder Stunde
unangemeldet in das Gemach der Kaisers zu treten. Einst erschien er wie gewöhn» lich im Palais, um sich nach den kaiserlichen Gemächern zu begeben, wurde jedoch von dem diensthabenden Thürsteher gebeten, sich zu gedulden bi» er ihn angemeldet habe. „Ich brauche nicht augemeldet zu werden," sagte der Gouverneur barsch. Der Thürsteher, dem eben der ungewöhnliche Gang des Generalis ausgefallen war, wurde nun über die, wie ihm schien, veränderte Stimme desselben stuzig und bestand jetzt erst recht darauf, den General anzumelden. Dieser willigte endlich mit dem Kopsntcken ein, und der Thürsteher meldete dem Kaiser den Besuch de« Generals und zugleich den Grund, aus welchem er gezögert, denselben ohne Weitere» einzulassen. Rasch trat der Kaiser an seinen Schreibtisch, woselbst sich ein Telegraph befindet, der mit der Wohnung Gurko's in Verbindung steht. „Wo iß Gurko?" lautete die Anfrage. „Er ist noch zu Hause" war die Antwort. Nun war es zweifellos, daß der draußen harrende Gurko der falsche sei; er wurde sogleich frstgsnommen und es stellte sied heraus, daß der Betreffende ein sehr gelungen verkleidetes Mitglied jener Vsrschwörergesellschaft sei, die trotz der vielen mißglückten Versuche den Kamps bis zum letzte» Athemzuge zu führen entschlossen war und ist.
Petersburg. 18. April. Heute Vormittag um 10 Uhr fuhr, nachdem di.- Newa eisfrei geworden, der Kommandant der Peter-Paulsfestung unter Kanonendonner in das jenseits gelegene WinterptlarS. um dem Czar wie alljährlich, den üblichen ersten Becher Newawaffer zu kredenzen und dafür, wie herkömmlich, 20u Dakaten in Empfang zu nehmen.
Ufa. Die junge sürnundzwanzigjährige Flau eines Lehrers, welche eine leidenschaftliche Raucherin sein soll, hatte sich, um einer Trauung beizuwohnen, in die Kirche begeben. Dort trat sie an eine'der brennenden Wachskerzen heran und zündele ^fich wohlgemuth eine Eigarrette an. Auf die Unzulässigkeit dieses Benehmens aufmerksam gemacht, erklärte sie: „Der Einfall kommt etwas zu spät, »ch rauche bereits die vierte Cigarrctte." Vom Friedensrichter wurde sie zu siebenrägigem Arrest verurthrilt, «Lein auch die Drözesan- Odrigkett hat der Sache ihre Aufmerksamkeit zugewandt und so dürste die Frau auch einer gebühren den Kttcheristraie nicht entgehen. _
Lcbrnsversichcrungs- und Ersparniji-Bank in Stuttgart. — Ber demnächst
erscheinende 25ste Rechenschaftsbericht dieser Bank wird gleich günstige Ergeh» niße au,weisen, wie oieß bei allen seitherigen 24 Jahresberichten konstant der Fall war Der Veisicherungsstand hat sich darnach üver 151 Millionen (bi« Ende März 1880 154 Millionen), der Bankfonds über !.0 Millionen Mark erhoben. Der Überschuß pro ir-79 beträgt über I Vz Millionen und die in den nächsten -- Jahren an die V e r si ch e r t e n zur Vertyeiiung kommenden Ueberschüsie belaufen sich über 6 Millionen. Die im Jahre 1880 zur Ver« lyeilung gelangende Dividende beträgt 37 Prozent der gewöhnlichen lebenslänglichen Prämie. Dadurch, daß die Brutto (in den ersten 5 Jahren zu zahlenden) Prämien, besonders in oen jüngeren Altsrstuse» wo am meisten versichert wird, ohnehin schon sehr niedrig sind, stellen sich die Prämien nach Abzug der Dividende (die bei der Stuttgarter Bank auch aus den Prämien der ersten 5 Jahre gewährt wird) unübertroffen billig. Noch ganz besonders gümtig gestaltet sich das Verhällniß bei den abgekürzten (alternativen) Lebensversicherungen, hier wird neben der vollen Dividende für die Lebens Versicherungsprämie extra noch die Hälfte dieser Dividende auf dis alternative Zafchlagsprämis den Versicherten eingeräumr, und erhöht sich dadurch z. B. bei ven aufs 60ste Lebensjahr alternativ Versicherten obige Dividende von 37o/g, wenn nur aus die Prämie der einfachen Lsveusoersicherung berechnet, aus durchschnittlich über 49 Prozent.
Vermischtes! ^
In einem Städtchen des Aargau in der Schweiz kam jüngst ein Beamter zu einer Handwerker-Familie und fragte sie, ob sie nicht, wie aus dem Tausregister zu ersehen, einen militärpflichtigen Sohn habe. Darauf gao die Frau zur Antwort: „Ja, es ist so etwas vorhanden, wir wissen aber nicht ikLl, was es in; es hat jetzt eine Anstellung in Chur." Dort fand nun eine ärztliche Untersuchung statt, deren Resultat war. daß sich die Kell- nerin beim Militär Commando zu stellen habe. Da diese aber nach 20jähriger Gewohnheit den Unterrock nicht mit der Hose vertauschen wollte, so verschwand sie »ach Italien.
Aus einem jungen Schlemmer wird selten 'was Gutes. Eine schöne Ausnahme machle der Steingutfabrikant Eduard Kick in Amberg. Als junger Arbeiter schlemmte er Tag und Nacht seine Masse im Zuber, de: immer größer wurde. Bald konnte er andere schlemmen lassen und baute sich eine groxe Fabrik, der es auch ging, wie seinem Zuber, sie wurde immer größer. Er bescdästigte zahlreiche Arbeiter, wurde ein Segeä für Stadt und Umgegend, blieb aber immer ein,ach und hatte ein Herz für Alle, die'S nicht so weit brachten. Vor Kurzem ist er viel betrauert gestorben.
Offizier (nachdem er längere Zeit vergeben» mit dem Feldstecher da» Ziel einer feuernde» Batterie gesucht hat) : Artillerist, auf was feuern Sie denn eigentlich? — Artillerist: Auf Beseht. Herr Lieutenant!
^)cffenttiche
Bekanntmachung.
! Ueder das Vermögen des Mat- ^ thäus Lörcher, Wirths in Speßhardl, Gemeinde Oberrievt, ist der Konkurs .eröffnet. Die Eröffnung ist am 17. April 1880, Vormittags 8 Uhr. erfolgt und Herr Amtsnotar Müller in Calw zum Konkursoerwaller ernannt.
! Konkursfocderungen sind bis zum ^ 18. Mai 1880 bei dem Gerichte an zumelden.
! Zur Beschlußfassung über die l Wahl eines anderen Verwalters, so
Amtliche Dekanntmachungen.
Vergebung von Bauarbeiten.
Zur Herstellung einer Drahtzugbarriere auf der Markung Weil der Stadt ist
die Zimmerarbeit mit 157 88 L u.
die Schlvsserarbeit sammt Gußeisen mit 474 ^ 06 ^ . im Wege schriftlicher Submission zu vergeben. Lusttrag^vde werden eisucht, ihre Offerte mit den nöthiges Zeugnissen versehen, längstens bis
Donnerstag, den 29. April d. I., bei der Unterzeichneten Stelle einzureichen, woselbst auch der Ueberschlag sammt Zeichnung und das Bedingnißheft eingesehsu werden können.
Kgl. Betrieb»bauawt Calw.
Krauß.
wie Uber die Bestellung eines Glaubiger- ausjchufses uno eintrerenden Falls über dir in §. 120 der Koukursordnung bezeichneien Gegenstände werden die Betheiligtea auf
Freitag, den 7. Mai 18^0, Nachmittags 3 Uhr, und zur Prusunz der angemeldeten Forderungen auf
Freitag, den 28. Mai 1880, Nachmittags 3 Uhr, in das GrrichkSzimmer — oberer Rathhaussaal — vor^eladen.
Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Bh»