Exmission bedrohten Miether können somit ungestört bi« zu« Ende diese« Quartals und noch länger ohne Miethezahlung ihre Wohnungen benutzen.
Oesterreich-Ungar».
Wien. 26. Febr. Die ungarisch» Regierung lehnt es entschieden ab» eine 1 Ojährige Stabilisirung der bestehenden Zölle zu bewilligen. Sie will auf die deutschen Vorschläge nur uuter der Bedingung eingehen, daß Deutsch- Land den Zoll ans Rohprodukte ermäßigt.
Frankreich.
Paris, 25. Febr. Die fravzös. Regierung hat entschieden, daß die Auslieferung de» Hartman» im Prinzip zugestanden werde. In mehrfache» Unterredungen, die Fürst Orloff mit Freycinet hatte, wie« derselbe darauf Hw, daß in allen Luslieferung-verträgen. welche Frankreich mit andern Ländern abgeschloffen habe. Attentate auf Fürsten al» Fall einer Auslieferung festgesetzt seien, ebenso auch jede» gemeine Verbrechen gegen die Sicherheit der Reisenden «uf Eisenbahnen. Obschon kein AuSlieferungSvertrag mit Rußland bestehe, müsse dieser dennoch aus die allgemeinen Grundsätze jener Verträge sich berufen rönnen. Die französ. Regierung hat sich dieser Auffassung angeschlosse» und wird die Angelegenheit Hartmann genau nach den entsprechenden Bestimmungen der bestehenden Ausliefernngsverträge mit anderen Ländern behandeln. Wenn die Identität de« Verhaftete» und seine Mitschuld an dem ihm zur Last ge- legten Moskauer Attentate konstatirt worden, so wird seine Auslieserung er folgen. E« heißt übrigen«, daß Hartmann sich heute Morgen al» Urheber jenes Attentats selbst schuldig bekannt habe, andererseits find die von Rußland deigebrachten Beweisstücke überzeugend, und sonach dürfte die faktische Auslieferung de» Verbrecher» (ein starkes Anzeichen der französisch-russischen Intimität) al« bevorstehend anzusehen sein.
Rußland.
Au« Peter «bürg, 24. Februar, wird dem „B. T." gemeldet. Der vierte, noch immer verschwundene Tischler war dem Obertischler des Palais von einem diesem bekannten Tischler au» der Stadt besonder« empfohlen und daraufhin vor zwei Monaten engagirt worden. Bei seiner Vernehmung hat jetzt der Stadttischler auSgesagt, daß er seinen Protege gar nicht gekannt «nd ihn nur in'« Palais empfohlen habe, weil jener ihm dafür ein Douceur versprochen und auch nach vollzogenem Engagement zehn Rubel bezahlt habe. Danach kann nunmehr über den Urheber der Attentat« kein Zweifel »ehr herrschen. '
Petersburg, 27. Febr. Die seit mehreren Tagen hier gesuchte Wera Sassulitsch soll nach der „Petersb. Ztg." hier in der Wohnung einer Freundin ergriffen worden sein. Die Genfer Polizei hatte jüngst die russische Gesandtschaft von der Abreise der Sassulitsch nach Petersburg benachrichtigt.
Türkei
' Salonichi, 26. Febr. Hier ist Nachricht eingetrosfe», daß Oberst Spnge noch am Leben ist Die Pforte beauftragte die Tenrralgouverneure von Salonichi, Monastir und Koffowo, Alles aufzubieten, um Eynge's Freilassung zu bewerkstelligen. Zur Zeit ist jedoch des Schneefall» wegen der Verkehr im Gebirge, wohin Synge von den Räubern geschleppt wurde, sehr schwierig. Letztere verlangen, wie e« heißt, 8000 Pfd. Lösegeld. In Salonichi ist da« britische Kriegsschiff „Antilope" eingetroffen.
Asien.
Au« Kalkutta wird vom 22. d. gemeldet: Die Regierung hat eine Zusammenstellung brr in Kabul stattgefundrnen Hinriäturgrn veröffentlicht,-au« »eichen die Anzahl der Hingerichteten und Fretgesprochenen, sowie die Verbrechen, wegen welcher erster« zum Tode »erurtheilt worden, hervorgeht. E» «urden hingerichtet: wegen Entehrung der Leichen von getvdteten Mitglieder» und Beamten der britischen Gesandtschaft 4 Personen; »egen Vergehe» gegen da« Eigenthu« der Gesandtschaft 4; wegen gesetzwidrigen Waffentragen» innerhalb 5 Meilen vom Lager 6; »egen Angriffen gegen Eskorte« behufs Befreiung von Gefangenen 4; wegen Ermordung von Mitgliedern de« Lager Gefolge», Letheiligung an dem Angriff aus die Gesandtschaft, Aufwiegelung zu» Nusstaude und verräthrrischen Abschlachten« »ermundeter Soldaten 59. Im «Ganzen wurden 87 hing« richtet und 76 freigefprochen. _
Tagesordnung
des K. Amtsgerichts Calw in den öffentliche» Verhandlungen über Forst st rafsachen.
s. Namen der Angeklagten:
l. am Dienstag, den 2.
1) Ludwig Viral von Neuhengstctl,
2) Gottlob Baral von da,
Z) Catharine Talmon von da,
4) Johann Hößle von da,
5) Gottlob Talmon-GroS von da,
6) Jakob Wacker von Simmozheim,
7) Georg Wencher von da,
8) Johanne« Pflumm von da,
9) Calharine Rill von da,
10) Caroline Rill von da,
II am D ienst ag, den 2. März, Nachmittag«
11) Catharine Zipperec von Calw )
12) Jakob Vogel, GLrtnerlehrlinz von Calw s Calwer Stadtwald
und Gen. )P
13) Jakob Kindler von Deckenpfronn,
14) Johann Georg Schneider von da,
15) Georg Ludw. Kreuzberger, Gypscrvon da.
16) Johannes DutuS von Oberhaugstelt,
17) Christian Vo!z, Bauer von Aichelberg,
18) Jakob Faa« von Unterreichenbach,
19) Andreas OelschlSgcr von da,
20) Michael Pfeiffer, Maurer von Teinach,
21) Ulrich LLtterle von da,
22) Johanne« Proß von Ottenbronn,
23) Philipp Proß von da.
d. Name des beschädigten Wald-Eigenthümer», bezw. Ort der That:
März, Vormittag« 9 Uhr.
Altheugstetter Gemeindewald.
Ostelsheim» Gemeindewaid.
3 Uhr:
Deckenpfronner Gemeindcwald.
Aichelberg» Gemeindewald. Staatöwald.
Unterreichenbacher Gemeindcwald. Zavelfteiner Gemeindewald.
Ottenbronner Gemeindewald.
III. am Mi ttwvch, den 3. März, Nachmittags 3 Uhr ^
24) Christian Braun von Simmozheim,
25) Peter Repphun von da, i
26) Johannes Pflumm. Gypser von da,
27) Christian Geisel in SimmcrSfeld u. Gen.
28) Johanne« Schwarz, Wagner von Unter-,
reichenbach, /
29) Friedrich Weik von Thann, Gemeinde, StaatSwald.
Dennjächt, t
30) Martin Faa« von da, 1
Simmozheimcr Gerechtigkeitswald.
Althengstctter Gemeindcwald. Gemeindewald Oberweiler.
Lages-Reuigkeite«
— Calw. 29. Febr. Nach längerer Unterbrechung öffneten sich die Räume unseres schönen Georgenäum« am Freitag Abend wieder zu einem der Stiftungszwecke. »emlich zu einem öffentlichen vortrage, gehalten von Herr Missionar Lörcher über „d »«Familienleben d er CH ines en". Was Herr Lörcher in seinem »ehr al» Inständigen, schön abgerundeten Vortrage »er zahlreiche» und aufmerksamen Zuhörerschaft mittheilte, war angen- scheinlich da« Resultat der persönlichen Eindrücke und Forschungen in j.nem fernen Land», dessen 450 Millionen Einwohner ungefähr den dritten Lheil der Einwohnerschaft der ganzen Erde bilden. An der Hand eine« so kundigen Führer« in diese» Land eingeführt zu werde» und dir Sitten desselben, die in so grellem Widerspruche mit der Moral und den Lehren de« Christenthnm» stehen, in oft drastischen Bilder» kennen zu lernen, ist für einen wißbegierigen Geist eine höchst willkommene Gelegenheit, die mangelhaften und unklaren Begriffe über chinesische» Volk und Leben zu ergänzen und richtig zu stellen. Und hiezu haben wohl die «eisten Zuhörer reichlich Veranlassung gehabt, da wohl die Wenigsten eine Idee gehabt haben von der chinesischen Vielweiberei, von der recht- und schutzlosen Stellung der Frauen, von der weitverbreiteten, au« der väterlichen Gewalt abgeleiteten Gewohnheit, die neugeborene» Mädchen zu tödten oder zu verkaufen, wogegen e« nicht einmal ein Einschreiten der Obrigkeit gibt, wen« auch die Regierung hie und da einmal eine Procla- mation gegen den Massenmord erläßt. Ebenso wenig werden unsere Frauen einen richtigen Ausdruck für die Liebe und Treue, welche die unentbehrlichen Grundlagen der christlichen Ehe sind, in dem gar nicht seltenen Selbstmord der chinesischen Wtttwen finden, die sich dadurch mit dem Nimbus der Treue umgeben wollen. Wa« wir sodann von dem Aberglaube» der Chinesen gehört haben, die bei jedem Familienunglück, z. B. bei der Geburt von Mädchen die Hilfe der Ahnengeister anrufen, oder ihre Zuflucht zu Wahrsager» nehmen; wa« wir von der Stellung der Kinder zu den Elter», von dem Glauben an die Seelenwanderung, von der Strafe de« Elternmorde«, die im Zerschneiden
Hemuq gutem Französisch, „tch> wünsche eine viertelstündige Unterredung
»it Ihnen."
„Nehmen Sie gefälligst Platz." erwiederte der Banquier. „Dieser Herr iß mein Geschäftsleiter, ich Hab» keine Geheimnisse vor ihm." .
„Ich wünsche. Sie allein zu sprechen," erklärte der Engländer «it starker Betounng de« Worte« allein.
Herr de Valbonne gab Hippolyt Legrand einen Wink, der so viel bedeutete, al«: „Lassen Sie uns allein, Sie werden bald zurückkehren können." Legrand entfernt» sich.
„Ich stehe nun »» Ihrer Verfügnng." sagte Herr de Valbonne, seinen vesnch neugierig musternd.
,E» ist überflüssig, daß ich Ihnen meine« Name» nenne," begann der Fremde. „Sie kenne» ihn nicht und er würde Ihne« nicht« nütze«. Wa« Sie aber erfahren müssen, ist, baß ich einer große« englisch-französischen Ge- fellschaft angehöre, welche die verborgensten Fäden in ihren Hände« hält. Es ist eine Art Sicherheitspolizei für de« Handelsstand.'
„Ihre Compagnie «acht also AffecnranzgeschLfte," fragte Herr de Val- bonne in gletchgtltige« Tone.»
„Nein. Sie gibt nur Rathschläge «d warnt."
„AHI" rief der Banquier lachend. „Ich begreif« aber nicht, wa« Sie gv mir führt."
„Pardon!" «rwiederte der Engländer »it unverwüstliche» Gleichmuth. „Ich komme. Ihnen rin Geschäft vorznschlagen."
„Welcher Art?"
„Oder vielmehr Ihnen eine» Rath zu ertheile». Sie zu warnen."
„Mein Herr", sagte der Banquier stolz» „ich habe.ni« von fremden Per
sonen Rathschläge angenommen, und mein Hau« bedarf keiner Warnungen."
Der Engländer blieb kalt wie zuvor.
„Ich hatte die Ehre, Ihne» ,n erklären," Wiederholte er, daß die Gesellschaft, welche ich vertrete, große Dienste zu leisten vermag."
„Wofür halten Sie mich ?' fragte Herr de Valbonne achselzuckend. »Ich hörte eine« Tage» auf der Börse davon sprechen, daß sich hier in Paris ün Mann befindet — ich weiß nicht, «ie er heißt — der Aufzeichnungen über all« großen Bank- »nd Handel» Firmen besitzt, welche er dem Meistbietenden verkauft..."
Der Engländer blieb unbeweglich.
„Ich bin gekommen. Ihnen «inen Vorschlag zu machen," sagte er. „Wollen Eie für einen Rath 300,000 Franc» zahlen?"
„Eie find ei« Narr!" rief der Banquier achselzuckend.
„Beachten Sie wohl," fuhr der Engländer fort, „daß man 300,000 Franc« nicht von dem erste» Vesten fordert."
„Ich bi» so sehr Ihrer Ansicht," er»iederte kalt Herr de «albonne. „daß ich St« bitten möchte, die« Gespräch abzubrechen."
Er erhob sich von seine« Sitze.
Auch der Engländer erhob sich. Aber er verabschiedete sich nicht.
„Wer weiß," sagte er, „ob Sie morgen nicht bedauern «erden, «ich nicht angehürt zu haben?" ». .
.Wohlan! ries der Banquier, .men« Eie sich dessen versichern «ollen, kommen Sie morgen wieder."
Und mit leichter Handbemegung »ie« «r «uf di« Thür«.
„Morgen »irb «« z» spät sein", sagt« phlegmatisch der Engländer.
(Fortfetznng folgt.)