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wo die. Engländer sLon seit Jahren am Werke sind, sich ei« neuer Indien zu schaffen, da der Besitz des alten angesichrs der rastlosen russischen Aggression in Zentralasien doch anfängt, einigermaßen problematisch zu werden. Die Mission, welche in nächster Zeit von Algier aus aufbrechen soll, wird mit allen Hilfsmitteln der modernen Wissenschaft ausgerüstet und von den tüchtigsten jungen Ingenieuren geleitet. Männer der reinen Wissenschaft scheinen von der Miiunrküng ausgeschlossen zu sein, ein Umstand, der die lediglich praktischen Ziele der Unternehmens kennzeichnet. Der Befehlshaber der Expedition ist Oberstlieute«ant Flatters vom 72. Linienreg., ein gründ- licher Kenner der Sahara und ihrer mitten Bevölkerung. Unter ihm fungiren der Bergwerkringenieur Roche, der Wegebauingenieur Beringer, der schon Lessepr Mitarbeiter am Suezlanal war. ferner der Generalstabskapitän Masson und der NegimentSacht Guiard. Diesen 5 Chefs sind aitachirt 2 Unter lieutenanl«, sowie 2 Wegebausührer. Von diesen Führern der Expedition, die mit einer zahlreichen Eskorte aufbrechen werden hat keiner das 35. Lebensjahr überschritten, und alle treten mit ebenso viel jugendlichem Enthusiasmus, wie wissenschaftlicher und praktischer Vorbildung an ihre Aufgabe heran.
Paris, 15. Jan. Gambetta hat sich heule entschieden, das Präsidium der Teputirtenkammer anzuneymen. Bei Uebernahme des Präsidiums in der heutigen Sitzung hat derselbe keine Ansprache gehalten. Ec drückte der Kammer seine tiefe Erkenntlichkeit für die ihm erwiesene Ehre aus und sagte, er werde der Lämmer alles widmen, was er an Tbäligkeit. Einsicht, Festigkeit und Aufmerksamkeit besitze Sodann interpellirte Baudry d'Ässon (Rechte) über die Absetzung von 66 Maires in der Vendss, welche an einem legi- timistischen Bankett theilgenommen haben. Der Minister des Innern Lepere, antwortete, indem er da» Recht der Regierung, feindselige Kundgebungen zu unterdrücken, sür die Regierung in Anspruch nahm. Tie Kammer ging mit ät>7 gegen'86 Stimmen zur einfachen Tagesordnung über.
Der Ueberschuß der französischen Staatseinnahmen über die Ausgaben beträgt im Jahr 1810 nicht weniger als 146 Mill. Frcs. Kein Staat in der Welt hat so glänzende Ergebnisse zu verzeichnen. E« fragt sich nun, ob der neue Finanzminister, wie die Radikalen verlangen, Steuerverminderungen im Betrag von lOo Mill. Fr. vorschlagen wird? Besonnene Blätter rathen dringend davon ab, da die Situation sich schnell ändern könne.
Parts, 16. Januar. Heule wurde in beiden Kammern von Seite des Ministeriums die erwartete Erklärung abgegeben. Es heißt darin u. A.: „Das Kadinet wird den Senat ersuchen, die von der Kammer genehmigten Unterrichtsgesetze zu votiren, und wird Gesetze über die Presse und Versamm- lungsfreihert embringen. Dar Kabmet wird ferner die Ausführung des Pro- gramms der öffentl. Arbeiten sich angelegen sein lassen, bei Berathung der Zollgesetzgebung einen der gegenwärtigen Lage sich annähernden Standpunkt ernnehmen und die Beschleunigung der Berathung der Mllitärgesetze fordern.. Die Gesetze wird das Kabinet mit Mäßigung und Unparteilichkeit handhaben.' Dasselbe will Frankreich namentlich zwei unentbehrliche Güter bewahren: Ruhe und Frieden. Ohne der Festigkeit zu ermangeln, werden wir versöhnlich sein, weil wir Niemanden ausschließen, sondern alle Franzosen wieder ver- einigen wollen.
Ferner enthält die Erklärung des Ministeriums auch die Ankündigung von Steuernachläffen. Die Erklärung wurde in der Kammer wesentlich beifälliger als im Senat ausgenommen.
England.
London. 14. Jan. Die Kaiserin Eugenie tritt ihre Reise nach dem Kaplande am 26. März an Bord de» UniondampserS German an. Da« Schiff wird in Natal rechtzeitig eintreffen, um der Kaiserin zu gestatten, die Stätte, wo ihr Sohn im Kampfe gegen die Zulus gefallen, am 1. Juni, dem Jahrestage seines Todes, besuchen zu können.
Die Vorgänge inIrland werden immer bedrohlicher. Der bewaffnete Widerstand gegen die Exekutivbeamten der Gerichte und Polizei gehört zu den Alltäglichkeiten. So wie die Ankunst einer größeren Abtheilung von Policemen signalisirt ist. rotten sich die Massen zusammen und der Zusammenstoß wird unvermeidlich. Wie gewöhnlich in Irland, führen dabet die Weiber den Reigen, wie die Megären stürzen sie sich auf die Beamten und suchen ihnen
der russischen Großfürsten'. Es war ein schöner Mann und fabelhast reich. Der Ruf einer bewundernswerthen Kaltblütigkeit und Unerschrockenheit war ihm vorangegangen. Er hatte bei Sebastopol und im Kaukasus gekämpst. hatte Bären und Tiger erlegt, in Indien mit einem Panther Brust an Brust gerungen und ihn erwürgt. Dieser Moscovite sah eine» Tage» Fräulein de Valbonne, verliebte sich in sie und hielt um ihre Hand an."
„Und wurde abgewiesen?"
„Im Gegentheil I Alles ging nach seinem Wunsch, die Verlobung fand statt, und am 15. April sollte die Hochzeit stattfinden. Am 14. April wurde der Fürst tobt in seinem Bett gefunden. Er hatte einen Dolchstich in» Herz erhalten, wahrscheinlich im Schlafe, und der Tod war sofort erfolgt."
.Da» ist ja eine ebenso dramatische «als unerwartete Enthüllung, mein lieber Olivier", rief Bertrand de Morlvx.
„Die Polizei stellte sofort die eingehendsten Nachforschungen nach dem Mörder an."
„Und fand sie ihn?"
„Nein. Aber einige Monate später curfirte neben vielen anderen folgendes Gerücht. Man erzählte sich, daß der Fürst Karinoff am 13. April in der italienischen Oper in der Loge des Fräuleins de Valbonne neben dieser gesessen sei, welche ein große» Bouquet von weißen Camelien in der Hand hielt. Während der Vorstellung trat eine sehr schöne, aber in ihre« ganzen Auftreten auffallende Dame in eine Loge, welche der des Fräuleins de Val- könne gegenüber lag. Als der Fürst diese Dame erblickte, erblaßte er und wurde so verwirrt, daß e» seiner Nachbarin auffiel."
„Kennen Sie jene Dame?" fragte sie ihn.
„O ja", rntgegnete er, bemüht, gleichgiltig zu erscheinen.
„Wer ist sie?' fragte Fräulein de Valbonne weiter.,
(Fortsetzung folgt.)
die Vollmachten und Vollzugsbefehle zu entreißen. In der Nähe von Cläre, morris in der Grafschaft Galway eröffnet«» 400 Wetber, alle barfuß und barhaupt, den Angriff auf die Konstabler, die sehr dalv sich in größter Be- drä.rgmß, befanden und von ihrer Waffe Gebrauch machen mußten, wobei es Scenen entsetzlicher Wildheit und Verzweiflung gab. In anderen Grafschaften spielen sich ähnliche Scenen ab
Rußland.
St. Petersburg, 16. Jan. Der Ruff. Invalide erklärt die Sensationstelegramme ausländischer Blätter über Kriegevorbereitungen Rußlands an seiner westlichen Grenze für vollständig unbegründet und aus der Luft gegriffen und den guten Beziehungen Rußlands zu den benachbarten Staaten nicht entsprechend. Die Friedensliebe Rußlands habe noch im Monat Dezember die Herabsetzung der Armee um 36.000 Mann unter die Friedensstärke diklirt, und seien weiters Friedensmaßregeln, speziell eine weitere Rsduzirung ver Armee in Aussicht genommen. '
Türkei.
K onstan t,i nope l» 15. Jan. Gestern wurde hier der erste Bericht über den Zusammenstoß bei Guffinje veröffentlicht. Der Gouverneur von Koffowo telegrophirt, die Montenegriner hätten am 7. das Dorf Meta bei Plawa .angegriffen und 200 Stück Vieh geraubt. Dieselben seien am 8. d. auf Guffinje und Plawa marschict, deren B-wohner lebhaften Widerstand leisteten. Nach hartnäckigem Kampfe hätten die Albanesen die Ortschaften Belika, Jpek und Czanitza wieder genommen. Der Verlust der Albanesen betrage angeblich 40 Tobte und 50 Verwundete. Viele Montenegriner seien getödtet worden.
Südamerika
Der Krieg zwischen Peru uno Chiti, dessen baldiges Ende man bis. her oft, aber vergeblich angekündigt hak, droht nach den neuesten Nachrichten in wilde Gräuel auSzuartcn. Da» Bulletin chilien bringt Berichte über VolkSrxzisse zu Lima und Callao und erzählt u. a., daß man in Callao chilenische Frauen nackt auf den öffentlichen Platz geschleppt und sie unrer allerlei Schimpf gezwungen habe, die Nationalhymne von Peru zu singen. Die gleichen Szenen seien am folgenden Tag in Lima aufgesührt worden. Man habe selbst die Frauen von Ausländern nicht geschont; eine derselben, Frau Loyala Plumet, Gattin des Hauptmanns Plumet, Chefs des transan« dinischen Lahnhofs zu Callao. ist schwer verletzt worden. Ferner habe die peruanische Regierung die Austreibung aller chilenischen Frauen au» Peru angeordnet. Am 7. Jan. vereinigten sich dis Kommandanten der fremden Krieqsfahrzeuge vor Callao, unter dem Vorsitz des britischen Admirals, um Maßregeln zum Schutz ihrer Nationalen, oie mit Chileninnen verheirachet sind, zu treffm. _ _
! Tages-Neuigkeiten.
§ — Neuenbürg, 15. Jan. Wie wir hören, hat Hr. Schultheiß Leo in Höfen vor einigen Tagen lein mitten im Ort schön gelegenes und für öffenr- ltche Zwecke vorzüglich geeignetes Anwesen mit 3'/i M. Garten, Wiesen und Acker dabei um den unseres Erachtens sehr billigen PrerS von 24,000 an die Gemeinde daselbst verkauft. Hr. Leo. der durch seine, auch in weiteren kompetenten Kreisen anerkannte, umsichtige Leitung der Gemeindeverwaltung während eines Zeitraums von nahezu 40 Jahren viele fortdauernde Verdienste sich erworben, hat mit diesem Akt denselben ein neue« werthvolles Pfand angereiht.
In Bern eck, OA. Nagold, brach am 11. Jan. Morgens zwischen 4 und 5 Uhr und Nachm, zwischen 5 und 6 Uhr in der Frhr. v. Gülttinzen'schen Sägmühle Feuer aus, welches jedoch beidemal, bevor größerer Schaden entstand^ entdeckt und bewältigt wurde. Verdacht vorsätzlicher Brandstiftung liegt vor.
— Stuttgart, 15. Jan. Bei der großen Kälte im Monat Dezember vor. Jahres sind die Hydranten an den Wasserleitungen eingefroren, so daß die städtische Brunnemnspektion sich ger.öthigl sah, eine Zeillang täglich bis zu 45 Mann zu beschäftigen, um das Ocffnen der Hydranten zu bewerkstelligen urd größeren Schaden an denselben und de« Wasserlerlungsrshren zu ver -
Heiler-Militärisches. Haupimann Krilttich har soeben eia
„Instruktion» Büchlein für den denkenden Soldaten" herausgegeben, da« nach so vielen ernsthaften Wehr-Debatten freundlich anmuthen wird. Der denkende Soldat erfährt aus den sorgfältigen Instruktionen u. a. Folgendes: Zweck der Körperteile des Soldaten: i) Der Kops ist jener wulstartige Auswuchs zwischen den Schultern, welcher einerseits die Tragart des Helmes erleichtern, andererseits das zu weile Hinaufrutschen der Halsbinde verhindern soll. 2) Die Augen sind kugelartige Körper, welche nicht nur beim Parademasch nach dem Vorgesetzten und auf Bällen auf junge Mädchen geworfen werden, sondern anch bei fertig gemachtem Gewehre die Höhe des Korner bestimmen. 3) Die Arms sind astartige Auswüchse an den Schultern, welche durch ihre pendelartigen Schwingungen den Soldaten beim Parademarsch im Gleichgewicht erhallen und durch Berührung ihrer schwimmhautartigen Enden mit der Kopfbedeckung die Ehrenerweisungen möglich machen. Dieselben dienen auch zur Ausfüllung der Rockärmel. 4) Die Nase ist jene« caparlig vorspringende knorpelige Ge« bilde, welches zur Bestimmung der Linie, in welcher dieselbe mit der Helm- decoration und der Helmspitze liegen soll» unentbehrlich ist. Unter Nase versteht man ferner jene deutliche, bestimmte Ausdruckweise des Vorgesetzen dem Untergebenen gegenüber, welche keinerlei Mißverständlich zuläßl. 5) Dre Ohren find muschelähnliche Ansätze an beiden Seiten des Kopfes, welche zum leichteren Anfassen und zur bequemeren Handhabung desselben durch dre Vor- gesetzten dienen sollen. Die meisten Soldaten haben ihre Ohrmuskeln zu wemg in der Gewalt, um dem Befehle: „Sperren Sie die Ohren aus! Nachkommen zu können. 6) Die Füße sind kahnartige Auswüchse an den Semen. welche vor Allem die Verbindung de» Infanteristen mit dem Terrain möglich machen. Dieselben stehen richtig, wenn sie mit der Erdaxe einen rechten Wmkel buden und parallel zu der durch den Aequator gedachten Horizontal-Ebene sind. Ohne die Füße würde der Parademarsch in den Bereich der Unmöglichkeit gehören.