— Offenburg, 5. September. Der Ertrag der Neben, der bei der ungünstigen Witterung ohnedies nur geringe Aussicht bot, mindert sich täglich, indem die schönsten Trauben durch den Pilz und sog. Schwaqbrenner zu Grunde gehen.
— Mülhausen, 3. Sept. Die „N. M. Ztg.* schreibt: Ein Akt' brutaler Rohheit ist in der Nacht vom 31. August auf den 1. Sept. in Dörnach vorgefatlen. In dieser Nacht wurden die Jagdhunde der Herren Bauer, Boury, HsSler und Häfely durch mit Strychnin vermengte Servelatwürste vergiftet. Auch eine Katze wurde das Opfer dieses Bubenstreichs. Die Würste wurden den Thieren über dir Einfriedigung der Höfe zugeworfen. Dieselben müssen furchtbare Schmerzen ausgestandcn haben, denn sie heulten furchtbar und bissen den Kalk von der Wand. Die vier Hunde repräsentiren einen Werth von 1200 »kt Im vorigen Jahre wurde dem Herrn Eduard Müller in Dörnach ein werthvoller Jagdhund auf die nämliche Weise getödtrt, ohne daß eS gelungen wäre, den Thäter ausfindig zu machen.
— Straßburg, 4. September. Die Idee der Straßenbahnen auf dem Lande macht immer größere Fortschritte. Die Linien von Schlettstadt nach Markolsheim, von Schlettstadt in'S Weilerthal und von Slraßburg nach Markolsheim sind als beschlossen zu betrachten und es werden mehrere andere von wichtigen Ortschaften verlangte Verbindungslinien ftudirt.
— Augsburg, 3. September. Der Gebrauch der Bierpressionen ist durch den Magistrat verboten worden.
— Düsseldorf, 30. Aug. Die „Düsseld. Ztg.' schreibt: Unglaublich aber wahr ist es, daß man zu Anfang dieser Woche einem Ackerer auf der linken Rheinseite die Wiese abgrmäht, Heu gemacht und fortgefahren hat, ohne daß der Eigenthümer eher etwas davon gewahr wurde, als bis er gestern seine Wiese zu besichtigen kam. Von den Dieben hat man keine Spur.
— Berlin. 4. Sept. Die „Post" erfährt aus Wien, daß die Einleitungen zur Verhandlung «egen Abschlußes eines Handelsvertrages zwischen Deutschland und Oesterreich binnen Kurzem beginnen werden.
— Berlin, 4. Septbr. Was die Arbeiten des am 15. Sept. zusammentretenden Bundesraths betrifft, so sind aus der vorigen Session unerledigt geblieben die drei Vorlagen betr. die Eisenbahngütertarife, daß Gesetz für die Eisenbahnen im deutschen Reiche und über die zweijährigen Budgetperioden. Außerdem erübrigt zunächst noch die umfangreiche Arbeit des Erlasses von Ausführungsbestimmungen zum Zolltarif, zum Nahrungemittelgesetz u. s. f. Doch darf «an, schlecht die „Nat.-Ztg.*, annchmen, daß weitere legislatorische Arbeit» bevorstehen, da eine verhältnißmäßig so frühe Berufung des BunbeSrathS beliebt worden ist.
— Berlin, 5. Sept. Eine charakteristische Szene spielte sich am Mittwoch Abend auf dem hiesigen Ostbahnhofe ab. Der bekannte russische General v. Skobeleff, welcher sich dort rechtzeitig vor Abgang des Zuges eingefunden hatte, um auSAnlaß des Kaisermanöver« nach Königsberg zu reisen, okkupirte ohne Wettere», ohne sich einen Platz anw isen zu lassen, ein Coje im Schlafwagen und ließ sich in derselben häutlich nieder. Kurz vor der Abfahrt verlangte der betreffende Beamte von dem General daS Billet; Herr v. Skobeleff halte aber weder ein solches gelöst, noch vermochte er sich, weil er nur russisch spricht, mit dem Schaffner zu verständigen. Der General sollte den Wagen verlassen, er weigerte sich dessen aber in entschiedenster Weise, so daß dem Schaffner nichts übrig blieb, als den Zugführer herbei- zuholen. Schließlich wurde Herr v. Skobeleff recognoSzirt und man machte in Folge dessen gute Miene zum bösen Spiel, indem man ihn die Reise ohne Billet antreten ließ io der Voraussetzung, daß er ein solche« auf einer späteren Station nachlösen werde.
— Kiel, 1. Sept. Einige Mitglieder des Verein» deutscher Ingenieure, der in der vergangenen Woche seine diesjährige Hauptversammlung in Hamburg hielt, hatten rbei einem Ausfluge nach Kiel Gelegenheit, im dortigen Hafen einem sehr interessanten Hebungsversuche nach der Reith'schen Methode, welchen die kais. Admiralität anstellen ließ, beizuwohnen. Diese neue Methode beruht auf der bekannten Thatsache, daß Kohlensäure, welche durch enormen Druck tropfbar flüssig gemacht ist, durch Entlastung wieder in gasförmigen Zustand zurückversetzt wird. Zu erwähntem Versuche war rin Granitblock von 350 Ztr. Gewicht im Hafen versenkt worden, ein Taucher begab sich in die Tiefe und befestigte einen mit komprimirter, also tropfbar flüssiger Kohlensäure gefüllten eisernen Behälter, von dem 5 dnrch
ähoe geschloffene Röhren in einen zysammengflgltenen Ballon von egeltuch und 15 Kubikmeter Inhalt mündeten, au den Stein. Nun kam der Taucher wieder an dir Oberfläche mit der Meldung, daß er seiner Instruktion gemäß»„die 5 Hähnr^ geöffnet, habe.. Nach der Angabe de« Erfinder» maßte sich der Ballon nun mit gasförmiger Kohlensäure füllen und den Steins dt« unter die Oberfläche de» Wasser» heben» da Kohlensäure zwar leichter als Wasser, aber schwerer al» Lust ist. In spannender Erwartung standen die An
wesenden da, unter denen dem Erfinder es wohl nicht am leichtesten um's Herz gewesen sein mag. al« nach 8 Minuten sich die obere Rundung des Ballons auf dem Wasserspiegel zeigte und den 350 Ztr. schweren Granitblock gleichsam wie eine Gondel unter sich trug. Mit verhältnißmäßig geringer Kraft' konnte der Ballon auf der Oberfläche de« Wassers hin- und herbewegt werden, feine „Gondel* stets mit sich schleppend. Allgemeines Bravo und herzliches Beglückwünschen des Elfinders seitens aller Anwesenden folgte dem gelungeÄn Versuche, der die kühnsten Erwartungen übertroffen hatte. In.Folge dessen sollen die Versuche jetzt in größerem Maßstabr wiederholt werden, und nach dem einstimmigen Urthcile der anwesenden Sachverständigen wird diese neue Erfindung in der Geschichte der Schiffshebung Epüche machen. Reith ist aus Hannover gebürtig und besitzt daselbst ein chemisches Laboratorium.
— Wie dre „Neust. Ztg/' berichtet, hat es am 1. Sept. Morgen» zwischen 6 und 6^ Uhr im sogen, „großen Felde* bei Neustadt (in Holstein) geschneit. Auch au» Schottland wird berichtet, daß mit dem Beginn dieses Monats winterliche« Wetter eingetreten sei. Am 31. August schneite und hagelte e« in der Nachbarschaft der Grampian» Hügel und die Nacht war eine überaus kalte für die Jahreszeit. Am 1. September Morgens 8 Uhr zeigte da» Thermometer 4 Grad Kälte.
Lienz, 3. September. Lehrer Franz Strobl hat am 23. August den Großglockner erstiegen ußd dabet folgendes Phänomen erlebt: Die Krupps, der er sich angeschloffen hatte, brach um 2 Uhr früh von der Stüdlhütte Angesichts eines von Westen drohenden Gewitter« auf. Um 3 Uhr stand man Mitten in der Gewitterwolke. Egyptische Finsteruiß gebot augenblicklich Halt. Plötzlich raSte das Gewitter unmittelbar über den Häuptern, Blitz und Donner brachen in erschreckender Weise gleichzeitig loS; der Führer der andern Gruppen sagten nachträglich, daß es rings um die Gruppe in der Gewitterwolke einschlug. Den betreffenden sechs Personen schien das Weltall in Brand gerathen zu sein. Sie waren bereits auf Alles gefaßt. Die Führer trösteten mit den Worten: „Meine Herren, wir werden alle erschlagen; eS ist jetzt schon eins, man kann auch im Bette erschlagen werden.* Nach fünf Minuten augenscheinlicher Lebensgefahr und peinlicher Blendung regte sich endlich das ersehnte Sehvermögen wieder. Was zeigte sich da? Alle sechs Personen strahlten tm Glanze des Sankt-ElmSfeuer». Aus den Haaren des Kopfes und Bartes, der Röcke und Hüte strömten elektrische Funken; die Schnüre, womit die Hüte des Sturmes wegen an die Rockknöpfe befestigt waren, strahlten Licht aus, aus den schief in den Schn« gesteckten Bergstöcken strömte elektrisches Licht. Als hierauf Regen mit Kälte und Frost folgte, wurden auch die andern Gruppen, welche noch nicht so weit aufgestiegen waren, zum Rückzuge in die Stüdlhütte gezwungen. Der Tourist trat um 9 Uhr neuerdings den Aufstieg an und vollendete ihn glücklich.
Ungarn. Im Zempliner Komitat hatte ein Pacziner Insasse seine Wiese an einen dortigen Juden verkauft, glaubte aber trotzdem
noch das Recht zu haben, das Grummet von derselben für sich ein-
zubringen, und ging hinaus, das GraS abzumähen. Dies erfahrend begab sich der neue Eigenthümer auf die Wiese und verwies jenem sein rechtswidriges Beginnen. Als dies nichts fruchtete, setzte er sich auf dir Stelle hin, ov welcher der Bauer weitermähte, und rief zornig: „Jetzt schlag' nur zu!* Der wüthende Bauer ließ sich dir« nicht zweimal sagen, sondern führte mit seiner Sense einen solchen Hieb nach dem Halse des Juden, daß der Kopf, vom Rumpfe getrennt, zur Erde flog. Der Unglückliche hinterläßt eine Wittwe mit
drei Kindern.
Mailand, 30. Aug. Die Regierung, die Provinze», Gemeinde und die Presse beschäftigen sich allen Ernstes mit der Leben«, mittelfrage, der Ausbruch des Aetna, die Ueberschwemmuvgen, die Trockenheit und der Hagel richteten unberechenbaren Schaden an und brachten Hunderttausende in die schwierigsten Verhältnisse. Um dem allgemeinen Elend, da» durch Feuer, Wasser, Hagel, Trockenheit und Krankheiten entstand, entgegenzusteuern, bildeten sich tu mehreren Provinzialstädte» Komite«, um dem Schrecken de« Hunger« im nächsten Winter vorzubeugm. Der Gemeinderath von Treviso lud alle Bürgermeister der Provtnz zu einer freundschaftlichen Beralhuog ein. um vereint die Schrecken zu mildern, die in gegenwärtiger Zeit ahne kräftige Nachhilfe außerordentlich würden, denn der Hunger ist der schlimmste Feind der Ordnung. Zur Vorbeugung diese« Hebels gelangte man zur Ansicht, daß die Armen unterstützt werde« «üßt» und zu diesem Gode sei Frucht und Wrlschkoro i» großen Quantitäten aufzukaufru, um im Winter die Borräth« den Armen öffnen uyd zum Kostenpreisr abtrete« zu können. Da die Preise der nothwrndigften Lebensmittel schon jetzt mit jeder Wache steigen- so muß so schnell wir möglich au dru Einkauf gedacht «erd«, damit drim Kulmiuatian«, Punkt der Krifi» die Wucherer in Schranken gehalten »trdttl Vinnen.