jSgkr verhaftet und hier eingeliefect, die im Verdacht stehen, im Ncuenbürger Bezirke einem Mädchen im Walde Gewalt angethau und dieselbe dann niedergeschlagen zu haben.

Stuttgart, 29. Juli. Gestern setzte die Kammer der Abge­ordneten die Lerathung des ForstpolizeigesetzeS fort. Der von Mohl beantragte Artikel 8 b, der das Aufhören der Streunutzung bezweckt, wurde von mehreren Rednern, den Freiherrn v. Wöllwarth, v. Herman, W>lh. v. König, ferner den Abgeordneten Beutter, Nicolai, Retter brkämpt und schließlich abgelehnt. Nach Art. 8 o von Mohl sollten Sckafc und Ziegen ganz von der Waldweide ausgeschlossen sein. Auch dieser wurde abgelehnt. Rach Art. 9 soll bei Waldungen, die wegen der örtlichen Verhältnisse zu Abhaltung von Gefahren, insbesondere des Abrutschen- und BodenabschwemmenS, in entsprechendem Bestand zu erhalten sind, zu kahler Abholzung oder starker Lichtung die Erlaubniß des Forstamls einzuholen sein. Dieser Artikel wurde angenommen, weitergehende Anträge, wurden abgelchnt.

Vom Neckar, 28. Juli. Sicherem Vernehmen nach hat die badische Eesenbahnverwaltung an olle an der Bahnlinie BruchsalMühl« acker Angestellten die Aufforderung gerichtet, sich zu erklären, ob sie am 1. Ooklober d. I. in badische Dienste treten wollen oder nicht. Sümmtliche Lokomotivführer sollen sich dahin ausgesprochen haben, bei Württemberg verbleiben zu wollen. Demzufolge werden von den bisher in Bruchsal stationirten 18 Lokomotivführern 10 nach Eßlingen, die übrigen rach Ulm versetzt werden.

Fellbach, 27. Juli. Der Wandertrieb hält hier noch immer an. Nachdem dies Frühjahr Transkaukasien das Reiseziel gewesen, wandern demnächst wieder eine Anzahl Familien nach Amerika aus, und zwar soll ihr spezielles Ziel Nebraska sein.

Rottenburg, 28. Juli. Eine Schreckensnacht liegt hinter «nS. Um I2l/z Uhr schreckte der Ruf Feuer uns vom tiefsten Schlafe auf. Der Helle Widerschein an den Dachgiebeln in allen Stadttheilen ließ auf ein nicht unbedeutendes Feuer schließen. Und so war es auch. Der Brand war auSgrbrocheu in einem eng zusammen­geb au'en Stadttheile, »auf dem Hof" genannt. Trotz aller An­strengung, besonders auch von der Feuerwehr, und trotz der Wind stille brannten innerhalb einiger Stunden 89 Gebäulichkeiten ob, wori nler einige Scheunen. Leider kamen auch einige Verletzungen vor.

Heidelberg. 28. Juli. Heute Nachmittag L'/s Uhr ist hiers.-bst Herzog Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin gestorben. Derselbe hatte sich einer Operation wegen eines Geschwüres unterzogen, das u, ursächlichem Zusammenhang stand mit einer 1870 bei der Emn.hme von Laon erhaltenen Kontusion. Herzog Wilhelm, Bruder 1>?S Großherzogs von Mecklenburg, war geboren am 5. März 1827.

München, 26. Juli. Auf Grund einer Entschließung des Ministeriums des Innern weiden die bi-her erlheilten Bewilligungen zur Einführung von Schlachtvieh aus Oesterreich Ungarn ohne Aus­nahme zurückgezogen und neue Bewilligungen nicht mehr ertheilt.

Berlin, 25. Juli. Dem Reichstage wird in seiner nächsten Session ein Gesetzentwurf betr. die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen zugchen. Derselbe behandelt in 68 Paragraphen die Ab­wehr der Einschleppung aus dem Auslande a Einfuhr« und Verkehrs­beschränkungen, b. Viehrevisionen, sodann die Unterdrückung der Vieh­seuchen im Jnlande, a. Anzeigepflicht, b. Ermittelung d:r Seuchen- ourbrüche, o. Schutzmaßregel» gegen Seuchegefahr; er enthält ferner besondere Vorschriften für einzelne Viehseuchen, als Milzbrand, Tvllwuth, Roz der Pferde, Esel, Maulthiere und Maulesel, Langen- scuche des Rindviehs, Pockenseuche der Schafe, Beschälseuche der Pferde und des Rindviehs, Räude der Pferde, Esel, Maulthiere, Maulesel und der Schafe, ferner besondere Vorschriften für Schlachtvirhhöfe und öffentliche Schlachthäuser, Entschädigung für getödtkte Thiere, sowie Strafoorschriften. Der Entwurf stellt Len Grundsatz auf, daß für die auf polizeiliche Anordnung getödleten Thiere eine Entschädigung gezahlt werden muß.

Berlin, 27. Juli. Im Bureau des Reichstages find nach dem Schlüsse der anstrengenden fünfmonatlichen Session noch eine große Anzahl von Arbeiten zu erledigen. Es müssen z. B. stimmt« liche 45000 Petenten darüber befchieden werden, welche Beschlüsse der Reichstag zu den von ihnen eingesaudten Petitionen gefaßt hat.

Berlin, 27. Juli. Die Proteste, welche gegen die beabsichtigte Aniformirung der Gerichtsvollzieher von den verschiedensten Seiten laut geworden sind, sind erfolglos geblieben. Soeben ist die vom 14. Juli datirte Gerichtsvollzieher-Ordnung erschienen, deren Z. 31. bestimmt: »Die Gerichtsvollzieher tragen eine Dienstkleidung. Sie haben die selbe auf eigene Kosten zu beschaffen. Die Dienstkleidung besteht aus einem dunkelblauen Ueberrock mit stehendem schwarzen Sammetkragen und weißen Metallknöpfen mit Adler ohne Umschrift und aus einer Mütze von der Karbe des Rockes mit Kokarde und schwarzem Sam- metstreifeu und Besatz."

Berlin, 27. Juli. Gestern hat der 7. deutsche Turntag

seinen Anfang genommen. Erschienen sind im Ganzen 170 Delegirte» die alle Thrile DeutschlaudS und Oesterreichs vertreten. Am Samstag fand eine Ausschußfitzung und Abends ein Kommers statt, dem außer den Delegirten etwa 1200 Turner Berlins und der Umgegend bei­wohnten. Die Verhandlungen des TurutageS nahmen heute, Sonn­tag, Vormittag im großen Saale des Archilektenhauses ihren Anfang. Der Vorsitzende des 7. deutschen Turntages Georgii (Eßlingen) er« öffnete, nachdem er die Delegirten begrüßt hatte, die Verhandlungen, und errheilkr zunächst dem Vertreter der Stadt Berlin, Stadtrach Romstädt, das Wort; Redner bedauerte, daß Oberbürgermeister v. Forckenbeck behindert sei, persönlich dem Turntag sein Willkommen zuzurufen. Er werde aber mit Interesse den Verhandlungen de- TurutageS folgen und soweit es an ihm liege, den Bestrebungen der deutschen Turnerei förderlich sein. Nachdem Romstädt den Turntag mit einem dreifachen »Gut Heil" begrüßt hatte, erstattete Dr. Götz, (Leipzig), den Geschäftsbericht, aus dem hervorging, daß die Zahl der Einzelvereine des deutsch österreichischen Turnvereins sich auf 2030 beläuft, von denen 1830 zum Verbände der deutschen Turnerschaft gehören; der Verband selbst zählt 165,000 Mitglieder, unter ihnen 87,500 praktische Turner. Der 8. deutsche Turntag wird nächstes Jahr in Frankfurt a. M. stattfinden. Die übrigen Punkte der Tagesordnung betrafen organisatorische Fragen.

Der deutsche Turutag zu Berlin beschloß soeben, das nächste deutsche Turnfest 1880 in Frankfurt a. M. zu feiern.

Berlin, 28. Juli. Wie verlautet, hat das zweite, in Sachen des »Großen Kurfürsten" niedergcsetzte Kriegsgericht den Konter- Admiral Bätsch zu sechs Monaten Festung, den Kapitän Lieutenant Klausa vom »König Wilhelm* zu einem Monat Festung verurtheilt. Der Kapilän Kühne wurde freigesprochen. Gegen den Grafen MontS wird ein drittes Kriegsgericht entscheiden.

Eine der seltensten Mißbildungen hat gestern Herr Geh.-Rath v. Langenbeck in der Klinik seinen Zuhörern vorgestellt. Der große Sensation erregende Fall betraf einen etwa zwölfjährigen Knaben mit drei Ohren, welcher diese Mißbildung schon seit seiner Geburt besitzt. Gegenüber dem rechten, normal gebauten Ohre saß auf dem hcrvoitretendcn Backenknochen der rechten Wange eine vollständig ent­wickelte Ohrmuschel mit Knorpel und Ohrläppchen, jedoch ohne weitere Ausbildung des Gehörganges. Herr v. Langenbeck hob dir überaus große Seltenheit dieser Art von Mißbildung hervor, indem er erklärte, daß er diesen Fall zum erstenmal in seiner Praxis sehe und in der gesammtrn medizinischen Literatur noch kein derartiges Vorkommniß verzeichnet wäre. Natürlich hat ec den Knaben von dieser, das ganze Gesicht entstellenden Mißbildung befreit, indem er das dritte Ohr aus der Wangenhaut und von dem Backenknochen, mit dem es innig verwachsen war, loslöste und abtrcmit«.

Belgien. Aus Belgien wird gemeldet, daß in Folge des unauf» hörlichrn Regens alle Flüsse austreten und die Ueberschwemmungen großen Schaden anrichten. Zwischen Brüssel und Mecheln sind die meisten Felder unter Wasser gesetzt, bei Vilvorde sind selbst die Wege überschwemmt und das Wasser ist zwei bis drei Fuß tief. Die Senne hat den Deich auf eine Strecke von 30 m durchbrochen. Die Ver­bindungen zwischen den einzelnen Orten sind unterbrochen und manche Häuser sind ganz vom Wasser umgeben. Das Thal der Senne ober­halb von Brüssel gleicht einem See. Die Schelde ist auf einem großen Theil chres Laufes ausgetreten, überschwemmt beide Ufer und schwemmt das Heu von den Wiesen fort. Die Maas und ihre Nebenflüsse sind gestiegen, die große Straße bet Maftrich steht zum Theil unter Wasser. Mons ist ganz von Wasser umgeben und dem Vieh auf den Wiesen stieg das Wasser bis an dm Leib, auch in der Stadt MonS sind Stellen bis zu zwei Faß hoch überschwemmt. Die Sambre steigt zusehends, der untere Theil von Charleroi steht unter Wasser. Das Unheil ist sehr groß und die Verluste an Heu, Korn und sonstigen Feldfrüchten werden ungeheuer sein, denn auch, ma­nsch auf dem Halm steht, wird durch den Schlamm, welchen das Wasser mitbringt, verdorben.

Schwei;. Am 23. ds. ist der in den weitesten Kreisen als ausgezeichneter Bergführer bekannte Josef Koser, der Obmann der Führer von Gramisch und Partmkirchen bei der Besteigung der Zugspitze verunglückt und als Opfer seines Berufes gestorben. Am 23. Früh unternahmen zwei Gesellschaften von der knorrhütte aus die Besteigung der Zugspitze. Das Wetter war zweifelhaft, gleichwohl erreichte die Gesellschaft ohne Unfall die Spitze. Al» sie abzufteigen begann» erhob sich plötzlich ein schrecklicher Schueesturw, in Folge dessen es den Damen unwohl wurde, namentlich wurde eine Frl. Laval so schwach, daß sie nicht mehr zu gehen vermochte Josef Koser, durch seine Kraft und seinen sicheren Tritt berühmt, derselbe hatte einige Tage zuvor die Zugspitze zum 250steamal erstiegen, nahm Frl. Laval und trug sie abwärts. Plötzlich kam derselbe tu« Abstürzen und fiel an einem Felsen, »o er fich »it gebrochenem Arm» und einer schwere»