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Sllrnwunde erhalten konnte, auf. Touristen und Führer eilten herbei, brachten Koser an einen gegen Absturz sicheren Platz, ließen einen Führer bei ihm zurück und brachten daS Fräulein zur Knorrhütte. Loser starb nach wenigen Stunden. Er hiuteriäßt eine Wittwc mit fünf kleinen Lindern. Von Seiten der Touristen in Partenkirchen und Gramisch wie von Seite der Nlpenvereinrsrktivn München wurde sofort eine Sammlung für die Relikten KoserS eingeleitet.
Triest, 28. Juli. Gestern Abend brach auf der Rhede ein Orkan ans, welcher im hiesigen Hafen bedeutenden Schaden an Schiffen anrichteke und mehrere Menschenleben kostete. Im Ganzen wurden 23 Schiffe mehr oder minder erheblich beschädigt. Ein mit Holzkohlen beladenes österreichisches Fahrzeug ging zu Grunde.
Innsbruck, 27. Juli. Die evangelische Gemeinde Innsbruck hat heute die feierliche Grundsteinlegung der ersten protestantischen Kirche TyrolS vollzogen.
London, 25. Juli. Man meldet dem»Fr.J.": Bolkshaufen versuchten Einlaß io da« Freiwilligenlager zu Wimbledon zu erzwingen. Als man ihnen dieses verwehrte, bestrichen sie die Lagerumzäunung mit Petroleum, zündeten dieses an und schossen auf die Freiwilligen.
London, 28. Juli. Forbes schildert in dem .Daily News" die Schlacht bei Ulundi: dieselbe habe durchaus keine interessanten Momente oder Manövers geboten. Ein Carrö feuerte eine halbe Stunde lang auf die Zulus, welche schließlich retirirten, worauf die Kavallerie anstürmte und das Maffacre fonsetzte. Inzwischen habe die Infanterie gefiühstückt und Champagner getrunken. Die ganze Schlacht sei eine Hin« und Herschießerei gewesen, wobei die Zulus in großer Anzahl waren, die Engländer aber bessere Waffen halten. Das Schlachtfeld war auf einer norwegischen Missionsstation.
Wera Sassulitsch, welche das Attentat auf den Petersburger Stadlhauptmann General Trepow ausgeführt hat, betheiligt sich gegenwärtig an dem in London wieder erscheinenden revolutionären Blatte „Rabat" („Sturmglocke") als Mitarbeiterin. In diesem Blatte veröffentlicht Sassulitsch unter Anderm auch ihre „Briefe", in welchen sie einzesteht, auf den General Trepow nicht wegen ihres angeblichen Geliebten Bogoliubow, sondern einfach aus dem Grunde geschossen zu haben, um dem ihr von den Nihilisten gegebenen Auftrag, den Stadt- Hauptmonn zu tödten, nachzukommen.
Vermischtes.
Hochzeitsgeschenke. „Ueberflüssige Hochzeitsgeschenke oder zu viele von einer Sorte" so schreibt ein Newyorker Blatt, bilden die Verzweiflung manches veuvermälten Paares. In dem allezeit praktischen Amerika hat man selbst daraus Nutzen zu ziehen gewußt, und es gibt jetzt in Newyork wenigstens ein halbes Dutzend Personen, deren alleiniges Geschäft es in, jungen Ehepaaren ihre Hochzeit-ge schenke abzukaufe» oder umzutauschen. Natürlich wird das Geschäft mit der größten Vorsicht und Diskretion obgewickelt, damit dem Empfänger keine Unannehmlichkeiten daraus erwachsen und die freundlichen Geber keine Ursachen haben, sich verletzt zu fühlen. Ein halbes Dutzend Lampen, Zwiebacklörbchen, Butterbüchsen oder Zuckerdosen ist durchaus keine ungewöhnliche Anzahl, und kleinere Artikel sind unter den Hochzeitsgeschenken machmal so zahlreich vertreten, daß die Braut bet ihrem Anblick wirklich beinahe in Thränen ausbricht. Der Käufer von HochzeitSgeschenken geht folgendermaßen zu Werke: Er verfolgt in den Tageblättern aufmerksam die Heiratsanzeigen und notirt sich die Namen und Wohnungen. Da in den amerikanischen Zeitungen, wenn eS sich um eine Hochzeit in den Kreisen der Geld- aristokratie handelt, stets der Beschreibung der Ceremonie auch eine Liste der Hochzritsgeschenke beigefügt wird, so liest der betreffende Geschäftsmann dieselbe sorgsam durch und zieht daraus seine Schlüffe. Ungefähr ein Vierteljahr, nachdem das junge Ehepaar seine neue Wohnung bezogen hat, läßt sich ein wie ein Gentleman ausschender Fremder melden und wird von der Dame des Hauses empfangen. Der Besucher steuert nun unter großen Umschweifen auf sein Ziel! los, da er nicht weiß, welche Aufnahme sein Vorschlag finden wird.! Die Hoffnung, einen vortheilhasten Handel abzuschließen, ist jedoch ein schwacher Punkt der meisten Frauen, und so hört man ihn an, bringt die Geschenke zum Vorschein und zieht das Angebot des Händler« in Ueberlegung. Zuerst heißt es wohl: „Aber ich kann doch wahrhaftig Aokel tzdwgrd's Flschlöffel oder Tante Lncy's Butterbüchse nicht verkaufen I" Aber wenn uian daun die übrigen vier oder fünf Exemplare d:sselben Artikels ansieht, wird man bald anderer Ansicht. Diesen neuen Industriezweig machen sich indeß auch andere Leute zunutze. Diejenigen nämlich, welche Hochzeitsgeschenke zu machen haben, suchen solche Händler auf, um bei ihnen billigere Geschenke für ihre demnächst sich verheirathendeu Freunde zu erhalten, und da die Sachen natürlich so gut wie neu "d von dem Ehepaar« ziemlich billig »er« kauft find, so können sie zu verhältnißmäßig geringen Preisen abge- geben werden." __ - , ,
Gemeinnütziges.
Mittel gegen die Trommelsucht deS Rindviehs.
Die Ansammlung von Lust oder kohlensaurer! Gasen i« Magen (Pansen) und den Gedärmen des Rindviehs, in Folge von zu raschem Uebergange vom dürren zum grünen Futter, zu hastigem Genuß von jungem Klee oder dem Weiden auf vollsaftigen Wiesen und TränkenS unmittelbar darnach; ja selbst ein rasches und anhaltendes Treiben gegen den Wind, bewirkt eine solche übermäßige Ausdehnung und Spannung des Leibes (Windsucht, Auslaufen, Aufblähen, Verfangen), daß nicht selten, wenn nicht rasche und energische Hülfe geleistet wird, der Tod des Thieres nach wenigen Stunden einiritt.
Durch das häufige Auftreten und den raschen Verlauf dieser Krankheit ist der Landwirth oder Vichbefitzer gezwungen, selbstthätig einzugreifen, weil der hcrbeizeholle Thierarzt mit wenigen Ausnahmen gewönlich zu spät eintrifft, und sollte daher die Mittel und ihre Anwendung wohl kennen, um dem Uebel wirksam entgegentrelen zu können.
Als sicherste Mittel sind nun wohl der Wanststich mittelst des Tro'kars (in dessen Ermanglung mit einem spitzigen Messer) oder aber die Anwendung der Schiundröhre zu betrachten, durch welche Manipulationen es der im Magen angehäuften Luft ermöglicht wird zu entweichen. Allein in dm wenigsten Fällen find d esc Instruments zur Hand und gehen durch den Wanststich auch viele Thiere zu Grunde oder verlieren doch dadurch für die Zukunft an Nutzungsoder Äerkaufswerth. Von den übrigen gebräuchlichen Metteln hat eine wiederholte Gabe von Salmiakgeist oder Bullrich'scheS Salz mit Wasser bei anhaltendem R- brn der linken Flanke mit Strohwischen beim Beginnen des Aufblähens meist den gewünschten Erfolg, nämlich das Hervorrufen eines anhaltenden RülpsenS; hilft jedoch bei heftigem Auftreten der Krankheit auch nicht mehr. Das Lmgießen von ungelöschtem Kalk mit Wasser und Branntwein vermischt oder der Gebrauch von Steinöl mit Mstch ist gänzlich zu verwerfen, da bet u "vorsichtigem Eingeben oft Lungeuleiden die Folge sind oder aber das Fleisch, der allenfalls doch nolhwendiger Weise geschlachteten Thiere, durch dm Geruch fast ungenießbar wird. '
Als ein sehr wirksames Mittel, gleich zu Beginn des Aufblähens» kann nebst der Anwendung des StrohseileS durch das Maul eine öftere Gabe von '/s Liter Krautwasser (Sauerkohl), das ja in jeder WirlhsLafl leicht erhältlich ist, empfohlen werden. Vorzüglich jedoch bewährte sich während einer 30jährigen Praxis nach Angabe des Thierarzte« Halber in Jsny, folgendes einfach: Hausmittel fast in ollen Fällen.
Zwei dis drei sehr kleine zerschnittene 'Knollen Knoblauch (Milium sativum) auf je 1 Liter Milch, werden gut gesotten und hierauf in einem irdenen Topfe, wohl zugedeckc, zum Gebrauche an einem temprrtrten Orte (im Stalle selbst) aufbewahrt. Im Falle des Aufblähens gibt man 1 / 4 —Vs Liter von dieser Flüssigkeit in Zeiträumen von l/ 4 —V 2 Stunde dem Thiere bis Besserung eintritt. Je älter diese Flüssigkeit wird, desto wirksamer erweist sich dieselbe m Folge der eintretenden Gähruug.
— Calw, 27. Juli. In einer der letzten Gemcinderathsfitzungen wurde die
Frage besprochen, ob nicht Angesichts der zu den Viehpreisen, wie behauptet wurde, nicht im richtigen VerhLltniß stehenden Fleischpreise die Wiedereinführung der Fleischtaxe angezeigt wäre. ES ist dieß eine Frage, die leichter angeregt als entschieden wird, da sehr gewichtige Gründe gegen die Wiedereinführung einer gesetzlich aufgehobenen Taxe sprechen. Um übrigens das Publikum selbst in den Stand zu setzen, sich ein Urtheil zu bilden, ob die Preise von Fleisch und Brod hier wirklich zu hoch sind, oder nicht, werden wir nach
Vergleichungen mit den Preisen anderer Städte mitthcilen.
ES kostet
1 Pfd-
1 Pfd.
1 Pfd.
1 Pfd,
Ochsenfleisch
Rindfleisch
Kalbfleisch
Schweinefleisch
in Calw
60 L.
50 L.
50
56 L,
. Backnang
SO .
50 „
45 .
48 .
, Ellwangen
60 „
56 ,
40 .
58 ,
, Eßlingen
60 .
50 .
50 ,
56 ,
, Mergentheim
55 .
45 .
36 .
50 .
, Nagold
— ,
50 .
50 .
50 »
, Reutlingen
64 .
48 .
40-46 .
52 .
, Rottweil
66 .
60 .
— ,
54 ,
, Tuttlingen
85 ,
50 .
40 .
48 »
, Stuttgart
70 .
56 .
55 .
60 ,
2 Pfd. weiß Brod
2 Pfd. Schwarzbrod
in Calw „ Backnang , Ellwangen . Eßlingen , Mergentheim . Nagold , Reutlingen . Rottweil » Tuttlingen » Stuttgart
24 L. 24 .
23 .
24 .
28 ' 26 . 28 . 28 26
Die Vergleichung der Brodpreise hat übrigens einen «aupemangce, tnvcm
ind'cnr-
Nrdokt«» Druck uud S erlag »»» E. Oelschitger » Cotw.