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sich auf dem Gebiete, der lakalen Tagesneuigkeiten der hiesigen Presse eine schwer zu entbehrend- Hilfe.
— Stuttgart, 8 Juli. Als Termin für Eröffnung der Böb> linger Bahn hö?t man in neuerer Zeit September nennen.
Urach. 4. Juli. Ein. schrechliches Gerücht durchfliegf. die Stadt. Die jüngere kinderlose Frau eine?, hier Angestellten hat sich diesen Morgen durch Gift das Leben, .genommen. Ihr Mann hat zu Tvdtung seines Hundes Gift gekauft und von diesem soll die Frau, wie es scheint in einem Anfall voa Geistesstörung, zu sich genommen haben. Der Mann, welcher mit seiner Krau gut geies-t hat, ist untröstlich. — Eine Bürgersfxau wollte sich erhängen, konnte aber noch rechtzeitig daran verhindert werden.
— Mezingen, 6. Juli^ Dem Fabrikarbeiter V. in Bempflingen krepirte am 15 v. M. ein Schwein am Miljbpand. In der Nacht darauf wurde das Fleisch von zwei Metzgern geholt, welche eS sehr wahrscheinlich auch veräußert haben. Dieselben sind die nämlichen, w-lche seinerzeit auch, die am Milzbrand gefallene Kuh kauften und sich nun in Haft befinden. Nach ihrer, Angabe wollen sie das Fleisch deS Schweines in den Fischteich bei Riederich geworfen haben, in dem sich aber beim Ablassen nichts vorfand.
— Ulm, 7. Juli. Die Hadsaisop in der Donau läßt sich schlecht an; die zahlreichen Badhäuschen unterhalb und die Badflöße oberhalb der Donaneisenbahnbrücke stehen verlassen da und harren anhaltend guter Witterung. In den letzten Tagen hat es bei Jsny und im Gebirge geschneit und die Berge haben ihre Häupter in die für den Monat Juli ungewöhnliche weiße Mütze gehüllt. Hier in Ulm wird der kaum kalt gewordene Ofen wieder in Anspruch genommen. Wo soll das hinaus?
— Kißlegg, 5. Juli. Heute Vormittag wollt?, dem »O.A* -zufolge, hier ein Metzger in seinem Metzgrrladm vergiftete Wurst- waarrn zur Vertilgung der Ratten legen. Ec wurde daran durch einen Käufer gestört. Er stellte das dazu verwendete Gift so lange b-i Seite. Von dem Metzger unbemerkt, kam unterdessen sein etwa dreijähriger Knabe hinein, erwischte das Giftfläschchen und trank davon. Trotz schnell herbetgeholter ärztlicher Hilfe war .das Kind nach einer Halden Stunde eine Leiche. Man kann sich d*e Verzweiflung der Eltern denken.
— Friedrichshafen. 5 Juli. In Folge der in dieser Woche gefall men starken Gewitter-Regen hat der Wafferstand des Ser's eine ungewöhnliche Höh: erreicht. Der Pegel im Hafen zeigt Meter 5,13, so das bei heute eingetretencm Weststurm viel Schaden befürchtet wird. Die Temperatur des Sce's ist bedeutend abgekühlt; vorgestern hatte das Wasser noch 17", heute nur 12'/,« Wärme und die Häupter der Lupenzeller Berge sind mit frischem Schnee bedecke.
— Karlsruhe, 6. Juli. Ein Kapitel aus der pädagogischen Disz plin, über die für Zöglinge öffentlicher Lehranstalten zulässige Kleid ng, um eine cigenthümliche Kontroverse bereichert. Die Direk: on eines badischen Realgymnasiums hat das Tragen der Aokohttmahüte verboten, eine Maßregel, die sich heute kaum aufrecht erhalten lassen wird, so berechtigt sie vom ästhetischen Gesichtspunkt Aus erscheinen mag.
— Mannheim, 7. Juli. Beim Abkratzer, des Verputzes eines Hauses entdeckte laut „M. Tgbl.* der betreffende Maurer eine hohle Stelle in der Mauer und fand beim Oeffnen dieser Stelle rin Kästchen, in welchem sich Kostbarkeiten und Staatspapiere befanden. Dem Vernehmen nach wurde das Kästchen der Behörde Abergeben.
— Freiburg, 7. Juli. Gestern Nachmittag tras ein aus dem Norden kommender Extrazug Sommcrretsender hier ein, welche auf hiesigem Bahnhof kurze Rast machten. Auf dem Perron war für dieselben schnell seroirt worden und bald, nachdem sie sich restaurirt, fuhr der Zug weiter nach der Schweiz. Derselbe kam von Berlin und hatte meist Berliner und Potsdamer Sommerfrischler. (Hoffentlich fehlt-eS ihnen nicht an Winterkleidern.)
— München, 6. Juli. Vielfach kommentirl wird die gelegentlich der am 21. Juni vollzogene Eheschließung des Prinzen Hohenzollern der Prinzessin Louise von Thurn und Taxis vorgekommenen Gesetzes Mißachtung des Bischofs Senestrey von Regensburg. Derselbe legte dem bereits ziviliter getrauten fürstlichen Ehepaar bei Einsegnung der kirchlichen Ehe die Frage nach seiner Absicht der Eheschließung vor und hat damit eine Demonstration gegen das Zisilehegesetz begangen. Der Vorfall beweist jedenfalls das wachsende Selbstbewußtsein der klerikalen Partei angesichts der jetzigen inneren Lage.
— Würzburg, 6. Juli. Die vor kurzem hier stattgefundcne Mordthat an den Glaser'schen Eheleuten erregt heute noch lebhaft die Gemüther unserer Einwohnerschaft, um so mehr, als es bis jetzt noch Nicht gelungen ist, den Thäter zu ermitteln. Zwar wurde erst gestern wieder eine der That verdächtige Persönlichkeit, ein Bäckergeselle, der um Tage nach der That mit seiner Geliebten die Stadt unter Ber-
dacht erregenden Umständen verließ, von Mainz gefänglich hieher ge» bracht, aber man vermochte bis jetzt nicht, denselben zu einem Gt- stiindniß zu bringen.
— Berlin, 6. Juli. Betreffs der. finanziellen Wirkung der Tarifrevisioa und -eS Tabaksteuergesetzes nach den AommisfionSbe-- schlüffen, welche im Plenum zweifellos Annahme finderoverdep, stellen die Blätter folgende Berechnung auf: Die bisherigen Erträge Anden Zöllen und der Tabaksteuer betragen nach hem Durchschnitt der letzten Jahre 108 Mill. Mark. Der Minimalertrag der neuen Zölle, mit Ausschluß der Erträge vom Tabak, wird ziemlich allgemein auf 80 Mill. Mark veranschlagt; dazu gerechnet den voraussichtlichen Ertrag der Erhöhung des Tabakszolls und der . Tabaksteuer mit 37 Mill. Mark, gibt eine Gesammteinnahmr yon 225 Mill. Mark. Davon fallen an das Reich 130 Mill. Mark,§ so daß also den Einzelstaaten zur. Abrechnung gegen hie Matrikularbeiträge eine Summ« von, 95 Mill. Mark verbleiben würde. ZW man diese (auS-n schließlich der Aversen) mit 75 Mill. Mark ab, > so würde den Einzelstaaten eine Suyime von 20 Mill. Mark verbleiben. So würde sich, wenn man von. jeder Erhöhung der Matrikularbeiträge abfieht, die Rechnung in der erstenj.Zeit nach Einführung des neuen Tarifs stellen. Im Falle der Wiederkehr normaler Verhältnisse: kann, man aber annehmen, daß die Mehreinnahmen aus den neue» Zöllen sich auf 100 Millionen, aus dem Tabak auf 40 Millionen erhöhen; also gegen die obige Annahme 23 Millioneft Mark mehr, oder im günstigsten Fall ein in die Kasse der Einzelstaaten fließender Betrag von (95 -s- 23) 118 Mill. Mark.
— Berlin, 5. Juli. Die Brausteuer-Kommission des Reichs. tageS, welche, in der. ersten Lesung den Satz für ungebrochenes Malz auf 2 per Hrklol. festgesetzt hatte, erhöhte in der heutigen zweiten Lesung auf den Antrag FeustelS den Zoll auf 3 -/k, schlug also den Mittelweg ein, da die Vorlage 4 <^6 gefordert hatte.
— Berlin, 7. Juli. Die Ernennung des seitherigen Untelstaats« sekretärs Bitter zum Finanz minister, sowie die Ertheilung der nach» gesuchten Entlastung an den Minister Hobrecht wird heute im Reichs- anzeiger amtlich bekannt gemacht. — Der Reichsunz. veröffentlicht eine Bekanntmachung de» Reichskanzlers vom 5. Juli betr. die vorläufige Einführung von Eingangszöllen auf Branntwein, Arak, Rum, Essig, Wein. Most, Südfrüchte, Kaffee, Thee und Petroleum aus Grund des Gesetzes vom 30. Mai. Dieses Gesetz - enthält bekanntlich die Bestimmung, daß Zölle, welche vom Reichstag in zweiter Lesung genehmigt worden, sofort sollen erhoben werden dürfen.
— Berlin, 7. Juli. (Reichstag.) Im Fortgang der Sitzung wird zur zweiten Berathung des Zollgesetzes übergegangeu, der ganze Entwurf jedoch in der Berathung hinter die Tabaksstcu-rgesetze zurück- gestellt. Es folgt nunmehr die zweite Lesung des Tabakssteuerzesetzes, und es wird schließlich der ganze Gesetzentwurf in der von der Kommission beantragten Fassung angenommen. — Bebel befürwortet die früher schon erwähnte Resolution wegen Beseitigung der Tabaksfabrikation in Strafanstalten. Die Kommission beantragt einstweilen die lhunlichste Einschränkung eintreten zu lassen. Der Antrag Bebel'S wird abgelehnt und der Antrag der Kommission angenommen. — Es folgj die Berathung über das Zolltarifgesetz.
— Berlin, 7. Juli. Dem Abg. Freiherrn v. Varnküler wird wegen seiner hervorragenden Verdienste um das Zustandekommen des Zoll-Tarifs nach dem Schluffe der Session eine besondere Auszeichnung zu Theil werden. Die Annahme eines hohen Postens im Reichs» dicnste hat Herr v. Varnbüler, der in seinem hohen Alter sich nur noch der Bewirthschaftung seiner großen Güter hingebm will, abgelehnt.
Schaffhausen. Corresp. Die Vorarbeiten der vom 13. bis 27. Juli in Schoffhaujen stattfindenden schweiz. Feuerwehr-Requi« siten-Allsstellung find soweit gediehen, daß die Einlicferung der Ausstellungsgegenstände bereits in jvsllem Gange ist. ES wird diese Ausstellung einen Theils durch deren große Ausdehnung (eS sind alle Gebiete des Feuerlöschwesens sehr reichhaltig vertreten) und sodann namentlich auch dadurch vortheilhaft gegen ähnliche Unternehmungen abstechen, daß aller Festschwindel fcrngehalten ist. Um so eher wird der eigentliche Zweck, die Hebung des Feuerlöschwesens hervortreten. Feuerwehrmänner erhalten einen Einblick in die neuen Fortschritte der Construktion von Lösch- und RettungSgeräthschaften; Gemeiudm habe» hier die vorzüglichste Gelegenheit zum Einkauf jener Geräkhschoften. Eine neue Erscheinung find die am 21. Juli stattfindenden Musterübungen. Jede der (14) angemeldeten Sektionen führt 2 Uebungen aus: Die erste wählt sie ganz frei; die zweite wird ihr unmittelbar nach der ersten von der Prüfungskommission unter Berücksichtigung der Mannschaftszahl, des Dienstkreises etc. gegeben. Nach den verschiedenen in der Schweiz abgehaltenen Feuerwehrkursen sollen uu» diese Uebungen zeigen. welche Früchte dies; Curse getragen, wie im gegebenen Falle gearbeit wird. — In -er ersten Woche der Ausstellung findet ein kantonaler FeuerwehrcurS statt, während dem sich