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liefeS Bedauern darüber nicht unterdrücken, baß der'Besuch der beiden Concertr hinter ihren und unsern Erwartungen zurückgeblieben ist. Wir können den Grund hievon zwar theilweise in der günstigen Witterung suchen, die so Bielen den Aufenthalt im Freien angenehmer erscheinen ließ, als denjenigen im geschloffenen Raume; allein theil- weise ist r« auch dir schon öfters dagewesene unerklärliche Erscheinung, daß wirklich gute Produktionen nur mangelhaft besucht werden, während z. B. die höchst zweifelhafte Schönheit des Naturgesanges herum- ziehender Tyroler schon dir halbe Stadt auf die Beine gebracht hat. Mögen sich aber dadurch die Pforzheim» Herrn nicht abschrrcken lassen, später wieder zu kommen; ihr Ruf ist hier fest begründet, und w ir rufen ihnen von Herzen zu : Au f Wiedersehen! _
— Vom schwarzen Grat wird uns geschrieben: Der „Stadt- und Landbote* von JSny bringt heute eine Beschreibung eines Riesen-Käselaibs. Derselbe wiegt 5 Centn», hat einen Durchmesser von 1,3 Meter und eine Dicke von 20 Centimeter. Hiezu wurden 2900 Liter Milch vnwendet, welche die drei Seunereien Holzleute, Moos und Bolstnvang in einem Tage lieferte». Das Nebenprodukt dieser Fabrikats, ein Butterwecken von 82 Pfund Gewicht, verdient ebenfalls Erwähnung. Der Rtesenlaib bleibt in der Wirthschaft zu Holzleute, bis er als Ausstellungs-Objekt nach Leutkirch zu dem dort im September stattftndenden landwirthschaftlichen Feste des 6. Gauverbandes verbracht werden wird.
— Mannheim, 16. Juni. Folgende sehr bemerkentwerthe Erinnerung von der Karlsruher Gewerbeausstellung erzählt ein Korrespondent des „Pfälz. Kurier*: In Karlsruhe war vom Lotterie- komite eine kowplete Ammereinrichtung einem dortigen Möbelfabrikanteo für 3000 M. abgekauft worden. Der glückliche Gewinner aber konnte für diese nominellen 3000 M. nur 800 M. erhalten, in die dritte Hand kam der Gewinn für 400 M. und in die vierte vor ganz kurzer Zeit für wenig über 200 M.
— München, Id. Juni. Der von 223 Mitgliedern besuchte GastwirthStag nahm folgende Anträge an: 1) eine Petition an den Reichstag abzufaffen, des Inhalts, daß der Verband das vorhandene Gesetz zur Verhinderung der Verwehrung der Schankstätten für aus- reichend hält, und 2) daß somit der Reichstag, da durch Annahme der Schankuovelle ein großer Theil der Gastwirthe vollständig rninirt werden könnte, die Regierungsvorlage ablehnen wöge, dagegen eine Steunerhöhuog bei der Ursprungsstätte eintreten taffen wolle. — Schwerlich hat der „Verband" damit im Sinn der Majorität der Bevölkerung resolvirt.
— Berlin, 18. Juni. In verschiedenen deutschen Zeitungen werden seit einig» Seit Anzeigen zweier Pariser Firmen veröffentlicht, welche dem Publikum Uhren zu unverhältnißmäßig billigen Preisen anbieten. Die Inhaber derselben find nach Empfang zahlreicher, namentlich aus Deutschland überwiesener Geldbeträge verschwunden, ohne die Uhren geliefert zu haben. Die Aufmerksamkeit der französischen Behörden ist bereits auf das Treiben dies» Firmen hingelenkt worden, und es wird sich allgemein empfehlen, bei Anknüpfung von dergleichen Geschäftsverbindungen Vorsicht zu beobachten.
— Berlin, 19. Juni. Die Angabe, daß Bayern gegen und Baden für das Gütertarifgesetz im BundeSrath gestimmt hätten, ist irrig. Bayern hat sich der Abstimmung enthalten und Baden mit Sachsen, Württemberg, Braunschwelg, den Hansestädten und zwei anderen Staaten, im Ganzen 19 Stimmen (gegen 33), gegen die Vorlage gestimmt.
— Die Tabatsteunkommisfion hatte ein Nachspiel zur Nachsteuer- debatte. Es handelte sich um verschiedene Anträge, nach welchen der inländische Tabak, um ihn gegenüber dem starken Borrath von ausländischem konkurrenzfähig zu erhalten. noch auf mehr oder weniger lange Zeit von der neuen Steuer befreit bleiben soll. Nach langer Debatte wurde beschlossen, daß die neue Steuer für den inländischen Tabak erst vom 1. April 1881 ab in Kraft treten soll.
London, 19. Juni. Offizielle Nachrichten vom Kap melden den Tod de» Prinzen Louis Napoleon. Die Leiche ist ausgefunden. Lord Sydney ging nach Chislrhurst, um der Kaiserin Eugenie den Todesfall auzuzeigen.
London, 20. Juni. Weitere Nachrichten vom Kap vom 3. Juni melden: Prinz Louis Napoleon hatte sich mit einigen Offizieren auf die Rekognoszirung begeben, und war mit denselben vom Pferde gestiegen: Sr wurde von den Zulus überrascht und getödtet. Ebenso wurde ein Theil der Soldaten getödtet, während andere entkamen. (EugLne Louis Jean Joseph Napoleon war am 16. März 1856 in den Tuilerien geboren; er erhielt eine außerordentlich sorgfältige Erziehung. Im Jahre 1870 begleitete er seinen Bat» in'» Feld, »hielt bei Saarbrücken die vielbesprochene „Feuertaufe*, ging dann mit ihm von Metz nach ChalonS und nach der Katastrophe von Sedan nach England» 1872 trat er als Zögling in die Militäraka
demie zu Woolwich, in der er sich sämmtlichen Prüfungen und Kursen unterwerfen mußte. Nach dem Tode seines Vater» (9. Januar 1873) nahm er den Namen Gras von Pierrefonds an, wurde aber bei sein» Großjährigkeit, 16. März 1873, von der bonapart'stischen Partei feierlich in Chislehurst als Napoleon I V. als ihr Haupt und Prätendent erklärt. Freunde und Feinde der Familie Napoleons III. werden sich bet diesem schweren Unglück, welches die das Brod der Verbannung essende frühere Kaiserin betroffen, einer aufrichtigen Theiluahme nicht entschlagen können, wogegen vom rein politischen Standpunkt aus dies» Tod nicht beklagt werden kann, da der Name Napoleon eine stete Bedrohung der französischen Republik und des europäischen Friedens war.)
London, 20. Juni. Im Unterhause theilte der Sriegssekretär Stanley den Tod des Prinzen Louis Napoleon mit, und sprach da» Bedauern der Regierung üb» den harten Verlust aus, welcher die Kaiserin Eugenie betroffen hat. Der Prinz unternahm eine Recog- noscirung auf Befehl des englischen Vizegeneralquartiermeisters. Die Leiche wurde von 17 Affegais durchbohrt gefunden. Sie wird unt» Eskorte nach England gebracht.
Paris, 20. Juni. Die „Agence Havas* meldet aus Loodon: Als die Kaiserin Eugenie den Tod des Prinzen vernahm, stieß sie einen Schrei au», fiel in Ohnmacht und ist seitdem in einem Zustand vollständiger Unempfindlichkeit verblieben. — „Temps* schreibt; Der Tod de» Prinzen Napoleon bedeutet die Zerbröckelung, das Verschwinden der booaparttstischen Partei; derselbe wird der Republik gestatten» gemäßigt zu sein. und wird die Beruhigung des Landes zur Folge haben. — „Pays* meldet: Bevor der Prinz nach dem Kap ging, machte er ein Testament, in dem er als seinen Nachfolger den Prinzen Viktor Napoleon, Sohn des Prinzen Napoleon und Enkel des Königs Viktor Emanuel von Italien bezeichnete.
V ersailleS, 20. Juni. Der Kongreß nahm dem Anträge der Kommission entsprechend mit 549 gegen 262 Stimmen einen Gesetzentwurf an. welcher den Art. 9. der Berfaffung aufhebt und die Rückverlegung der Kammern nach Paris für nothweodig erklärt. Der Antrag Buffets auf Vertagung der Berathung aus morgen war abgelehnf worden.
Neapel, 15 Juni Während der FrohnleichnamSprozesfion stürzte ein Balkon, aus welchem sich die Herzogin von Sanara befand- auf die Straße. Die Herzogin brach das Rückgrat und starb nach wenigen Stunden. Die Anderen kamen mit leichten Verletzungen davon.
Messina, 17. Juni. Sta. Venerlna und Guardia, in der Nähe von Gtarre, östlich vom Aetna, sind von einem Erdbeben teilweise zerstört worden. Es sind viele Todte und Verwundete zu beklagen. Die Einwohn er flüchten in's Freie. _
Die 25jährige Wirksamkeit der Lebensversicherungs- und Crspar- nißbank in Stuttgart.
Heute am 3. Juni find es 25 Jahre, daß diese Bank ihre erste Police ausgefertigt hat. Nur mit aller Genugthuung können die Banktheilhaber auf die GefchäftSergebniffe dieses ersten Vierteljahrhunderts zurückblicken. Diese im Jahre 1854 von patriotischen Männern gegründete Gegenseitigkeitsanstalt hat sich allseitig bewährt, ihre Garantiemittel haben eine absolute Sicherheit erreicht, die während 25 Jahren constant erzielten hohen Ueberschüfle ermöglichten die niedrigsten Nettoprämien und dabei konnten noch die statutarischen Bestimmungen — ohne Beeinträchtigung dieser beiden Hauplvorzüge und unter Erhaltung der soliden Grundlage des ganzen Instituts — ihre stetige Vervollkommnung im liberalen und Humanitären Geiste finden. Die Bank hat ihr anfänglich enges, beinahe partikulares Geschäftsgebiet zu einem deutschen »weitert und selbst über die Grenzen Deutschlands hinaus» namentlich in der Schweiz genießt sie großes Vertrauen.
lieber den Gang und Stand der Bank, wie sich derselbe während der abgelaufenen Periode von 25 Jahren gestaltet, können wir folgende Daten mittheilen:
Es gingen 53,498 Anträge ein mit M. 215,025,680.—. Versicherungssumme, und wurden für 42,420 Personen die Policen ausgefertigt mit M. 182,433,580.—. Der derzeitige VerstcherungSstand umfaßt 31,481 Personen mit M. 144,421,550. —. An Prämien wurden vereinnahmt ca. 42 Millionen Mark, für Sterbefälle dagegen ausbezahlt M. 12,459,875. —. Ueberschüffe wurden erzielt M. 12,130,162.—. und an die Lebensversicherten konnten im Durchschnitt 37 ,ß 0 /o der Prämie als Dividende vertheilt werden. Die Fonds der Verstcheruogsbranche erreichen pr. Ende 1878 die Summe von M. 26,857,163. —. Die Verwaltungskosten stelle» sich im Durchschnitt auf 5,<i«/g der Jahre» Einnahme.
Wir dürfen dem Institute zu diesen ungewöhnlichen Erfolgen gratuliren und können ihm nur die gleichmäßige fernere Entwicklung seiner Wirksamkeit wünschen, durch welche e» unter seine Mitglieder so reichen Segen auszustreuen vermocht hat. ^
Rkdattiou Druck und 8crlä^vö^S. Otlschläser in SM».