Donnerstag, den 23. Februar 1934

Gchwarzrvalö-Wacht Geile I

-^US Stadt und Kreis Calw

Der Jugend ihr eigenes Heim

Der HJ.-Heimba» im Kreis Calw

Kreisleiter Wurster als Vorsitzender des Zweckverbandes für HJ.-Heimbeschaffung teilt uns zum Gesetz der Reichsregierung über den Stano des HJ.-Heimbaus im Kreis folgendes mit:

Für den Kreis Calw wurde für die Be­schaffung von HJ.-Heimen der Zweckverband Schwarz Wald" gegründet. Diesem Zweck­verband sind von 105 Gemeinden des Kreises 99 Gememden mit rund-71000 Einwohnern beigetceten. In einer ersten Sitzung wurden die im Zweckveibandsgebiet zu errichtenden Heime und oie von den Gemeinden zu leistenden Bei­träge festgelegt.

Im ganzen sind im Kreis Calw 7 0 Heime geplant, darunter 22 kleinere Heime. Die ge­samten Baukosten dafür belaufen sich auf etwa 1,9 Millionen RM. Dabei sind aber die von den Gemeinden zu »rächenden Vorausleistungen, wie Stellung des Bauplatzes, die Kosten der Grabarbeiten, die Kosten der Zufahrts- und sonstigen Wege und die Kosteir des Anschlusses an die Versorgungs- und Abwasserleitungen, nicht enthalten.

Für das Baujahr 1938 wurden 7 HJ.-Heime geplant. Sie konnten aber wegen der vorgerück­ten Zeit nicht mehr zur Ausführung kommen und sollen deshalb im Jahr 1939 errichtet wer­den. Die Planbearbeitung und die übrigen Vor­arbeiten hiezu sind fertiggestellt. Zwei Heime konnten im Kreis Calw im Jahre 1938 bereits ihrer Bestimmung übergeben werden, und zwar die Stadt BadLiebenzell, welche das HJ.- Heim im alten Rathaus untergebracht hat. Fer­ner die Gemeinde Würzbach, die aus eigenen Mitteln ohne irgendwelchen Zuschuß einen Neu­bau errichtete mit einem Kostenaufwand von L4 000 RM. Diese beiden Gemeinden sind dem Zwcckverband nicht beigetrcten, da sie bei Grün­dung des Zweckverbandes bereits ihre Heime gebaut hatten.

Die vorbildlichen Leistungen unserer Gemein­den werden durch das Gesetz der Reichsregie­rung eine weitere Steigerung erfahren.

20 Berufe - 28,Z Millionen Figuren

Fünfte WHW-Straßensammlung im Zeichen des schaffenden Deutschen

Die am 4. und 5. März stattfindende Straßensammlung, die fünfte im Winter­hilfswerk 1938/39, steht diesmal im Zeichen der Beamten, Handwerker und der Ange­hörigen des Reichsluftschutzbundes. Zum Verkauf gelangen wieder die bunten, zier­lichen Porzellanfigürchen, die sich bei den alljähriqe» WHW.-Sammlungen von jeher einer großen Beliebtheit erfreuten. Waren es in den vergangenen Wintern far­benprächtige Schmetterlinge, reizende kleine Trachtengrupven oder die stramm model­lierten Soldaten des Dritten Reiches, die einen reißenden Absatz fanden, so tritt dies- mal der schaffende und berufstätige deutsche Mensch in den Vordergrund.

Nicht weniger als 28.5 Millionen Porzel­lanfiguren wurden inzwischen für die Samm- lung hergestellt, und zwar zwanzig verschie­dene Figuren: Schmiede. Maurer, Bergleute. Sämänner. Schnitterinnen. Bauern mit Sensen. Tischler. Fleischer. Schlosser. Schorn­steinfeger. Konditoren. Kellner. Maler. Auto­bahnarbeiter. Bauarbeiter. Hamburger Zim­merleute. Architekten. Winzerinnen, Fahr­dienstleiter und Briekträaer.

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Käte Spark blickte suchend nach der Per- son. die Fridel gegrüßt hatte. An der wei- ßen Barriere, die das Geläuf von dem Tri­bünenplatz trennte, wartete Maud Ferrar. Die Frau richtete sich halb auf. ..Fridel!' rief sie; ihre Stimme erreichte das Mädchen gerade noch.

..Ja Mutter?' Fridel kam zurück, lang­sam. wie es schien, ein wenig gestört und ärgerlich.

..Bitte bleib', sagte Käte ruhig.

Aber ich wollte . . .'

Bleib bitte', wiederholte Käte ein Spur scharfer. Sie sprach deutsch. Dautremer verstand wohl die Worte nicht, doch es war trotzdem nicht schwer, sie zu deuten.Ich habe diesen Verkehr nicht gern. Ich dachte, du wüßtest das. auch ohne daß ich es aus- drücklich sage.'

..Aber ich verstehe dich nicht, Mutter. Sie ist Vaters Assistentin, und. . .'

Das ist sehr gleichgültig. Ich wünsche nicht, daß du dich mit Miß Ferrar anfreun- best, daß du sie triffst und was weiß ich noch. Ich wünsche es nicht. Genügt das?'

Fridel setzte sich wortlos und begann das Programm mechanisch zusammenzurollen und wieder zu glätten. Plötzlich warf sie es zu Boden. Sie hatte Mühe, nicht vor Aerger in wesen. Dort unten lvar vielleicht eine

Warum Vitamine?

Seit den letzten Jahren kann man einen gewissenVitamin-Appetit" beobachten. Viele sprechen von Vitaminen, als könnte man sie löffelweise verzehren. Woher bekommen wir Vitamine und wozu braucht sie unser Körper? Die Vitamine sind Nahrungsstoffe, die im wesentlichen unsere Pflanzen enthalten. Ihre chemische Zusammensetzung ist sehr unter­schiedlich. Fehlen sie in unserer Ernährung, lösen sie in unserem Körper verschiedene Mangelkrankheiten aus. Sie führen zum Beispiel zu einem Stillstand des Wachs­tums, Zahnerkrankungen, Schwächczuständen und Störungen verschiedener Art. Umgekehrt verhütet eine genügende Vitaminzufuhr Krank, heiten oder beseitigt sie.

An Vitaminen kennen wir ein« ganze An­zahl, am bekanntesten sind die Vitamine ö und 6. Ein Teil der Vitamine ist sehr emp­findlich gegen Einflüsse der Luft, langes Erhitzen oder löst sich auch in Koch- Wasser. Es genügt also nicht, vitaminhaltige Nahrung wie Gemüse, Kartoffeln, Vollkorn­brot, Obst usw. zu bevorzugen, sondern man mutz sie auch richtig behandeln, um die Vita- mine nicht zu zerstören. Wir werden also Obst und Salate teilweise roh verzehren. Ge- müse und Kartoffeln nicht unnötig lange kochen und durch vieles Rühren überflüssiger Luftzufuhr aussetzen. Nur dann haben wir oie Gewährpdaß wir die Vitamine wirklich voll- ständig, wie sie in den Pflanzen enthalten sind, zu uns nebmen. WL.

ten auf einem beherrschenden Platz des bekann­ten Badeortes Bad Teinach ein gemeinsame- HJ.-Heim in der Nähe des Freibades. In Ver­bindung damit wird die Dorfhalle als Festraum für alle kulturelle Veranstaltungen und politische Versammlungen geschaffen. Durch das dort vor­handene Schwimmbad ist der Gedanke dq- Jugendgeländes auch hier schon weitgehendst gesichert.

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Unsere Sorge ist die Sorge der Partei und des Staates

Die Notwendigkeit, die Gemeinden hinsichtlich der HJ.-Heimbeschaffung auf eine klare finan

zielle Grundlage zu stellen, ließ im Bann 401 den Gedanken eines Zweckverbandes der Ge­meinden schon ein Jahr vor der allgemeinen Einführung der Zweckverbände für HJ.-Heim­beschaffung reifen. Diese wurden also im Kreis Calw zuerst gegründet. Die Fertigstellung von drei Heimen der Hitler-Jugend und Einweihung im vergangenen Jahr in Würzbach, Bad Lieben­zell und Nagold sind der Beweis, daß ein hoff­nungsvoller Anfang gemacht wurde, der Jugend die notwendigen Erziehungsstätten zur Ver­fügung zu stellen.

Das HJ.-Heim inWürzbach mit 4 Schar­räumen, 1 Werkraum, 1 Feierraum, 2 Führer­zimmern, Wasch- und Badcanlagen ist durch die Art seiner Anlage zu einem würdigen Bau die­ses Schwarzwalodorfes geworden, an den sich weiträumiges Gelände für Sport und Spiele anschließt.

In Bad Lieben zell wurden durch den Umbau des alten Rathauses, das aus dem 18. Jahrhundert stammt, die notwendigen Räume für die Hitler-Jugend geschaffen. 4 Scharräume, 2 Führerzimmer, 1 Werkraum, 1 Bastelraum, die dem Stil der Hitler-Jugend entsprechen, haben der dortigen Raumnot ein Ende bereitet. Wenn nun auch das Heim der Hitler-Jugend seiner alten Tradition entsprechend im Mittel­punkt der Stadtgemeinde steht, so sind doch Frei­bad, Sportplatz und Turnhalle in kurzer Zeit erreichbar.

Die Stadtgemeinde Nagold hat als vor­läufige Unterkunft ein älteres Gebäude der HI. zur Verfügung gestellt. Durch Innenausbau ist die erste Schwierigkeit überwunden. Die Anlage ist jedoch nicht als endgültige Lösung zu betrach­ten, denn auch dort muß ein Jugendgelände ge­funden werden, auf dem Heim, Sportplatz, Turnhalle, Schwimmbad entstehen, die der Größe des Standortes entsprechen.

Für das Jahr 1938 waren vom Vorsitzenden des Zweckverbandes noch weitere Heime zum Bau bestimmt, deren Ausführung aber infolge Mangels an Baumaterialien und Arbeitskräf­ten bis zu diesem Frühjahr zurückgestellt wer­den mußten.

Auf dem höchsten Punkt des Banngebietes, in Dobel, wird nächstens das Schnurgerüst für das HJ.-Heim errichtet werden. Im Zusam­menhang mit dem dort bereits vorhandenen

Von Bannsiihrer TheoRiedt

Wasserturm wird dasselbe ein beherrschendes Akzent des Dorfbildes sein und sich in die Dorf­anlagen des bekannten Schwarzwaldkurortes gut einfinden.

Auch das in der Nähe der Kreisstadt gelegene Waldenserdorf Neuheng stell wird ein Heim erhalten, das mit 2 Scharräumen, 1 Werkraum und 1 Feierraum für die dortige Jugend ge­nügt. Dieses Haus wird außerdem der kulturelle und politische Mittelpunkt des Dorfes werden.

Der Bauplan des HJ.-Heimes in dem Gäu­dorf Teckenpfronn läßt vor allem die Mög­lichkeit offen, das gesamte Jugendgelände im Laufe der Jahre noch weiter zu erschließen. Ein vorhandenes Schwimmbad und ein Sportplatz sind die Richtpunkte für die Gesamtanlage.

Die Gemeinden Bad Teinach, Zavel- stcin, Emberg und Sch mich, die jeweils nur wenige hundert Einwohner zählen, errich-

Gemeinsam bauen auch die Genieinden Schönbronn und Essringen auf einem oberhalb des Dorfes Effrmgen gelegenen expo­nierten Platz ihr Heim der Hitler­jugend.

Auch für den Höhenkurort Simmersfeld ist ein schöngelegenes Gelände zum Hcimbau erwählt. Es gewährt wunderbaren Ausblick auf die Schwarzwaldberge und zum Albrand. Auch dort ist die Möglichkeit vorhanden, das Jugend­gelände weiter auszubreiten.

Bei all diesen und den in Aussicht stehenden Planungen von HJ.-Heimbauten muß die For­derung für das notwendigeJugendgelände" besonders betont werden. Unter Berücksichtigung der baulichen Wirksamkeit soll das HJ.-Heim auf einem Gelände erstehen, das noch Raum für Sportplatz, Schwimmbad und Schießbahn bietet, das aber auch noch Möglichkeiten offen läßt, in kleineren Gemeinden die Dorfhalle zu errichten. In dieser sollen die sportliche Arbeit, kulturelle und festliche Veranstaltungen, wie Filmvorführungen und anderes, zur Durchfüh­rung kommen.

Bei der inneren Ausgestaltung der HJ.-Heime ist die Notwendigkeit des Bastelraumes für di«

Ein vorbildlicher BDM.-Schar-Raum.

Foto: HBA-Bildarchiv (M).

Botschaft von Riemer, und sie konnte nicht hin!

Sie sah. wie Maud Ferrar nach einer Sekunde des Wartens die Achseln zuckte und langsam davonging. Wenn Maud es ihr übelnähme? Sie mußte sie anrufen, sobald wie möglich, und ihr sagen daß sie nichts dafür konnte.

Dort drüben', fuhr Käte nach einer Weile fort,sind Schillings. Bitte, geh' hinüber und sag', daß wir morgen gern zum Tee kommen werden. Wir sind eingeladen.'

Das Mädchen stand wortlos auf und ver­ließ die Loge.

Sie haben sehr recht, gnädige Frau', meinte Dautremer nach einer kleinen Weile. Miß Ferrar ist wirklich nichts für Fräu­lein Fridel. Gar nichts.'

Käte nickte stumm.

Und es würde', fuhr Dautremer vorsich, tig fort,über die Maßen sonderbar wirken, wenn gerade diese beiden sich anfreundeten. Es gibt Dinge, die unmöglich sind. An nnd für sich unmöglich . . . und erst recht, wenn die ganze Kolonie neugierig danach aus­schaut.'

Tut man das?'

Dautremer zuckte die Achseln.Schanghai ist sehr klein, gnädige Frau', antwortete er. ..Schanghai liebt es. sich über alle Begeben­heiten zu orientieren. Besonders natürlich über die interessanten.'

Was soll daran interessant sein, wenn . . .?' Sie brach kurz ab.

Sie unterschätzen die Neugier einer Klein­stadt, gnädige Frau. Und überdies unter­schätzen Sie die besondere Stellung Ihres Gatten. Er kann vielleicht eines Tages zu den größten Arbeitgebern von ganz China gehören. Die Jangtse-Regulierung, würde sie tatsächlich in Angriff genommen, wäre ein gigantisches Unternehmen.

Es ist klar, daß jeder Schritt auch der persönlichste, verfolgt wird, den ein solcher Mann tut. Man kann ja nicht wissen, wie wichtig es eines Tages sein mag. den näch­sten und bequemsten Weg zu seinem Ohr zu kennen und auszunutzen, nicht wahr?'

Tie Frau antwortete nicht.So ist Schanghai nun einmal, gnädige Frau. Cs gibt nur sehr wenige Menschen in der Stadt, die etwas bedeuten und das nicht wissen. Bedauerlicherweise gehört Ihr Gatte zu ihnen.'

Warum bedauern Sie das?'

Weil er zu schädlichen Fehlschlüßen An­laß gibt. Urteilen Sie selbst, gnädige Frau. Er fliegt nach Nanking. Daß es keine Vergnügungsreise ist, geht daraus her­vor, daß Sie ihn nicht begleiten, wohl aber seine Assistentin. Er schickt die Dame am selben Tag wieder zurück. Das beweist, daß er in Nanking keine Tinge zu erledigen hat, die mit seinen alten oder neuen Projekten zu tun haben; dazu würde er sie natürlich brauchen, dazu hat er sie ja anscheinend mit- genommen. Also muß zwischen dem Minister und ihm Persönliches verhandelt werden. Ein neuer Vertrag? Ausgeschlossen, denn sein Vertrag läuft noch zwei Jahre. Also geht es vielleicht um vorzeitige Lösung des Ver- trags?'

Was ... ich verstehe Sie nicht... ich weiß kein Wort...'

Ich sage nicht meine Meinung, gnädige Fkau, sondern die von Schanghai. Schang. Hai meint also, daß Ihr Gatte zurzeit in Nanking in Ungnade ist. Schanghai schlägt sich daher mit fliegenden Fahnen auf die Seite seiner Gegner. Man schwächr ferne Position, wo man kann. Und führt am Ende gerade damit erst eine wirkliche Un­sicherheit herbei.

Denn daran, daß er Miß Ferrar vielleicht aus persönlichen Gründen zurückgeschickt haben könnte, denkt niemand. Hier handelt ja niemand aus Persönlichen, nur immer aus geschäftlichen Gründen. Und daß setzt man bei jedermann voraus . . . auch bei Herrn Spark.'

Und wie kommen Sie darauf. Persönliche Gründe . . .?'

Nur aus persönlichen Gründen, gnädige Frau, schickt man die Assistentin nach Schang. Hai zurück, sagt :hr, man müsse am nächsten Tag mit ihr telephonieren über Akten, die man hier zurückgelassen hat . . . und denkt gar nicht daran, sie anzuruken. Genau so, wie sie den Anruf gar nicht erwartet, son­dern friedlich Golf spielen geht.'

Woher wißen Sie das, um Gottes willen?'

Ich weiß es', antwortete Dautremer lakonisch.

Wißen Sie noch mehr?' Käte faßte Dau. tremers Arm. den er ihr sanft, mit einem mahnenden Blick auf die Tribüne, di- sich allmählich wieder füllte, entzog.. .Mißen Sie noch mehr?'

Dautremer begann sehr eilig und leiße zu sprechen.Ja, ich weiß noch mehr. Ich wei», daß der Minister wieder einma- von Kanto« aus dazu gezwungen werden wll. schärfere Töne gegen die Fremden anzuschlagen. M hatte Ihren Gatten zu sich gebeten, um ihm . . . ganz offiziell und nicht ernst ge- meint verstehen Sie wohl! . . . Vorhaltun­gen zu machen wegen der Chinesen, die vor kurzem beim Hochwasser ihr Leben unter sei­ner Führung verloren haben. Ein Ingenieur und zwei Kulis, wenn ich nicht irre. Nun aber, durch Ihres Gatten Unbedachtsamkeit, ist die ganze Meute losgegangen.

(Fortsetzung folM