«In Prozeß zwischen der Krone Oesterreich und dem preußischen Domänenfiskus in Betreff der Herausgabe zweier Herrschaften in pieußisch Schlesien, die früher dem deutschen Orden zugehörten und welche Oesterreich für sich beansprucht, zur Verhandlung. Oesterreich wird durch Anwalt Getßmar, Preußen durch Anwalt Lewald vertreten.
— Lenzkirch, 19. Npril. Briefträger R. hat im Laufe der letzten Woche mehrere hundert Mark unterschlagen, indem er die zum Nurtragen übergebenen Gelder nicht verabfolgte und die Postanweisungen selbst quitirte. Ein hiesiger Einwohner, welchem eine Geldsumme von etwa 100 M. angezeigt war, diese aber nicht erhielt» wendete sich direkt an die Postbehörde und hier wurde ihm bedeutet, daß er laut Quittung daS Geld bereits erhalten habt. Nach diesem Unterschletf wurden noch mehrere andere entdeckt und der Briefträger sofort in Haft genommen.
Konstanz, 19. April. Kürzlich geriethrn zwei schulpflichtige Knaben in Streit. Ein des Weges kommender Bäckerlehrling wollte schlichten, erhielt aber dabei von einem der Knaben einen Messerstich in die linke Seile, der bis zur Leber drang» außerdem noch durch einen Steinwurf eine Wunde am Kopfe. Der Thäler ist der 13jährige Sohn einer Wittwe.
— Baierll. Vor dem Schwurgericht der Oberpfalz wird in den nächsten Tagen ein Verbrecher, Namens Joseph Gietl, Taglöhner von Aallmünz zur Aburtheilung kommen, welcher angcklagt ist, eines Ver. brechens des Mords, zweier Verbrechen des schweren Raubes, zweier Verbrechen der Nachzucht, eines Verbrechens wieder dir Sittlichkeit, 10 Vergehen des Diebstahls, 7 Verbrechen de» schweren Diebstahls, eines Vergehens der Unterschlagung, 5 Vergehen des Betrugs und eines Verbrechens der Prioalurkundenfälschung. Für die Verhandlung dieser beispiellosen Reihe von Verbrechen sind 3 Tage festgesetzt.
— Kaff r l, 20 April. Nach einer ausgestellten Uebersicht über die im Jahre 1878 im Regierungsbezirk Kassel trichinös oder finnig befundenen Schweine betrug, nach dem „Fr. I.', die Zahl der erstercn 78 Stück und die der letzteren 110 Stück bei 165,179 Stück unter suchten Schweinen; 52 Stück amerikanische Speckseiten und Schweinefleisch Präparate wurden ebenfalls trichinös befunden. Im Kreise Hanau wurden unter 17,220 untersuchten Schweinen nur 1 trichinöses -und 11 finnige gefunden, während im Stadtkreis Kassel unter 10,730 Stück 13 trichinöse und 25 finnige sich befanden. Die Zahl der amtlichen Fleichbeschauer im ganzen Regierungsbezirk Kassel ist 1463.
— Berltn, 18. April. De: Pcrmierlieutenant Graf v KönigSmark 'htt sich durch einen Revoloerschuß in den Mund selbst getöatet. Nach dem „Tageblatt" soll derselbe Wucherern in die Hände gefallen sein und aus Verzweiflung sich das Leben genommen haben.
— Berlin, 19. April. Der heftig: Sturm, welcher in der verblichenen Nacht herrschte, hat in der Umgegend von Berlin fast sämmt- liche oberirdische Reichs- und Eisenbahn-Tclegraphenlinien arg bc- schäbigts, s-, daß hmle früh die Verbindung auf diesen Linien. selbst r^t den nächsten Stationsocten, fast gänzlich unterbrochen war. Nur m t Hilfe der vorhandenen unterirdischen Telegraphenlinien hat der te.cgraphtsche Verkehr in westlicher Richtung nach den wichtigsten Punkten wie Leipzig, Frankfurt a. M., Straßbnrg, Paris, Cöln, Brüsstl. Hamburg, Kiel u. s. w. ungehinderten Fortgang gehabt.
— Berlin, 19. April. Nach den Motiven der Tabakstcueroor» läge soll uus der gelammten Besteuerung des Tabaks ein Bruttoertrag von 60 Mill. M. heroorgehen, der Eingangszoll für ausländischen Tabak wird 45,775,000 M., die Steuer auf inländischen Tabak 11,600,000 M.» die Lizenzgebühr 3 Mill. M. ergeben. Die erhöhten Zollsätze sollen unmittelbar nach der Veröffentlichung des Gesetzes in Kraft treten. Nach dem Nachoersteuerunzsgcsetz betragen die augenblicklich vorhandenen Vorräthe bis 2 Mill. Etc.; der Reichskasse würde also bei einer Nichtoersteuerung bei der Steuer- differenz von 37 M. ein Betrag von 55 bis 75 Mill. M. entgehen.
— Berlin. 20. April. Die hiesige Kaufmannschaft ließ durch Sachverständige Erhebungen über die Frage anstellen: ob einzelne Industriezweige eines Zollschutz'« bedürfen oder durch Eingangszölle geschädigt würden? Das darauf eingegangene Gutachten erklärt sich für Eisknzölle, aber gegen alle übrigen Zollerhötzungen und konstatirt: dir Industrie müsse lieber auf jeden Zvllschutz verzichten, als Getreide- und Birhzöllen zusttmmen. — Heute findet eine Versammlung von Vertretern der Berliner Textilindustrie statt, um eine Petition gegen den Zolltarif an den Reichstag zu vereinbaren. Die Abgeordneten Delbiück, Braun, Bamberger haben ihre Theilnahmr zugesagt.
— Berlin, 20. Npril. Der Provinzialstraßenaufseher Sckra in Hetzerath (Rheinprovinz) hat 11 Kinder, darunter 7 Söhne. Die k älteren Söhne dienen im deutschen Heere auf Avancement und stehen in weit von einander entlegenen Garnisonen und bei verschiedenen Waffen: zu Trier, Küstrin, Straßburg, LudwtgSburg, Wiedbaden und Saarburg (Lothringen.) Der Wunsch, in ihrem hohen Alter alle ihre Kinder noch einmal bei einander zu sehen, und die Schwierigkeit
die- durch Einzelurlaub zu bewirken, veranlaßte die Eltern, deck KriegSmtnister in Berlin zu bitten, für ihre 6 Söhne einen gleich« zeitigen I4tägigen Urlaub zu veranlassen Dem Bittsteller wurde der unten mitgrtheilte Bescheid. Die Söhne sind nun', wie die Trier'sche Z. berichtet, in der Hetmath eingetroffen und wurden am Osterfeste in ihren manigfaltigen Paradeuniformen, ihren greisen Vater ln der Mitte, überall freudig begrüßt. Da« Schreiben des Kriegs« Ministers lautete: Berlin 15. März 1879. ES gereicht mir zur Freude, Ihnen die Erwiederung auf die Eingabe vom 6. d. M. mitthetlen zu können, daß auf Befehl Sr. Maj. des Kaiser« und KöuigS die betr. Generalkommando'« veranlaßt worden sind, Ihren in der preußischen Armee dienenden 5 Söhnen Urlaub vom 5. bis 25. April d.J. zu ertheilen. Rücksichilich Ihres im 13.(k. württ.) Armeekorps dienenden Sohnes ist dem Generalkommando dieses Armeekorps eine Mittheilung gemacht worden. Es darf erwartet werden, daß auch von diesem Ihr Wunsch erfüllt werden wird, wenn nicht besondere Hinderungsgründe entgegen stehen. Zugleich füge ich in Folge allerhöchster Bestimmung zur Bestreitung der Eiscnbahnkosten dieser Besuchsreise Ihrer Söhne den Betrag von 150 M. bet mit dem Wunsche , daß Ihnen und Ihrer Gattin die Freude, ihre 11 Kinder gleichzeitig bet sich zu sehen, ungetrübt zu Theil weiden möge. Der Kriegsminister. Gcz. Graf o. Kameke.
— Berlin, 21. April. Die Lampenfabrikanlen und Interessenten der Metallwaaren-Branche Berlins, welche sich durch die beantragten Zölle auf Glas gefährdet hatten, waren am Samstag zusammengr« treten, um eine Petition gegen den neuen Zolltarif adzufassen. DaS ist mit Einstimmigkeit geschehen. Ueberhaupt vergeht in Berlin kein Tag, an welchem nicht Proteste gegen die Zollpolitik vom Stapel gelassen werden.
— Berlin, 2>. Npril. Die ständige Tariskommission zur Fort- entwicklung der Gütertacifreform hat in ihren am 18. und 19. in Berlin gehaltenen Sitzungen eine Anzahl für den Güterverkehr nicht unwichtiger Tarifposttionen berathen. Die von süddeutschen Vertretern der Mühlenindustrie beantragte Erhöhung der Mehltarife stieß auf den lebhaftesten W drrstand der norddeutschen Interessenten, speziell der märkischen Mehlenindustciellen bezw. des Berliner MehlhandelS. Die süddeutschen Interessenten hofften durch eine Tariferhöhung einen Schutzzoll gegen das ausländische Mehl sich zu verschaffen, während von der Gegenseite gellend gemacht wurde, daß dadurch ver binnenländische Mehlhandel Norddeutschlands geschädigt würde. Unter diesen Umständen wurde die Angelegenheit bis zum nächsten Zusammentritt der ständigen Kommission vertagt und beschlossen, in der Zwischenzeit eingehende Erhebungen über die Sachlage ooczunehmen.
Danzig, 17. April. Gestern Nachmittag 21/2 Uhr wurde der Seefahrer Friedrich Weiß aus Petershagen von dem auf dem Bischofsberge stehenden Mililärpoften dabei betroffen, als derselbe ge« rade im Begriffe stand, mit einem Bund Bindeweiden, welche derselbe von den Festungswerken abgeschnitten halte, sich heimlich zu entfernen. Der Posten rief dem Weiß ein „Halt" zu, was letzterer jedoch nicht befolgte, sondern sich noch unterstand, nach dem Posten beim Weilergehn, mtt Steinen zu werfen. Durch? diese Handlungsweise erbittert» legte der Wachtposten das Gewehr an und schoß den Weiß auf der Stelle todt.
Wien, 19. April. DaS Hrrannahen der Kaiscrlage (so werden die Feierlichkeiten zu Ehren der silbernen Hochzeit der KaiserpaareS kurzweg bezeichnet) ist nun auch äußerlich schon bemerkbar. Die Stadt legt allmälig das Festkleid an, die Ringstraße, welche der große Festzug passiren wird, füllt sich mit Tribünen, und es beginnen bereit» die Deputationen einzutreffen, welche dem Kaiserpaare Huldigungsadreffen überreichen. Für dar Fest sind bekanntlich drei Tage in Aussicht genommen: der 24., 25. und 26. April.
T r iest, 18. April. Im hiesigen Versorgungshause revoltirten gestern Abend« fünfzig verwahrloste Knaben gegen ihre Wärter, tödteten einen Oberaufseher und verwundeten einen andern.
Brüssel, 20. April. Der König hat dem Bürgermeister von FramerieS 5000 Fr. für die Angehörigen der verunglückten Bergleute einhändigen lassen. Heute früh sind noch 3 Männer und 2 Frauen wohlbehalten aus der Grube heraufbefördert worden. Die übrigen Leute sind in der Galerie, die in einer Tiefe von 520 m liegt, eingesperrt, da der Zugang durch Erdsturz verschüttet ist. Man hat wenig Hoffnung, den Unglücklichen hülfretch beizukommen. Es sind ihrer noch 105, von denen aber schon viele todt sein müssen, da der Galerie bereit» ein starker Leicheugeruch entströmt.
Rußland- In Kjew hatte in der Charwoche der dortige Polizeimeister ein sehr gefahrvolles Abenteuer zu bestehen, dos ihm leicht das Leben hätte kosten können. Er wurde, als er drS Abend» aus dem Theater nach Hause fuhr, .von einer Nihilistenbande auf der Straße angehalten, in seinem eigenen Wagen an einen einsamen Ort außerhalb der Stadt gefahren, dort aus dem Wagen herausgeholt,