Seite 4 Schwarzwalö-Wachk
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Mittwoch, den 8. Februar 1939
8ö FükrersKeine wegen Trunkenheit entz-grn
Stuttgart, 7. Februar. Im Bereich deS Polizeipräsidiums Stuttgart wurden, wie der NS.-Kurier berichtet, im Jahre 1938 allein 86 Führerscheine wegen Trunkenheit am Steuer entzogen. Da in dem gleichen Zeitraum im ganzen 158 Führerscheine entzogen wurden, sind über 50 v. H. deS Entzugs auf Trunkenheit am Steuer zurückzuführen.
Auto vom 8ug erfaßt
Stuttgart, 7. Februar. Am DienStagnach- mittag ,st in Vaihingen (Fildern) auf dem Uebergang der Moltkestraße über das Jndu- striegleiS eine Rangierabteilung aus ein mit »wei Personen besetztes Personenauto aufge- sahren. Bei dem Ausstoß wurde das Auto umgelegt und dem Lenker Eugen Müller, der in einer Autowerkstätte in Vaihingen lFildern) beschäftigt ist, die linke Hand ausgeschnitten. Er wurde in das Marienhospital nach Stuttgart verbracht. Der Mitfahrer kam unverletzt davon. Das Auto wurde stark beschädigt.
Sur KinbstStung angesliftet
Stuttgart, 7. Februar. Das Schwurgericht Stuttgart verurteilte den 29jährigen ledigen Otto Gruber ans Siebenknie. Gde. Murrhardt. wegen eines Verbrechens der Anstif- tung zum Totschlag zu der gesetzlichen Min- deststrafe von sünf Jahren Zucht- Haus und zu dreijährigem Ehrverlust. Tie von ihm angestistete 27jährige ledige Lina Mißner aus Miedelsbach (Kr. Schorn- dors) wurde unter Zubilligung des 8 5l Abs. 2 (erheblich verminderte Zurechnung?» iühigkeit) zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Gruber hatte das auf dem Hose seines Vaters als Tienstmagd beschäftigte, mit angeborenem Schwachsinn behaftete und moralisch minderwertige Mädchen mißbraucht und ihr zu einem Abtreibung s- mittel geraten als sich Folgen zeigten. Das Mittel hatte aber keinen Erfolg. Als die Mißner nun insgeheim einem Mädchen das Leben gab beschimpfte Gruber sie in zorniger Erregung und behauptete daß er sich das Leben nehmen müsse, falls die Sache aufkornme. Tie Mißner glaubte daraus in ihrer Beschränktheit »nd seelischen Erregung den Selbstmord des Kindsvaters durch Beseitigung des Neugeborenen verhindern zu müssen. Sie erstickte das Kind in einem allen Nock »Nd wart die Leicl>e in ein altes Vrunnenloch auj dem Anwesen ihres Arbeit- gebers.
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am kV. Februar vor dem Schwurgericht
Stuttgart, 7. Februar. Am 10. Februar, vormittags 9 Uhr, findet vor dem Schwurgericht die Hauptverhandlung gegen Raimund Herr mann aus Sluttgart-Untertürkheim wegen Raubmord? statt. Herrmann ist der Mörder des Tankwarts Traum.
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Stuttgart, 7. Februar. Der 26 Jahre alte ledige Otto Pöhler ans Böttingen. Kreis Münsingen. wurde von der Großen Strafkammer Stuttgart wegen Nücksallbetrugs. Urkundenfälschung und Amtsanmaßung zu drei Jahren Zuchthaus, drei Jahren Ehrver.
lust und 400 RM. Geldstrafe verurteilt. Der oft vorbestrafte Angeklagte hatte sich als angeblicher Beamter der Gerichtskasse oder der taatsanwaltschaft telephonisch an Eherauen von Untersuchungs. oder Strafge- angencn gewandt und ihnen dieHastent. assung ihrer Männer im Fall sotortiger Stellung einer Kaution angeblich höherem Auftrag gemäß in Aussicht gestellt. Zur Beschleunigung der Angelegenhert hatte er den freudig Ueberraschten angekündigt, er schicke noch am gleichen Tag den Gerichtsdiener und bitte, diesem die telephonisch von ihm sestgelegte Kaution übergeben zu wollen. Der Gerichtsdiener war er natürlich selbst. Im ersten Fall erbeutete der gewissenlose Gauner auf diese Weise 600 RM.. im zweiten gar 2000 RM. Das Geld verbrauchte er jeweils in kürzester Zeit mit Luxusanschafsun- gen und für seinen Lebensunterhalt. Als er ln einem dritten Fall in der Nolle eines Beamten der Staatsanwaltschaft die Ehefrau eines Inhaftierten gleich um 10 000 RM. zu erleichtern sich anschickte, wurde er in deren Wohnung festgenommen.
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zum Ludwigsburger Mich
Ludwigsburg, 7. Februar. Zu der furchtbaren Tat eines Ludwigsburger Vaters, der seine 25jährige uneheliche Tochter durch Zer- trümmerung der Schädeldecke getötet hat. wird noch bekannt, daß der Mörder sich seinem Opfer mehrere Male in blutschänderischer Absicht genähert hat. Als
oas Mädchen am Sonntag vte Avpqi äußerte, wieder nach dem Rheinland zurückzureisen. befürchtete der Täter wohl, daß seine verbrecherischen Neigungen der Polizei zur Kenntnis kommen würden, und so beschloß er. seine Tochter mundtot zu machen.
Der Mörder, der sich nicht nur eine schwere Verletzung am Halse beibrachte sondern auch noch eine größere Menge Schlafpulver in selbstmörderischer Absicht nahm, hatte am Dienstag das Bewußtsein noch immer nicht erlangt.
Niebleutbr verheimlicht
Schwab. Gmünd, 7. Februar. Zwei Angeklagte aus der Umgebung, die in unverantwortlicher Weise gegen das Viehseuchengesetz und somit gegen die Volksgemeinschaft ver- stoßen hatten, wurden zu drei Wochen bzw. l8 Tagen Gefängnis verurteilt. Sie hatten versucht, den Ausbruch der Viehseuche zu verheimlichen. Ein weiterer Angeklagter, der den Ausbruch der Maul, und Klauenseuche zu spät angezeigt hatte, erhielt eine Geld- strafe in Höhe von 50 RM.
Seinem Kind den Sals durchschnitten
Winterlingen Kr. Balingen, 7. Februar, In einem Anfall geistiger Störungen durchschnitt am Montagabend der 30 Jahre alte verheiratete Traugott Koch aus Winterlingen seinem l^jährigen Söhnchen den Hals. Das Kind war sofort tot. Der Mörder hat sich bei der Tat selbst verletzt, so daß er ins Kreiskrankenhaus eingeliefert werden mußte, von wo er am nächsten Tag zur Untersuchung seines Geisteszustandes nach Tübingen in die Nervenklinik übergeführt wurde.
EisenbahnrLuber vor dem Sondergericht
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da. Halle, 7. Februar. Vor dem Mitteldeutschen Sondergericht standen am Montag, elf Tage nach dem Ueberfall aus den Güterzug bei Halle, die fünf Eisenbahnräuber Johannes Krybus. Otto Seidel. Otto Spott, Waldemar Zimmermann und Heinrich Edelhoff, sämtliche zwischen 26 und 27 Jahre alt. Der Naubüberfall war mit skrupelloser Brutalität durchgeführt worden, zwei Eisenbahnbeamte wurden schwer verletzt.
Schon ein Jahr vor der Tat hatten Kry- bns und Spott über Beraubungsmöglichkeiten bei der Reichsbahn gesprochen. Zu ihnen gesellte sich dann noch Seidel, und das Kleeblatt wurde schließlich durch Edelhoss und Zimmermann, einem alten Kommunisten, er- gänzt. In der Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag verschafften sich die Berbrecher durch einen Einbruch in ein Wasfengeschäft Pistolen. Einen Tag darauf entwendeten sie ans einer Garage einen Kraftwagen. Einer der Banditen hatte sich mit einer alten Arbeits- jaüe. einer Dienstmütze, einem Hammer und einem roten Schal als ..Eisenbahner" getarnt. Auf dem Bahnhof Halle schlichen sich dann Krybus und Edelhoss aus den Zug. An einer vorher mit den Komplizen vereinbarten Stelle versuchten sie dann, den Postwagen während der Fahrt vom Zuge abzukuppeln. Zum Glück gelang dieser Plan nicht, infolge Trennung der Luftleitung blieb der ganze Zug stehen. Die Folgen wären unvorstellbar gewesen. Als der Zug plötzlich hielt, schoß KrybuS durch das Fenster
des Postwagens und verletzte den Betriebsassistenten Wache schwer. Ein Eisen» bahnbeamter. der nach der Ursache des Plötz. lichen Haltens sehen wollte, wurde durch einen Beinschuß niedergestreckt. Einen weiteren Beamten im Postwagen zwangen die Banditen, die Tür zu öffnen. Sie fanden aber nicht die erwartenden 22 000 Mark Lohngelder, sondern nur einige Briespakete und ein Wertpaket. Damit entflohen sie und suchten ihre Wohnungen auf. In der nächstfolgenden Nacht schon gelang es. vier der Verbrecher auf dem Bahnhof in Halle zu verhaften. Der fünfte, der nach Weißenfels gefahren war und über die Westgrenze ins Ausland fliehen wollte, veranlaßt? selbst seine Verhaftung, als er sich eingekreist sah. Für die Gesinnung der Räuberbande ist das Geständnis Edelhoffs bezeichnend „Dringend brauchte ich das Geld nicht".
Nach 18stündiger Verhandlung wurde am Dienstag gegen 3 Uhr morgens das Urteil verkündet. Sämtlich» Angeklagten wurden des gemeinschaftlichen Verbrechens nach 8 315 Abs. 1 u. 3 StGB, in Tateinheit mit schwerem Raub und versuchtem Mord schuldig erkannt. Die Angeklagten Krybus und Edelhoss wurden zum Tode, Seidel zu lebenslänglichem Zuchthaus, Spott und Zimmermann zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Ehrenrechte wurden den ersten drei Angeklagten auf Lebenszeit, den beiden letzten auf zehn Jahre aberkannt. Der Staatsanwalt hatte für alle fünf Angeklagten die Todesstrafe beantragt. _
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Ligooberickt äer bl 8-Presse 08 . Heidelberg, 7. Februar. In der Lokv- Motiven- und Maschinenfabrik Gmeinder in MoSbach ist jetzt die erste Rohöl-Großloko- motive fertiggestellt worden. Es handelt sich um eine 350-P8-Krupp-Diesel- lokomotive, die besonders für Güterverkehrs kohlenarmen Ländern bestimmt ist, ans denen bereits Bestellungen vorliegen. Ein SechS-Zylinder-Tiesel-Motor liefert die Antriebskraft, die durch ein neues Krupp- Strömungsgetriebe auf das Triebwerk übertragen wird. Die 38 Tonnen schwere Maschine vermag 1585 Tonnen sortzu- bewegen und erreicht mit zwei Geschwindigkeitsstufen bis zu 40 Kilometern in der Stunde. Sie wird nur durch einen Mann bedient und ist jederzeit betriebsfertig.
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Stabschef Lutze wurden am Dienstag aus seiner Fahrt von Palermo nach Messina und Taormina von der sizilianischen Bevölkerung lebhafte Sympathiekundgebungen bereitet.
Am Dienstag waren in Londoner Parlamentskreisen Gerüchte über eine baldige Neuwahl im Umlauf. Diese Gerüchte wurden jedoch in gut unterrichteten Kreisen in Abrede gestellt.
Die außenpolitische Aussprache im französischen Senat schloß gestern mit dem Vertrauensvotum für die Regierung mit 290 gegen 16 Stimmen. Zuvor hatte Außenminister Bonnet eine längere Erklärung zur französischen Außenpolitik abgegeben, in der er u. a. sagte, es gebe leinen Franzosen, der nicht von ganzem Herzen und mu ganzem Verstände ein gutes Einvernehmen zwischen Frankreich und Deutschland wünsche. Senator Lemery erklärte, Frankreich müsse mit Deutschland reden und nicht versuchen. Deutschlands Anstrengungen zu hemmen.
Der nationalspanische Heeresbericht meldet wieder große Fortschritte in Nordkatalonien. Die nationalen Truppen eroberten unter anderem die Kreisstadt und den wichtigen Straßenknotenpunkt Olot. Durch sein« Einnahme wird der restliche Teil Kataloniens in zwei Teile getrennt, zwischen denen keine leistungsfähige Ver» biudungsstratze mehr besteht. Sowohl dem westlichen Teil mit Ripoll und Seo de Urgel als auch dem östlichen Teil mit Figueras bleibt nur mehr der Weg nach Frankreich offen.
Flugzeuge der nationalen Luftwaffe überflogen am Dienstag Madrid in sehr geringer Höhe. Dabei ereignete es sich zum ersten Mal, daß die bolschewistischen Flaks keinen einzigen Schutz auf die nationalen Flugzeuge abgabrn, obwohl diese auch das Zentrum der Stadt einige Male überflogen hatten. Die Beobachter der Flugzeuge berichten, daß über sehr vielen Häusern Madrids die Weiße Flagge weht.
In Bukarest wurde eine Erklärung der neuen rumänischen Regierung ausgegeben. Danach bezeichnet sich das Kabinett als Regierung der „Front der nationalen Wiedergeburt", die bereits über 4 Millionen Mitglieder zählt.
Bei der Beratung des Etats des Finanz- und des Schatzministeriums teilte Finanzminister Morgenthau dem Budgetausschutz des Abgeord- netenhauses mit, daß die Staatsschuld Amerikas auf 5V Milliarden Dollar anwachsen werde.
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Gab es einen besseren Augenblick als diesen. rn dem sie eine Heldin war? Und gab es etwas Natürlicheres zugleich, als die Frau aufzusuchen und ihr zu sagen, was mit ihrem Mann war? Sie lehnte im Fond des Wagens und starrte, eine kleine Falte über der Nase, vor sich hin. Sie würde die Frau sehen und zum erstenmal in einem Augenblick treffen, in dem sie die Stärkere war. Ach immer würde sie die Stärkere sein.
Doch es war gut. sehr gut. gleich so beginnen zu können.
..Madam ist nicht da", erklärte Pai. „Madam ist verreist."
„Verreist?"
..Ten Strom hinauf. Zum Herrn", fügte Pai hinzu und wußte sehr wohl, wenn er es auch vollendet verbarg, was er Maud damit an- tat. Pai war nicht so blind wie Spark selbst. Pai hatte schon seit Monaten begriisen. aus welchem Grund sich das Mädchen so sehr um Sparks frauenlosen Haushalt bekümmerte, bei jedem Besuch — für Spark ganz unmerk- lich — nach dem Rechten sah und hier oder dort eine kleine kaum sichtbare und doch die Behaglichkeit vergrößernde Aenderung trat; Anordnungen, denen Pai sich vollkommen fügte, weil sie nicht nur zweckmäßig waren, sondern der Erste Boy stets im Zweifel war, welche der beiden Frauen, di« rechtmäßige
oder die junge, im Laufe der Zeit das Haus erobern würde.
„Ten Strom hinaus . . wiederholte Maud fassungslos.
Pai hielt noch immer ihre Karte auf dem Lacktablettchen. ..Aber die junge Miß ist zu Hanse. Soll ich ihr die Karte bringen?"
Maud überlegte einen Augenblick. Die Tochter? Vielleicht war es gut. .Äring ihr die Karte. Pai", meinte sie und zog vor dem Spiegel ihr Hütchen zurecht.
„Ja. selbstverständlich, sofort", hörte Maud nach einer kleinen Weile ein? Stimme sagen, dann kam Pai und bat sie hinein.
„Ich kenn? Sie schon", sagte Fridel und ging ihr rasch entgegen. Sie nahm sich nicht die Zeit, die Fremde recht anzusehen. .Was ist mit Vater? Ich sitze hier seit ein paar Tagen allein . . . Mutter ist hinaufgefahren, wissen Sie . . . und ich zergrüble mir den Kopf und habe Angst . . ."
„Aber es geht ihm ausgezeichnet. Er ist in Schaft und wartet nur daraus, wieder anfangen zu können."
„Er wird oben bleiben? Nicht* Herkommen?"
..Ich nehme es nicht an. Und ich müßte es eigentlich wissen."
„Schade", sagte Fridel und hatte ein sehr enttäuschtes Gesicht. „Sehr schade. . . ohne- hin habe ich ihn ein Jahr lang nicht gesehen."
„Und", setzte Maud mit einem kleinen Lächeln den Satz fort, „er ist wirklich ein Mann, dessen Tochter man gern ist. denke ich."
„Ja. das ist er."
Eine kurze Weile saßen sie stumm in einer kleinen Verlegenheit. „Sie haben nicht zufällig meine Mutter getroffen?" fragte Fri
del dann. „Nun sind beide fort... ich wüßte gern, ob sie gut hinaufgekommen ist. Am Ende ist sie gar nicht durchgekommen . . ."
„Nein", antwortete Maud knapp. „Ihre Frau Mutter habe ich nicht getroffen. Ich glaubte sie hier."
„Ja . . . und es ist sehr lieb von Ihnen, daß Sie sie aufsuchen wollten."
Allmählich, während sie über Unwichtiges plauderten, fanden sie Zeit, einander zu mustern. Fridel war äußerst und sehr angenehm überrascht. Sie hatte sich unter dem weiblichen Assistenten ihres Vaters etwas anderes vorgsstellt: ein sächliches Wesen, eine Arbeitsbiene. Und sie fand nun eine junge, sehr reizvolle Frau, ausgezeichnet gekleidet, gesellschaftlich vollkommen, deren Scharm sehr groß sein mußte, da sogar sie. eine Frau, ihn empfand.
Maud fand das Mädchen ebenso anziehend; es war nötig, wußte sie. sich mit ihr gut zu stellen, denn Spark liebte seine Tochter; und sie glaubte, daß es ihr nicht schwerfallcn würde. Die einfache Natürlichkeit, mit der Fridel sich gab. würde den Umgang mit ihr leicht, fast zu einer Freude machen.
„Langweilen Sie sich nicht zu Tode?" fragte Mm,d nach einer Weile. „Wahrscheinlich kennen Sie in Schanghai keine Seele . . ."
„Doch" — Fridel wurde ein wenig rot — „Kapitän Niemer. Wir machten zusammen die Ueberfahrt von Bremen aus."
„Niemer?" fragte Maud und lächelt« wieder. „Franz Riemer?"
„Ja ... Franz Riemer", antwortete Fridel und war ein wenig kurzatmig. „Kennen Sie ihn am Ende?"
..Natürlich. Wer so lange in Schanghai ist wie ich. kennt schließlich jeden Weißen, den zu keimen e» sich irgend lohnt. Und bei
Riemer", sie sah auf, gerade in Fridels weit- geöffnete Augen hinein, „bei Riemer lohnt es sich. Das haben Sie ja auch gefunden, nicht wahr?"
Das Mädchen nickte nur.
„Er ist einer* der jüngsten Jangtsekapi- täne", fuhr Maud fort und freute sich tief innen wie ein Kind; nun hatte sie den Punkt gefunden, an dem sie das Mädchen packen konnte, wann immer sie wollte, „aber auch einer der besten. Hat eins von den schnellstes Schiffen, und das heißt etwas bei seiner kurzen Dienstzeit. Ich habe sogar seinen Vater noch kurz gekannt; der war einer von den ersten Europäern auf dem Strom."
„Er hat von ihm erzählt."
„Ist Riemer augenblicklich hier?"
„Noch", nickte Fridel. „Aber in den näch. sten Tagen muß er ausfahren. Einen Käme- raden vertreten. Sie kommen doch von oben? Ist es wirklich so ungefährlich, wie er sagt?"
„Aber ja — für die Dampfer ist es vollkommen ungefährlich. Und Niemer kennt den Strom so gut wie kaum ein anderer."
Fridel wollte weiterreden. Sie war unendlich froh, zu jeyrand von Niemer sprechen zu können, der so viel Gutes über ihn wußte wie Maud Ferrar — und nicht so voll Einschränkungen war wie ihre Mutter. Aber Maud stand auf. „Ich muß jetzt leider gehen", sagte sie. „Ich muß wieder in mein Büro. Aber ich würde mich freuen, wenn Sie mich anriefen. Sobald sie Lust haben. Ich denke. Sie sind setzt sehr allein und lang» weilen sich zu Tode. Und Sie können doch nichts anfangen in der Stadt, die Sie nicht kennen. Aber ich will gern mit Ihnen ein- mal in einen der Klubs gehen — zum Schwimmen — oder zum Nennen — wozu Sie Lust haben. Nette Leute gibt eS hier so viele . . ." (Fortsetzung folgt)