— KSkn, 25. Juni. Gtflem wurden , wie die „Köln. Ztg." meldet,' auf einemKarioffelacker bet Mühlheim am Rhein Kolorado- Ufer'in .allen Entwickelungsstufen gefunden. Der Acker gehört eikiem Fleisches welcher amerikanischen Speck bezieht. Dem landnmthschast. lichen Ministerium in Berlin ist hievon telegraphisch Mittheilung gemacht worden. — Neuerdings schreibt nun das genannte Blatt: Nachdem wir heute Mittag in unserer Nachbarschaft Mühlheim über das Auftreten des Koloradokäfers genaue Erkundigungen eingezogen, rönnen wir die erfreuliche Mittheilung machen, daß das verderbliche Insekt sich bis jetzt in einem größeren, zwanzig Morgen großen Kar- loffelfrlde nür auf einen Theil von fünf Morgen ausgebreitet hat. Hr. Ländrath v. Niesewand hat, um Verschleppungen des Käfers zu verhindern, sofort das von der Plage befallene Stück einer scharfen Beaufsichtigung unterstellt und wird nach Uebercinkunft mit dem Herrn Regierungspräsidenten Maßregeln zur radikalen Vertilgung der ge- frtißigen Thiere, die größtentheils noch als Larven und nur erst in vereinzÜten Exemplaren als Käfer Vorkommen, zur Anwendung bringen. Wahrscheinlich wird man das befallene Feld mit Stroh, Heu ünd Hobelspänen belegen, diese reichlich mit Petroleum tränken, dann das Ganze anzünden und später eine Desinfizirung des Bodens durch Ätzendi Säuren folgen lasten. Nach genauer Untersuchung hat es sich herausgestellt, daß die in der Umhebung des betreffenden Ackers liegenden Felder von der Plage noch nicht befallen sind, ebenso hat sich eine Wittheilung, däß der Käfer auf einem entfernt gelegenen Kartoffelstücke aufgetreten sei, sich als vollständig falsch ergeben.
— Köln. 26. Juni. AuS Mühlheim wird der „K. Ztg." ge- schrieben: Die Sachlage in Betreff des Koloradokäfers ist folgende: Die Larven fressen an beschränkter Stelle; sie sind meistens schon sehr weit in der Größe vorgeschritten. Im Boden dieses Terrains ruhen die Puppen und entsenden, wie es scheint, in täglich, ja, stünd- lich wachsender Menge die Käfer. Durch diese ist das ganze Terrain unsicher, sie sind außerhalb des Fraßgebietes der Larven gefunden. Ihre Verschleppung wird durch den Wind befördert, wie noch mehr (auch die der Larven) durch zahlreiche Sammler, die heute in großer Menge vorhanden waren und durch die „Absperrung" nicht vermindert «erden. Vertrauensseligkeit ist gewiß nicht am Platze; jeder Tag vermehrt die Gefahr durch die auskriechenden Käfer, die hoffentlich noch der ersten Generation angehvren. Nur eine Energie wie gegenüber der Rinderpest ist hier am Platze.
— Wien, 25. Juni. Bon Seite Montenegros ist hier noch kein Ansuchen wegen einer Friedensvermittlung gestellt worden. Man ist hier übrigens über die Erfolglosigkeit der montenegrinischen Waffen nicht betrübt, da mit einem siegreichen Montenegro plötzlich eine Macht an unserer Grenze erwachsen wäre, die uns vielleicht unter Umständen hätte gefährlich werden können, die jedenfalls unbequem wäre.
Paris, 26. Juni. Das Manifest, welches die Linken des Senats haben ausgehen lassen, lautet gemäß Bericht an die „K. Z.": Die Unterzeichneten Senatoren, Vertreter der drei Gruppen der Linken -es Senats, sprechen die Ansicht aus, daß die Wiederwahl der 363 Deputaten, welche die Tagesordnung des 19. Juni gegen das unter dem Vorsitze des Herzogs de Broglie stehende Kabinet angenommen haben, eine Bürgerpflicht sei und vom Lande, eben so wie im Jahre 1830 die Wiederwahl der 221, als eine Ehrensache anerkannt werden müsse. Diese Wiederwahl wird der feierlichste Ausdruck des nation- "alen Entschlusses sein, die republikanischen Einrichtungen aufrecht zu erhalten, die allein fähig sind, die Ordnung nach innen und den Frieden nach außen zu erhalten. Den Patriotismus anrufend, rechnen Hie Unterzeichneten darauf, daß der Kandidatur Her 363 Deputaten, welche für die Tagesordnung gestimmt, keine andere republikanische Kandidatur entgegengestellt werde.
Stockholm, 30. Juni. Wegen Vorkommens des Kolorado > käfers am Rhein verbot die Regierung die Kartoffeleinfuhr aus der Rheingegend und den deutschen Nordhäfen nach Schweden.
Philadelphia, 15. Juni. Am 12. d. starb hier David Rentschler, 71 I. a., aus Altbulach OA. Calw.
Dom Kriege.
Der Kaiser Alexander hat beim Einmarsch seiner Armee in Bulgarien an die Bulgaren eine Proklamation erlassen, worin er den Christen Befreiung von der Willkühr der Muhamedaner, geordnete Verwaltung und Sicherheit unter Oberleitung von Specialbehörden und Errichtung bulgarischer Legionen als Kern einer „lokalen Armee" verspricht, während den Muselmännern die gerechte Strafe für die an den wehrlosen Christen begangenen Verbrechen in Aussicht gestellt wird. Die Sprache ist eine ernste, würdige; was aber aus Bulgarien werden soll, ist nicht gesagt. Die Einladung zur Anhänglichkeit an die russischen Waffen und zur Anerkennung der seit so vielen Jahren treu besorgten russischen Liebe scheint die Umwandlung in eine russische Provinz einleiten zu wollen. __
Petersburg, 2U Juni. iWnDelegramm des Oberst,m man» direnden der Südarmee aus Dratsch vom 28. besagt: Die schwierige und vielfältige Aufgabe des Dünauübergang» ist vollzogen. Sistowa und die umgebenden Höhen find in unseren Händen. Zuerst überschritt die Division des Generals Dragomiroff mit der Gebirgsartillerie den Strom. DaS Wolhynischr Regiment bildet den Kopf. Am 27. Abends befanden sich bereits jenseits der Donau das 8. Korps und die 4. Schützenbrigade, jetzt überschreitet die 35. Division den Strom.
Petersburg, 29. Juni. Wegen des Donauübergangs hat sich die Stadt in Flaggcnschmuck geworfen. Ein Gottesdienst in der Kathedrale findet statt. Privatdepeschew zufolge ist das russische Haupt« quatier nach Simnitza gegenüber Schlstowa verlegt. Nicopoli ist gänzlich niedergrbrannt.
In Montenegro hat sich das Blatt eigenthümlich gewandt. Me Türken find unter fortwährenden Kämpfen siegreich in dem Ländche» vorgerückt, aber immer weiter vorgerückt, zuletzt soweit, daß sie auf der anderen Seite wieder herausgekommen sind. Suleimann hat vor» Nord'nach Süd das Land durchzogen, den Dugapaß und den Ost» rogpaß sich erzwungen j mittelst seiner beständigen Siege aber nichts weiter erreicht, als daß er jetzt glücklich wieder auf türkischem Boden angelangt ist, nur dießmal im Süden, anstatt im Norden von Mon» tenegro. Mit der Bestellung eines türkischen Gouverneurs für Montenegro hat es also noch gute Wege, auch mit dem Marsch auf Crttinjt und der vollständigen Eroberung des Landes, die den Generalen aufgetragen war, ohne einen Waffenstillstand zu bewilligen. Jetzt haben sie sich selbst eine Waffenruhe vergönnt und wenn sie sich in Albanien gesammelt und erholt haben, müssen sie wieder von vorne anfangen.
Konstantinopel, 22. Juni. Die egyptischen Hilfstruppen sind Ende der verflossenen Woche unter Kommando des Prinzen Hassan Pascha hier eingetroffcn, und haben, nachdem die Schiffe durch das schlechte Wetter gezwungen waren, 24 Stunden am EtaMige deS Bosporus zu ankern, den Weg nach Varna fortgesetzt. Der Prinz ist indeß noch hier, und es werden ihm von Seite des Sultans alle möglichen Ovationen gebracht; er soll heute oder morgen hier aufbrechen, um das Kommando über sämmtliche in und um Varna dis- lozirten egyptischen Truppen, gegen 17,00V Mann, und über Varn»' selbst zu übernehmen.
Literarisches.
Eine Philadelphia Priimiirung. Aus buchhändlerischen Kreisen geht uns folgende Mitthcilung zu: Die Bazar-Actien-Gesellschaft weist im Buchhändler-Börsenblatt vom 1. Juni wiederholt daraus hin, der Bazar sei „die einzige Modezeitung, welche auf der Ausstellung in Philadelphia prämiirt ist." Darauf ist einfach zu bemerken. daß überhaupt gar keine andere Modenzeitung ansgestellt war. Ferner wird in den öffentlichen Blättern die Priimiirung deS genannten Blattes mit folgenden Worten angekündigt: Laut der beim Reichskanzleramt einzegangcnen offiziellen Liste der auf der Ausstellung in Philadelphia prämiirten Zeitungen ist dem Bazar, „als der tonangebenden, reichhaltigsten und p.aktischsten Moden- und Musterzeitung von der Jury die Verdienst-Medaille zugesprochen worden." — Nach dem soeben erschienenen WeltausstellungSberichte (Gutachten der internationalen Preisrichter über oie Ausstellungsgegenstände der preisgekrönten deutschen Aussteller, zusammengestellt Seitens der Reichskommission) lautet jedoch in Wirklichkeit der Ausspruch der Preisrichter : ksinss usskul iliustratvli perioäiosl (»karar*) estadliskoä 1860, zu deutsch: Eine brauchbare illustrirte Zeitschrift („Bazar") gegründet 1860. — Nun wird wohl Niemand einem industriellen Unternehmer das Recht absprechen, in dem Urtheil der Jury ein ehren- vo-es Zeugniß für den eigenen Werth zu finden; im höchsten Grade unberechtigt muß es jedoch erscheinen, dieses Urtheil nach Belieben umzuwandeln und in dasselbe hyperbolische Lobsprüche hineinzutragen, von denen in Wirklichkeit kein Wörtchen gesprochen worden.
(Bert. Börscn-Zeitung.)
Die Modellwelt (vierteljährlich 1 M. 25 Pf.) und die Ausgabe derselben mit Unterhaltunzsblatt, die Illustrirte Frauen- Zeitunz (vierteljährlich 2 M. 50 Pf.) bieten in ihren neuen Nummern wieder eine Fülle hübscher neuer Moden und Handarbeiten, letzteres Blatt dazu in seinem unterhaltenden Theile, neben vorzüglichen Illustrationen, eine Novelle der beliebten Schriftstellerin Marre von Olfers, Beiträge von Adolf Ebcling, Jakob Falke, Emarmel Geibel, Otto Gumprecht, Georg Hiltl, Ludwig Pietsch u. v. A. Ein an die Abonnentinnen gratis ausgegebenes Extra-Blatt brachte 98 Muster altdeutscher Leinenstickerei» herausgegeben von Juliu» Lesflng, dem Direktor der Sammlung des Deutschen Gewerbe-MMumS- Die Auflage beider Blätter hat die ansehnliche Hähe von 245,000 Exemplaren erreicht. -
Hiezu eine Beilage: „Generalanzeiger für das Köuigreich Württemberg." Nro. SS.
Redaktbm, Druck »nö Verlag vo« E. OelschlLger in Ealw.