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auf dm Tisch stellte, entlud sich daS Gewehr» der Schuß verwundete den Wirth am linken Arm und 12 Schrote drangen dem Arbeiter in die linke Schulter, so daß ihm das Blut sofort aus dem Munde quoll; die Verletzung drö Letzteren soll nach Ausspruch des Arztes eine lebensgefährliche sein.
Wien, 25. Okt. Der Neuen fr. Pr. wird aus Belgrad gemeldet, General Tschernajeff habe Beliki Siljegovac und Boboviste am linken Moravaufer westlich von Deligrad aus strategischen Gründen geräumt.
— Wien, 31. Okt. Rußland u. die Türkei zeigten gestern den and. Mächten ihre Verständigung über einen 6wöchentl. Waffenstillstand an. Dieser Vorgang soll für die Türkei den Schein der Freiwilligkeit wahren. Jetzt finden Berathungen über die Konferenz statt. Die meisten Mächte befürworten eine Botschasterkonferenz in Konstantinopel mit der Grundlage administrativer Autonomie der nördlichen Provinzen. Die Tarantiefrage wird angeblich dahin formulirt: es wird der Pforte eine bestimmte Frist für Einführung der Reformen eingeräumt; so- dann, wenn die Pforte diese Aufgabe nicht erfüllt, soll die Durchführung von den Großmächten geschehen.
— P esth, 25. Okt. Der Fackelzug der Studenten zu Ehren des türkischen Konsuls ist von Seiten der Polizei verboten worden. (Nach einem Telegramm der Frkf. Ztg. haben die Studenten erklärt, nur der Waffengewalt zu weichen.)
Madrid, 27. Okt. Epoca schreibt: In Marokko Zeichen des Religionsfanatismus, Agitationen zum Zweck der Unterstützung 7>er Türkei. Die Christen befürchten muselmännische Ausschreitungen. Die Konsuln berichteten ihren Regierungen.
Rom, 27. Oktober. Die russische Regierung hat beschlossen, ein Panzergeschwader unter dem Kommando des Vize.Admirals Bon- takon in einem italienischen Hafen überwintern zu lassen. Die ita- lienifche Regierung hat diesem Vorhaben keinerlei Hindernisse entgegen, gestellt. Die „Jtalie* fügt hinzu, die ruffische Regierung habe einen italienischen Hafen gewählt, um eine ansehnliche Streitmacht konzen- triren und nöthigenfalls nach dem Orient dirigiren zu können.
Athen, 28. Okt. Der von der Regierung der Kammer vor- gelegte Gesetzentwurf betreffend die Mobilisirung der Armee verlangt die Ermächtigung, die aktive Armee zu verdoppeln und für den Kriegsfall 200,000 Mann auszuheben.
Türkei. Die große Verschwörung, die in Konstantinopel ent- deckt worden ist, war der A. Z. zufolge von alttürkischer Seite gegen die Reformpartei und ihre Vertreter im Ministerium, besonder« gegen Midhat Pascha, gerichtet, der gleichzeitig mit mehreren seiner Kollegen ermordet werden sollte. Geheim, wie die Verschwörung wird auch alles aus ihre Entdeckung Bezügliche behandelt, jedoch rasch mit den Bestrafungen vorgegangen. Außer zwei hochgestellten Ulema«, Kazi- aSker Essend! und Muedin Essen di, die bereits nach Lemnos deportirt worden, sind noch ander« hochgestellte Personen und ehemalige Würdenträger in das Komplott verwickelt, und besonders der ehemalige Grvßweffier Mahmud Pascha, der ehemalige Erzieher des Prinzen Jussuff Jzzeddin, Kami! Pascha, ferner der ehemalige Gouverneur von Scutari, Ramis Pascha, der Theilnahme an der Verschwörung dringend verdächtig.
Konstantinopel, 30. Okt. Agence Havas meldet: Die Pforte nahm einen zweimonatlichen Waffenstillstand an, mit 2 Verlängerungsfristen von je 6 Wochen, wenn die Friedensunterhand, lungen dieselben nothwendig machen. Die F e indsc ligkeiten werden allerorts, in Serbien, in Montenegro, in Bosnien und der Herzegowina eingestellt. Die Militärattaches der fremden Mächte stellen die Demarkationslinien fest.
Tiflls, 24. Okt. Der türkische Konsul und eine Frau sind gestern ermordet worden.
Newhorker Blätter bringen ein Telegramm von der Salzse e> stadt, welches meldet, daß am 10. Okt. der Richter über den der Theilnahme an dem Morde von Mountain Meadow (vor 29 Jahren) Lberführten Mormonenbischof John D. Lee das Todesurtheil aussprach. Da der Angeklagte zwischen den Hinrichtungen durch Erhängen, Erschießen und Enthaupten wählen konnte und er sich dir zweite Art wählte, so findet die Erschießung statt, und zwar am 26. Jan. 1877.
Vom Kriegsschauplatz.
Belgrad. 25. Okt. Die Lage ist äußerst gespannt. Wenn Rußland bis Ende der Woche nicht aktiv eingreift, dreht die serbische Regierung, mit der Pforte in unmittelbare Verhandlungen z» treten. Der Minister des Innern Radiwoj Milojkcvic ist in wichtiger Mission nach D eligrad abgereiSt. Die Stellung Tschernajeffs ist als erschüt- tert zu betrachten.
Eine amtliche Meldung aus Belgrad den 28. Okt. lautet: »Die Nachricht, daß die Türken Djunis eingenommen hätten, ist ganz falsch; dieselben sind am 23. d. von der serbischen Armee zurückge-
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warfen worden. Seitdem hat keinerlei Zusammenstoß stattgefunden. Die fremden Korrespondenten im türkischen Lager sind offenbar Opfer einer Mystifikation.* Diese Meldung ist amtlich und tritt mit großer Zuversicht aus, trotzdem steht sie zu sehr im Widerspruch mit den anderweitigen Angaben, als daß man sie in dieser Form ohne Zweifel aufnehmen könnte. So viel geht aber auch aus Mittheilungen von türkischer Seite hervor, daß die Serben noch vollständig im Besitz der Uebe rgänge übe r die M orawa zwischen Djunis und Deligrad sind.
Verwischtes
Zu den hohen Petroleumpreisen. In Südrußland hat man Petroleumquellen entdeckt von einer Mächtigkeit, welche alle Vorstellungen übertrifft; ihrer Ausbeutung steht aber zur Zeit noch der Mangel an Communikationen hinderlich entgegen mit Ausnahme derjenigen der Wolga-Niederungen. Der Reichthum an Erdölen ist dort ein so ungeheuerer, daß ganze Schichten der Steppe von dem Oel durchtränkt sind, sodaß die Erde, wenn man sie gräbt, ohne Weiteres mit größerem Erfolg als Steinkohlen zur Heizung von Dampfkesseln verwertet werden kann. Angesichts der gegenwärtig den Markt beherrschenden Petroleum-Krisis geht man ernstlich daran, dm Oelvorrath der Wolga-Steppe dem Kontinent zur Verfügung zu stellen. Ein Ingenieur hat bereits mehr als 500,000 preußische Morgen Oelland gepachtet, an mehreren Stellen Bohrungen und Brunnen sowie Hebemaschinen angebracht, welche binnen 24 Stunden 1000 Tonnen (20,000 Centner) Oel zu Tage fördern können. Der Voraussicht« liche Preis des russischen Petroleums wird sich nach den Berechnungen trotz der ungünstigen TranSportverhällnisse um 30 Prozent billiger als der vorjährige des amerikanischen stellen. Voraussichtlich dürfte noch im Laufe dieses Monats die erste Waare auf dem deutschen Markte erscheinen.
Gemeinnütziges.
Neue Fässer geben die im Holze befindlichen Extraktivstoffe an das darin eingefüllte Getränke ab, so daß neuer und alter Wein und auch Most einen schlechten Geschmack annehmen und unter Umständen völlig verderben. Solche Fässer werden daher zuvor mit Wasser gefüllt und ausgespült oder auch ausgcbrüht, wenn es sich nur um kleinere Fässer handelt. Vollständig wird dieser Uebelstand aber beseitigt, wenn die betreffenden Fässer mit einer Lösung von krystalisir- ter Soda behandelt werden. Für ein Faß von 60 Liter reicht ein Pfund Soda vollständig aus. ' Die Soda wird mit soviel Wasser behandelt, als nöthig ist, sie vollständig aufzulöscn und die so erhaltene Flüssigkeit in das vorher zur Hälfte mit Wasser gefüllte Faß gegeben, wobei dafür zu sorgen ist, daß diese starke Lauge, etwa durch Umrühren, mit dem Wasser Pünktlich vermengt wird, worauf das Faß bis zum Spunden mit Wasser aufzufüllen ist. Nach 12 bis 14 Ta« gen und bei stärkerer Lauge noch ffrüher läßt man das jetzt brauch gefärbte Wasser ablaufen und spült das Faß pünktlich aus, welches nun vollkommen „weingrün* ist, das heißt, das Getränke liegt so grch in demselben als in älteren, bereits gebrauchten Fässern. Ein ähnliches Verfahren empfiehlt sich auch bei neuen Krautslanden und anderen Gefässcn und Geräthen aus Eichenholz für Küch e und Haus.
Literarisches.
Die beiden neuesten Nummern der Jllustrirten Frauen-Zeitung» (vierteljährlicher Abonnemcntspreis 2. 50) enthalten: 1. Die Modennummer (37): Braut-, Gesellschafls- und Promenaden-Anzüge/ Paletots; Filz, und Sammethüte, Capoten, Fichüs; Damenhemd mit verschiedenen Garnituren; Herrenweste mit Uhrschnur. Anzüge zur Tanzstunde für Knaben und Mädchen, Mäntelchen, Jacken, hohe Schoßtaillen und Unterjäckchen für kleine Kinder. Ruhebett, Schlaft decken, Schlummerrolle, kleine Decken, Kiffeubezug und Überschlag- laken mit Namenschiffern, Wandtasche, Staubtuchkorb, Tintenwischer, Tischbürste nebst Schaufel, Arbeits- oder TabackSdeutel, Kinderstuhl/ Lampenteller, Cylinderhütchen, Lampenschirm und Cylinderputzer. Ver-> schieden« Strick- und Häkelarbeiten. Irische Spitzen und Durchbruch« arbeiten. Holzmalereicn, Spritzarbeiten rc. rc. mit 77 Abbildungen und einer Beilage mit 18 Mustervorlagen für Bunt» und Kettenstichs stickerei, Filet-Guipure, Spitzenarbeit, Durchbruch in Leinewand, Na» menchiffern und 8 Schnittmustern nebst verschiedenen Stickerei-Vor« Zeichnungen. II. Die Unterhaltungsnummer (38): Wie ich sie den» noch geheirathet habe. Humoreske von Walter Schwarz. — Erdmann Enke's Denkmal der Königin Luise. Von Ludwig Pietsch. —i Venetianische Frauen. Von Alexander von Roberts. — Die Frauen-' arbcit auf der Kunst- und Kunstgewerbe-AuSstellung in München. Vo» K. A. Regnet. — Verschiedenes. — Briefmappe. - Frauengeden^ tage. — Ferner folgende Illustrationen: Böses Gewissen. Von Kark Kronberger. — Das projektirtc Denkmal der Königin Luise im Ber^ liner Thiergarten. Von Erdmann Encke. Nach dem Modell grzeichn«» von F. Weiß. — Venetianische Fr auen. Von Alexander ZA ^
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