«it den bürgerlichen Kollegien, Festausschuß, Stadtgeistlichkeit, Abge­ordneten; in der Schloßstraße reihen sich die Vereine, an diese die Schuljugend an. Die Angehörigen der Lehranstalten, sowohl derer für die männliche als die weibliche Jugend, werden etwa die Zahl 8660 erreichen. Da die Spaliere durchweg weit genug stehen, so ist hinter denselben überall freier Raum für die Einwohnerschaft. Vielleicht ist heute schon der Wink am Platze: es möge sich nicht, wie das sonst schon üblich war, Alles in die Schloß, und Kvnigsstraße drängen, sondern in alle Straßen vertheilen. Diesmal ist jede Straße, jeder Platz gleich gut, und der Platz der beste, wo voraussichtlich das Ge­dränge nicht so stark sein wird. Es möchte deßhalb die zweite Hälfte der Straßen, also vom alten Postplatz an durch Paulinen-, Hauplstätter-, Wilhelms- und Olgastraße zur Aufstellung empfohlen werden. Dort ist hinter der Jugend beste Gelegenheit, Alles zu sehen. Da die Nachfrage nach den Billets zur Kaisertribüne bei Ludwigsburg eine sehr große gewesen ist und die Sperrsitze s 4 ^ schon vor einigen Tagen sämmtl. vergriffen waren, so sind von den Herren Kirschner u. Betzmann weitere 480 Sperrsitze beschafft worden. Die Billets hiezu sind beim Registrator Horter zu haben.j

Eßlingen. Die Eßl. Z. berichtet: Gei der nächsten Land- tagswahl werde Karl Mayer ron der dortigen Volkspartei für den Bezirk Eßlingen aufgestellt u. habe erklärt, diese Kandidatur anzunehmen.

Göppingen, 18. Sept. Gestern Nacht um 10 Uhr ertönte

Manchest er. Folgender schöne Zug menschenfreundlicher Auf» opferung verdient in weiteren Kreisen bekannt gemacht zu werden. In dem Krankenhause zu Manchester mußte sich kürzlich ein armer Fabrikarbeiter einer Beinamputation unterziehen. Der Blutverlust, den er dabei erlitt, war so groß, daß nach dem Urtheil des behau» delnden Arztes nur eine Blutinfusion ihm das Leben retten konnte. Einer der anwesenden Stndirendcn zeigte sich in hochherziger Weise zur Hergabe des Blutes bereit. Es wurde von ihm die ansehnliche Menge von Unzen Blut entnommen und in die Adern der Ope- rirten übergeleitet. Letzterer befindet sich in fortschreitender Besser­ung und wird sich wohl zeitlebens dankbar feines Wohlthäters erinnern, der ihn mit eigener Gefahr rettete.

Rußland. Uebcr eine Entgleisung, welche leicht folgenschwer hätte werden können, wird aus Podwolcczyska dem Dziennik wie folgt telegraphirt: Der russische Hofzug, mit welchem der Zar auf der Kiew-Brzesker Eisenbahn die Reise nach Odessa unternahm, ist bei Zmiranka entgleist, wodurch der Zar eine leichte Verletzung erhielt und sich zu Fuß bis zur Station begeben mußte. Der Zar war über den Unfall sehr ungehalten.

St. Petersburg, 12. Sept. Einen dicken Strich hat die russische Regierung durch eine ultramontane Rechnung gemacht. Sie hat nämlich eine nicht, unbedeutende Summe konftszirt, welche, zusam­mengebracht durch Sammlungen unter der polnischen Bevölkerung in

der Ruf Feuer. Es brannte in der Maschinenfabrik des Wilhelm! Russisch-Polen, zur Unterstützung der in Folge der Maigefetze ausge> Speiser. Sofort war die Feuerwehr zur Stelle und entfaltete ihre wiesenen Priester der Provinz Polen dienen sollte

Thätigkeit, konnte aber trotz staunenswerther Leistungen nicht hindern, daß die Fabrik und Gießerei ein Raub der Flammen wurden. Das Wohnhaus wurde mit knapper Nolh den Flammen er tristen. Der Schaden ist sehr bedeutend, der Abgebrannte ist aber gut versichert. Die Entstehung des Feuers wurde mit Sicherheit noch nicht ermittelt.

In Tübingen sind nach Privatnachrichten am Montag Abend hinter dem Ballhaus 2 Wohnhäuser abgebrannt und dabei 2 Frauen, die ihre unversicherten Habfeligkeitcn retten wollten, in den Flammen umgekommen.

Uhlingen, 14. Sept. Vor einigen Tagen kam ein Mensch durch unverantwortlichen Leichtsinn Anderer ums Leben: Der Schmied des Posthalters, der schon im Bette lag, wurde am 9. d., Abends wieder aufgenöthigt,'um einen ihm übergebenen Mörser über der Feueresse zu trocknen. Daß derselbe geladen war, sagte man dem Schmied nicht (!) und so gieng der Mörser auf einmal los und richtete Jenen derart zu, daß dessen Tod erfolgte, ehe der herbeigerufen- Arzt kam. Dabeistehende wurden beschädigt, aber nicht lebensgefährlich.

Pforzheim, 19. Sept. Wie man uns berichtet, wurden gestern Schveegänse, über unsere Gemarkung ziehend, wahrgenommen. Man darf dieselben insofern als unwillkommene Erscheinung betrachten, als sie für ziemlich sichere Vorboten eines frühen Wintereintritts gelten.

(Pforzh. Beob.)

Freiburg, 16. Sept. Aus Schlierigen bei Müllheim wird ein trauriger Unglücksfall gemeldet. Als der Farrenhalter Tröndle vorige Woche einen Züchtsarren zum Tränken führen wollte, riß sich das Thier los. nahm seinen Wärter auf die Hörner und schleuderte ihn gegen 20 Fuß hoch in die Luft, mit glühenden Augen, schnaubend das Herunterfallen desselben erwartend. Mit erneuerter Wuth stürtzte es sich auf den Unglücklichen, ihm die spitzen Hörner in den Hals bohrend und ihn auf gräßliche Weise zerfleischend. Einem herbeiei­lenden Nachbar gelang es, der blutgierigen Bestie eine Stallgabel in den Kopf zn rennen, doch erst nachdem weitere Leute zu Hilfe kamen und dem Farren noch zahlreiche Stiche beigebracht worden waren, gelang es» Herr des wiithenden Thieres zu werden. Der öedauerns- werthe Mann ist nach einigen Tagen unter entsetzlichen Schmerzen 'seinen Wunden erlegen.

Metz, 12. Sept. Auf Anordnung der französ. Regierung wird mit dem 1. Okt. d. I- begonnen werden, die auf französischem Ge­biete liegenden Kriegergräber im Felde, sowie auf den Kirchhöfen zu entleeren und die Gebeine gesammelt auf Begräbnißplätzen beizusetzen, die zn diesem Behufe von der Regierung angekauft sind. Solche Plätze sind angekauft bei Mars-la-Tour, nächst dem dort errichteten französischen Denkmale, und bei St. Ail, Habonville, in der Nähe des hessischen Denkmals am Bois de la Cusse.

St. Gallen. Beim Bemalen der Kuppel des Kirchthurms in Grub fiel ein Deckermeister in Folge eines Bruches des Gerüstes von der höchsten Höhe des ThurmeS zuerst auf das Kirchen dach und von diesem auf den Boden, wo er zwischen den Gräbern der Kinder, zwei Grabkreuze zerknickend, auf den Rücken niederfiel. Wenige Mi­nuten lag der Verunglückte in Ohnmacht, dann konnte er sich mit Beihilfe wieder aufrichten, gehen und reden. Es war kein Glied gebrochen, wohl aber hat er starke Verwundungen am Hinterkopfe und Quetschungen an der Wirbelsäule erhalten und liegt nun krank dar, nieder ; ob er der Lebensgefahr entronnen, läßt sich noch nicht sagen.

Am 14. Sept. hat ein heftiger Orkan die Inseln Thomas und St. Croix heimgesucht. Bei demselben hat die Mannschaft von zwei amerikanischen Schiffen den Tod in den Wellen gefunden, weitere Verluste von Menschenleben sind nicht bekannt, auch der am Tigen- thum angerichtete Schaden stellt sich vorläufig als nur mäßig heraus.

Vom Kriegsschauplatz.

Petersburg, 16. Sept. Die von der PariserFrance" verbreitete Nachricht über ein angebliches Schutz- und Trutzbündniß zwischen Rußland und Deutschland wird hier von bestunterrichteter Seite (u. a. von derAgence Havas") als müßige Erfindung bezeichnet.

Madrid. Daß Rußland wegen mangelnder Vereinbarung die Dinge nicht mehr weiter sich selbst überlassen wird, darüber ist kaum eine Meinungsverschiedenheit. Es ist bereits zu weit verwachsen mit dem südslavischen Kampfe. In der Thal ergibt sich aus wohlverbürgten Mittheilungen, daß Rußland zu Ende der ausgegangenen Woche die Mächte davon in Kenntniß gesetzt habe, cs werde gezwungen sein, allein vorzugehen, wenn die erneuten Kollektiv schritte der Mächte wieder einer Weigerung der Pforte begegnen würden.

Wien, 16. Sept. DieDeutsche Ztg." meldet, daß Verhand­lungen Rußlands mit Rumänien behufs des Truppendurchzugs im Gange seien.

Semlin, 16. Sept. Ristic thcilt so eben mit, daß die Morawa-Armee einen großen Sieg erfochten hat. Die Details folgen.

Ragusa, 18. Sept. Die ausgehungerte Besatzung der türki­schen Bergfeste Medun machte am 14. einen Versuch, sich nach Pod- gorizza durchzuschlagen, wurde jedoch zurückgeworfen.

Belgrad, 18. Sept. Tschernajeff meldet an Milan und Ristitsch, daß die Armee dm Fürsten zum König von Serbien pro- klamirte, was am 16. unter Kanonensalven bekannt gegeben wurde.

Belgrad, 13. Sept. Wie ein Telegramm meldet, wurde Saitschar von den Türken geräumt. Da von einem Kampfe dort nichts verlautete, so müssen besondere Gründe Osman Pascha veranlaßt haben, diese Stadt aufzugeben, nachdem dieselbe zuvor den Flammen überliefert worden ist. Um Saitschar herum wurden 68 Dörfer von den Tscherkessen verbrannt. Das ist das einzige Resultat des türki­schen Erfolges am Timok.

Paris, 18. Sept. Journal des DebatS bringt ein Telegramm, wonach die Einstellung der Feindseligkeiten für 10 Tage unterzeichnet ist-

Wien, 18. Sept. DiePolit. Korresp." meldet: Wenn gleich

von dem formellen Abschlüsse eines Waffenstillstandes bisher nichts verlautet hat, so ist doch sicher, daß die Pforte die Mächte von der an die Befehlshaber der türkischen Truppen ergangenen Weisung, M kriegerische Operation einzustellen und sich fortan auf die Defensive zu beschränken, vertraulich in Kenntniß gesetzt hat. Dem entsprechend wurde auch von Seiten des Fürsten von Serbien die Einstellung der Feindseligkeiten angeordnet. Man hofft auf baldigen Abschluß emes förmlichen Waffenstillstandes. __,

Morgenden Donnerstag Abend 10 Ve ^ von Zuf­fenhausen ab an den 10 Uhr 10 Minuten von Stuttgart avge- henden Zug ein

Extrazug

von Zuffenhausen nach Calw.

Redaktion, Druck und Verlag von S. Oelschläger in Calw.