als er die Kaffe nicht fand, unverrichteter Dinge abgezogen.
— Gmünd, 4. Jan. Das von der hiesigen Metzgergenoffenschaft neuerbaute Schlachthaus ist fertiggestellt und wird am 2. nächsten Mon. unter Veranstaltung einer besonderen Festlichkeit dem Verkehr übergeben werden. Dasselbe befindet sich unweit der Stadt, zunächst an der Rems und in der Nähe der Bahnlinie» enthält eine große, von 18 gußeisernen Säulen getragene Schlachthalle mit — 24 Aufzügen zum Schlagen des Rindviehs, ferner eine Halle zum Schlachten der Schweine und Schafe, eine Parterrewohnung zum Wirthschaften, in der Bel-Etage eine Wohnung für den WirthschaftSpachter, im Souterrain Waschküche und Keller, sodann im südlichen Querbau Stallungen für Kleinvieh und in einem Nebenbau sonstige geräumige Stallungen. Das auch äußerlich schön angelegte Gebäude ist hinreichend mit Kanälen und Wasserleitungen versehen und wird so nicht nur seinem Zwecke in allen Theilen entsprechen » sondern auch einem längst empfundenen Bedüxkniß Abhilfe schaffen. —
— Friedrichshafen, 5. Jan» Zu der kürzlich vorgekommenen Ortsverwechslung von Seiten eines Engländers, welcher auf der Reise zur Besichtigung des Rheinfalls bei Schaffhausen aus der Eisenbahnstation Schafhausen» OA. Böblingen ausstieg, bot in den jüngsten Tagen ein Reisender aus Holland ein Gegenstück. Der deutschen Sprache nicht genügend mächtig, wollte er von Hamburg aus nach Friedrichsort in Holstein reisen, traf aber hier ein ^und bemerkte erst hm die falsche Richtung simer Reise.
Eulenburg, an Stelle des Präsidenten der Seehandlung, Wirklichen Geh.-Ralhs Bitter, und der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Bvlow, sind zu preuß. Bevollmächtigten zum Bundesrath ernannt worden. — Der Generalpostmeister hat die Absicht, die unterirdischen Telegraphenleitungen mit der Zeit überall an Stelle der jetzigen treten zu lassen. Es ist bereits mit der Legung dieser Leitungen begonnen.
— Es besteht nach der „Köln. Zeitung" sowohl in Regierungs- als in Reichslagskreisen die Absicht, bezüglich der Strafgesetz-Novelle in den weiteren Studien der Berathung zu beantragen, augenblicklich eine Veränderung des Strafgesetzbuches nur auf einzelne wenige, dringend notwendige Paragraphen zu beschränken, dagegen eine allgemeine Revision des 'Strafgesetzbuches m Angriff zu nehmen. In den Motiven will man sich unter anderem auf die neue Lücke im Strafgesetzbuch gegenüber hem Unglücksfall in Bremerhaven beziehen. — In den nächsten Tagen treten m den alten östlichen Provinzen die neuen Pro- vinzial-Landtage zusammen, zum ersten Mal auf Grund der neuen Prooinzialordnung. Die bisherigen, auf ständtischer Grundlage errichteten und mit sehr geringer Kompetenz ausgestatteten iProvinzialständc werden durch neue, aus den Kreistagen hervorgegangene Organe ersetzt, und diese letzteren sind nicht nur mit ausgedehnten Befugnissen der kommunalen und wirthschastlichen Verwaltung, sondern auch mit einem entscheidenden Antheil an der allgemeinen Landesverwaltung betraut. Um die zur praktischen Durchführung dieser großen Reform nöthigen Einrichtungen zu treffen, treten nun die Provinzial-Landtage zusammen.
— Berlin, 5. Jan. Die „Prov.-Corr." meldet: 'Der preußische Landtag wird zum 15. Januar, spätestens zum 16. Januar Vormittags Unberufen und wird ihm alsbald der Haushaltungsetat vorgelegt werden. Den am 19. Januar wieder zusammentretenden Reichstag werde der Landtag spätestens Mitte Februar wieder ablösen. Die Bcrathung der großen Reichsjustizgesctze dürfte kaum vor dem Herbste statlfinden können.
— Wien, 3. Jan. Nach amtlichen Telegrammen war am 30. Dez. im Beust-Schachle in Bochnia ein Grubenbrand ausgebrochen, welcher, wie es scheint, durch unvorsichtiges Gebühren eines Maschi- neng> hülfen herbeigeführt, acht Arbeitern den Erstickungstod brachte. Nach ferneren Nachrichten des von Lemberg nach Bochnia abgegangenen Salinenreferanten Oberfinanzrath Windakiewicz schien die Lo> kaliftrung des Brandes durch Eindämmung gesichert zu sein. Allein ein heute eingelangtes Telegramm brachte die erschütternde Kunde, daß heute Morgen Oberfi.ianzrath Windakewicz, Bergrath Turzik und zwei Arbeiter bei der Einfahrt in den Schacht Sutoria neuerlich verunglückt seien, und daß wegen der Ansammlung von irrespirablen Gasen alle Rettungsversuche vergeblich waren. Es wurden sofort die Ministerialräthe Baron Neust vom Ackcrbauministerium und Walacki vom Finanzministerium nach Bochnia abgesandt und mit den nöthigen Vollmachten versehen
— München, 31. Dez. Der mit dem Uebergang in die neue Reichswährung unvermeidliche Verdruß und Acrger erhält noch durch die Habsucht und Unverschämtheit der Münchener Bierw'rthe einen reckt üblen Beigeschmack: Die Wirthe wollen nämlich mit dem Bierpreise ausschlagen, indem sie das Liter auf 24 Pfg stellen, was einer nicht unbedeutenden Berlheuerung des Biers gleichkommt Diese
Redaktion, Druck und Verlag von S. Oelsch
Habgier macht allenthalben den schlimmsten Eindruck. Bedenkt man noch, daß man heute in Berlin ein besseres Bier trinkt, als in München, und daß das Münchener Bier v-n Jahr zu Jahr ungenießbarer und gesundheitsschädlicher wird, so wird man auch den tiefen Unwillen, mit dem die Biervertheuerung allgemein ausgenommen wird, als berechtigt anerkennen müssen.
— Das vom baierlscheu Oberkonsistormm hinausgegebene (un- term 27. Dez. bestätigte) Trauungsformular beginnt mit einer Hin- Weisung auf den vollzogenen Cimlakt in den Worten: .Nachdem ihr eure eheliche Verbindung am zuständigen Orte vor dem dazu aüfge- stellten Beamten geschlossen habt.' Die eigentliche Einweihungsfor- mel lautet: .Ich weihe euren ehelichen Bund und spreche euch auf Grund eures Legenseitigeu Gelöbnisses zur christlichen Führung eures Hausstandes zusammen im Namen Gottes u. s. w." In Baiern ist also das Wort .Bestätigung' vermieden, das in der württember- gischen Lanoessynode der Gegenstand einer so lebhaften Debatte gewesen ist.
Frankreich. Einem Telegramm der „Times" aus Paris vom 4 Januar zufolge hat die französische Regierung nach Empfang der Note Andraffy's der britischen Regierung den Wunsch ausgesprochen, gemeinsam mit ihr zu handeln. — Die „Times" meldet aus Paris die französische Regierung habe soeben der österreichischen angezeigt, daß sie der die türkischen Reformen betreffenden Note Andraffy's ohne Vorbehalt brütete. 'Dir »Lgrner Hava»" meldet: Di« Nachricht der „Times", Laß dir französisch: Rezirruug der Not« Andras- sy'S ohne Vorbehalt zugestimmt habe, ist zum mindesten verfrüht. Die Verhandlungen in dieser Angelegenheit werden in Konstantinopel fortgesetzt. — Die. „Times erfährt über den Inhalt der jüngsten Note Andraffy's, daß dieselbe nur die msurgirteu türkischen Provinzen betreffe und in keiner Weise eine Kontrole über die von der Pforte vorzunehmende Ausführung der Reformen seitens der sechs Vertreter cher Großmächte in Konstantinopcl vorschlage.
In Belgien sieht man mit großer Brsorguiß der Zukunft entgegen. Seit geraumer Zeit schafft sich die Arbeiter-Bevölkerung in Brüssel, Gent, Antwerpen und anderen Städten Waffen an und übt sich im Schießen. Die Vorräthe, aus denen diese Waffen kommen, scheinen unerschöpflich zu sein.
— Thurgau. Mit Neujahr tritt im Grenzverkehr zwischen Deutschland und der Schweiz eine Vendernng ein, welche die schweizerische Detailausfuhr nahezu vollständig aufheben wird. Bisher war es erlaubt, ein halbes Pfund Zucker oder Kaffee zollfrei nach Deutschland einzuführen, was zur Folge hatte, daß die badischen Nachbarn die besten Kunden der Spezereihändler in den schweizerischen Grenzor- ten, namentlich in Kreuzlinden und Dicßenhofen waren, indem sie ihren Bedarf an genannten Artikeln in kleinen-Quantitäten bezogen. Dieß soll nun aufhören. Durch Beschluß vom 13. November d. I. wurde nämlich vom deutschen Bundesrathe für den kleinen Grenzverkehr, in Ueberemstimmung mit Ziff. 5 der allgemeinen Bestimmun, gen zum deutschen Zolltarif, der Mindestbetrag der Zollerhebung allgemein auf 5 Pfennige Reichswährung und das Mindestgewicht der zu verzollenden Gegenstände auf i/ig Pfund festgesetzt, welche Aender- ung in der Zollerhebung mit 1. Januar 1876 in Kraft tritt. Wegen eines Zehntelpfundes ist es natürlich nicht mehr der Mühe werth den Gang in die Schweiz zu machen.
Italien. Marschall Mac Mahon Halden König Viktor Smanu- el in zwei sehr schönen Kasten ein Chassepotgewchr allerneuesten Modells (System Gras vom Jahae 1874) nebst der dazu gehörigen Ladung und dem Säbelbayonnet zum Geschenk gemacht. Die Kasten sind von Ebenhylz, inwendig mit blauem Sammet ausgeschlagen und tragen in Silber eingelegt die Worte: 8 A. Victor Lmunuol,
koi ä'ltslic — Io msrsolml sic la ropubligue kranyaise.* Beide Kasten liegen in ledernen Koffern, deren Deckel durch silberne Schnallen geschlossen sind.
Türkei. Belgrad, 1.Jan. (Slav. Quelle.) Rauf Pascha ist mit sein, ganzen Machtu. einem Proviantzugfür die Kulas t.Dugov. Socsitza total geschlagen worden. 500 Türken sindgefallen. PekoPavalovicS halber Plano 3600 Schafe, 600 St. Vieh u. 100 Pferde dem Feinde abgcjagt.
England. London, 1. Jan. Der Dampfer „Malabar" ist gestern mit den von der englischen Regierung gekauften Suezkanal- Aktien in Portsmouth eingetroffen — 3. Jan. Das Washingtoner Rundschreiben, betreffend Kuba, bezeichnet die Aufhebung der Sklaverei als unerläßlich; eine Forderung. zu deren Erfüllung sich Spanien mehrfach verpflichtet hat.
Man warnt jetzt allgemein vor der Auswanderung nach Amerika, wenn man nicht viel Geld mit dahin bringe. Die Arbeitslosigkeit sei allgemein, viele Menschen wüßten ihre Zuflucht in Spitälern und anderen Wohlthätigkeitsanstalten suchen, wenn sie nicht
Hungers sterden wollten. __
er in Calw. (Hiezu Nro. 2 de« UntcrhaltungSdIatt«.X