mit allen Zeichen der Wuth behafteter, kurzhaariger Dachshund von chraungelber Farbe trieb sich nämlich plötzlich in den Straßen umher, raufte mehrere Hunde ab, von denen fünf sofort dem Abdecker zuge- .führt wurden und entfernte sich, vergeblich verfolgt, in der Richtung nach Jlshofen und Hall. Noch in der gestrigen Nacht erging deß^ halb durch einen Expressen die nöthige Weisung in die an der Straße dahin bclegenen Amtsorte. Wo die verdächtige Bestie auftanchen wird muß sich erst zeigen.

Ulm. 8. Okl. Die auf dem nördlichen Thurmpfeiler des Münsters aufgestellte Gaskrastmaschine wurde gestern lautU. Sch.* Lezüglich ihrer Leistungsfähigkeit einer Probe unterstellt. Dieselbe fiel ganz zufriedenstellend aus, denn die Maschine entsprach den an sie gestellten Anforderungen (Hebung der großen zum Thurmbau an dem Chor erforderlichen Steine u. s. w.) vollkommen. Die Maschine hob heute einen circa 40 Ctr. schweren Stein in etwa 68 Minuten.

Friedrichshofen, 7. Okt. Gestern Abend sah man in der Nähe des Schloßgartens eine Viertelstunde vom Ufer entfernt ein herrenloses Schiffchen dem Lande zutreiben. Bei Besichtigung des. selben fanden sich ein Rock, ein Hut und ein: Geldtasche mit etwa fünf Gulden vor. Die sofort angestcllte Untersuchung hat ergeben, daß das Schiffchen von einem seit 14 Tagen hier privatisirenden Kupferschmiede aus Ludwigsburg einige Stunden vorher zu einer Fahrt auf dem See gemiethet worden war. Derselbe ist ohne Zwei, fel nicht verunglückt, sondern hat sich durch einen Sprung ins Wasser das Leben selbst genommen, da die Ruder eingezogen waren und der Betreffende während seines hiesigen Aufenthalts fast jeden Tag lim- gere Fahrten weit in den See hinein unternommen hatte, bei welchen er, wie es den Anschein hak, zu keinem Entschluß kommen konnte, bis er jetzt die That ausführte. Seinen Wirthsleuten gegenüber hat er sich oft sehr auffallend benommen.

Bei Gühlerthal im Badischen hatte ein Jäger das Glück, einen 70 Pfund schweren Gemsbvck, der sich aus den Alpen herüber verlaufen haben mochte, zu erlegen. Ein anderer Jäger im Elsaß schoß in den Gipfel einer Buche, wo er ein Eichhörnchen zu bemerken glaubte. Da fiel von Ast zu Ast wimmernd eine kleine Gestalt mit Federhut und Uebcrrock herab zu den Füßen des Schützen. Es war ein armer Affe, der» wie sich später herausstellte, zu einer Gesell­schaft abgerichlelcr Hunde gehörte und seinen Freiheitsdrang mit dem Leben bezahlen mußte.

Bühlerthal, 6. Okt. Die Weinlese wird Mitte dieses Monats vorgenommen werden und man verspricht sich einen sehr guten Herbst, sowohl in Güte, als in Menge. Der Neue dürfte den 1874er Überlrcffen; den Preis aubelangend, spricht man von 4750 Mk. für den weißen und 106120 Mk. für den rothen für 150 Liter.

München, 7. Okt. Ueber die heutige Sitzung des Adreßaus. schusseö verlautet: Jörg erklärte vor Verlesung des Adreßentwurfs, daß das ganze Ministerium abdanken müsse, weil es sich -selbst für solidarisch erklärt habe, ein Mitglied aber, der Justizmini, ster v. Fäustle, sich von den Liberalen in die Kammer habe wählen lassen. Der hierauf verlesene Entwurf enthält die heftigsten Vorwürfe gegen die Regierung, namentlich wegen der Eintheilung der Wahlkreise und wegen deren deutschen Politik. Der Entwurf schließt mit einer Anrede an den König: er möge, wie der hochsclige König Max/ sagen: »Ich will Frieden haben mit Meinem Volke*, und demgemäß das Ministerium entlassen. Eine Diskussion des Entwurfs trat nicht «in, vielmehr eine Debatte über die Anberaumung der nächsten Si­chling des AdreßausschuffeS. Jörg wolltest daß dieselbe heute Nach- .mittags, Hauck (ebenfalls zur Patriolenpartei gehörig) daß sie erst morgen Nachmittags 4 Uhr abgehalten werde. Die Liberalen stim- men dem Antrag Haucks bei. Nach einer heftigen Debatte, nament. sich zwischen Jörg uud v. Stauffcnberg. wurde der Haucksche Antrag mit 13 gegen 2 Stimmen (Jörg und Ratzinger) angenommen. Jörg erklärte noch gegenüber einer Aeußerung des Abgeordneten v. Schauß: Er (Jörg) allein habe bisher den Adreßentwurf gekannt, seine Partei nicht.

München, 8. Okt. In der Sitzung des AdreßausschuffeS wurde der Entwurf Jörg'S mit 8 klerikalen gegen 7 liberale Stimmen angenommen. Vor der Abstimmung erklärte Freiherr v. Stauffenberg Namens der Ausschußminorität, daß dieselbe den ersten Passus mit Beileidsäußerungen über die Todesfälle in der Königlichen Familie von Herzen acceptire, den übrigen Inhalt aber bestimmt ablehnen müsse und die.bezüglichen Ausführungen sich für die Plenardebatte Vorbehalte. Namens des Ministeriums erklärte der Minister des Aeußern, v. Pfretzschner, daß da« gesammtr Kabinet, gegenüber de» Angriffen, welche der in vielleicht nie dagewesenem Tone gehaltene Text der Adresse zum Ausdruck bringe, und gegenüber den einleitenden Bemerkungen Jörg'S in der gestrigen Ausschußsitzung, insoweit soli. darisch sei, als alle Mitglieder des kabinets für prinzipielle Akte rmstrhend sich gegenseitig decken. AuS der Wahl des Justizministers «in den Landtag durch die liberale Partei gehe nicht hervor, daß v.

Fäustle oder das ganze Ministerium der natiünalliberalen Partei an» gehöre; im Gegentheil müsse Redner erklären, daß kein Mitglied des Ministeriums einer der zur Zeit bestehenden geschloffenen politischen Parteien angehöre; die Folgerungen Jörg'S ans der Wahl v. Fäustle'S seien also hinfällig. Auf die übrigen Angriffe der Adresse behält sich der Minister die Antwort für die Plenardebatte vor, welche wahr­scheinlich nächsten Mittwoch beginnen wird.

In Oggersheim (in der bair. Pfalz) sollte am 3. und 4. Oktober l. I. die Säkularfeier der katholischen Kirche in festlicher Weise und in Gegenwart des hochw. Bischofs von Speyer begangen werden, wovon Seitens der k. bair. Regierung der Pfalz beim Staats­ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten Bericht einlief mit derUnfrage:ob nicht, wegen des Umstandes, daß die Abhal­tung einer P redigt am 4. Oktober l. I. durch den Domdekan Dr. Hein­rich von Mainz beabsichtigt werde, nach Ziff. 4 der höchsten Entschließung vom 20. Juni 1851 die Genehmigung des Königs cinzuholen sei.* (Daß der Bischof Frhr. v. Ketteler gleichfalls predigen wolle, wurde hiebei nicht erwähnt.) Das Kultusministerium stattete sofort Bericht an den König ab, und stellte den Antrag: die allerhöchste Genehmigung zur Berufung des Domdekans Dr. Heinrich von Mainz als Festprediger bei der hundertjährigen Jubiläumsfeier in der kath. Kirche zu Og» gersheim nicht zu crtheilen. Se. Majestät entschied im Sinne des ministeriellen Antrags, und wurde am 1. Okt. l. I. die bezügliche Einschließung an die- königliche Regierung der Pfalz expedirt. Am 3. Okt. Mittags erhielt der Kultusminister Dr. v. Lutz nachfolgen­des Telegramm von Seiten des Bischofs Frhrn. von Ketteler von Mainz:Auf Ersuchen des ?. Guardian bin ich hier eingetroffen, um auf das FranciscuSfest heute Abend zu predigen, und erfahre so­eben, daß nach einem Schreiben der kgl. Regierung der Pfalz dazu Genehmigung nachgesucht werden muß. Ich bitte daher Excellenz um die Genehmigung.* Darauf gab Hr. v. Lutz folgende telegra­phische AntwortiIhr Telegramm ist mir um 1 Uhr bei Rückkehr von Besuchen zugekommen. Nach Ziff. 4 der Verordnung vom 20. Juni 1851 wäre die Abhaltung einer Festpredigt durch nichtbaierische Geist­liche bei dem Jubiläumsfest in Oggersheim nur nach vorgängiger Genehmigung Sr. Maj. des Königs erlaubt; diese allerhöchste Ge­nehmigung zu erholen, bin ich aber wegen der Kürze der Zelt nicht in der Lage.* Am nämlichen Tag Abends nach 8 Uhr kam von Bischof Ketteler folgendes Telegramm in die Hände Sr. Majestät nach Schloß Berg:Königliche Majestät! Da Exc. der Staats- minister v. Lutz durch eben erhaltenes Telegramm die Ertheilung der Erlaubniß zur Abhaltung einer Predigt, gelegentlich der hundertjähri­gen Festfeier der Erbauung der hiesigen' kotholischen Kirche durch Hochdero Ahnin, die Hschsrlige Kurfürstin der Pfalz, Elisabeth Au- gusta, von der Entscheidung Eurer Majestät abhängig macht, so er­laube ich mir unlerthänigst Eure Majestät zu bitten, mir diese Er- laubniß gnädigst gewähren zu wollen.* Auf dieseöTelegramm ist eineAnt« wort nicht erfolgt. Dessenungeachtet hat Bischof Ketteler die beabsichtigte Predigt gehalten. Als dicß durch die Zeitungen zur Kenntniß des Königs kam. traf derselbe mehrere Verfügungen und erließ zwei Handschreiben an den Kultusminister von Lutz, von denen das eine dem ernsten Befremden Ausdruck gab: daßBischof Haneberg bei diesem rein bäurischen Kirchcnfcst in so erregter Zeit einem mit den bäurischen Verhältnis­sen wenig bekannten und an dem Streite der Parteien in hervorragen­der Weise betheiligten Kanzelredner einer fremden Diözese die Pre­digt überlassen habe;* das andere mit Beziehung auf die Thatsache, daß Bischof Haneberg unter Uebernahme der Verantwortung daS Auftreten des Bischofs Ketteler von Mainz als Prediger zugelaffen» sich dahin äußerte:Se. Majestät erblicke in diesem Vorgehen de- Bischofs v. Haneberg eine mit der von ihm beschworenen Pflicht dcS Gehorsams in schroffem Widerspruch stehende Haltung, während die Theilnahmc des Bischofs Ketteler an dieser Handlungsweise eine schwere Verletzung jener Rücksichten enthalte, welche ihm das Verwei­len im Lande Sr. Majestät auferlege.*

München, 8. Okt. DieSüdd. Presse* erfährt: Der König hat anläßlich der Oggersheimer Angelegenheit an den Kultusminister die Weisung gerichtet, sofort von dem Bischöfe in Speyer eine Recht­fertigung für seine Handlungsweise einzufordern und in dem Falle nicht ausreichender Entschuldigung unverzüglich mit der ganzen Strenge des Gesetze« gegen denselben vorzugehen.

In Landshut besitzt der Stadtfischer Lichtenwalter eine zahme Fischotter. Das Thier läuft in der Wirthsstube des Besitzers frei herum und ist sehr zutraulich.

Kölln, 8. Okt. Die Aufgabe, die Kaiserglocke zu läuten, ist gelöst. Der Versuch, welcher heute in Anwesenheit des Dombauvor- standeS vor sich ging, gelang vollständig. Der Klöppel schlug regel­mäßig hintereinander auf beiden Seiten des Glockenringes an. Ein Uebelstand war nur noch der, daß dieser Anschlag an einer Seite stets viel schwächer als an der andern Seile war.