fionar Gundert in Calw. Den Jahresbericht der Bibelanstalt erstattete dießmal Sliftsdiakonus Lauxmann. Aus den Notizen erwähnen wir nur folgende: Verbreitet hat die Bibelanstalt im letzten Jahr über 31,000 Bibelschriften, worunter 10,000 Traubibeln. An Bei­trägen lieferte die Stadt Stuttgart über 5000 fl. und hat dagegen 860 Traubibeln kostenfrei emvfangen. Von den neuen schönen Bibel- auSgaben in Großoktao und Kleinoktav hat die Anstalt auf Lager 40,000 Exemplare. Behufs der Hausandachten wird jvieleu Bibeln ein Bibel-Lesexlan beigefügt. Auch wird neulich von der Anstalt ein periodisches Bibelblatt herausgegeben, das der Empfehlung des erbau­lichen Bibelgebrauchs dienen will. Deßgleichcn ist in der Anstalt eine Statistik der Bibelverbreitung in Deutschland zu haben.

Stuttgar t, 25. Aug. Heute früh 10 Minuten vor 4 Uhr wurde die Einwohnerschaft durch Feuerallarm aufgeschreckt. Es stan­den die beiden zusammengebauten Häuser Nr. 9 und II der Breiten­straße, zwischen dem kleinen Bazar und dem städtischen Polizeiamte, derart in Brand, daß die Flammen hoch über den Dachstühlen zu­sammenschlugen. Das, Feuerwehrmagazin Nr. 1, sowie die Feuer­wache befinden sich im Parterre des Polizeigebäudes, Wasserleitungen lind mehrere in der Nähe und so bot das Werk des Löschens keine besondere Schwierigkeit; es herrschte völlige Windstille. Ueber die Entstehung des Brandes ist soviel erhoben, daß der Ausgangspunkt desselben die Schlafkammer einer Magd war. Als der Thürmer an­schlug, mußte der Brand im Innern des Hauses schon Stunden lang um sich gegriffen haben. Die Wirkungen des Brandes sind für die Hausbesitzer ernsthaft; Dachstnhl und oberstes Stockwerk sind gründ­lich ruinirt und die Verheerungen reichen noch weiter herab.

Stuttgart, 26. Aug. Der Verkehr auf der Tuchmefse war vorgestern Vormittag lebhaft; es wurde viel gehandelt und sind ordent­liche Preise bezahlt worden. Nachmittags entwickelte sich ein recht nettes Geschäft, und ist viel, Anfangs auch zu ordentlichen Preisen verkauft worden; gestern Vormittag aber ging es ziemlich flau» weil Ae Käufer die Preise zu sehr drücken wollten, noch unter die vorjäh­rigen herab, während die Wollvrcise die gleichen geblieben sind; gestern Nachmittag jedoch entwickelte sich wieder ein sehr lebhafter Verkehr mit für beide Theile zufriedenstellenden Aeisen. Auch heute ging, wie am gestrigen Nachmittag, der Verkehr ziemlich lebhaft und waren schon gestern Abend manche Lager nahezu geräumt. Hmte wird be­reits Vormittags vielfach eingepackt.

Stuttgart, 26a August. Der als Künstler rühmlich be- kannte Bildhauer Ernst Rau aus Biberach ist gestern io räthselhafter Weise in seiner Wohnung, Lorenzstraße Nr. 5, er war Junggeselle, todt aufgefunden worden. In seiner Wohnung, das Haus ist sein Eigenthum, auch nur von ihm selbst bewohnt, lag er, den Kops mit Blut übergossen, den Mund mit Schaum bedeckt, todt, quer über sein Bett ausgestreckt. Ob hier ein Verbrechen oder ein rasch wir­kender Krankheitsanfall vorliegt, muß die Untersuchung ergeben. Rau stand erst in den Dreißigen, war ein sehr begabter, strebsamerKünst- ' ler, der schon vieles Tüchtige geliefert hat. Wir erinnern nur an sein Schiller-Denkmal für Marbach, an das Hölderlin-Denkmal tu Lauffen, die Sieges - Göttin auf dem Triumphbogen am Tübinger Thore bei dem Einzuge unserer Truppen aus Frankreich zurück und manche andere geniale Kunstwerke.

Stuttgart» 25. August. (Kassationshof.) Der durch Er- kenntniß des Schwurgerichtshofes in Ulm vom 22. Juni d. I. wegen Mords zum Tod oerurtheilte Bauer Bartholomäus Gairing von Unterböhringen, OA. Geislingen, hat nach Verkündigung des wider ihn ergangenen Urtheils die Nichtigkeitsbeschwerde angemeldet, übrigens ohne daß er selbst, oder sein Vertheidiger Nichtigkeitsgründe zu bezeich­nen gewußt hätte. Es war ihm jedoch dessen ungeachtet zu seiner Vertretung vor dem Kassationshofe und zu Auffindung etwaiger Nich- tigkcitsgründe ein Offizial-Anwalt zu bestellen, auch hatte nach 466 der Strafprozeßordnunz der Kassationshof aus den Akten sich ergebende Nichtigkeitsgründe zu berücksichtigen» auch wenn sie vom Beschwerdeführer nicht bezeichnet waren und zu diesem Zwecke das ganze Verfahren von Amtswegen zu prüfen. Am 23. v. M. wurde die Beschwerde von der Ferienkammer des K. Obertribunals als Kassationshof als unbegründet verworfen. Gairing ließ nun sofort ein Gesuch auf Wiederaufnahme des Verfahrens auf Grund von an­geblich neu aufgefundenen Beweismitteln für seine Unschuld einreichen, das durch Beschluß der Ferienkammer des Obertribunals vom heu­tigen Tage gleichfalls als unbegründet verworfen worden ist.

In Sulzdors, OA. Hall, wurde ein Elternpaar durch die Geburt von Drillingen überrascht, 2 Knaben und 1 Mädchen. Alle drei sind wohl und gedeihen zu Jedermanns Freude aufs allerbeste. Weingarten, 25. Aug. Gestern Abend kam General v. Schwarzkoppen, Generallieutenant v. Starkloff und Generalmajor v. Triebig hier an, um heute Vormittag die Musterung des Infanterie- RegimentsKaiser Wilhelm" vorzunehmeu. Schon mit dem 11 Uhr-

Zug, resp. mit dem 3 Uhr-Zug reistm die Herren Generale wieder weiter. Am Freitag den 27. August geht das Regiment mit einem Extrazug nach Ulm zum Brigadeexerzieren ab, welches bis 2 . Sep­tember dauert. Vom 3. September an marschirt es über die Alb und nimmt an den Manövern in der Gegend von Rottenburg theil. Die Rückfahrt des Regiments erfolgt am Sonntag den 19. September.

Sigmaringen. 24. Aug. Diesen Abend wird der kgl. Prinz Arthur von England zum Besuch bei dem fürstl. Hofe in Krauchen» wies eintreffen. Am kommenden Sonntag werden sodann Se. Maj. der König Karl und Se. Kais. Hoh. der Kronprinz des Deutschen Reiches von dort erwartet, von wo die beiden hohen Gäste zusammen die Reise nach Stuttgart antreten.

München, 23. Ang. Zu der Ende d. M. in Ulm zu Eh­ren der Anwesenheit des deutschen Kronprinzen stattfindendcn, vom dar» ligen Festungskommandanten General v. Berger zu veranstaltenden Galatasel werden sowohl vom k. Hofe, als von dem Prinzen Luit» pold Bedienstete zum Servicedienst abgeordnet. Vorgestern wurden sämmtliche Beamte und Bedienstete des dahingeschiedenen Prinzen Karl von Baiern in den Billardsaal des Schlosses in Tegernsee ge­rufen, um der Eröffnung des Testamentes beizuwohnen. Das ganze Personal behält den am Sterbetag innegehabten Gehalt lebenslänglich als Pension und jeder erhält noch, je nach dem Alter seines Dienst­eintrittes» Legate, welche von 100 bis 2000 fl. reichen. Nach dem Ableben der Männer gehen die Pensionen auch auf die Frauen und nach dem Ableben dieser, wenn Kiuder vorhanden, auf diese bis zum 20. Lebensjahre über. Ferner bleiben den Bediensteten noch ein Jahr die Theuerungs- und Wohnungszulagen. Bei der Sorgfalt des Prin­zen für alles, was mit ihm in Berührung kam, vergaß er auch der Vögel und der Eichkätzchen nicht, die seinen Schloßgarten belebten, für diese wurde ein Kapital von 400 fl. ausgrsetzt, aus deren Zinsen sie gefüttert werden müssen. Die Zinsen von 2 Millionen sind jähr­lich für Hilfsbedürftige bestimmt, welchen die gleichen Gaben, wie zu Lebzeiten des Prinzen gereicht werden müssen.

München, 23. Aug. Vorgestern Abends erregte folgender Vorfall auf dem Platz vor dem Centralbahnhofe großes Aufsehen: Dem mit seinen zwei Kindern aus dem Bahnhofe kommenden ehema­ligen Weinwirthe E. traten zwei Männer entgegen, offenbar um den Versuch zu machen, demselben die Kinder zu entreißen. E. wehrte den Versuch mit Stockhieben ab, woraus einer der Angreifer, der Bauzeichncr F.. zwei glücklicherweise fehlende Revolverschüffe auf denselben abfeuerte. Die Gendarmerie trat sofort der Fortsetzung des Kampfes hindernd entgegen und nahm den F. und dessen Gemah­lin fest; so weit sich bis jetzt beurtheilen läßt, steht das verbrecherische Attentat im Zusammenhang mit dem intimen Verhältnisse, in welchem F. seit längerer Zeit mit der von ihrem Ehemann getrennt lebenden Frau gestanden ist reichlicher Stoff zu einem zu gewärtigenden Sensations-Prozeß.

Mit der Großherzogin von Sachsen-Weimar sind am 19. d. M. in der Heinrichau die durch ein Hagelwetter scheu gewordenm Pferde ihres Wagens auf einer Spazierfahrt durchgegangen, welche erst, nachdem dieselben im wildesten Laufe querfeldein und durch Ge­büsche sprangen und die Deichsel abgebrochen hatten, in der Nähe des Bahnhofes vor einem beladenen Wagen zum Stehen gebracht werden konnten. Beschädigt wurde glücklicherweise Niemand.

In einer Fabrik in Neuschönefeld bei Leipzig hat der Vorarbeiter Feiling seinem Nebenmann, einem Böttcher, im Zorn den Hirnschädel eingeschlagen; der Ermordete, der ganz unschuldig an dem Wortwechsel war, hinterläßt 11 Kinder und der Mörder schreit in seiner Reue zum Himmel hinauf.

In Elberfeld wurde am Samstag Abend ein dortiger Indu­strieller wegen verweigerter Lohnauszahlnng an einen Gesellen von diesem mit einer Pistole in die Brust geschossen und sofort, getödtet. In der Nachbarsta dt Barmen wurde in derselben Nacht der Stadtverordnete Raumer in seiner Wohnung im Schläfe überfallen und ihm vier schwere tödlliche Wunden vermittelst eines Hammers am Kopfe beigebracht. Er starb noch in der Nacht. Der Thäter ist noch nicht ermittelt.

Berlin, 24. Aug. Morgen beginnt in Potsdam die dieß- jährige Hauptversammlung des evangelischen Vereins der Gustav- Adolf-Stiftung. Nach Mittheilung hiesizer Blätter hat der Kronprinz dem geschäftsführenden Vorstand des Potsdamer Zweigvereins, unter dem Ausdruck des Bedauerns über sein Behindertsein am Erscheinen in der Versammlung, ein lebensgroßes Originalporträt des Königs Gustav Adolf für die Ausschmückung des Festsaales im Orangerie­gebäude zur Verfügung gestellt.

Es sind falsche I.Markstücke mit dem Münzzclchen v (Mün­chen) im Umlauf. Dieselben bestehen aus Zinn und sind in nach echten Stücken hergestellten Formen gegossen und sind so vorzüglich