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das wüthende Element eingerissen und fortgeführt, an 4 andern Gebäuden sind die Riegelwandungen weggerissen oder eingedrückt. Don den Ortsflraßen war nichts mehr zu sehen, da der reißende

dnrch d§n Ruf:Rettet! rettet! es kommt Ueberschwemmung!" In Folge eines im der Nacht gefallenen Wolkcnbruchs war ein durch den Ort fließender, sonst ganz unscheinbarer Bach zu einem gewaltigen

Bach sich dieselben zum Bett erwählte und mit einem wahren Strom angewachsen, der jeden Augenblick über seine Ufer zu treten

Chaos der schwersten Steinblöcke jbcdeckte. Die Straße beim An ker stand eine Strecke weit gleichfalls unter Wasser und war in Folge der angeschwemmten Felsblöcke gleichfalls unfahrbar. Unterhalb Ernstmühl hatte der Eisenbahndamm Schaden genommen, so daß die Züge eingestellt werden mußten. Großes Lob verdient die Feuerwehr von Hirsau, die unter ihrem Commandanten Lörcher im Kampf mit dem Element Alles aufbot, weiteres Unglück von Ernstmühl abzuwenden. Der Schaden wird in diesem einen Ort auf mehrere Tausend Gulden geschätzt und thut Hilfe von auswärts noth. Abends 6 Uhr ertönte die Feuerglocke; der Blitz hatte in Gechingen in eine Scheuer einge­schlagen und dieselbe sofort in Brand gesetzt. Aller Anstrengung der Gechinger Feuerwehr ungeachtet, brannte dieselbe nebst dem Heuvorrath, den sie barg, vollständig nieder. Der eine Besitzer ist versichert, der andere hatte seit seiner voriges Jahr dazu kommen können, aufs Neue zu vi

Calw, 9. Juli. Nach den vi schußbank und der Creditbank für Landw'rthschaft und Gewerbe an die hiesige Handels» und Gewerbekammer erstatteten Anzeigen, lösen dieselben bis auf Weiteres die süddeutschen Guldenscheine gegen eine Provision von 1 Pfennig vom Gulden, bei Beträgen von 100 gegen Vs o/y und bei Beträgen von 500 und darüber gegen 1/4 "/o Pro­vision ein. Wilde Thalerscheine werden zu 1 fl 44 kr. und 1 Pfg. vom Gulden Provision ausgewechselt. Handels- und Gewerbekammer.

Calw, 8. Juls. Letzten Sonntag fand in Altenstaig das jährliche Turnfest des Nagold-Gaus unter zahlreicher Betheiligung statt. Bei dem Preisturnen erhielten die Preise: 1) Graser von hier, 2) Bogel von hier, 3) Naschold, Wilh. von hier, 4) Hutten, Hrch., von hier, 5) Schaible von Altenstaig, 6) Frey von hier, 7) Strecker von Neuenbürg.

>> *J^--^-Calw. Auf die von einer Anzah

Mas. den Kaiser gerichtete Einladung, die Reise nach der Insel Mainau über die württembecgische Schwarzwaldbahn auszüführen, ist folgender Bescheid mittelst Telegramm eingelaufen:Coblenz, den 5. Juli 1875. An sdie Herren E. St. und Genossen Calw. Majestät beauftragen mich, Ihren Dank für die patriotischen Worte der Eingabe vom 30. v. Mts. auszusprechen, und hinzuzufügen, wie lebhaft Allerhöchstderselbeu Bedauern, der Einladung nicht Folge geben zu können, da die anderweiten Dispositionen mit den badischen Herrschaften eine Aenderung des Reiseplans nicht mehr gestatten, Oberhofmarschall Gr. Pückler."

Liebenzell, 7. Juli. Ihre Hoheit die Frau Horzogi Urach, von Monako über Paris kommend, ist gestern zu mehrwöchent lichem Aufenthalte mit Familie und Dienerschaft hier eingetroffen und hat im untern Bade 6 Zimmer bezogen.

drohte. Während alles beschäftigt war, in der Eile nur zunächst das Bieh zu retten, stürzte sich Plötzlich eine furchtbare Wassermasse diej Mergentheimer Straße herab, und in einem Augenblick waren Ställe, Handwerksstätten und niedergelegene Wohnungen bis zu Man­neshöhe mit Wasser angesüllt. Die Straße entlang wälzte sich brausend und förmlich Wellen aufwerfeud ein 45^ tiefer Strom, der nicht blos massenhaft Schlamm und Schutt mit sich führte, sondern auch Bäume mit der Wurzel aus dem Boden spülte und die schwersten Steine mit sich fortriß. In einigen Häusern wurden Kinder aus den theilweise schon schwimmenden Bettstellen herausge­rissen und geflüchtet; ein alter kranker Mann konnte nur noch in die Scheuer gerettet werdeu. So schnell war das Wasser gestiegen. Zum Glück fiel es auch schnell wieder und d:r Verkehr konnte

kliche Gewitter!, welches sich am 5. ds. Abends 7 Uhr über einen großen Theil des Ober­amts Tettnang entlud, hat viel mehr Schaden angerichtet, als das am 10. Juni. So weil man von hier aus sehen kann, entlud es sich zuerst bei Konstanz, zog von da nördlich, dann östlich über Radrach, Berg, Lochbrück, Hechelfurt, Hagenbuchen, Schäferhof und Tettnang, Gattnau bis Eisenbach; ein zweites Gewitter zog zur gleichen Zeit über Hirschlatt, Meckenbeuren, Hirschach und Kallen­berg rc. Alle größeren Hopfenplantagen wurden getroffen durch Sturm und Hagel:, welch letzterer in Klumpen von der Größe bis zu einem kleinen Hühnerei fiel und um so mehr schadete, als die Schlos­sen durch den furchtbaren Sturm getrieben wurden. Der Schaden an allen Feldfrüchten, welche ausgezeichnet stunden, und an Gärten ist groß, der an Bäumen aber an vielen Orten noch größer; in dem kleinen Weiler Hagenbuchen z. B. wurden über 130 Bäume Anzahl hiesiger Herrn an Seine Entwurzelt, ebensoviele auf dem Schäferhof allein. Der Schaden an " ^ " ' ' " ' den so außerordentlich schön gestandenen Reben ist ebenfalls groß,

sie stehen entblättert da. Den größten Schaden hat das Unwetter aber sicher an Hopfen gethan, indem es gerade die Fläche traf, wo der meiste Hopfen gebaut wird. Alle größeren Hopfengärten sind gänzlich ruinirt, stehen ohne einen Zweig oder ein Laub mehr da. Viele Pflanzungen sind auch noch zu Boden geworfen. Auch die verbältnißmäßig am wenigsten getroffenen können unter günstigen Um­ständen kaum ein Fünftel ihres früher geschätzten Ertrags mehr geben. Am stärksten dürften der Schäferhof, Oberhof und Umgebung gelitten schaben, ebenso ein Theil Kaltenbergs. Manchen wird es kaum mög- irr"vvn lich sein, ihre Hopfengärten bis zu der Zeit nothdürftig Herstellen zu können, zu der sie ernten zu können hofften. Der Schaden, welchen dieze halbe Stunde anrichtete, ist gar nicht zu berechnen, derselbe kann blos durch mehrere gute Jahre ausgeglichen werden. Der Schaden

-V - -j- Neubulach, 9. Juli. Gestern Nachmittag zwischen 3 an Hopfen allein darf zu 1 Million Mark angenommen werden.

und 4 Uhr, nachdem vorher den ganzen Tag Gewitter auf allen Seiten standen, kam eines von Norden her und entlud sich unter hef- htigen Donnerschlägen» doch Gott sei Dank ohne Hagel. Auf einmal dieß es aber, der Blitz hat eingeschlagen, es brennt; diesem war je- doch nicht so, doch welcher Anblick bot sich den auf den Platz Eilenden dar: der hiesige Schäfer, welcher dem Gewitter auswei- chen und seine Schafe in den Stall verbringen wollte, war nur noch bis an das außerhalb Etters stehende Haus gekommen, an welchem eine große alte Linde steht; trotzdem er seine Schafe nicht unter diese lassen wollte, wurde er nicht mehr Meister über dieselben. Der Blitz schlug in die Linde und fuhr von dieser durch die Stockmauer in das nebenstehende Haus. Beinahe die ganze Schafherde war betäubt, 31 Stück blieben todt auf dem Platze. Die Jnsaßen des Hauses, welche in der Wohnstube versammelt waren, sowie der Schäfer kamen mit dem Schrecken davon.

Von den Fildern, 6. Juli. Die Nacht vom 4. auf den 5. dieß war für mehrere Orte und Gemarkungen unseres zu den schön­sten Ernteaussichten berechtigten Filder-Bezirks eine Unglücksnccht. Ein schweres Hochgewilter entlud sich mit Hagel und wolkenbruck artig ein Regen, gepeitscht vom heftigsten Sturmwinde, über die Markungen der Gemeinden MuSberg, Steinenbronn, Waldenbuch, und theilweffe Plattenhardt, Rohr und Oberaichen. In Musberg wurden die Felderzeugnisse aller 3 Zeigen von großen Hagelkörnern total ver­nichtet, die stärksten Bäume wurden vom Sturmwinde geknickt und entwurzelt, die Wiesen überschwemmt, wobei das noch liegende Hengras theils weggeschwemmt, theils mit Schlamm überzogen wurde. In gleicher Weise hauste Hagel, Sturm und Ueberschwemmung verheerend und Unheil bringend in Waldenbuch und Steinenbronn.

Dörzbach, 6. Juli. Am Dienstag früh wurde die hiesige Einwohnerschaft in ganz ungewohnter Weise aus dem Schlafe geweckt

Redigirt. gedruckt und verlegt von A. OelschlLger

Karlsruhe, 7. Juli. Kaiser Wilhelm ist beute hier ange» kommen und in feierlichster Weise vom Hofe, dem Militär und den Behörden empfangen, sowie in der feierlich geschmückten Stadt ent­husiastisch begrüßt worden.

vm » " f- l i in, 5. Juli. Das Schwurgericht verurtheilte den 8tuä. zur. Max v. Wedemeyer aus Schönrode, der im Duell den Ernst Riedel aus Stralsund am 12. Juni bei Neckarsteinach erschossen, zu 2 Jahren, den Karrelltrager v. d. Ropp zu 3 Monaten Fe­stungshaft.

Berlin, 7. Juli. DieProv.-Korresp." bestätigt, daß sich an den Bade Aufenthalt des Kaisers gegen Ende September, wenn irgend möglich, der längst beabsichtigte Besuch bei König Viktor Emanuel anschließen werde.

Wien, 6. Juli. Bas Leichenbegängniß des Kaisers Ferdinand ^and heute unter Betheiligung des gesammten kaiserlichen Hofes, der anwesenden fürstlichen Gäste und speziellen Vertreter des gesammten diplomatischen Korps, aller Ministerien, der hohen Beamten, Kardi­nale und Bischöfe statt. Ueberall hatte sich eine dichtgedrängte Volksmenge aufgestellt.

Schweiz. St. Gallen. Im Rheinthal macht sich gegenwär­tig ein neues der Landwirthschaft drohendes Uebel bemerkbar. DaS Gemeindeamt Sevelen berichtet von Heuschreckenschwärmen, die im Werdenbergischen über den Rhein gekommen seien und da, wo sie sich niederlassen, alles Gras, dem Boden eben, abfreffen. Sie ver- thcilen sich auf verschiedene Parzellen von 10 bis 15 Ruthen Umfang und so massenhaft. daß alles davon wimmelt nnd man sie äuf son­nigen Plätzchen zu Hunderttausenden schätzen müsse. Sie packen auch die Kornäcker an und könnte die Sache ernstlichere Folgen haben, wenn man kein Mittel zu deren Vertilgung ausfindig machen könnte._^

Mit ei»«r kiterarisä,«» KrikageLimtab«llea aaä ä«m tüOtkeikig-a Mür>ztiik>« m"., ( Hiezu Nro. 27 des UnterhaltuogsbtattS).