worden sein, welche Unterschiebung dadurch begünstigt wird, daß diese beiden Münzen von beinahe ganz gleicher Größe sind. Die Menge der austanchenden italienischen Münzen beweist zur Genüge, daß hiebei «ine betrügerische Absicht vorwaltet. Die ZO-Cent.-Stücke sind sehr leicht an der bedeutend kleineren Prägung der Ziffer 20, sowie an dem Kopf des Königs Viktor Emanurl auf dem AverS zu erkennen, wich» rend die deutschen 20-Pfennigstücke auf der Rückseite nur den deutschen Reichsadler ohne Umschrift tragen. (Vermuthlich dürfte oer Versuch auch anderwärts gemacht werden, weßhalb wir darauf aufmerksam machen, damit man sich vor Schaden schützen könne.)
— Stuttgart, 24. Juni. Vorgestern wurde durch Hrn. Poli. zei-Jnspektor Kern eine junge elegante Dame verhaftet, welche unter dem Namen Baronin Eleonore v. Rosenwerth aus' München seit letztem Spätjahr auf noblem Fuße lebte und eine fürstlich eingerichtete Wohnung hier besaß, die hiesigen Geschäftsleute theils um Maaren, theils um baares Geld in größeren Beträgen beschwindelte, namentlich auch den Namen ihres erworbenen Bräutigams «Bücher" führte. Wer diese Betrügerin in Wirklichkeit ist, konnte noch nicht festgestellt werden. Die bis jetzt bekannten erschwindelten Summen belaufen sich auf etwa 30,000 fl.
— Gmünd, 21. Juni. Zu dem am 27. und 28. d. M. statt, findenden V. württemb. Feuerwehrtag haben sich bis jetzt 3000 Feuerwehrleute als Festtheilnehmer aus allen Gegenden des Landes angemeldet.
— Ulm, 22. Juni. In der Anklagesache gegen den Bauern Bartholomäus Gairing von Uuterböhringen wegen Mords und gegen die Dienstmagd Wilhelmme Wagenblast von Gruibingen wegen Kinds, mords ist Ersteier durch den Wahrspruch der Geschworenen für schul, dig erkannt und demgemäß vom Schwurgerichtshof zum Tode verur- theilt worden, wogegen die Letztere für nicht schuldig erklärt und hiernach freigesprochen worden ist.
— Frei bürg, 18. Juni. Am 18. Juli, als dem 100. Geburts. tage Karls v. Rotteck, soll hier eine Rotteckfeier veranstaltet werden.
— Aus München meldet man den am 20. erfolgten Tod des seinerzeit vielgenannten Erfinders Wilh. Bauer. Von ihmfstammt die Idee der unterseeischen Schiffahrt. Namentlich im Jahr 1863 wurde sein Name allgemein genannt, als er daS Werk der Hebung des im Bodensee versunkenen Dampfers «Ludwig" vollzog. Seither ging rS ihm schlecht. Gelähmt und der Sprache verlustig, verbrachte der Unglückliche seine endlos langen Tgge im Lehnstuhl, von einer Pension, die ihm König Ludwig gewährt hatte, lebend.
— Vom 1. bis 4. Sept. wird in München der dießjährige deutsche volkswirthschaftliche Kongreß abgehalten.
f— In Zweibrücken sind an einem Tage der altkatholische Bi» chof ReinkenS und der römische Bischof v. Haneberg zur Firmung eingetroffen; letzterer hielt sich jedoch nur eine halbe Stunde auf und reiste wieder ab, als er von der Anwesenheit des Bischofs Reinkens vernahm. (Allg. Ztg.)
— In Mainz sind zwei französische Ingenieure, welche trotz des Verbots in den neuen Festungswerken zeichnend betroffen wurden, verhaftet worden.
— In Zittau hat ein Schustergeselle in der Wnth seiner eigenen Mutter die Kehle durchschnitten und sie getödtet.
TaS Dorf Lo schwitz bei Dresden ist letzten Donnerstag durch wolkcnbruchartige Regengüsse grauenartig verwüstet worden. Der Schaden ist ungeheuer und die Bewohner meistens arm.
— Dem «Reichs-Anzeiger" zufolge gehen die Neisedispositionen des Kaisers jetzt bestimmt dahin, daß die Abreise nach Koblenz am 4. Juli und der Aufenthalt daselbst bis zum 7. Juli stattfindet; an letztgenanntem Tage werden Se. Majestät früh 9 Uhr die Fahrt nach Karlsruhe antreten, dort bis zum 10. Juli verweilen und sich von da nach der Mainau begeben, wo ein zweitägiger Aufenthalt genommen werden soll. Die Abreise von der Mainau ist euf den 13. Juli früh festgesetzt und die Tour nach Gastein wird, wie im von- rigen Jahre, über München und Salzburg genommen werden.
Erzherzog Albrecht von Oesterreich ist nach seinem Besuche bei Kaiser Alexander in Jugenheim in Bad EmS bei Kaiser Wilhelm eingetrof- sen. Er kommt als Stellvertreter seines Kaisers und glänzt einfach durch seine Anwesenheit; denn seither hat er als Haupt der Deutschland abgeneigten Militärpariei in Oesterreich gegolten. Sein Besuch bei Kaiser Wilhelm und Alexander ist der nachdrücklichste Leitartikel für das Bestehen des Drer-Kaiser-Bundes und braucht nicht erst in's Französische übersetzt zu werden.
— Münster, 22. Juni. Der „Provinzial-Zeitung" zufolge fanden gestern in Rheine anläßlich ultramontaner Demonstrationen Exzesse statt, wobei Bürgermeister Sprickmann, welcher dem Gesetz Achtung ver- schaffen wollte,, durch fünf Messerstiche schwer verwundet wurde.
— Wien, 22. Juni. Die „Oesterreichische Korrespondenz" meldet, daß die beabsichtigte Zusammenkunft des Kaisers Alexander und des Kai- strs Franz Joseph am 26. d- M. Mittags in Komotau stattfinden
wird, von wo dieselben gemeinsam bis Rumburg reisen werden. Bon hier geht ersterer nach Warschau, letzterer nach Ischl.
In Graz wurde am 19. Juni ein Ehepaar zum Tode verirr« theilt, das den armen 75jährigen Vater und Schwiegervater, weil er seine armselige Habe im Werth von 150 fl. behalten und nicht den Kindern überlassen wollte, Nachts erwürgt hat. Die Einzelheiten dieses Vaiermords waren gräßlich, das Erwürgen dauerte zw« Stunden, bis der alte Mann immer schwächer wurde, immer schwerer athmeke und endlich seinen Geist aufgab. In dem letzten Augenblicke entbödete sich der entmenschte Sohn nicht, eine geweihte Kerze anzuzünden und einen Rosenkranz für den Sterbenden zu beten. _ _
Feuer und Licht.
(Schluß.)
In erster Linie ist es nöthig, daß die Gemeindeverwaltung oder doch einzelne Ortsbürger den ernsten Willen haben, aus dem alten Schlendrian im Löschwesen herauszukommen und bessere Zustände zu schaffen. Die Verwaltung oder ein von wenigen thatkräftigen Männern gebildetes Comits hat die Aufgabe, die männlichen Einwohner de- Ortes in einem Aufruf zu einer Versammlung zusammenzuberufen und in dieser die große Wichtigkeit einer ordentlichen Feuerwehr auseinander zu setzen. Wird in dieser Zusammenkunft die Bildung einer Feuerwehr beschlossen, so sind dafür Satzungen sofort anzunehmen, wie sie sich in dem Werke: „Das Feuerlöschwesen in Markt- und Landgemeinden" (Verlag von Georg Franz in München, Preis nur 7V Reichspfg.) finden. Auf Grund dieser Satzungen wird dann zur Wahl eines Verwaltungsrathes geschritten, welcher aus folgenden Personen besteht: 1. Vorstand, 2. Hauptmann, 3. Schriftführer, 4. Kassier, 5. Requisitenmeister und den 3 Zugführern. Die der Feuerwehr beitrelenden Männer werden verzeichnet und haben dem Vorstand durch Handschlag Eifer und Opferwilligkeit zu geloben. —
Der so gewählte VerwaltungSrath hat die Mannschaft in drei Züge abzutheilen, und zwar in I. Steiger, II. Spritzenmänner, III. Retter oder Ordnungsmänuer.
Die Steiger, wozu junge und gewandte Leute, in Dörfern 6—8 Mann, genommen werden, haben den Schlauchführerdienst zu versehen, sowie Menschen und Eigenthum aus solchen gefährlichen Positionen zu retten, wo die Retter und Ordnungsmänner nicht hin- kommen können. Ebenso haben die Steiger die Einlegung gefährlicher Gebäudetheile vorzunehmen.
Die Spritzenmänner haben die Spritze zu bedienen, die Schläuche zu den Leitern zu legen und für Wasserbeschaffung zu sorgen.
Die Retter oder Ordnungsmänner besorgen das Ausräumen aus solchen Lokalen, die ohne Steigerrequisitcn und ohne besondere Gefahr betreten werden können. Sie haben die Bewachung aller geretteten Sachen zu übernehmen, den Uebungs- und Brandplatz abzusperren und überhaupt für Ordnung bei- Hebungen und FeuerS- brünsten zu sorgen.
Zu letzterer Abtheilung können auch ältere Männer treten, weil die Retter hauptsächlich die Aufgabe haben, das bewegliche Eigenthum zu retten und zu bewachen, damit-Diebstähle nie Vorkommen. Jene Ortsbürger, welche als aktiveMitglieder nicht beitreten wollen oder können, mögen sich als außerordentliche oder Ehrenmitglieder mit einem monatlichen Geldbeitrag betheiligen. Und so möge es Niemand verweigern, seine Kraft zu leihen, wo es gilt, die Interessen der Gemeinde zu vertreten und ein so nützliches und segensreiches Werk in's Leben zu rufen.
Nachdem die Eintheilung erfolgt ist, haben die Ucbungen zu beginnen, wozu am besten als Exerciermcister ern paffendes Mitglied einer bereits bestehenden Feuerwehr der Nachbarschaft erbeten wird. Dienlich hiesür ist auch das „Uebungsbuch für Landfeuerwehren."
Wo eine ordentliche Feuerspritze vorhanden ist und Feuerleitern, oder doch Anstellleitern existiren, mit denen man die Dächer erreichen kann, sind weitere Geräthe vorerst nicht nöthig. Die Feuerwehrmänner * versehen sich am besten mit Dienstmützen. Gewöhnlich zahlen die Mitglieder der Feuerwehr ihre Mützen selbst, in andern Fällen wilder Betrag aus der Gemeindekasse entweder ganz bezahlt oder doch wenigstens vorgeschossen. Wenn dann die Mitglieder sich noch gleich' artige Joppen oder Blousen anschaffen, die sie auch außerhalb deS Feuerwehrdienstes tragen können, so ist die Uniform fertig und die Angst vor Unkosten ist gänzlich unbegründet. Es handelt sich nicht darum, ein fein gekleidetes Corps herzustellen, sondern Ordnung und Disciplin in die Löschmannschaft zu bringen und das kann nur durch die Bildung einer geübten, wenn auch ganz einfach uniformirten Feuerwehr geschehen. Gar viele Gemeinden sind bereits mit bestem Beispiele vorangegangen, mögen die übrigen Dörfer recht bald folgen, damit die größeren Feuersbrünste mehr und mehr verschwinden, die Brandsteuern aber dadurch mäßiger werden. Die bestehenden Feuerwehren find gern bereit, den Gemeinden mit Rath und That in ihrem löblichen Beginnen an die Hand zu gehen. An der Unterweisung fehlt es deßhalb den Gemeinden nicht, möge cs ihnen auch nicht an Opferwilligkeit, Eintracht und Gemeinfinn für ei ne so wichtige und nützliche Sache fehlen!
(Hiezu Nro. 2b des UnterhaltungSblattS.^
Redigirt, gedruckt und verlegt von A. OelschlLger.