— Hakenberg', 18. Juni. Die Feier des zweihundertjährigen Jahrestages der Schlacht bei Fehrbellin hat unter überaus zahlreicher Theilnahme der Bevölkerung stattgefundcn. Bei der Grundsteinlegung zum Denkmal des großen Kurfürsten hob der Kronprinz hervor, daß das Denkmal der späteren Nachwelt noch Zeugniß geben solle von der Gesinnung, welche die Hohenzollern und ihr Volk stets verbunden haben; es werde zugleich erinnern an die Zeit, wo Preußen kaum bekannt war. „Im Vertrauen auf Gott und stets unserer Schuldigkeit für das engere und weitere Vaterland eingedenk, sind wir dahin gekommen, daß wir nun die Geschicke Deutschlands in sicherer Hand halten zum Wohle und Gedeihen de« ganzen Vaterlandes." — Bei dem Toaste auf den Kaiser im Königszelte wies der Kronprinz noch- mals auf die kleinen Anfänge der Machtstellung des Hauses Hohen- zollern hin mit dem Hinzufügen: „Wir dürfen uns deßhalb aber nie überheben und vergessen» daß wir Gott dankbar sein müssen, der uns geführt." — In den Grundstein wurde eine vom Kaiser Unterzeichnete Urkunde gelegt, die an der Spitze seinen vollen Titel trägt, der mit den Worten beginnt: „Wir, Wilhelm von Gottes Gnaden, Kaiser von Deutschland", darauf durch 54 Titel bis zu dem Schlusses „Herr zu Frankfurt" herabsteigt. Der Kaiser bezeichnet darin den Tag von Fehrbellin als den Beginn der Befreiung deutschen Landes von der Fremdherrschaft. Unter tiefem Danke zu Gott weiht er das Denkmal dem Gedächtniß seines Ahnherrn, der tapferen Armee und des treuen Volkes.
— Posen, 19. Juni. Wieder einmal soll es gelungen sein, den nun schon so lange und eifrig gesuchten geheimen apostolischen Delegaten für die Erzdiöcesen Posen und Guesen ausfindig zu machen. Man scheint jetzt zu glauben, ihn in der Person des neulich verhaf- teten Posener Domherrn Kurowski entdeckt zu haben. Bei einer Haussuchung haben die Polizeibeamten nur sem Privat-Petschaft mit- genommen, mit welchem die Drohbriefe, welche einige staatstreue Geistliche in letzter Zeit von dem ungenannten apostolischen Delegaten erhielten, gesiegelt waren. Ebenso sollen die Couverts, in welchen die Verwarnungen des geheimen päpstlichen Delegaten anlangten, mit denen übereinstimmen, welche bei dem Domherrn gefunden wurden.
Himmel, ist das ein Summen unter den Sozialdemokraten! Präsident Hasenclever soll einem j Agenten den Auftrag gegeben haben, ihm ein großes Landgut zu kaufen, 40,000 Thlr. wolle er sofort anzahlen, denn seine Mittel erlaubten ihm das. Der Görlitzer Anzeiger erzähle's und glaubt jedenfalls, Hasenclever wolle ans seinem Gute eine sozialdemokratische Musterfarm anlcgen, den Normalarbeitstag einführen, dem geschickten und fleißigen Knecht so viel Lohn zahlen wie dem ungeschickten und faulen, seinem Inspektor so viel wie der Milchmagd und den jährlichen Reinertrag, wenn etwas übrig bleibt, unter alle vertheilen.
Aus Elsaß-Lothringen. Beim kaiserl. Friedensgerichte Weißenburg ist nachstehende Entschädigungsklage anhängig. Herr
Schreinermeister St.in Weißenburg erklärte beim Biere
im Scherz, er wolle sein Haus verkaufen, wenn ihm ein Käufer für die erste Fensterscheibe einen Centime gebe und für jede folgende Scheibe, deren das Haus 92 zähle, den Preis progressiv verdopple. Ein anwesender Rentier israelitischen Bekenntnisses schlägt trotz des spöttischen Gelächters aller Anwesenden ein, gibt Handschlag darauf
und will sofort bei einem Notare den Kauf machen lassen. St.
erklärt ihm, daß er und ganz Deutschland nicht Geld genug hätten, das Haus zu bezahlen, und stellte es ihm frei, durch Bezahlung der Zeche sein Wort und seinen Handschlag auSzulöseu. Hierdurch wird der etwas gelvstolze halbe Millionär M . . . . noch mehr gereizt und ruft die Anwesenden zu Zeugen auf, daß der Kauf im Ernste geschlossen sei und der Rücktrelende Reugeld zu bezahlen habe. Wirklich kommen die Beiden zum Notar, der aber natürlich erklärt, daß er einen solchen närrischen Kauf nicht beurkunden könne. Durch den Eigensinn M . . . .'s gereizt will nun St.durchsetzen, daß ihm
M . . - . eine Rücktritts. Entschädigung von einigen hundert Francs zahlen müsse, da letzterer ja trotz Ermahnung und Belehrung den Kauf vor Zeugen als geschlossen bezeichnet und für den Rücktritt Reugeld bedungen habe. Hier sei nur noch bemerkt, daß zur Bezahlung der 40. Fensterscheibe allein die Kriegsentschädigung nicht gereicht hätte und M . . . . also trotz seiner halben Million nicht in der Lage war, das Haus zu bezahlen. Daß solche Fälle, welche durchaus nichts Neues enthalten, noch immer Vorkommen können , beweist, wie sehr es nolh thul, dergleichen Beispiele an die Oeffentlichkeit zu bringen, um jeden minder Aufgeklärten vor Käufen mit progressiver Steigerung des Kaufpreise« zu warnen.
— Wren, 18. Juni. Ter Kaiser hat dem Papst am 30. Jahrestage seines Pontifikats ein Glückwunschschreiben überreichen lassen, und der Papst seinem vorläufigen Tank die Erklärung beigefügt, daß er sich Vorbehalte, ebenfalls schriftlich auszusprechen, wie wohl ihm die herzlichen Worte gerade des Oberhaupts des kathol. Oestreichs gethan.
Nedigrrt, gedruckt und verlegt
Feuer und Licht.
(Fortsetzung.)
111. Mahnung an die Gemeinde-Verwaltungen.
Fortgesetzt liest man in den Zeitungen von großen und verheerenden Feuersbrünsten. Kann das gleiche Unglück nicht jeden Tag eine andere Stadt oder ein anderes Dorf treffen? Nach menschlicher Berechnung kann aber jede Gemeinde ein solch' fürchterliches Ereigniß von sich abwenden, wenn sie für eine genügende Wassermenge, tüchtige Löschmaschinen und eine geübte Feuerwehr sorgt. Alle diese nützlichen Einrichtungen erfordern nur einen geringen Aufwand von Kosten und wenn auch einige hundert Gulden geopfert werden, was ist eine solche Summe im Vergleiche zu den vielen Tausenden, die in einer Nacht durch Feuer vernichtet werden können? Ja, sagt der und jener Bürgermeister, so etwas kommt bei uns nicht vor, denn der älteste Mann kann sich nicht erinnern, daß es in unserer Gemeinde gebrannt hat- O, ihr Leichtsinnigen und Leichtgläubigen, wie mögt ihr so leichtfertig alle Verbesserung der Fenerlöscheinrichtungen von euch weisen, da doch gerade euch, die ihr an der Spitze der Gemeinde ! steht, das Wohl und Wehe eurer Mitbürger anvertraut ist. Bricht ein Unglück von solcher Bedeutung über den Ort herein, so fällt am ersten die Schuld auf die Verwaltung der Gemeinde; die, sagen die Ortsbürger, hätte daran denken können, die nölhigen Schutzmaßregeln zu treffen. Wohl ist das Sparen eine schöne Sache, aber solange keine Feuerspritzen angeschasft und keine Feuerwehren auf die Beine gebracht sind, steht das ganze Vermögen der Ortsbewohner auf dem Spiel, und ein paar Stunden können aus wohlhabenden Menschen arme machen. Also nur an dem Schutz und Schirm der Menschenleben und des Vermögens nicht geknickert und geknausert. Mahnen nicht die nächtlichen Feuersäulen, die zum Himmel steigen, ernstlich genug zum Heraustreten ans der entsetzlichen Gleichgiltigkeit? Möchte keine Gemeinde sich mit dem Satz trösten: Dich trifft's nicht. In gar manchem Dorfe hört man diesen faulen Trost und gar bald darnach brach das Unglück herein. Die schmucken Gehöfte lagen in Schutt und Asche; der reiche Erntesegen war vernichtet; das Vieh irrte herrenlos umher, die Familien hatten kein Obdach und die Kinder mußten auf stundenweite Entfernungen bei barmherzigen Menschen nntergebracht werden. Müssen denn die Gemeinden wirklich erst durch das herbste Unglück gebessert werden? Helfen keine Mahnungen und Warnungen? Wir wünschen von Herzen, daß unsere Worte auf guten Boden fallen und daß die Gemeindevorstände sich durch sie angeregt fühlen, die Verbesserung der Feuerlöschanstalten mit allem Eifer und allem Nachdruck durchzusetzen.
Es ist ja kaum eine andere öffentliche Einrichtung für das Leben und Eigenthum der Ortsbürger einer Gemeinde so wichtig, als das Feuerlöschwesen, und doch ist dasselbe in vielen Dörfern noch gar schlecht bestellt. Gar oft wird mit der Verbesserung der Lösch- anstalten so lange gewartet, bis es zu spät und das ganze Dorf durch eine Feuersbrunst verwüstet ist. Möchten alle Gemeinde-Verwaltungen deßhalb nicht zögern, mit frischem Muthe tüchtige Feuerspritzen anzuschaf- sen und schlagfertige Feuerwehren in's Leben zu rufen. Die Bildung von Feuerwehren ist lange nicht so schwierig, als man gewöhnlich denkt und die Kosten sind auf dem Lande ganz unverhältnißmäßig gering.
Viele hundert Dörfer haben bereits solche Institute in's Leben gerufen und diese haben sich überall ganz vortrefflich bewährt, weß- halb die Feuerwehren auch von allen Seiten auf's Kräftigste unterstützt und von allen Staatsregierungen dringend empfohlen werden. Was kann auch näher liegen, als das Leben, sowie Hcw und Gut der Gemeindebürger vor dem fürchterlichen Element, dem Feuer, zu schützen? Nicht immer ist aber die Bekämpfung des Feuers bisher auf die richtige Weise geschehen. Gar oft gewahrte man auf Brand- stätten jeden Mangel an Ordnung und an gemeinschaftlichem Handeln. Jeder wollte kommandiren, Niemand gehorchen. Bet solchem Wirrwarr gerieth ein First nach dem andern in Flammen, bis oft das Dorf in Schutt und Asche lag. Bei diesen mangelhaften Einrich- tungen konnte man sich nicht wundern, daß ganze Ortschaften durch Feuer vernichtet und die Brandsteueru immer höher wurden. — Dem muß abgeholfen werden. Dazu kann aber jede Gemeinde ihr Scheiflein beitragen, wenn sie nicht mit der Verbesserung des Feuerlöschwesens so lange wartet, bis es zu spät und das ganze Dorf dem Ruin preisgegcben ist. Jede Gemeinde soll deßhalb schleunigst an's gute Werk gehen. Wo früher Unordnung und Durcheinander auf dem Brandplatz zu finden war, soll Ruhe und Ordnung hergestellt werden. Wo früher 100 kommandirlen, soll nur einer befehlen, alle andern aber gehorchen und sich brüderlich die Hände reichen zur Abwehr von Gefahren. Wo man früher oft nicht schnell und sicher dcm Feind entxegentrcten konnte, soll jetzt eine geübte Schaar resolut eingreifen und jedem größern Schaden Vorbeugen. Das alles aber kann nur eine freiwillige Feuerwehr bewirken und deßhalb sollte eine solche in alle n Gemeinden ins Leben gerufen werden.' (Forts, folgt .) von A> Oel schläger.