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dürfen nur der forfiarntlichen und oberamtliche»» Genehmigung. Bei Mei­nungsverschiedenheiten , wischen Forstam» und Oberamt entscheidet die Forstdi­rektion, Abtheilung für die Körperschaftswaldungen." Art. 6 lautet:Die Aufstellung der Wirthschaftö- und Betriebspläne, die Ausführung derselben und die technische BetnebSführung überhaupt Hai durch Sachverständige zu geschehen, welche die Befähigung für den Staatösorstdicnst erlang» haben müs­sen. Die Kommission beantragt Annahme nebst folgendem Zusatz:Das Mi­nisterium des Innern ist ermächtigt, nach Vernehmung der Forstdirektion, Abtheilung für die Körperschaftswaldungen, die zur Zeit der Verkündigung dieses Gesetzes im Dienst einer Gemeinde, Stiftung oder öffentlichen Körperschaft stehenden Förster (Waldmeister rc. re.), welche die StaatSforst-Prüfung nicht erstan­den, aber ihre Befähigung praktisch bewährt haben, in ihrem Dienstverhältnisse zu belassen »der ihre Anstellung bei einer andern Körperschaft zu genehmigen." Abänderung«-, d> h. AbschwächungSanträge, welche die Vorschrift der Fertigung der Wirthschaftsplane durch zum Staatsforstdienst gepiüfte Diener beseitigen wollen, find tingelaufen, was eine längere Debatte veranlaßt, wobei v. Schwand- ner sagt:wenn dieser Artikel fällt, so fällt da- ganze Gesetz als unhaltbar." Vr sagt:Was haben wir denn bis jetzt neues beschlossen? Nichts. Das Alle- war schon vorher bestimmt und ist nur in die gesetzliche Form gebracht worden. Jetzt erst kommen wir an den ersten Punkt, durch welchen den bis­herigen Bestimmungen etwas Neues aber so Billiges und SelstverständlicheS «ingesührt wird, jdaß es gar» im Interest« der Gemeinden selbst liegt. Es ist doch natürlich, die Betriebs-Wirthschastsplane für die Waldungen durch geprüfte Sachverständige anfertigcn zu lassen, wie ein Gutsbesitzer zur Bcwirlhschastung seiner Güter auch keinen Schreiner oder Schuhmacher, sondern einen geprüften Landwirth nehmen läßt. Alles was geschehen und an Erleichterung geschehen Ann, »st in dem Zusatzanirag der Kommission enthalten. Er empfiehlt den Kommissionsantrag zur Annahme. Die Gegenanträge werden adgelehnt und der KommisfionSantrag angenommen.

Stuttgart, 24. Mai. Als Zeichnungsstellen für die bevor­stehende Emission der Rcichsbankaktien sind, wie wir aus sicherer Quelle erfahren, für Württemberg die Kaineralämter Stuttgart und Ulm bestimmt worden. Sachsen erhält ebenfalls zwei, Dresden und Leipzig, während Baiern neun Zeichnungsstellen erhält.

Geislingen, 25. Mai. Nachstehender Fall macht manches

von sich zu reden: Ein Mann von Amstetten, der mehr im Wirths- hause, als an der Arbeit zu treffen war, wollte vor einigen Tagen an dem edlen Getränke Schnaps sich einmal zur Genüge erlaben. Er begab sich dcßhalb in die Wirthschaft zur Ziegelhütte an der Steig. Als sein Zweck erreicht war, meinte er, jetzt möchte er sterben, weßhalb er den^Sohn des Hauses, der wohl auchGottsegne's" mit ihm ge- than hatte, bat, ihn zu erschießen. Dieser sagte zu, ihm zu willfah­ren, stellte ihn in den Garten und feuerte ein blind geladenes Ge­wehr auf ihn ab. Auf den Knall des Schusses stürzte er zusammen und mußte in ein Bett verbracht werden, wo er bald starb. Die Untersuchung hat ergeben, daß durchaus keine äußerliche Verletzung vorhanden war. (N.T )

Vom Fuße der Alb. Ein Selbstmord, der kürzlich auf einem der Alborte vorgekommen, ist weniger an sich selbst, als durch seinen Zusammenhang mit früher vorgckommenem zu bemerken. Ein Dienst­mädchen, aus diesem Orte gebürtig, hatte im Einverständniß mit Verwandten vor Jahren schon bedeutende Waarcndiebstähle an ihrem Dienstherrn iu der Oberamtsstadt verübt. Die Sache kam dadurch heraus, daß der Stationskommandant einen jener Verwandten, der solche gestohlene Maaren in einem Sacke in sein Dorf trug, unterwegs an- hiclt; der Bestohlene selbst hatte keine Ahnung davon, daß er bestohlen sei. Vom Strafplatz zurückgekehrt, wo die Mutter noch zurückge­halten ist, findet das Mädchen die Haushaltung geleert; der zurück­gebliebene Vater hat alles verkauft, im Schnaps vertrunken und nun, veranlaßt durch die Vorwürfe der Tochter, sich erhenkt. So hat auch hier die böse That fortwirkend Böses erzeugt. Daß aber von den verübten Verbrechen weit die Mehrzahl herauskommt, auch wenn sie noch so sein angelegt find, davon scheint das Volk kein Bewußt­sein zu haben; es wäre gut, wenn man es darüber belehrte. (St.A.)

München, 25. Mai. Das deutsche Kronprinzenpaar ist um Uhr Nachmittags nach Regensburg abgereist. Wie es heißt,

will dasselbe dort einen Tag verweilen.

München, 26. Mai. Wie jetzt feftsteht, wird der König an der Frohnleichnamsprozession nicht theilnehmen. Das Militär ist unter Dispensirung der protestantischen Soldaten zur Spalierbildung Lei der Prozession kommandirt worden.

Gotha, 24. Mai. Gestern traten hier die Socialdemokraten Leider Richtungen (Eisenacher und Lassalleaver) zu einem Vereini­gungskongreß zusammen. HMe kam auf Antrag Geib's folgender Beschluß zu Stande:Der Kongreß erklärt, mit der Vereinigung der zum Kongreß eingeladenen socialdemokratischen Fraktionen prinzi­piell einverstanden zu sein und schreitet daher unverzüglich zur Bcra- thung des Programms und Organisationsentwurfes.

Johannes R 0 n g e hat wieder von sich hören lassen. Er hat ei­nen offenen Brief an den Bischof Kettelcr von Mainz gerichtet, in welchem er diesem Vorkämpfer Roms seine Sünden am deutschen Vaterland uud am kirchlichen Frieden vorhält. Cs ist etwas von dem Schwung seines ersten Briefes wider die Anbetung des heiligen Rocks n Trier in diesem zw eiten Sendschreiben. Veranlaßt ist dieser Brief

Revigirl, gedruckt und verlegt

durch daS nah bevorstehend: 25jährige Bischofsjubiläum Ketteler'S, zu welchem sich die Römlinge am Rhein und Main auffällig rüsten.

Berlin, 26. Mai. Die Abreise des Kaisers nach Ems er­folgt bereits am 5. Juni.

Berlin, 26. Mai. Ein Artikel der heutigen Provinz. Kor- resp." weist auf die geschwundenen polnischen Besorgnisse hin und widerlegt die den vermeintlichen Regierungsblättern wegen Erregung dieser Besorgnisse gemachten Vorwürfe. Indem dieProvinz.-Korresp." an ihre eigene Haltung erinnert, wird von derselben hervorgehoben, daß sie neben demReichsanzeiger" das einzige Blatt sei, dem aner­kanntermaßen die Aufgabe zusalle, die Auffassungen der Regierung zuverlässig kundzugeben. Das Blatt reproducirt sodann seine seil dem 7. April gebrachten Leitartikel und schließt mit der Bemerkung, daß der Inhalt derselben bezeugen dürfte, daß eS der Regierung fern ge­legen habe, die Bevölkerung auf drohende äußere Verwickelungen hin- znweisen und auf dieselben vorzubereiten. In dieser Beziehung habe irgend ein Schwanken während der jüngsten Monate nicht stattgefunden.

Berlin, 24. Mai. Der fürstbischöfliche Delegat und Probst zu St. Hedwig erhielt heute ein Schreiben des Polizeipräsidiums, in wel­chem mitgetheilt wird,daß das öffentliche Interesse es verbietet, die für Sonntag den 30. Mai c. in Aussicht genommene Wallfahrt zu gestatten."

Ueber die Aufhebung der Klöster in Preußen ist großer Jammer und die Römlinge stellen sich an, als sei solcher Frevel unerhört in der Welt und müsse zum Himmel schreien. Und doch thut Preußen nur nothgedrungen, was die katholischen Regierungen und Staaten iu Frankreich, Italien, Spanien und Portugal schon längst und viel ge­waltsamer gethan haben. Davon sagen aber die Herren in der Kutte und im Talar dem armen Volke, das sie wider Deutschland auf­hetzen, kein Wort. Kaiser Joseph, der große Menschenfreund, hob im vorigen Jahrhundert 700 Klöster und Orden mit einem Feder­strich auf. In Frankreich wurden 1789 115 Mönchs- und 25L Nonnenklöster geschlossen, aus denen 20,000 durch geistlichen Zwang gefesselte Menschen in die bürgerliche Gesellschaft zurückkehrten. In Portugal wurden im 2ten Drittel unseres Jahrhunderts sämmtliche Mönchsklöster mit etwa 6000 Mönchen aufgehoben und die Klo- stergüter als Staatseigenthum erklärt. Die Regierung in Spanien schloß 1940 Klöster unter Einziehung des Vermögens und wies 30,000 Mönche und 25,000 Nonnen ans Pensionen an, die sie in ihren ewigen Finanznöthen selten ahlen konnte. Italien schloß 1866 und in den folgenden Jahren 2400 Klöster mit etwa 55,000 Mön­chen und Nonnen Wenn aber Preußen und Deutschland dasselbe in viel milderer Form thut, dann schreien alle Römlinge: Ja, Bauer, das ist etwas anderes!

Kiel, 26. Mai. Das deutsche Geschwader, die Panzerfregatten Kronprinz und Kaiser und der Aviso Falke sind in Wilhelmshaven eingetroffen. Das Panzerschiff König Wilhelm wird erwartet. Die schwedischen Majestäten treffen am Freitag 8 Uhr früh hier ein, frühstücken an Bord des König Wilhelm und reisen um 10 Uhr über Eutin und Lübeck nach Berlin. Der Chef der Admiralität, Staats» minister v. Stosch, trifft morgen hier ein.

Laut einer aus Nancy, 22. Mai eingelangt-n Depesche hat sich P. Salvi in Folge eines bei Moncel erlittenen Unfälle« genöthigt gesehen, von der Fortsetzung seines DistanzritteS nach Paris abzustehen.

Wien, 25. Mai. DiePresse" erfährt, Josef Wiesinger sei nicht der Urheber des Attentatsplancs gegen den Fürsten Bismarck p ein Anderer, welcher noch gesucht werde, habe den Plan gefaßt, und einen betreffende.» Offertbrief geschrieben. Wiesinger habe zwar um den Inhalt gewußt, aber nur die Ueberreichung des Briefes, sowie die Abholung der Antwort übernommen, wofür ihm ein Botenhono- rar von 2000 Gulden, sowie ein Antheil an der Summe, welche damit vedient werden sollte, zugesichert gewesen sei.

In allen Kantonen der Schweiz wird die Civilehe als Gesetz eingeführt. Bei der Abstimmung Mann für Mann haben 210,000 Mann für, 203,000 gegen das Gesetz gestimmt. Die unterlegenen Gegner von der römischen Garde hatten Himmel und Erde gegen die Civilehe in Bewegung gesetzt.

Italien. Rom, 25. Mai. (Deputirtenkammer.) Garibaldi begründet das Projekt der Tiber-Regulirung, indem er die Wichtigkeit derselben für Rom darlegt. Minghetti empfiehlt das Projekt der Kam­mer zur Erwägung. Die Kammer beschloß einstimmig die Erwägung.

Elkgland. London, den 23. Mai. Die Absicht der irischen Bischöfe, den Papst zu ersuchen, sich mit Italien auszusöhnen, um Deutschland zu isoliren, bestätigt sich-

London, 19. Mai. Medizinische Blätter sprechen ernste Be­sorgnisse wegen der in Indien herrschenden Cholera ans. Die Krank­heit ist Heuer viel heftiger ausgetreten, als sonst in dieser Jahreszeit der Fall zu sein pflegt, und früheren Erfahrungen nach ist dieß ein sicheres Zeichen, daß die Epidemie im Laufe des Sommers eine furcht- bare Aus d ehnung gewinnen wird. _

von A. OelschlL-er. (Hiezu Nro. 21 des UnterhaltungSblattS.)