gestern verhandelter widersprochener Wafferbaukonzessionsfall au? hiesi­ger Stadt zeigte, daß bei diesem Lerfahrcn durch das unmittelbare Gehör der Betheiligten der Gegenstand erschöpfend klar gestellt zur Beurtheilung kommt. Für weitere Ausdehnung desselben sowohl in der Instanz der Kreisregierungen als auch in der der Obcrämter ist ein wichtiger Vorgang hicynt geschaffen. (St.A.)

München, 14. Aug. Wie wir vernehmen, wird der Kron­prinz des deutschen Reiches, der in seiner Eigenschaft als Generalin- specteur der süddeutschen Truppen in der ersten Woche des September die württembcrgischen Truppen inspiciren wird, dann auch nach Baiern kommen, um den Schlußmanövern einiger Abteilungen unseres 2. Armeekorps beizuwohnen. Die nähern Bestimmungen hierüber sollen jedoch erst nach der Rückkehr des Kronprinzen von der Reise aus Schweden nach Berlin festgesetzt werden.

In Ni ederb aiern sind wegen der Cholera sämmtliche Märkte' für jetzt eingestellt. In Ingolstadt, Freising und MallerSdorf wur­den Eholerafälle konstatirt; in dem einen Falle wurde die Krankheit durch den Sohn eines Beamten von München aus eingeschleppt.

Es hat den Anschein, als ob dießmal der 2. Sept. in allen Gauen Deutschlands als ein Dank« und Freudenfest gefeiert werden solle. Man rüstet sich wenigstens an vielen Orken zu dieser Feier.

Die Wallfahrten werden am Rhein rc. neuerdings wie ein Ge. schüft betrieben und es wird dazu öffentlich eingeladen wie zu Tanzver-

üxungen. Imkath. Volksblatt" zu Mainz ist zu lesen: Wallfahrt, onntag, den 27. Juli, wird das große Wallthrtsfcst zu den h. 14 Nothhelfern auf dem Jakobsberg (bei Bingen) gefeiert. Morgens r /28 geht die Prozession vom Pfarrorte nach der Capelle ab. Dazu ladet ein Bender, Pfarrer.' Eine andere Einladung zum Besuch der Heiligen Cassian und Hyppolyt in Rinschheim schließt:Auch erwar. ten wir, da der hl. Hyppolyt ein so hilfreicher Patron gegen die Krankheit der Pferde ist, daß die Pserdebesitzer recht zahlreich erscheinen."

Es gilt als gewiß, daß die Rerchsregierung die Absicht hegt, dem nächsten Reichstag endlich ein Gesetz über das Persich ernngswesen vor. zulcgen. Allgemein wird anerkannt, daß sich diese Angelegenheit nicht län­ger hinausschieben lasse. Uebrigens wird nach einem früheren Beschlüsse des Bundeeraches ein Enquöteverfahren bezüglich des Versicherungswesens den weiteren legislatorischen Stadien der Vorlage in Rede vorangehen-

Mit dem neuen Mausergewehr werden zunächst das Garde-, 2., 3., 8 ., 10. und 11. Armeekorps bewaffnet werden, für die übrigen Armeekorps ist vorläufig das in der Aptirung begriffene Ehaffepotge- wehr bestimmt. Dasselbe wird für die Patrone des Mausergewehrs eingerichtet, so daß das deutsche Heer eine Einheitspatrone besitzen wird. Die Fabrikation des Mausergewehrs nimmt wegen der Sorgfalt, welche auf die Herstellung einzelner Theile verwandt werden muß, ein unge­wöhnliches Maß von Zeit in Anspruch. So dürfen beispielsweise Schrau­ben, die bei den älteren Waffen 510 Millimeter betragen, bei dem Mausergewehr nur einen Millimeter stark sein. Bei dieser izeitrau- benden Herstellnngsarbeit erschien cs geboten, mittelst der besonders für diesen Zweck aptirten französischen Chassepotgewehre eine Jnterimsbe- waffnung eintrcten zu lassen, die dazu bestimmt ist, die deutsche Armee in keinem Augenblicke, auch nur in einzelnen ihrer Theile, wehrlos er­scheinen zu lassen. (Der Ausbau der Festungen in Metz, Straßburg, Mainz wird sehr beschleunigt.)

Fulda, 13. Aug. Wie man hört, soll außer der bereits ein- geleiteten Klage gegen den hiesigen Bischof wegen Uebertretung der HZ 1, 2 und 3 des Gesetzes vom 11. Mai d. I. noch ein Straf­verfahren gegen denselben wegen Aufreizung zum Ungehorsam in Aus­sicht stehen, indem Kött den von der Regierung nicht anerkannten Pfarrer Helferich in Dipperz zur weiteren ungestörten Vornahme fei­ner Amtsfunktionen ausgekordert hat.

Posen, 14. Aug. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Erz­bischof Ledochowski wegen eigenmächtiger Anstellung des Pfarrers Arndt zu Filchne die formelle Anklage erhoben; das Kreisgericht beschloß die Untersuchung.

Nachdem der Bischof Reinkens in ordnungsmäßiger Weise

die Ordination erhalten hat, wendet er sich in einem Hirtenbriefe an dieim alten katholischen Glauben verharrenden Priester und Laien, des deutschen Reichs. Darin führt er in unwiderleglicher Weise aus, daß er durch die Art der vorgenommenen Wahl, wie durch die empfan­gene Weihe legitimer Bischof geworden ist und sein Amt auch nach besten Kräften zu verwalten gedenke. Gegen den jetzigen Zustand der römischen Kirche wird Protest erhoben und zum Gehorsam gegen die weltliche Gewalt ermahnt. Durch das ganze Schreiben athmet der Geist der Liebe und der Wahrheit, sowie aber auch die Entschlossen- heit, diesem Geiste mitten durch alle Hindernisse hindurch Bahn zu brechen. Knüpfen wir an das hochwichtige Ereigniß die Hoffnung, daß dadurch ein entscheidender, wesentlich fördernder Schritt zur Re- formirnng der deutschen katholischen Kirche gethan worden ist._

' ' .. Rcdigin, gedruckt und verlegt >

Wien, 14. Ang. Der Kaiser beabsichtigt, vom 28. August ab in Steiermark, Oberösterreich und Mähren Truppeninspektioncn abzuhalten und sich demgemäß in Pettan, Linz und Olmütz je einige Tage aufzuhaltcn, um am 15. September wieder in Wien einzu­treffen. lieber das Ob und Wann einer Reise nach Petersburg ist noch nickts festgestellt.

Die Auszeichnungen, welche von dem Kaiser für jene Industri­ellen erfolgen sollen, die sich um die Ausstellung besonders verdient gemacht haben, werden nicht am 18. August, dem Geburtstage, sau­erst am 4. Oktober, dem Namenstage des Kaisers, veröffentlicht werden.

Wien, 14. Aug. DerVolkswirthschaftlichc Congreß" be­schloß dem Staate und der Gesellschaft die Unterstützung der Hausin­dustrie durch Fachschulen und Ausbildung des Genossenschaftswesen» zu empfehlen. Die Frage über die Kleingewerbe wurde auf die Tages­ordnung des nächsten Congresses gesetzt. Bezüglich eines Arbeitshau­ses für Arme beschloß der Congreß dessen Einführung für alleinste­hende erwachsene Personen dort zu empfehlen, wo mittelst anderwei­tiger Armenpflege keine Gewähr für wirkliche Erwcrbsfähigkeit bedürf­tiger Leute gewinnbar sei.

Berichte aus Norwegen lassen in erfreulicher Weise erkennen, daß der Besuch des deutschen Kronprinzen am Hofe des Königs Oskar nicht nur auf die Befestigung der Sympathien zwischen den beiden Höfen, sondern insbesondere auch auf die Stimmung der scan- dinavischcn Bevölkerung Deutschland gegenüber einen wohlthätigen Einfluß geübt hat. Ein sich vollzogener Umschwung der dortigen po- lit'schen Anschauungsweise läßt sich in der schwedisch-norwegischen Presse bereits erkennen.

In Frankreich ist es ein öffentliches Geheimniß, daß spätestens im Januar nächsten Jahres die Monarchie hergestellt sein wird. Die Bourbons, Orleans und die ganze Geistlichkeit sind mit einander ein­verstanden und die Nationalversammlung wird ihr Ja und Amen da­zu sagen.

Bezüglich der Stellung, welche die Mitglieder der Nationalver­sammlung gegenüber einem etwaigen Anträge auf Wiederherstellung der Monarchie einnehmen würden, verlautet, daß die Zahl derer, die einem solchen Anträge zustimmen würden, mit Einschluß einiger zu der susionistischen Partei übergegangenen bonapartistischen Abgeordne­ten, auf 370 anzuschlagen sein dürfte. Die übrigen der bonapartisti­schen Partei angehörigen Abgeordneten wollen eine Verlängerung der dem Marschall-Präsidenten übertragenen Gewalten auf 3 Jahre be­antragen.

Heute, am 15. August, dem Napoleonstagc, hält Frau Zugenie in Chislehurst in England großen Hofiag und erwartet dazu den ganzen Napoleon'schen Generalstab. . Es gilt einen FeldzugSplan gegen die vereinigten Bourbons und Orleans zu entwerfen und namentlich Rom zu gewinnen. Kaiserin Eugenik würde; viel darum geben, wenn ihr Sohn ein paar Jahre älter wäre.

Italic». Die häufig gut unterrichteteVoce della VcritL", das Organ der Jesuiten, behauptet, der Gras von Paris habe nur deß- wegen so schnell den Besuch in Frohsdorf gemachtt, we.l der Graf Chambord beabsichtigt habe, den Sohn Napoleons III. zu adoptiren.

Jedenfalls hat man in streng ultramontanen Kreisen die Bona- partisten lieber als die Orleanisten.

In Spanicn ist es den Regierungstruppen gelungen, gegen die Unversöhnlichen, d. h. gegen die Communisten und sonstigen Bandeft­führer an verschiedenen Orten wesentliche Vortheilc zu erringen uitd denselben mehrere besetzt gehaltene größere Städte zu entreißen; auch die Carlisten haben in den letzten 8 Tagen keine besonder» Fortschritt gemacht. Doch ist das Land noch weit davon entfernt, daß man sq- xen könnte, es herrsche im größern Theile wieder Gesetz und Ordnung.

Die Begeisterung der Carlisten hat ihren Höhepunkt erreich; Donna Margarita, die Gemahlin des Don Carlos, hat Spanien be­treten. Sie war von einer kleinen Eskorte begleitet und legte die Reise t nrch die Pyrenäen zu Pferde zurück. Sie hat sich ihrem Gatten mit der Erklärung angeschlossen, daß in der Stunde der Gefahr ihr richtiger Platz an seiner Seite sei. (Ganz richtig", fügt dieK.Z.r bei,da hat sie sich die sicherste Stelle ausgesucht. Ihr Manu weiß recht gut, daß Vorsicht der beste Theil der Tapferkeit ist.")

Nulßsnd. St. Petersburg, 10. Aug. DieM. Ztg." meldet, daß der Antrag der Kommission für die Militärorganisation, nach welchem 5 Militärterntorien (Korps) mit 5 Oberkommandiren- den an der Spitze gebildet werden sollen, definitiv die Genehmigung erhalten hat. In Anbetracht dessen, daß diese Reform sehr bedeutende Geldmittel erfordern würde, beabsichtigt man, sie allmählich in das Leben treten zu lassen. Mit der Garde soll der Anfang gemacht werden, nnd zwar erwartet mau schon zum 30. August die Ernen­nungen'der neuen Regimentskommandeure bei der Infanterie und Ka­vallerie anstatt der gegenwärtigen, welche Brigaden erhalten sollen, on A. eljchlLger.