bundene Gelegenheit geboten sei. Stammheim hat schon sol; Vieles in Sachen der Feldwege gethan und es ist gewiß die Hoff, nung keine vergebliche, daß sich die für den landwirthschaftlichen Fortschritt auch in andern Dingen zugängliche» Stammheimer ohne mühsame Ueberredung entschließen werden, das Herz in beide Hände zu nehmen und eine wirkl che Musteranlage zu schaffen, die sich neben der Calwer sehen lassen darf, und die der Stolz der jetzt Lebenden und die Freude der Enkel sein wird. _ (Schluß folgt.)

Tr»^es,reui^keiien.

Calw. In den össentüchen Sitzungen des K. Kreisstrafgericht» vom

a9 N»v. kamen folgende Fälle zur Verhandlung und Aburlheilung: 1) Der von Clrricher rar Fuhre 1371 schwer erinNul ir-cgrir Dnkfluhcs grfleuilc

ledige Schneidersgesellc Heinrich Nuofscr von Rohrau, Oberamts Herrcn- berg, benützte, als er bei einem Bauern dort im Tagloh» nähte und allein in der Stube war, die Gelegenheit, von dessen Gcldvorralh, welcher in einem unverschlossenen Kästchen in einer Schachtel verwahrt war, ca. 14 fl. 13 kr. zn stehlen. Cr ist der Lhat geständig und wurde wegen dieses einfachen Dieb­stahls zu der Gesängnißstrase von drei Monaten verurthcilt. 2) Nachdem es der Sekte der Nazarener durch das Gesetz vom 9. April 1872 und die Kgl. Verordnung vrm 12. Oclober gestattet worden ist, an Sülle des Eides die Erklärung abzugeben:ich versichere feier.ich an Eides statt/ was sic durch Handschlag zn bekräftigen haben, fand die längst anhängige Unlersuchungösäche Hegen Jakob Engij ch, ledigen Goldarbciter'und Carl Weil, nheirathcten Schlosser, beide von Waldrennach, OA. Neuenbürg, wegen Widcrsctzlichkril und Beleidigung, in welcher Unt.rsuchungssache gegen zwei als Aeugew-bc- theiligtc Nazarener, früher wegen Eidesweigernng mit Strafe cingescheittcn werden mußte, heute ihre Erledigung Engisch drohte nämlich zu Waldrennach dem Polizcrdirucr und den zu jliucr Unterstützung aufgcrufenen Personen, als diese ihn zu Folge der vom Schultheißen gesetz- und ordnungsmäßig gegen ihn verfügten Verhaftung in Len Arrest abfühnn sollten, dadurch mit Grwglt, daß er sagte, eS solle ihn Keiner anrühren. Außerdem äußerte sich Engisch dem Schultheißen gegenüber ehrenrührig. Obglcrch der Beschuldigte hartnäckig läugnete, konnte er durch die Aussagen der Zeuge», von welchen die zwei Na­zarener die vorgeschricoene feierliche Versicherung an EideSstatt abgaben, der ihm zur Last gelegten Vergehen als überwiesen angenommen werden und er­folgte die Vcrnrlhcilung des Engisch zu einer sechzehnlägigen GefLngnißstrafe. Weik dagegen, der nur der Beleidigung beschuldigt war, wurde mangelnden Beweises wegen srcigejprochcn. Die Verthcidlgung führte Rechtsanwalt Klinger von Calw. Am 7. Dez. kam die Untersuchungssache gegen den Gemeinde- Pfleger Christian Friede. Müller von Oberniebelsbach, OA. Neuenbürg, wegen Unterschlagung amtlicher Gelder n. a. V. zur Verhandlung. Derselbe hat sich nämlich in der Zeit vom Sommer 1871 bis zum 30. März 1872 verschiedene der Gemeindekasse gehörige Gelder im Betrag von etwa ISO fl. vorüber­gehend rechtswidrig angeeignct, und zu Verdeckung dieserKafscneingrifsc mehr­fach falsche Einträge in die Rechnungvbüchcr gemacht. Obgleich er in der Voruntersuchung hinsichtlich der Kasseneiiigiisse eingcräumt hat, verschiedenen Bürgern mit Geld aus der Gemeindekasse ansgeholfen und einmal zu Deckung seines KajsenrejtS 130 fl. entlehnt zu haben, suchte er dieses durch widerspre­chende grundlose Angaben in Abrede zu ziehen, während er die Fälschungen mit seiner Uneifahrenheit und Nachlässigkeit iu Führung der Rechnnngsbücher entschuldigte. Durch das Ergebniß des ZengcnvcrhörS wurde jedoch der Be­weis seiner Schuld zur Genüge geliefert, und er wegen theilweisc durch Rech­nungsfälschung erschwerter fortgesetzter Unterschlagung im Amte in Anbetracht mildernder Umstände zu der GefLngnißstrafe von 9 Monaten und zur Unfähig­keit zur Bekleidung öffentlicher Aemter auf die Dauer von 3 Jahren verur- theilt, er auch zum Ersatz der Kosten verpflichtet. Hinsichtlich der weiter gegen ihn erhobenen Beschuldigung der Ausstellung falscher Lssentlicher Urkunden und weiterer mit Fälschungen verbundener Unterschlagungen ist Freisprechung erfolgt. Die Vertheidigung führte Rechtsanwalt Schwarz mann von hier. Ferner wurde abgeurtheilt dcrlcdigc Taglöhner Jakob Friedrich Hiller von Breiten Holz, OA. Herrenbcrg, welcher in einem Bauernhause in Br.citcnhdlz einen Diebstahl von 12 fl. 30 kr. Geld, durch Erbrechung eine« verschlossenen Kleiderkastens erschwert, verübte. Das gegen ihn gefällte Erkemitniß lautete auf eine Zuchthausstrafe von einem Jahr und zwei Monaten, woran 14 Tage als durch die insoweit unverschuldet erstandene Untersuchungshaft abgebüßt zn betrachten sind.

Stuttgart, 16. Dez. Wie wir hören, ist durch den Aus­

schuß des Bundesrathö des Deutschen Reichs für das Landheer und die Festungen das seitens des Königreichs Württemberg pro 1872/73 zu gestellende Rekrutenkontingenl nunmehr definitiv auf 5867 Mann festgestellt worden. (St.-A.)

Stuttgart. Die Kammer der StandeSherrcn hielt am 12., 13. und 14 Dezember Sitzungen ab, in welchen der Gesetzesentwurf «brr die Ablösung der Weiderechte zn Ende berathcn wurde.

Stuttgart. Ans der 118. äitzung der Kammer d. Abgeordn. (am

.10. Dez.1 lheitcn wir nachträglich nnt, daß bei Bcrathnng der Bahnlinie Calw-Pforzheim von der Kammer die Bitte an die Regierung gerichtet wurde, schon jetzt mit Baden ans Grund des früheren Vertrags über die Bahn Mühl­acker-Pforzheim Unterhandlungen anzuknüpsen, daß die den Verkehr noch be­lästigenden Maßregeln von Seiten Badens beseitigt werden, und insbesondere, daß durchgehende Züge und durchgehende Wagen von Stuttgart über Mühl­acker-Pforzheim nach Wildbad gehen können. Bei der Linie Lcutkirch-Jsnh wurde die Bodensee-Gürlelbahn der Regierung ans Herz gelegt, welche auf der Südseite des Sees bereits vollendet ist, aber auf der Nordseite noch ganz fehlt. Es wird insbesondere empfohlen, sich mit Baiern wegen der Bahn- Friedrichs Hafen-Lindau zn verständigen. -Ebenso wurde, um die Interessen des Allgäu« zu wahre», eine Mkürzungebahn von L.nlkirch über Wurzach und das Roththal, nach Erbach zur direkten Verbindung in Anregung gebracht In Betreff der Bodeusee-Gürtclbahii ertheilt der Regicrungskommissär entss rechende Versicherungen. '

Ulm, 12. Dez- In der heutigen Sitzung der Assisen imrde der Äprscttweber N eher wegen Beleidigung des deutschen Kaisers

" Redigier, gedruckt

zu drei Monaten Gefängniß verurthcilt. Er halte, etwas angeheitert, bei Kaiser einenKnmmeifrcsser, Blutsauger, Vagabunden und Ränberhauplmami" genannt uns hmzngesnzt,wenn ihm einer 50fl. gebe, so gehe er gleich nach Berlin und erschieße den Kaiser."

Berlin. Am 12. und 13. De/nbcr fanden im Justizmini­sterium dahier Besprechungen deutscher Jnstizminister über Gegenstände der Reichs - Justizgesetzgebnng, namentlich die Gerichtsorganisation, statt. Anwesend waren die Jnstizmin.ster von Preußen, Baiern, Sachsen, Württemberg und Baden. Dem Vernehmen nach werden die Besprechungen in nächster Woche fortgesetzt werden.

Berlin, l6. Dez. DieSpener'iche Zeitung", das Gerücht besprechend, daß Fürst Bismarck aus dem preußischen S'aate dienst anosa/wcn u»o mos s.r Höchste ^ennno des deneschcu Reicher- blei­ben wolle, sag:: Eine solche Veränderung ist, wie wir vernehmen, keineswegs im Werk. Der Reichskanzler soll allerdings die Nicder- legung des Vorsitzes im preußischen Ministerium beabsichtigen, nie­mals aber geäußert haben, daß er nicht mehr preußischer Minister feilt wolle. Rach unseren Ermittlungen verbleibt der Fürst preußi­scher Minister des Auswärtigen und gibt semen Platz im preußischen Ministerium nicht auf. Der Zusammenhang d-S preußischen Mini­steriums mit den Behörden des deutschen bleiches bleibt durch des Reichskanzlers P-r'v- -rnfrechterhalten-

Berlin, 17. Dez. DieKrcuzzeitung" erführt, daß sämmt- liche Landräthe, welche gegen ie KreiSordmjng gestimmt haben, vor die Alternative gestillt worden sind, entweder ihr Mandat niedrzn- tegen oder Zurd'.spositionsstellnng zn gewärtigen.

Köln, 13. Dez. Gestern Abend gelangte auf dem von hiernach' Berlin abgclassenen Schnellzug zmn ersten Male Gasbeleuchtung zur Anwendung. Es wurde nämlich ein Wagen erster Klasse mit Gas beleuch­tet und, wie eS heißt, hat sich diese Art der Beleuchtung bestens bewährt.

Frankreich. Parks, 17. Dez« Der Minister des Aenßcrn, Herr von Re.uusat, ließ der deutschen Negierung die gegenseitige Auf­hebung des PaßzwangrS an der deutsch-französisch?» Grenze Vorschlägen und dürfte, wie in gntimterrichteten Kreisen verlautet, die Aufhebung des Paßzwanges schon Anfang nächsten Jahres -bevorstchen.

Schweiz. Bern, 14. Dez. Dreinndsechzig Nationalräthe stellen den Antrag, der BunLeSralh ''olle in der nächsten Juli-Session einen Bericht und Antrag, betreffend die Wiederaufnahme der Bun- dcSrevision, vorlegen. Die liberalen katholischen Nationalräthe stellen den Antrag, der BundeSrath solle die gegen die Uebcrgriffe der römi­schen Curie zu ergreifenden Maßregeln und die Frage der ferneren Nichtanerkennung des päpstlichen Nuntius prüfen und bezügliche An­träge vorlegen.

Spanien. Madrid, 13. Dez. Vorgestern Abend wnrde Madrid durch den Aufstand ron Gesindel, das sich für Föderalisten ausgab, in Schrecken gesetzt. Es gelang jedoch der Truppe, der Bürgerwehr, denFreiwilligen" bald, die rebellischen Haufen zn verjagen, und die Ruhe noch vor Mitternacht wieder he.zustellen. Einige Polizeisoldaten, ein Kutscher und viele der Insurgenten blieben todt; ein Soldat wnrde verwundet; wie viele von den Gegnern ist nicht genau ermittelt. _ _

Musikalisches.

Freunde der Musik, namentlich Eltern von Klavierschülern, machen wir auf folgende im Verlag der Theodor Stürm er'schrn Musika­lienhandlung in Stuttgart erschienenen Pieren für Pianoforle auf­merksam :

1) 8tuttgarter 8taätgartea-Pokkll Op. 24. v. I. B. Schlicht­härle. Die Composition ist durchaus ansprechend, mit fri­scher Melodie und kräftiger aber natürlicher Harmonisirung. Dasselbe gilt auch von beiden folgenden Pieren, nemlich dem

2) Grünäcr-Pokka von I. B. S chkichthärle,

3) Polka Mazurka:Mit viel, viel Gefühl", von demselben Componisten. Die darin enthaltenen Gedanken sind mei­stens originell und frei von alltäglichen Reminircenzen, die sonst bei heiterer Musik figuriren.

Ebenso lieblich sind:

4) Die beiden Polka Mazurka'S v. Carl Sch lay, mit dem Titel: Am Neckarstrande",Haidcnröschen", op. 5. u. 6., die sich insbesondere durch Zartheit und Schönheit der Melodie aus­zeichnen.

Sammtliche hier verzeichn eten Compositionen sind frei von künst­lichem Beigeschmack und modernen gymnastischen Figuren, weßhalb sic sich auch für weniger geübte Clavierspieler empfehlen. Auch der Preis ist bei schöner Ausstattung ein billiger.

Briefkasten. Dem Einsender von «Allerhand aus dem Publikum- Auslragen der Steuepzettel" betr., biene hiermit zur Nachricht, daß nach uns gewordener Mittheilung im nächstensJahr..Aenderunaen in seinem Sinne Platz greifen werden , die Veröffentlichung somit unterbleiben kann.

und »erlegt v»n A. Oelschliiger.