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Artheilt und zum Ersätze der Kosten verpflichtet. - .gen seine« jugendlichen Alters war dem Beschuldigten Rechtsanwalt Schwarzmann dahier «IS Ver- thcidiger beigegebcn. Endlich 5) verübte die ledige Katharina Nu pp von Teinach einen erschwerten Diebstahl, indem sie in der Stülin'schcn Baum­wollspinnerei dahier, während sie dort als Fabrikarbeiterin beschäftigt war, von dem ihr zugänglichen Baumwollgarn des FabrikcigenthümcrS 3 Pfd. 12 Loth im Werth von 2 fl. 42 kr. entwendete. Es wurde der Verlust der bürgerlichen Ehren- und Dienstrechte, sowie eine 12tägige Bezirksgesängnihstrasc gegen sie erkannt, sic auch zum Ersätze der Kosten verpflichtet.

(Jnv a l r d e n s a ch e.) So reichliche Gaben dem württemb- Landesvereine der deutschen Jr.validenstiftung auch bereits zngeflosscn sind, so sind die ersammelten Mittel doch noch lange nicht ausrei­chend, um den Pflichten, welche der Verein als eines der Organe des deutschen Volkes den vielen Opfern des Kriege» mit Frankreich gegenüber übernommen hat, in ausreichender Weise gerecht werden zu können. Der Verwaltungsrath des württemb. Landesvereines hat da­her an die sämmtlichen Oberkircheubehörden die Bitte gerichtet, in Er­innerung an die für die württembergischen Truppen ebenso ruhm- als opservollen Schlachttage des 30. November und 2. Dezember des vorigen Jahres und in Verbindung mit einer entsprechenden kirch­lichen Feier die Ersammlung von Kicchenopfcrn für die Invaliden und dre hilfsbedürftigen Hinterbliebenen der Gefallenen zu veranstal­ten. Sämmtliche Oberkirchenbehördcn sind dieser Bitte bereitwilligst entgegen gekommen uud es ist von denselben die Ersammlung eines Kirchenopfcrs beziehungsweise von Gaben und Spenden in dem gan­zen Lande, in den evangel. wie in den katholischen Kirchen und den israel. Synagogen ungeordnet worden. Das evangel. Consistorinm hat hiezu den 'dritten Adventsonntag (den 17. Dez.) bestimmt. Möch­ten die Bekenner aller Konfessionen wetteifern, durch ihre Gaben und Opfer eine Pflicht der Dankbarkeit gegen Gott, wie gegen die bckia- genswerthcn Opfer des Krieges zu erfüllen!

Stuttgart, 7. Dez. (33. Sitzung d. Kammer der Abgeordneten.) Vor Uebergang zur Tagesordnung erhält v. Schwandner das Wort; er interpellirt die Stcuer-Reform-Cvmmission nach dem Stande ihrer Arbeiten: die Befürchtung gewinne Raum, daß der richtige und sehnsüchtig erwartete Gesetzes-Entwurf auf diesem Landtage nicht mehr zur Berathung und Erledi­gung gelange. Der Vorstand der Stcuer-Reform-Comm. v. Schneider erwiedcrt, daß einzelne Thcile des Berichts bereits vollendet und die weiteren der Vollendung nahe seien. Die Tagesordnung führt ans die Berathung des Bericht« der Justizgcsctzgcbunas-Commission über den Gesetzesentwurf, bc- tressend die Einführung oes Reichsstrafgesetzbuches. Der von der letzten Sitzung übrig gelassene Rest des Gesetzes ist in kurzer Zeit und fast ohne Debatte er­ledigt. «Paulus motivirt seinen Antrag aus Erhöhung der Schullehrer- Besoldungen. Ein Kanzleidiener, ein Postwagen-Aufseher, «>n Zuschneider bei der Montirungsverwaltung, ja der Gehilfe des Zuschneiders sei besser bezahlt, als ein Volksschullchrer- Damit erzeuge sich eine tiefe Mißstimmung im Lehrcr- stande; die Austritte aus demselben mehren sich, die Eintritte vermindern sich, da könne nur durch finanzielle Besserstellung abgcholfcn werden; sonst drohe dem Volksschulwesen, dem Kern der Volksbildung, die Gefahr des Verfalls. Mit einem Gulden und 6 kr., soviel beziehe der beste Lehrer, könne doch eine Familie von 6-7 Köpfen nicht leben. Der jüngste Lehrer, der die größere Alterszulage (50 fl.) erhalten, sei 1816 geboren, also 55 Jahre alt; der jüngste Lehrer, de? die kleinere Alterszulage (2b fl.) bekommen, sei 1826 geboren. Er, Redner, hoffe mit seinem Antrag : 600 fl. Minimal-Gehalt und je 25 fl. Aus­besserung von 5 zu 5 Jahren das Uebcl an der Wurzel zu fassen; damit steigere sich der Gehalt bis zum 70- Jahre nur auf 800 fl.; während das bisherige System bis zum 70. Jahre 900 fl. biete. Nach seinem Systeme würde nur für den Anfang mehr geboten. Er bitte um einen Gesetzes-Entwurf; aber er wolle auf Staatsmittel fundircn, weil Jedermann wisse, wie schwer von den Gemeinden Etwas zu erlangen sei. In erster Linie verdanken wir die Erfolge des Krieges dem Wehrstand, in zweiter Linie dem Lchrstand; mnn möge dafür in etwa 4000 Schulhäuftr eine WeihnachtSgabc legen, di« unendlich viel Freude verursachen würde. Der Antrag wird unterstützt und an die Kirchen- und Schul-Cvinmission verwiesen, nachdem Cultminister v. Gehler einen ans den Gegenstand bezüglichen Gesetzes-Entwurf in Aussicht gestellt. Ein weiterer Gegenstand der Tagesordnung ist der Gesetzes-Entwurf, betreffend die weitere Ausbildung des TelcgraphennetzeS; es werden für die Periode 1870/73 20-1,000 fl exigirt. Der Antrag der Commission auf unveränderte Annahme des Gcsetzcs- EntwnrseS wird einstimmig angenommen. Die Preise für Naturalien werden nach dem Regierungsantrage angenommen. Es folgen die Berichte der Finanzcommission über Verzinsung der Staatsschuld, die Renten, Pensionen, Ouiesecnzgehalte, Gratialien, welche Positionen sämmtlrch nach der Exigenz verwilligt werden.

Tagesordnung für die Verhandlungen des SchwurgerichtshofS Tübingen im 4. Quartal 1871. Montag den 18. Dezember und am folgenden Tag: Anklagesache gegen den ledigen Eisenbahnar- beiter Vinccnz Lercher aus Malosco, Bezirks Fonds in Tyrol, wegen

Todtschlags. Die Verhandlung beginnt je Vormittags 9 Uhr.

Für den Oberamtsbezirk Geislingen, dessen Abgeordneter ReichsoberhandclsgerichtSrath vr. Römer seine Stelle nicdcrgelegt hat, ist eine neue Abgeordnetcnwahl auf Montag, den 8. Januar 1872, angeorbnet.

Ehingen. Die bevorstehende Einführung der Maß- und Gewichtsordnung hat auch bei uns das Bcdürfniß dargelcgt, der Bür­gerschaft hierüber Belehrung zu crthcilen. Solches ist durch Reallehrer Freyberg mit aller Bereitwilligkeit uuentgeldlich geschehen; derselbe hat in 0 besuchten Vorträgen diese Aufgabe zur Zufriedenheit der

" Rcdiairt, gedruckt und verleg!

Thciliiehmer gelöst. (Und in Calw ? Sollte da kekn Bedür > > oder eS gar au eine bereitwilligen Persönlichkeit fehlen? Wir bezwei- feln das Eine wie das Andere, hoffen vielmehr, daß auch hier in Bälde Gelegenheit, sich niit dem neuen Maß und Gewicht vertraut zu machen, gegeben wird; an dankbaren Hörern wird es wohl schwerlich fehlen.)

Die Seclenzahl in Pforzheim ist seit der letzten Volkszählung im Jahr 1867, also im 4. Jahre wieder um nahezu 3000, nämlich von 16,397 auf 19,350 gestiegen.

Der baierische GesctzgebungsauSschuß hat das durchgesetzt, was das Cent rum im Reichstag nicht erreichen konnte: die Aburthcilung politischer Vergehen der Geistlichen durch das Schwurgericht. Diese Bestimmung kann freilich auch in Baiern nur bis zur Einführung eines allgemeinen deutschen Strafprozesses in Kraft bleiben.

Vom Jahre 1872 ab werden die bisher nordd. Gesandtschaften in München, Stuttgart, Darmstadt und Karlsruhe auf den preußi­schen Etat übernommen. Auf demselben stehen bekanntlich schon Ge­sandtschaften in Dresden, Hamburg, Oldenburg und Weimar, s» daß Preußen also bei den deutschen Einzelftaatcn 8 Spezial-Gesandte unter­hält mit einem Kostenaufwand von 103,900 Thlr. Außerdem sollen auch küuftig in München und Stuttgart preußische Militärbevollmäch- tizle unterhalten werden ; nur der Posten eines Militärbevollmächtigten in Karlsruhe ist in Wegfall gekommen.

(Krzztg.)

Der deutsche Reichstag wurde am 1. Dezbr. durch eine kaiserliche Botschaft für geschlossen erklärt. In seinen letzten Sitzungen hat der Reichstag neben dem Etatsgesetz für 1872 das Gesetz über die Friedensprä- senzstärkc bcrathen und nach der Regierungsvorlage, welche ein dreijähriges Pauschquantum forderte, angenommen. Slaatsiiiinifler Delbrück vertheidigt die Vorlage gegen das Amendement Miquct-Bamberger, welches zweijähriges Pauschquantum beantragte u. A. mit folgenden Argumenten: ES sei unge­mein wichtig, daß Deutschland 1874 ebenso gcraistet Lastehc, wie heute. Die Regierung glaube nicht, daß eine Kriegsgefahr vorhanden sei, sic glaube aber auch keineswegs, daß eine Aera des Friedens garantirt sei, eben weil ein wesentlicher Theil des Friedens noch unausgeführt sei und erst bis zum 1.. Marz 1874 ausgeführt zu werden brauche. In dem französischen Volke herrsche die Strömung nach Revanche vor. Die französische Regierung sei zwar dieser Strömung völlig fremd und in loyalster Weise bemüht, die mit Deutschland abgeschlossenen Verträge zu erfüllen, inressen sei das Ende der inneren Erschütterungen in Frankreich noch nicht zu bestimmen und cs liege in unserem Interesse, daß das französische Volk möglichst bald ohne weitere bedauerliche Wechselfälle seinen Schwerpunkt finde. Es wäre ein großer poli­tischer Fehler, das Militärbudget pro 1873 unmittelbar vor dem letzten Ter­min der Kontributionszahlung zu bcrathen.

Berlin, 6. Dezbr. Die, Prov.-Cvrresp." bespricht die Ver­hängung des Belagerungszustandes in den okkupirten französischen Pro­vinzen. Diese Maßregel, weiche zunächst nur zur eigenen Sicherheit: der Deutschen in Frankreich bestimmt ist, wird die Franzosen hoffent- lich zu-zlcich zum Bewußtsein bringen, daß sie keineswegs in der Lage sind, die Müde Deutschlands ungestraft durch herausfordernden Ucber- mulh zu erwicdern.

Straßburg, 6. Dezbr. Eine Bekanntmachung des Ober­präsidenten untersagt den Debit der Berliner ZeitungGermania"' im Gebiete von Elsaß-Lothringen.

Prag, 4. Dez. Der Pilsener Erzdechant verweigerte einer- protestantischen Frau ein Grab neben ihrem kath»lischen Galten auf' dem katholischen Friedhöfe. Der Bürgermeister öffnete jedoch selbem den Friedhof und ließ den Wunsch der Verstorbenen vollziehen, worauf eine Consistorialktage anhängig gemacht wurde.

Schweden. Stockholm, 5. Dezbr. Seit Sonnabend ist der Verkehr auf den Eisenbahnen in Folge des herrschenden Schnee-- sturmeS unterbrochen; d:e Posten sind seit vier Tagen ausgeblicben-

England. Der Prinz von Wales ist bedenklich erkrankt. Nach­richten vom 8. Dez. melden, daß die F-ebersymptomc bedeutend ge­stiegen sind. Der Zustand soll das Schlimmste befürchten lassen und man fürchtet für das Leben des Prinzen. London, 5. Dezbr... Graf Brust ist am Samstag Abend hier eingelroffen. Der österr. Botschafter am hiesigen Hofe, Graf Apponyi, hatte gestern nebst Gemahlin eine Audienz bei der Königin in Windsor, in welcher er sein Abberufungöschrciben überreichte. Mit dem Projekt einer unterseeischen Telegraphenverbindung zwischen Eu­ropa und Südamerika scheint es jetzt Ernst werden z» wollen. In London ist der Prospekt der European und Sonlh-Amerikan Com­pany (Limited) ausgegcben worden, welche beabsichtigt, ein submarines Kabel von Portugal nach Brasilien via Madeira, St. Viuzent und Kap Derd mit dem Endpunkt in Kap San Roqne zu legen, wo es sich mit den Telegraphenlinien Brasiliens, Uruguays und der argen­tinischen Republik verbinden soll. Frankreich, Portugal und Brasilien haben der Kompanie die dazu erforderlichen Konzessionen auf die Lauer von 60 Jahren ertheilt. Das Kapital der Gesellschaft beträgt 1,250,000 Lstr. in Aktien zu 20 Lstr., von welcher Summe Hooper's Telegraph Works 1,150,000 Lstr. für die Fabrikation des Kabels

erhalten. vön"Ä"T«lschläze r.

(St.-Anz.)