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ponr Io möiilo verliehen und ausgesprochen, daß hierin eine vorläu­fige Anerkennung der bewiesenen Tapferkeit und Ausdauer der Trup­pen zu erkennen sei.

Bordeaux, 21. Febr. Thiers und Favre sind in Paris eiu- gctrosfcn. Sie gehen heule nach Versailles. Der Herzog von Broglie ist zum Botschafter in London ernannt.

Bordeaux, 21. Febr. Buffet und Dupanloup sind ange- kommen. DieGazette de France" theilt nach einer Depesche Thiers aus Versailles mit, daß die Nationalversammlung am Donnerstag über den von der Friedenskommission ihr zu unterbreitenden Vorschlag bcrathen wi.d.

London, 21. Febr.Times" meldet: Versailles, 20. Febr. Der Friede ist als gesichert zu betrachten. Der Tag des Einzugs der deutschen Truppen ist noch nicht endgiltig sestgestellt.

Brüssel, 20. Febr. Die Pariser Journale, unter ihnen die Patrie", erwarten die Ausdehnung des Waffenstillstandes bis zum 1. Marz, bis zu welchem Tage der Friedensschlnß, an dessen Zustande­kommen sie nicht mehr zweifeln, möglich sei. Die Konferenz von Bismarck mit Thiers und Favre wird morgen stattfinden.

Versailles, 22. Febr. Infolge der gestern zwischen Bismarck und Thiers stattgehabten Verhandlungen, während deren sich der Bun­deskanzler mehrmals zum Kaiser begab, ist der Waffenstillstand einstweilen um zwerTage, brs Sonntag Abend, verlängert.

Versailles, 23. Febr. Der Kaiser empfieng Thiers aus der Präfektur; Chanzy (muß wohl heißen: der Kanzler) war zugegen. Thiers besuchte später den Kronprinzen. Der Friede wird als abge­schlossen betrachtet. Als Tag des Einzugs in Paris wird der 26. bezeichnet.

Bordeaux, 23. FM. Der Waffenstillstand ist bis zum 26. Febr. Mitternachts verlängert. Der russische Kaiser ließ die Aner­kennung der Regierung noüfiziren.

Versailles, 10. Febr. Es scheint endlich außer allem Zwei­fel sestzustehen, daß wir Ende dieser Woche unseren Einzug in Paris halten werden. Die überaus feindselige Haltung des größten Theiles der-hauptstädtischen Presse, welche nicht aufhört, die deutsche Nation mit den gehässigsten Beschimpfungen zu überschütten, und Tag für Tag mit einem neuen Nachekrieg zu drohen, läßt die Besetzung von Paris als eine gebieterische Nothwendigkeit erscheinen. Selbstverständ­lich wird unsere Feldpolizei es an den iröthigen Sicherheitsvorkchrun- gen nicht fehlen lassen. Wie mau hört, sollen die Häuser der Stra­ßen, durch welche unsere Truppen marschireu und in welchen sie sich einqnartircn werden, zuvor von den Bewohnern vollständig geräumt werden. Die Kapellen von nenn Regimentern haben gestern Vor- nri.tag im Groß - Trianvn unter Leitung des hier eingetroffenen Direktors Wicprecht bereits eine Musikprobe abgehalten. Die Ein­zugstruppen werden sich, dem Vernehmen nach, auf der Avenue de Nenilly nach den Champs Elysoes, der Place de la Concorde und den Tuilerien bewege» , wobei sie den Arc de Triomphc de l'Etoile und den Triumphbogen des CarronselplatzeS passiren werden. Im Tnilerienschlosse wird Le. Majestät der Kaiser und König ein Früh­stück eimiehmen und dann Abends nach Versailles znrückkehren.

Noch immer sind mehr Bewaffnete in Paris als vor Paris; denn die Nationalgarde, welche ja im Besitz ihrer Waffen geblieben ist, zählt wirk!ich 300,000 Mann und vor Paris stehen nur noch 7 deutsche Armeekorps. Zwei kön. bairische, das 1. (v. d. Tann) und das 2. (v. Hartmann), ein kön. sächsisches (das 12. Bundes- kvrps), eine kön. wnrttemb. Division, das preußische Gardekorps, die Garde-Laudwehrdivision, das 6. (schlesische) und 11. (hesscn-naffuaische) Armeekorps oder 14 Divisionen mit ihrer Divisionökavallerie und den Korpsartillerien. Dagegen stehen im Süden, von der schweizer Grenze bis zur Loire, das 2., 7., und 14. Armeekorps; in und bei Orleans das 5. Armeekorps; von Orleans bis Alenyon gegen Chanzy das 3., 4., 9. und 10. Armeekorps, mit 3 Kavalleriedivisionen; im Norden bas l. und 8. Armeekorps gegen Faidherbe. Mit einer solchen Ausstellung nuferer Streitkräfte läßt sich dem Ausgange des Waffenstillstandes schon mit einiger Ruhe entgegensehen. Während des Waffenstillstandes werden alle Lazarethe so viel als möglich eva- kuirt; die Bekleidung wird wieder hergestellt, und unablässig geübt, zu ganz besonderer Verwunderung der Franzosen, die gar nicht begrei- fen, warum jetzt, wo der Friede doch so nahe ist, überhaupt noch exerzirt wird, und namentlich so straff und nach der Schnur, als ob es zu einer Revue, nicht zum Kriege gehen sollte, wie cs denn auch hoffentlich wirklich nicht mehr zum Kriege geht.

Bordeaux, 20. Febr. Die Ernennung mehrerer Gesandten wird als nahe bevorstehend bezeichnet. Die Mitglieder der Friedeus- kommission führen den eiteldiplomatischer Kommissär" und werden in Paris verbleiben, um zur Disposition der Friedciisnnterhändler zu sein.

Bordeaux, 21. Febr. Türkei und Schweiz haben die fran- zösische Negierung anerkannt. Die Anerkennung seitens der übrigen Mächte wird baldigst errvartet.

Sottstiige Aercbrlcytc».

Tagesordnung der Sitzung des K. Kreisstrafgerichts Calw am 28. Febr. 1) Borm. 9 Uhr: Rittmann, Jakob, 27 Jahre alt, verh. Ochsenwrrth von Langenbrand, OA. Neuenbürg, wegen Dieb­stahls. 2) Vorm. 10 Uhr: Nittel, Jakob, 39 Jahre alt, verh. Bauer von Gräfenhausen, OA. Neuenbürg, wegen Diebstahls. 3) Vorm. 11 Uhr: Weiland, Ludwig, 3l Jahre alt, verh. Schu­ster von Wildbcrg, OA. Nagold, Weiland, Magdalena, 57 Jahre alt, Ehefrau des alt Ludwig Weiland von da/ wegen Kör­perverletzung. 4) Nachm. 3 Uhr: Repphnn, Johs., 51 Jahre alt. verh. Metzger von Simmozhcim, OA. Calw, wegen Ehrenkrän- kung. Verth. Rechtskauf. Schwarzmann.

Die imStaatsauz." vom 24. Febr. enthaltene 21. amtliche Verlustliste und der 1. Nachtrag zur 14. und 15. Verlustliste enthal­ten keine Todte, Verwundete oder Gestorbene aus hiesigem Bezirk. Dagegen werden als aus der Gefangenschaft in Paris entlassen aus- gesührt: vom 1. Jnf.-Reg. (Königin Olga): Sold. Lorenz !S.>egev v. Martinsmoos; Sold. Gg. Steimle v. Liebelsberg (seit ü. Febr. mit Schuß durch den Rücken im Spital der Reiterkaserne Stuttgart); vom 7. Juf.-Rcg.: Sold. Joh. Gg. Hanßer v. Oberkollwangcn; S. Aug. Hahn v. Liebenzcll; S. Karl Friede. Gehring v. Gechin- gen (war als todt anfgeführtj.

S t u t t g a r t, 22. Febr. In Betreff des bevorstehenden Frie- densfestes hören wir von zuverlässiger Seite, daß die vom Oberbür­germeister der Stadt berufene und aus den verschiedensten Kreisen ge­wählte Kommission das Programm für das Fest nunmehr festgestellt hat. Die Ausführung des Festes soll nicht allsogleich nach Bekannt­werden des Friedensschlusses, sondern erst nach cndgiltiger Unterzeich­nung des Vertrags geschehen und ans 2 Tage vertheilt werden, und zwar in folgender Weise: am ersten Tage Tagwache, Glockenläuten mit Kanonensalven, Gottesdienst, Festzng von der Neckarstraße ans- durch einige der Hauptstraßen am Königlichen Residenzschloß vorüber aus den Marktplatz, hier Gesang und Reden und alsdann Festbankette in verschiedenen Lokalen; am zweiten Tag allgemeine Illumination der Stadt. Am ersten Tag wird reiche Beflaggung und son­stige Ausschmückung der Straßen und Häuser erwartet, die am Abend des zweiten Tages der Beleuchtung schon aus Rücksicht auf Fcuers- gefahr zu weichen hätte.

Stuttgart, 22. Febr. Minister v. Wächter geht morgen nach Versailles, um an den Fnedensverhandlungen Thcil zu nehmen.^ In Karlsruhe wird er mit dem Justizuunister v. Mittuacht Zusammentreffen, welcher in gleichem Auftrag dahin reist.

Karlsruhe, 20. Febr? Graf Bismarck wünscht für den. bevorstehenden Friedensschlnß die Ansichten süddeutscher Staatsmänner zu vernehmen und erließ zu dem Behnfe Einladungen nach Versailles.

Kassel, 20. Febr. Der Exkaiser wird den ihm während der Dauer seiner Gefangenschaft angewiesenen Aufenthaltsort Wilhelmshöhe nach Abschluß des Friedens alsbald verlassen. Die Vorkehrungen zur Abreise werden bereits getroffen und. wie es heißt, wird diese am 28. d. M. erfolgen. Heber seinen demnächst zu nehmenden Aufenthalt soll er noch keinen Entschluß gefaßt haben. Man sagt, es hänge von ge­wissen Umstünden ab, ob er sich für seine Besitzung in der Schweiz, Areueuberg, oder für irgend einen Ort in England entscheiden werde.

Berlin, 22. Febr. DieProvinzialkorrcspondeuz" sagt: Die Regierung des deutschen Reichs hat die Forderungen, welche sie im Interesse der gerechten Entschädigung Deutschlands, sowie der zu­künftigen Sicherheit stellen muß, so bestimmt auf das Maß des Un­erläßlichen beschränkt, daß es sich für die französischen Unterhändler in der Hauptsache nur um einen raschen und festen Entschluß handeln, kann. 'Nur falls bei Ablauf des Waffenstillstands die Forderungen Deutschlands im Wesentlichen bereits angenommen sind, wird mögli­cherweise eine nochmalige Frist von einigen Tagen zum definitiven Abschluß gewährt. Die Regierung hat in Zuversicht auf das Gelin­gen der Friedcnsverhandlnngen Vertreter der süddeutschen Negierungen

. zugezogcn. Die nächste Woche wird, wenn die bisherigen Anzeichen nicht trügen, die Grundlagen des wiederhergestellten Friedens bringen.

Bremen, 21. Febr. Dem Senate ist die offizielle Mit- lheilrmg zugegangen, daß in Orleans die bisher gefangenen 70 deut­schen Schisiskapitäne eingetroffen sind. Dieselben setze« ihre Reise

! nach Deutschland unverzüglich fort.

! Schweiz. Genf, 21. Febr. Sämmtliche hier internirtew Franzosen, 1200 an der Zahl, sind heute wegen der Schwierigkeiten, welch- sich ihrer Ucbcr.vachnng eutgcgenstellen, unter Bedeckung pew Eisen bahn zur Jnicrnirung nach der östlichen Schweiz abgefnhrt worden ..

(Las Unttrhaltungsblatt folgt später.)

Redigirt, gedruckt und verlegt von A. Oelschläger.