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Nähe an den Forts wie der Hauptstadt für den weiteren artilleristischen Angriff benutzt werden kann, falls es durch die allgemeinen Verhältnisse überhaupt geeignet erscheinen sollte, auf dieser Front der Eerin- rungslinie ferner offensiv vorzugchen. Bei der Wahl der Äiigrffsö- front werden lediglich militärische Rücksichten maßgebend bleiben. Zunächst wird es die Aufgabe sein, die kaum gewonnene Position den diesseitigen Zwecken entsprechend defcnsiiv einzurichten und offensiv zu armiren. Diese Aufgabe ist eine um so schwierigere, als das Plateau des Mont Avron unter dem Kreuzfeuer der anliegenden Forts von Nosny, R'ogcnt und Noffy gelegen ist, welche durch die zwischen ihnen gelegenen Nedouten von Monttenil, la Boissisrc und Fsnlenay noch an Widerstandskraft gewinnen. Jene drei Werke sino regennägig baslionirle, meist kasematlirte Vierecke, welche durch vorliegende Horn werke verstärkt sind und mit 53, 50 und 57 Geschützen ausgerüstet sem sollen.
Versailles, 3. Jan. Der König hielt beim Neujahrs-Em- pfang im Schloß zu Versailles am 1. Jan. um 12 Uhr folgende Anrede: Groß- Ereignisse haben geschehen müssen, um uns an diesem Orte an diesem Tage zu vereinigen, und Ihrem Hetdenmurh, Ihrer Ausdauer, Ihrer-Tapferkeit, wie der Tapferkeit der von Ihnen geführten Truppen habe ich es zu verdanten, daß es tus zu diese« Erfolge gekommen ist. Aber noch sind wir nicht am Ziele; noch liege" große Aufgaben vor uns, ehe wir zu einem ehrenvollen und daurryas' teu Frieden gelangen können. Ein solcher Frieden ist uns gcwlß- Wenn Sie gleiche Thaten, wie sic uns bis zu diesem Punkt geführt haben, auch weiter vollbringen, so können wir getrost in die Zukuust schauen und erwarten, was Go" nach seinem gnädigen Willen über uns entscheidet.
(Osfiz cll.) Versailles, 31. Dez. Manteuffel meldet: Fünf Bataillone der ersten Division machten heute von Rouen emm Vorstoß auf das linke Sei: euser i>egen stärkere, aus Ser Gegend von Anomie bis Moutineaux und Grause Eomonue vor gedrungene semd- liche Strnlkräfte. Diese winden therls versprengt, lyeils m das feste Schloß Robert le Diable geuorfen, welches von unseren Truppen erstürmt wurde. Der Feind verlor zahlreiche Lobte und etwa 100 Gefangene, darunter angeblich der Chef der dortigen Franktireurs.
Boulzicourt, 31. Dez. Nachdem ge ern die Artillerie, eiue FcstungSkompagiiie und das erforderliche Material eiligetrosscn, hat heute die Beschießung von Mezwrcs begannen. Fortwährend fan. den kleine Gefechte der Ecrnirungetruvpen des nördlichen Abschu tlcS mit Franktireurs statt, v. Woyua.
Boulzicourt, 3. Jan. Mezivres hat kapitulirt. Einmarsch preußischer Truppen heute Mittag 12 Uhr.
Die 30. Division wurde am 31. Dez. bei Vendümc von überlegenen Kräften angegriffen, wies jedoch den Angriff zurück, wobei General Lüderitz vier Geschütze nahm.
Oberst Wittich mit einer fliegenden Kolonne nahm am 30. Dez. So uchcz zwischen Arras und Bethnne. 5 Offiziere und 170 Mann gefangen.
Pruntrut, 31. Dez. Deutsche Truppen sind in Eilmärschen vor Belfork eingctroffen. General Trcskow ist am 29. auf der Re- kognoscirung in Delle angekommen. Bei GrandvillarS sind deutscherseits Befestigungen errichtet worden.
Chalons, 29. Dez. Men erwartet jetzt, daß die Armee des Generals Bourbaki, der in BourgeS mit 20,000 Mann stehen soll, sich mit der sogenannten Lyonerarmec, die an 30,000 Mann stark ist, vereinigen wird, um einen Vorstoß zu machen und sich womöglich der Metz-Pariser Eisenbahn zu bemächtigen. Es sind selbstverständlich von unserer Seite alle nöthigen Maßregeln getroffen worden, um von diesem Feinde nicht überrascht zu werden. So dürften wahrscheinlich die nächsten Tage bedeutende Ereignisse in dem Dreieck zwischen Dijon, Revers und Auxerre bringen; daß jetzt noch 160,000 Mann prcu" ßische Landwehrsoldaten und die Ersatzmannschaften von Rekruten, welche am 1. Okt. eingezogen worden, thcils schon in Frankr-ich eingerückt, theils auf dem Marsch dahin befindlich sind, ist sehr erwünscht. Je weiter das Gebiet ist, welches wir besetzt halten, desto größerer Truppenmassen bedürfen wir, um solches auf allen Seiten vollständig zu beschützen. Der Krieg ist jetzt in Frankreich zum Volkskrieg geworden und so müssen wir große Streitermassen haben, um überall mit dem dringend erforderlichen Nachdruck auftrcten zu können.
Die bisherige badische Besatzung in Rastatt ging nach Dffon ab und wurde durch ältere preußische Landwehrmannschaft ersetzt. Auch die Karlsruher Garnison, meistens neu eincxerzirtc Leute, ist nach dem Kriegsschauplatz abgegangen, und auch die älteren Jahrgänge der badischen Landwehr werden hcrangezogen. Die Militärzüge bewegen sich fortwährend in reicher Anzahl auf der badischen Eisenbahn, und das Werder'sche Korps ist schon seit einigen Tagen auf mehr als 80,000 Mann gebracht worden.
Ter „Kölner Ztg.* wird aus Bern vom 29. Dez. geschrieben: Laut Privatnachrichten aus Besanyon, die in Pruntrut eingetrfffen, bestätigt sich der Vormarsch eines ca. 2s,000 Mann starken französischen Truppencorps über St. Hyppolue, Audmcourt und Bour- gogne der Schweizer Grenze entlang auf Pclfort zu, um diese Festung zu entsetzen. In Folge dessen häll man eine Schlachi, in welcher, da auch die Generale v. Werder und v. Trcskow Verstärkungen an sich gezogen haben. 50—60,000 Mann engagirt sein dürften, in der Nähe der Schweizer Grenze bevorstehend. Wie die „Gazette Juras- sieiine* meldet, haben die Deutschen bei GrandvillarS eine mit 12 Kanonen armirte Redoute angelegt, und hat der Truppen-Commandant von Betsorl eine Ordre erlassen, nach welcher der Canal zwischen < annemarie und Monlbvliard nur bei Exincourt und Valdien passtet werden darf. Endlich wird jede Person, welche abwärts der Straße in den Wäldern zwischen dem DvubS, dem Canal und der schweizer Grenze angctroffen werden sollte, von den Deutschen als Feind be- t.achlet und kann sofort füsilirt werden. Leider vernahm ich von bestunterrichteler Seite, daß für die Verwundeten und Kranken des BelagerungscorpS bei Betfort bei dem Mangel an Communications- mitteln bis jetzt noch nicht so gesorgt werd»Z> konnte, als dieß namentlich bei der jetzigen Jahreszeit der Fall sein sollte.
— Bern, 28. Dez. Laut neuestem Bericht aus Pruntrut hat der Kommandant der Belagerungstruppcn bei Bclfort den freien Durchlaß der Wecher, Kinder und Greis: aus der Festung bewilligt. Es soll sich nur noch um die Feststellung des Tages handeln. Deutscherseits ist mau an der Äascl-Elsäßer Grenze äußerst streng. So dürfen nach den Basler Blättern seit vorgestern Morgen nicht einmal die Arbeiter waffenfähigen Atters aus den benachbarten Elsäßer Gemeinden, weiche nach Basel in die Fabriken auf Arbeit gehen, die Grenze passtren, außer sie erlegen 1000 Fr. Kaution, rraS sie selbstverständlich nicht im Llande sind. Da der etsäßcr Arbeiterstand die meisten Franktireurs liefert, muß man sich wundern, daß diese Ni aßregel nicht schon früher zur Ausführung kam.
Sonstige Nachrichten.
— Stuttgart, 30. Dez. Nachmittags 4 Uhr. (8. Sitzg. der
Kamm. d. Abg.) Eingelaufen ist ein Antrag, betreffend die Aufhebung der Servitut gegen Baien: und Inangriffnahme der Bah» Heidcnheim-Ulm; unterzeichnet Pfeiffer, v. Kolb, Fmk. Retter, Bahr- Hammer, Schmid. Wahl von 3 Mitgliedern für die Stell: eines Vicepräsidenlen. 1) Bei 85 Abstimmeiiden erhalten Stimmen: v. Sick 72. Ist gewählt. (Weit. St.: v. Rümelin 8, Probst 4. Oestcrlcn 1.) 2) 85 Abstimmende. Gewählt ist Höldcr 53. (Weit. St.: Probst 17. v. Rümelin 9, Oesterlen 1, Römer 1, Hofer v. Lobenstein 1.) 3) 84 Abstimmende. Gewählt ist v. R ü- melin mit 64 St. (Weit. St.: Probst 16, Frhr. v. Hofer 2, Oesterlen 2.) Kommiffionswahlen: Die Kommission zur Bezutach- lung des Entwurfs einer Bauordnung wird zusammengesetzt aus den Herren: v. Wolff 82, Hölder 81. v. Sick 81, Bälz 80, Ruf 72, Geigle 70, Walther 69, Rath 69, Rehm 69, Fmkh 68, v. Gült- lingen 68, Khuen 67, v. Boscher 66, W. v. König 66, Hörner 65. (Weit. St. erhielten: Retter 19, Oesterlen 18, Bölmle 17, Gut- Heinz, Rubel je 16, Maier (Tettnang) 15, Erath, v. Schwandncr je 14, v. Gemmingcu, v. Varnbüler je 12.) In die Kultnrgesetz. gebungskommission werden gewählt: v. Schwandncr 80, Walther 79, v. Crailsheim 78, Mayer (Kirchheim) 75, Haag 71, v. Wöllwarth 69, Mühthäuscr 68, Deutler, E. Müller, v. Kolb je 67, Körner, v. Sarwey, Fritz je 66, Lenz 65, Bcultcr 64. (Weit St. erhiel- ten: Egelhaf 22, Ruf, Retter je 17, Mohl, Schwarz je 16, Schall 15.) In die Kommission für Steuergesetzgebung werden gewählt: Mayer (Hcilbronn) 80, Schneider, Hörner je 68, Retter, Vogt (Sulz), G. Müller je 67, v. Wicderhold, Vogt (Nottenb.), Haag, Pfeiffer je 66, v. Schab, Schmid, Mühlhäuscr je 65, Simon, Bühter je 63. (Weit. St.: Egelhaf, Rentier je 17, Maier (Tett- uang), Reiter je 16, Mohl, Finkh, Schwarz je 15, v. Varnbüler, Rubel je 14, Uhl 11 rc.) Berathung des Entwurfs einer Adresse
an Se. Maj. den König. Der Präsident verliest den Entwurf.
Oesterlen und Mohl geben ihrem Bedauern Ausdruck, daß der Entwurf sich nicht auf den Dank für die Tapferkeit des Heeres beschränkt habe. Diejenigen, welche nicht für die Verträge waren, können auch nicht für die Adresse stimmen, trotzdem sie sich rühmen, so gute Staatsbürger zu sein, wie die Mitglieder der Majorität. — Die Adresse wird mit 68 gegen 14 Stimmen angenommen. Nein:
Mohl, Egelhaf, Hopf, Maier (Tettnang), Retter, Völmle,
Schwarz, Oesterlen, Gutheinz, Rubel, Uhl. v. Dannccker, Bohrhammer und Probst enthalte» sich der Abstimmung.
— Die Adresse lautet: „Euer Majestät haben uns versammelt in einer großen Zeit und zu einem großen Werk. Niemals hat Deutsch-