> 4
552
l
L
minder aber sind wir unserer Negierung Dank schuldig dafür, daß sie gegenüber der vorigen Kammer, einen Weg einzuschlagen wußte, auf welchem die muthwillige Bewegung gelähmt wurde gegen ein Gesetz, das gerade geeignet war, den großen militärischen Zweck zu erreichen, wobei sich nicht weniger als 45 Abgeordnete betheiligten, eine Agitation, die auch in unsrem Bezirke energisch betrieben wurde, und zwar in einer Zeit, wo der Erbfeind gegen uns auf der Lauer stand, und daraus den Schluß zog: die Südstaaten werden wohl die mit Preußenabgeschlossenen Verträge ignoriren und neutral bleiben, oder gar am Ende seine Lockspeise kosten, und die vor 4 Jahren bezahlten 8 Millionen wieder holen wollen. —
Die engere Verbindung mit dem Norden kann daher jedem Patrioten nur erwünscht sein, wenn auch das dortige System von Manchem noch so abschreckend darzustellen gesucht wird; denn es ist nichts natürlicher, als daß das dortige Volk gemeinschaftlich mit uns die militärische und andere Erleichterungen anstrebt, welche auch — sobald es die Verhältnisse gestatten, zu erzielen sein dürsten.
Wir wollen daher, da diese großen, noch nie so weit vorgeschrittenen politischen Fragen gegenwärtig unter dem Schutz deutscher Bajonette, selbst in Feindesland zwischen den Regierungen vertragsmäßig formulirt und wohl die ersten Vorlagen der neuen Landesvertretung bilden werden, einen Mann wählen, der an Erfahrung in allen Zweigen der Verwaltung reich, an Einsicht klar, und bereit ist, diejenigen Wege zu betreten, auf welchen die endgiltige Einigung Deutschlands allein möglich ist, was dem früheren Abgeordneten Hrn. St. Schuldt in Calw mit Recht zugetraut wird.
Ein älterer Ortsvorsteher des Bezirks.
A l t h e n g st e t t.
Den Kundgebungen von Gechmgen, Neuhcngstett rc. in den letzten Nummern dieses Blattes, bezüglich der Abgeordnetenwahl, schließe im Sinne vieler hiesiger Wähler auch ich mich an, insbesondere da die Althengstetter bei früheren Wahlen, ohne die Beeinflussungen und Umtriebe, immer doch wohl wußten, welchen Mann sie zu wählen hatten und friedliebende pflichtgetreue, von jedem Parteihasse'sich ausschließende Bürger waren, soduß wenn die jüngeren und neuan fähigen Bürger diese Tugend fortpflanzen, es in hiesiger Gemeinde noch lange gut stehen wird und keine Beeinflussungen von Außen nothwendig sind.
Schultheiß Flik.
An die Wähler,
n.
Die Wahlprogramme der beiden Kandidaten sind erschienen und ich erlaube mir, das des Herrn G. F. Wagner kurz zu beleuchten.
Herr Wagner sieht „im Interesse der Beschleunigung und der leichtern Verständigung mit Norddeutschland von dem con- stitutionellen (sic) Weg der Einberufung eines konstituirenden Reichstages ab" und er thut wohl daran, denn eine solche zweite Auflage des Versuchs von 1848/49 müßte endigen, wie der erste: mit dem Schiffbruch unserer nationalen Hoffnungen; er scheint sich damit begnügen zu wellen, daß die norddeutsche Verfassung in „manchen" Punkten, wovon er einige „beispielsweise" nennt, abgeändert werde.
Vergegenwärtigen wir uns das dazu nöthige Verfahren: In der Württemberg, zweiten Kammer werden die betr. Verbesserungsanträge gestellt; wenn nach manchen langen schönen Reden >
uns ein Menschenwerk, von dem nicht dasselbe gesagt werden kann. Die praktischen norddeutschen Brüder wollten etwas Brauchbares, Entwicklungsfähiges, Dauerhaftes schaffen und das ist ihnen gelungen. Unsere Regierung ist durch die Kundgebungen der Kammern, Volksversammlungen und Presse vollständig unterrichtet über die Mängel, welche die fragliche Verfassung in den Augen des württembergischen Volks hat; die von ihr gewünschten Abänderungen wurden vom Bundeskanzler bis zur Grenze des Möglichen berücksichtigt, mehr wird weder dieser, noch der Reichstag sich abhandeln lassen. Ob wir wohl Diätenlosigkeit der Abgeordneten behalten, weiß ich nicht, aber der Behauptung des Herrn Wagner gegenüber, daß deßhalb die Mitglieder des Reichstags nur aus dem Stand der Reichen gewählt werden können, ist anzuführen, daß im Reichstag, außer mehreren Mitgliedern der Volkspartei, dermalen 12 Socialdemo- kraten sitzen.
Die Ministerverantwortlichkeit könnte nur gleichzeitig mit einer größeren Beschränkung der Einzelstaaten in's Leben treten und um diesen Preis wird sie wohl Mancher nicht wollen; jedenfalls haben wir einstweilen die Verantwortlich, keit des Bundeskanzlers.
Auch die Miliz, oder wie es im Programm euphemistisch heißt, die Abkürzung der „langen Präsenzzeit" werden wir nicht in dem von Hrn. Wagner gewünschten Maße erhalten und darüber können wir uns leichter trösten, als die Franzosen, für welche solche militärische Neuerungen in Deutschland sehr einladend wären zu — erneutem Raubeinfall.
Das Budget-Recht im Einzelstaat Preußen geht uns ganz und gar nichts an; die Preußen mischen sich in unsere speciell württembergischen Angelegenheiten nicht ein; geriren wir uns also auch nicht als die Wächter der preußischen Verfassung ! In Landesangelegenheiten wird auch künftig, im neuen deutschen Bunde, jeder nur vor seiner Thür zu fegen haben.
Die von Hrn. Wagner beanstandeten Punkte werden also wohl vorläufig nahezu unverändert bleiben; da aber Hr. Wagner von ihrer Abänderung seine Zustimmung zum Eintritt in den Bund abhängen lassen will, so werden Alle, welche nicht das Einigungswerk gefährden oder gar verhindern wollen, im Interesse Deutschlands, und besonders Württembergs, handeln, wenn sie den Candidaten der nationalen Parteien wählen, der keine die Einigung gefährdenden Bedingungen stellen will, der gerade auf das Ziel losgeht,
Herrn Stadtschultheiß Schuldt.
^_ Ed. Z.
Lcrjresneuigkciten.
— Stuttgart, 20. Noo. Der Iustizminister v. Mittnacht und der Kriegsmiuifter v. Suckow haben nach vorgäugigen längeren Be- rathnngen des Geiammimimsleriums gestern Seiner Majestät dem König eingehenden Vortrag über das Ergebniß der Verhandlungen in Versailles erstattet und sind heute im Auftrag des Königs nach Berli» gereist, um dort die Verhandlungen zum Abschluß zn bringen.
— München, 2'. Nov. Nach so eben hier eingetroffcner Nachricht ans Versailles ist auch über den Eintritt Baierns in den norddeutschen Bund Einverstandniß erzielt. Der Schluß der Verhandlungen steht bevor.
— Berlin, 21. Nov. In der heutigen Sitzung des BnndesrathS unter Vorsitz Delbrück's, legte das Präsidium u. A. die Verhandlung mit den Bevollmächtigten Badens und Hessens vom 15. November vor, nebst der dieser Verhandlung angeschlossenen Verfassung des deutschen Bundes.
Versailles, 19. Nov. Im Gefecht bei Dreux, 17. Nov.,
die ganze Verfassung durchcorrigirt ist, gehen die Beschlüsse der! war der diesseitige Verlust 3 Todte und 35 Verwundete, ersten Kammer zu; diese ihrerseits wird wohl manchen Verbesserungs-s Am 18. Nov. siegreiches Gefecht der zwciundzwanzigsten T ivi- antrag (^msnäement) für eine Verböserung halten; die Folge s sion bei Chätcauueus. Diesseitiger Verlust 10 Offiziere und ca. 100 M.; sind endlose, neue Verhandlungen zwischen beiden Kammern und Feindesvcriust über 300 Todle und Verwundete, 200 Gefangene.
Regierung; und wenn wir, sowie Baden und Baiern, uns endlich glücklich geeinigt haben über die zn verlangenden Abänderungen, dann sagt vielleicht die norddeutsche Regierung und Reichstag:
Offiziell aus Metz, 19. Nov. Die Cermrung von Mont« mody durch die Detachements des Obersten v. Pannewitz ist am 16. Nov. erfolgt, wobei siegreiche Gefechte des ersten und zweiten
Uns ist unsere Verfassung, so wie sie jetzt ist, gut genug; wir! Bataillons des 74. Regiments bei Chanvency und Thonelle gegen danken für all" eure Amendements. > die Besatzung von Montmödy geliefert wurden. 47 mwerwuudete
Welche Vorzüge demnach dieser „Weg" vor dem der Ein-^ Gefangene wurden hiebei gemacht.
". ' ' - Frankreich. Tours, 20. Nov. Wieder drang im Minister
berufung einer constituirenden Versammlung haben soll, vermag ich nicht einzusehen; ich fürchte, ev würde uns mit seinen Krüm-
ralh am Samstag die Ansicht Gambetta's durch, die Berufung einer mungen ganz wo anders hinsühnn, als zu der, auch von Herrn Constituaitt- sei augenblicklich unzeitgemäß. — Ein Regierungslcle- Wagner ersehnten deutschen Einigung. gramm meldet, die Ärmeevereinignng v. d. Tann'S, des Großherzogs
Der gerade Weg ist der beste und kürzeste. ^von Mecklenburg und des Prinzen Friedrich Karl mit 135,000 Mann
Die Verfassung des norddeutschen Bundes ist allerdings! sei gelungen. Die Regierung fährt fort, die Kauffahrteikäpitäue als
„nicht über alle Mängel erh aben", aber Herr Wagner nenne! Kriegsgefangene -n betrachten. _
ötedlgirt, ^edruckl und veriegö von Ä. r^rl, Kläger.