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und II. Zirme:! Ihr habt Schlachten geschlagen und den von Euch besiegten Feind in Metz 70 Tage umschlossen, 70 lange Tage, von denen aber die meisten Eure Regimenter an Ruhm und Ehren reicher, keiner sie daran ärmer machte! Keinen Ausweg ließet Ihr dem tapferen Feinde, bis er die Waffen strecken würde. Es ist so weit. Heute endlich hat diese Armee von noch voll 173,000 Mann, die beste Frankreichs, über 5 ganze Armeecorps, darunter die Kaisergarde, mit 3 Marschällen von Frankreich, mit über 50 Generalen und über 6000 Offizieren kapitulirt und mit ihr Metz, das niemals zuvor genommen! Mit diesem Bollwerk, das wir Deutschland zuruckgcben, sind unermeßliche Vvrrüthe an Kanonen, Waffen und Kriegsgerath dem Sieger zugefallen. Diesen blutigen Lorbeer, Ihr habt ihn gebrochen durch Eure Tapferkeit in der zweitägigen Schlacht bei Noissc- ville und in den Gefechten um Metz, die zahlreicher sind, als die es rings umgebenden Deutlichkeiten, nach denen Ihr diese Kämpfe benennt! Ich erkenne gern und dankbar Eure Tapferkeit an, aber nicht sie allein. Beinahe höher stelle ich Euren Gehorsam und den Elcich- muth, die Freudigkeit, die Hingebung im Ertragen von Beschwerden vielerlei Art. Das kennzeichnet den guten Soldaten. Vorbereitet wurde der heutige große und denkwürdige Erfolg durch die Schlachten, die wir schlugen, che wir Metz -iuschlossen, und — erinnern wir uns besten in Dankbarkeit — durch den König selbst, durch die mit Ihm darnach abmarschirten Korps, und durch alle diejenigen theuren Kameraden, die den Tod auf dem Schlachtfelde starben, oder ihn sich durch hier geholte Leiden zuzogen. Dieß ermöglichte erst das große Werk, das Ihr heute mit Gott vollendet sehet, nämlich, daß Fraukreicks Macht gebrochen ist! Die Tragweite des heutigen Ereignisses ist unberechenbar! Ihr aber, Soldaten, die zu diesem Ende unter meinen Befehlen vor Metz vereinigt wäret, Ihr geht nächstens verschiedenen Bestimmungen entgegen. Mein Lebewohl also den Generalen, Offizieren und Soldaten der I. Armee und der Division v. Kummer, und ein „Glück auf" zu ferneren Erfolgen. Der General der Kavallerie Friedrich Karl.
Altbreisach, 2. Nov. Heute früh um 7V? Uhr begann die regelrechte Beschießung von Fort Mortier und Neubreisach.
Kiensheim, 2. Nov. Seit heute früh ist das Feuer auf Neubreisach aus den Batterien bei Binsheim, resp. Wolfgantzen, auf Fort Mortier aus 3 Batterien bei Altbreisach eröffnet.
Brüssel, 1. Novbr. Hier eingetroffeuen Berichten zufolge ist der Gesundheitszustand der Loireacmee durchaus ungünstig. Ter „Uni- Vers" meldet, die Franktireurs des Elsaßcs, der Bretagne und der Vogesen weigern sich, unter Garibaldi zu kämpfen.
Sonstige Nachrichten.
— Sitzung der Handels- und Gewerbekammer zu Calw am Mittwoch, den 9. November d. I., Vormittags 9 Uhr. — Gegenstände der Beralhnng: 1) Wahl eines Vorstandes der Kammer und Beiraths der Ceutralstelle. 2) Beschlüsse des internationalen Handels- congrestes zu Cairo. 3) Verhältniß zwischen Arbeitgeber und Arbeiter.
— Calw. Tagesordnung zur Sitzung des K. Kreisstrafgerichts vom 8. Okt. 1) Vorm. 9 Uhr: a) Maier, Adolph, 17 Jahre alt, lediger Weingartner von Unterjesingen, OA. Herrenberg, d) Müller, Gottlob, 18 Jahre alt, led. Weingärtner von da, wegen Körperverletzung. 2) Vorm. 11 Uhr: Wochele, Karl, 29 Jahre alt, verh. Gerber von Calmbach, OA. Neuenbürg, wegen . Ehrenkränkung. 3) Nachm. 3 Uhr: Göhring, Cbrislian, led. Maurer oon Wurmberg, OA. Maulbronn, wegen Diebstahls.
stsi Calw. (Verhandlungen des Kgl. Kreisstrafgerichts.) Sitzung vom 25. Okt.: 1) Louise V ur k Hardt, Ehefrau des Bauern Jakob Burkhardt, von Beinberg, OA. Neuenbürg, hat am 29- Juni d. I. in ihrer Wohnung über den Oberamtsarzt Dr. Faber in Neuenbürg mit Bezug auf ein von ihm in seiner amtlichen Eigenschaft über die Folgen einer an ihrem Sohne verübten'Kl rperverlctzung abgegebenes Gutachten ausgesagt, er sei ein elender Tropf. Sie wurde wegen dieser erschwerten Ehrenkränkung zu der Geldbuße von 5 fl. ! verurtheilt. 2) Carl Volz, lediger Bauer von Aichelberg, Joh. Ad>. Frey, led. Holzhauer von da, Joh. Georg Hes el s chw er dt, led. Holzhauer von da, Joh. Georg H e s e l s ch w e r d t, led. Bauer von Meistern, Gemeinde Aichelberg, und Jakob Ham mann, led. Bauer von da, waren besckmldigt, am 9. Juni d. I. auf dem Wege zwischen Altenstaig und Hesselbrvnn, OA. Nagold, den ledigen Weber Andreas Reinhard von Ettmannswciler mit Stöcken geschlagen und ihm verschiedene Verletzungen an semem Körper, welche eine I2tägige Krankheit und Arbeitsunfähigkeit desselben zur Folge hatten, zugesügt zu haben. Das Gericht nahm jedoch von keinem der Beschuldigten eine Betheiligung an der That als bewiesen an und erkannte auf Freisprechung. Rechtsanwalt Schwarzmann dahier rertheidigte den > Beschuldigten.
— Der Bischof von Nottenburg hat nach dem „Deutsche» Volksblatt" folgende Ansprache au die Diöcese erlassen: Tie Schrecke» des Krieges mache» sonst den Menschen weniger empfindlich gegen ändere gleichzeitige schwere und bittere Ereignisse. Aber mitten in den Trübsalen des gegenwärtigen furchtbaren Krieges ist ein Gewaltakt von solcher Größe geschehen, daß die ganze katholische Welt darüber klagend zum Himmel empvr- schreit. Ihr wißt, Geliebte, was ich meine, das Unrecht, das an unserer heiligen Kirche, an dem Erbgut Petri, an unserem heiligen Vater verübt worden ist. Es ist ein schweres Unrecht, einem andern zu nehmen, das sein ist; doppelt schwer ist das Unrecht, wie Achab den schutzlosen Naboth zu berauben; dreifach schwer, wenn du dem Beraubten kindliche Verehrung und Anhänglichkeit schuldest; über alle Maßen aber verletzt es unser Gefühl, wenn der Raub durch gleißnerischc Reden und Versicherungen frommer Ergebenheit und wohlwollender Fürsorge eingcleitet wird. Und hiegegcn unsere Stimme zu erheben nnd vor Gott und Welt gegen solchen Gewaltakt zu protcstiren, haben wir ein Wohlbegründeies Recht, denn der Beraubte ist unser geistlicher Vater und das, was ihm die Gewalt genommen, ist nicht sein Privatcigenthum, sondern Eigenthum unserer Kirche und wir haben ein Anrecht ans seine Erhaltung, weil es die Grundlage der freien, selbstständigen, alle Nationen gleichmäßig berührenden geistlichen Regierung des Papstes ist. Darum sind wir, Geliebte, eben so berechtigt als verpflichtet, mit der lauten Klage über das Geschehene die innige Bitte an den gerechten und mächtigen Gott zu verbinden, daß er, der so oft schon die Anschläge der Feinde vereitelt nnd die Unterdrückten gerettet hat, auch in der gegenwärtigen großen Noth nnd Bedrängniß Retter und Beschützer des Oberhauptes unserer heiligen Kirche sei. In diesem Sinne, Geliebte, verordnen Wir, daß je am letzten Sonntage jeden Monats am Nachmittage statt der Vesper jene Andacht für den heiligen Vater wieder ausgenommen werde, welche durch die bischöflichen Erlasse vom 10. April 1860 und 13. Oktober 1863 angeordnet wurde, wogegen die durch bischöflichen Erlaß vom 1. Mai 1869 an ihre Stelle gesetzte Andacht wegen des Konzils ans so lange in Wegfall kommt, als die Zcitnmstände die Fortsetzung des Konzils unmöglich machen. Selbstverständlich ist, daß auch die Oratio pro kspa statt der äv 8piritu 8sneto in jeder heiligen Messe, wo die Rubriken cs erlauben, einzulcgen ist. Gegeben Rottenbnrg am Feste des heiligen Evangelisten Lukas im Jahre des Heils 1870. si Karl Joseph, Bischof.
— In der im „Staatsanz." vom 3. November mitgetheiltcn achten amtlichen Verlustliste ist u. A. als, am 21. Oktober in einem Gefecht mit Franktireurs bei Grandpnits, verwundet aufgeführt: Soldat Jakob Friedrich Rentier von Stammheim, Schuß j» die Schulter (im Spital in Tournan).
— lieber den Umfang des Fcldpostverkehrs der auSmarschirtcn mürt- tembergischcn Truppen mit der Heimath macht der St.A. n. A. folgende Mittheiimig: Seit Beginn des Kriegs wurden zur Benützung von der Heimath an die ausmarschirten Militärs und vou diese» nach der Heimath zusammen 1,013,054 Feldpostbriefcouvertc und Korrespondenzkarten abgegeben. Da (namentlich beim Verkehr vom Felde nach der Heimaty außerdem ein beträchtlicher Briefvcrkehr in anderer Weise als durch die genannten Converte und Karten vermittelt worden ist, so wird angenommen werden können, daß durch die württem- bergische Feldpost an ausmarschirte Militärs und von denselben nach der Heimath ca. 1,800,000 briefliche Mittheilungen befördert worden sind, während in demselben Zeitraum an Angehörige der würt- tembergischen Division 71,44? Fahrpostseudunzen einzeln spedirt wurden. Der durchschnittliche von der Post stückweise spedirte Verkehr jedes einzetncn auSmarschirtcn Militärs stit der Mobilmachung mag sich annähernd auf 78 abgesandte und empfangene briefliche Mittheilungen und auf 3l/ig empfangene Fahrpoststücke belaufen; sodann wurden etwa 40,000 Päckereien nicht einzeln, sondern in Kisten, Fässern, Ballots rc. von den Etappen- nnd Tepot-Kommando's, Vereinen re. an die Kommcmdo's im Felde für die Soldaten per Post spedirt wurden, so daß aus jeden Soldaten zusammen im Durchschnitt etwa v Fahrpoststücke entfallen.
— Karlsruhe, 2. Nov. Die einem Berliner Blatt zugegangene Nachricht von Ler gestrigen Abreise des Großherzogs ins Hauptquartier ist unbegründet. Es steht noch nicht fest, ob und wann der Großherzog nach Versailles geht.
— Saarbrücken, 2. Nov. 70,000 Gefangene sollen hier auf der Bahn passiren; 85,000 mit Bedeckung von 1600 Mann für je 10,000, marschiren nach Saarlouis, von wo sie mit der Eisenbahn über Trier weitcrbefördcrt werden.
— Berlin, 2. Nov. Die „Provinzialkorrespondenz" schreibt: Von den bisher vor Metz verwendeten Truppen wird das 7. Korps (Westphaten unter Zastrow) in Metz bleiben und zugleich zu weiteren Operationen gegen Thionville verwendet werden. Die Division Kummer bringt die gefangenen Franzosen nach Deutschland und bleibt dann in der Heimath; der größere Theil der Armee von Metz bleibt unter dem Oberbefehl Prinz Friedrich Karls vermnthlich zu Operationen gegen den Süden und die Mitte Frankreichs. Die von der früheren 1. Armee verfügbar gewordenen Korps (also das erste jMan- teuffelj und achte sGöbenj) werden voraussichtlich unsere Herrschaft im Norden ausbreiten und befestigen. Das Befinden des Königs jft fortdauernd sehr befriedigend.
Gottesdienste. Sonntag, den 6. Nov. Vorm. (Prcd.): Herr Dekan Lechle r. — Kinderlchrc nni d. S. 1. El. — Abds. (Betstunde): Hr. Dr. Gnndcrt . Redigirß" gedruckt ünv verlegt von A. Oe l; chl ägcr. (Hiezu Nro. 4b des Unterhaltungsblaits )