Plane würde es nur 60,000 fl. kosten, auf Aktien errichtet und nach einer gewissen Reihe von Jahren der Stadt als freies Eigenchum zufallen.
— Berlin, 20. April. Der Staatsanzeiger enthält eine K. Verordnung, betreffend die Einberufung des Zollvereins-Bundesraths auf den 28. April.
— Der Augenarzt Pros. Gräfe, üer zurFestigung seiner Gesund heit in Italien weilt, wird demnächst vollständig hergestellt nach Berlin zurückkehren.
— Berlin, 2l. April. Ter Bundeskanzler Graf Bismarck wird vom nächsten Samstage an und an jedem folgenden Samstage seine Salons für die Reichstagsabgeordneten, und zwar ohne jeden Unter- schied der Partei, öffnen. Es soll dadurch dem fühlbar gewordenen Mangel einer persönlichen Verständigung zwischen dem Bundeskanzler und den Reichstagsmitgliedern abgeholfen werden.
An der p ommer'schen Küste ist in den letzten acht Tagen ein so ungewöhnlich reicher Häringsfang gemacht worden, daß der frische Fisch in Stralsund mit I V 2 Sgr. und noch weniger für 80 Stück bezahlt wird. Da dieser Fisch sehr leicht verdirbt und die Räuchereien für solchen Massenfang nicht ausreichen, so bringt ein außerordentlich starken Fang der Fischern lange nicht den entsprechenden Nntzen, weil er wegen des kleinen Absatzgebietes die Preise beinahe auf die Fangkosten herabdrückt.
— Wien, 18. April. Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht ein kaiserliches Handschreiben, welches Graf Taaffe, unter Belastung als Landesverthcidigungsmiuifter, zuin Ministerpräsidenten ernennt.
Frankreich. Paris, 20. April. Die französischen Abgeord- netenwahlen werden wahrscheinlich am 28. Mai stattfinden. Die Opposition beobachtet die Taktik, überall, wo sie keinen Kandidaten besitzt, auf dessen Erfolg sie mit Zuversicht rechnen kann, eines ihrer Häupter als Bewerber aufzustellen. Auf diese Weise werden Thiers, I. Favre, Garnier, Pagös, Piccard u. A. in einer ziemlichen Anzahl von Wahlkollegien in Vorschlag gebracht.
Spanien. Madrid, 20. April. Die Cortes beriethen den Vorschlag, die Armee nach preußischem Muster umzubilden.
Türkei. Laut Nachrichten, welche der „Fndependance" aus Konstantinopel zugegangen sind, wäre der östliche Theil der Insel Kandia wieder im Aufstande und hätte die türkische Regierung eine Abtheilung irregulärer Albanesen dorthin geschickt.
Amerika. Washington, 17. April. Grant hat einen Neger (Basset) als Gesandten der Ver. Staaten nach St. Domingo ernannt, den Negerfreund Iah als Gesandten nach London. Der Senat hat beiden Ernennungen zugestimmt. — Expräsident Johnson ist wieder äußerst wohlauf. In Knoxville hielt er eine Rede, an der nur die Behauptung neu war, daß ein König besser sei, als ein tyrannischer Kongreß.
Belletristisches.
Ein Verbrecher.
(Fortsetzung.)
Ein Gedanke tauchte in Hcinrich's Kopfe auf, flüchtig — aber er blieb trotzdem haften. Er beugte sich zu dem Kranken hinüber, erfaßte seine Hand und hielt sie fast krampfhaft fest.
„Wolfram!" rief er und seine Stimme bebte, „Buchen hat den Advokaten ermordet!"
Seine Augen hingen an des Kranken Lippen. Eine fast fieberhafte Unruhe hatte sich seiner bemächtigt.
„Ich glaube es auch — denn die Urkunde hat sich nicht vorge- fundcn Er wird sie vernichtet haben.
„Er hat sie verbrannt!" fiel Heinrich ein und theilte ihm mit, daß er einige Reste der Brieftasche in dem Aschenhaufcn im Walde gefunden habe. „Es war ein Stück jener Urkunde darunter," fügte er hinzu. Ich besinne mich genau — dem Richter fiel die alte Schrift auf - - das Pergament — es war die Rede von dem Walde und den Waldhcimischcn Erben."
„lind jenes Stück ist aufgehoben?" fragte Wolfram.
„Mes — Alles! Es befindet sich in den Händen des Richters."
„In meinem kleinen Koffer in der Kaserne," sprach der Kranke weiter, —„dort — dort, hier hast Tn den Schlüssel dazu — dort ist eine Abschrift der Urkunde. Heimlich habe ich sii gemacht — Fernau wußte nicht darum — aber ich traute seinen mir gegebenen Verspre-
chungen nicht und wollte einen Beweis gegen ihn in Händen haben. — Buchen hat ihn im Walde erschlagen, um sich der Urkunde, die ihn vernichten mußte, zu bemächtigen. Deßhalb war weder die Uhr noch die Börse des Ermordeten berührt. Ich habe längst Verdacht auf den Gutsbesitzer geschöpft — ich wagte indeß nicht, dem Gerichte die Anzeige zu machen."
„Hättest Du es gleich gethan, der arme Steiugruber würde nicht so lange im Gefängnisse geschmachtet haben. — Kann Buchen aber nicht angeben — er — er selbst habe dem Advokaten die beiden Zehnthalerscheine gegeben?".
Der Kranke schüttelte ablehnend mit dem Kopfe. „Fernan würde sich nicht mit einer so geringen Summe begnügt haben — er verlangte sünfzigtausend Thaler."
Erschöpft sank er auf das Lager zurück. Er hatte sich zu viel zugemuthcr.
„Und Alles — Alles, waö Du mitgetheilt hast, ist wahr — wahr?" fragte Heinrich.
„Ich kann es beschwören," hauchte der Kranke; die Stimme versagte ihm fast.
Der Krankenwärter trat ein, Er bemerkte Wolfrains erschöpften Zustand und bat Heinrich, ihn zu verlassen, damit er Ruhe bekomme.
Noch einmal erfaßte dieser des Kranken Hand und drückte sie schweigend — dankend. Dann eilte er hinaus. In ihm stürmte es aufgeregt. Mariens Vater war unschuldig! Und der Mann, den er so glühend haßte — der ein Mörder!
Er wußte nicht, was er beginnen sollte. Er wußte, daß der Kranke nicht log; aber hatte seine Erzählung Kraft, wenn er sie nicht beschwor? Reichte dieß Alles hin, um Buchens Schuld zu beweisen? Diese Fragen und Befürchtungen mischten sich verworren in feinem Kopfe.
In Wolframs Koffer fand er die Abschrift der Urkunde Wie sollte er sie benützen? Er durfte keiuen unüberlegten Schritt thun. Zugleich wollte er auch so rasch als möglich handeln. Schlaflos, Pläne fassend und wieder verwerfend, brachte er die Nacht zu. Viel würde er darum gegeben haben, hätte er Jemand um Rath fragen können; er mochte indeß sein Geheimniß Niemand anvertrauen. Der Kranke mußte seine Aussage erst beschwören — diesen Gedanken ließ er nicht wieder fahren.
Heftig erschreckte ihn deßhalb am folgenden Morgen die Nachricht, daß Wolfram während der Nacht gestorben sei. Er mochte und konnte es nicht glauben. Ohne Zögern eilte er selbst zum Hospital. Hier hörte er die Nachricht bestätigen. Eine unerwartete starke innere Blutung hatte dem Leben des Kranken mit einem Male ein Ende gemacht.
„Ihm ist wohl daran," fügte der Wärter, der ihn gepflegt hatte und der Heinrichs Theilnahme kannte, hinzu. „Ein Krüppel wäre er doch fürs ganze Leben geblieben; da ist's besser todt!"
Hätte er nur noch einen Tag für Heinrich gelebt, um seine Aussagen beschwören oder vor Zeugen wiederholen zu können! So besaßen sie keine Kraft, der Richter konnte ihnen keinen Glauben beimesscn. Dennoch gab Heinrich nicht alle Hoffnung auf. Das Letzte mußte er erst versuchen.
Nachdem er noch einige Tage sich Alles reiflich überlegt hatte, bat er um Urlaub und erhielt ihn auf längere Zeit. Ohne Zögern eilte er seiner Heimath zu. Das Herz schlug ihm lauter bei dem Gedanken, daß er nun Marie und seine Mutter Wiedersehen wexhx. Er bezwang indeß sein Sehnen und ging zuerst zur Stadt, zum Untersuchungsrichter Conradi.
Noch immer war das Urtheil über Steiugruber nicht gefällt. Er war bei seiner ersten Aussage hartnäckig geblieben.
Heinrich erzählte dem Richter Alles, was er von Wolfram gehört hatte.
Der Richter stutzte sogleich bei den ersten Worten. Hastig nahm er die Abschrift der Urkunde ihm aus der Hand. Er verglich sie mit den wenigen ihm von Heinrich früher überbrachten Ueberresten.
(Forts, folgt.)
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