Taftesneni'gkeiten.

Calw, 20. April. Für die heutige Sitzung des Kreis- strasgcrichts waren 4 Fälle bestimmt und zwar: 1) die Untersuchungs­sache gegen den ledigen Eisenbahnarbeiter Ludw. Schöner von Nord­stetten wegen Diebstahls; 2) die Untersuchungssnche gegen den Fuhr­mann Joseph Hegel von Wildbcrg wegen Diebstahls; 3) die Uu- r suchungssache gegen den ledigen Sattlersgescllen Benedict Früh­holz von Oberbiberg in Baiern und Genossen wegen Diebstahls und 4) die Untersuchungssache gegen Michael Roth von Rothenhaar, OA- Gaildorf, wegen Unterschlagung, wovon erstere' 3 Fälle zur Verhandlung kamen, der 4. aber wegen cinaelreteiicr Krankheit des Be­schuldigten nickt erledigt werden konnte. Schöner, welcher wegen Diebstahls schon mehrmals bestraft worden ist, hat nach seinem eige­nen Geständnisse am 23. Febr. d. I. Nachm, im Hause des Metz­gers Conrad Herrmann in Wildbcrg eine dem Eisenbahnarbciter W. Kiesewetttzr von Kobnrg gehörige Kappe im Werthe von 4 fl., und eine dem Eisenbahnbau-Akkordanten Schweizer von Rohrdorf gehörige Tabakspfeife im Werthe von etwa 1 fl. entwendet. Zu seinem Nachtheile gab er an, daß er bei dem Wegnehmen der Kappe in der Schlafkammer noch nicht den Entschluß gefaßt gehabt habe, sich auch die in der Wohnstube gehängte Pfeife anzueigncn. Da jedoch die Zeugen bestimmt behaupteten, auch die Kappe sei in der Wohnstube gehängt, nahm der Staatsanwalt an, daß die Entwendung beider Gegenstände ans ein und demselben Entschluß des Beschuldigten her­vorgegangen sei, daß somit demselben nicht 2, sondern nur 1 Dieb­stahl angerechuet werden könne. Der Antrag des Staatsanwalts ging dahin, den Beschuldigten wegen eines seinen 3. Rückfall bilden­den Diebstahls zu 1 Jahr und 5 Monaten Arbeitshaus und in sämmtliche Kosten zu verurtheilen. Das Gericht erkannte auf 1 Jahr und 4 Monate Arbeitshaus. Hegel ist geständig, in der Nacht vom 5./6. April d. I. mittelst einer Leiter durch eine etwa 6' über dem Boden gelegene mit einem'Süncbladcn versehene Fen­steröffnung von außen in das verschlossene Wohnhaus der Friedrich Reichert, Rothgerbcrs Wtw. zu Wlldbcrg, eingcstiegcu zu sein und aus deni daselbst befindlichen Futterraum einen Bündel Kleehcu im Werthe von 18 kr. entwendet zu haben. Tie Noch, gab er an, habe ihn zu diesem Diebstahl getrieben. Cr habe für sein Pferd und seine Kuh kein Futter mehr gehabt, auch sei er in Ermanglung von baaren Mitteln nicht in der Lage gewesen, Futter zu kaufen und ohne baare Bezahlung habe er keines bekommen. Der Staatsanwalt be­antragt, den Beschuldigten wegen eines auf zweiter Stufe ausgezeich­neten Diebstahls zu 9 Monaten Arbeitshaus und iu die Koste» zu verurtheilen. Das Gericht erkannte auf 8 Monate. Frühholz und Bertsch, der eine 22 und der andere 19 Jahre alt, Erstcrcr wegen Diebstahls schon mehrmals und Letzterer wegen Körperverle­tzung in Raufhündeln schon bestraft, sind beschuldigt, gemeinschaftlich in der Nacht vom 19/20. Febr. 6 Hemden und 1 Paar Strümpfe, welche die Wäscherin Christiane Klingel dahier von verschiedenen frem­den Eigenthnrnern zum Waschen übernommen hatte und von ihr vor dem Fenster ihrer Wohnung an einer Stange aufgehängt waren, im Werthe von 68 fl. entwendet zu haben. Außerdem ist dem Früh­holz zur Last gelegt, am 19. Febr. Abends aus dem unverschlossenen Stalle des Gasthvfbesitzcrs Thudium zum Badischen Hof dahier ein dem Fuhrkneckt Riethmüller von Nufringen gehöriges auf dem Bette gelegenes Hemd im Werthe von 48,kr. weggcuommen zu haben. Auch ist Bertsch beschuldigt, am gleichen Tage Nachmittags etwa um 4 Uhr aus der unverschlossenen Bühne der Chr. Bvzenhardt'schcn Wasch­anstalt in der früheren Zündholzfabrik 2 verschiedenen Eigenthümern gehörige Hemden im Werthe von 3 fl. 30 kr. entwendet und in der Nacht vom 19./20. Febr. dem Mechaniker Braun dahier 1 Paar Tuchhosen im Werthe von 40 kr. von einer Stange, an welcher sie zum Trocknen aufgehängt gewesen waren, weggeuommen zu haben. Bezüglich des ersten gemeinschaftl. Diebstahls gab Frühholz an, ei­nem ihm Unbekannten, der aus der Brücke zu ihm gekommen sei, habe er gesagt, er brauche ein Hemd, worauf dieser crwiedert, er wisse Hemden. Der Unbekannte sei sodann fortgegangen und habe bei seinem Zurückkommen 6 Hemden und 1 Paar Socken gebracht und ihm hievon 3 Hemden gegeben- Bertsch will der Unbekannte wicht gewesen sein. Obwohl 'es nun sehr nahe liegt, daß fraglicher Diebstahl von Frühholz und Bertsch gemeinschaftlich verübt worden fit, so konnte ein genügender Beweis hicsür nicht beigcbracht und

Bertsch als Complottant nicht behandelt werden. Des im Thudium- schen Stalle verübten Diebstahls ist Frühholz geständig, und will sich Bertsch hieran nicht betheiligt haben. Ebenso hat Bertsch die Entwendung der 2 Hemden in der früheren Zündholzfabrik zugestan- dcn, in Beziehung auf die Art der Ausführung aber angegeben, daß er von dem anstoßenden Berge aus mit einem Schritt den Trocken­boden erreicht habe. Der auf Antrag des Staatsanwalts an Orr und Stelle vorgenommeue Augenschein ergab jedoch, daß der untere Trockenboden 45' höher liegt als der Felsenvorsprung, von welchem aus Bertsch eingetrcten sein will, daß somit Bertsch fraglichen Dieb­stahl durch Einsteigen verübt haben müsse. Wegen des Hosen-Dieb- stahls wurde keine Klage erhoben und kam dieser somit nicht weiter iu Betracht. Ter Staatsanwalt beantragte 1) den Frühholz wegen eines im Complott verübten gerichtlich strafbaren und wegen eines po­lizeilich strafbaren Diebstahls zu 2 Monaten Zuchtpolizeihaus und in die Kosten zu verurtheilen, auch ihn für immer aus dem würktemb. Staatsgebiet auszuweisen; 2) den Bertsch wegen eines auf 2. Sticke ausgezeichneten Diebstahls zu 10 Monaten Arbeitshaus und in de Kosten zu verfallen. Das Gericht erkannte bei Frühholz auf 3 Mo nate Zuchtpolizcihaus, den Ersatz der Kosten und Landesverweisung, bei Bertsch auf 9 Monate Arbeitshaus und den Ersatz der Konen, womit die Sitzung, welche bis Abends 6 Uhr dauerte, beendigt war. Tagesordnung für Dienstag, den 27. April: 1) Vormilt gs 9 Uhr die Uutcrsuchuugssache gegen Wilhelm Fr. Fleck, Metzger von Entringen, wegen Diebstahls; 2) Nachmittags 3>/-2 Ubr die Untersuchungssache gegen Melchior Hiegcl, Gypser von Simmoz- heim, wegen Ehrenkränknng; 3) die UntersuchungSsachc gegen Cbristn. Jmmauuel Steinlevon Wildberg wegen Diebstahls.

-s- Calw, 23. April Die am letzten Dienstag stattgehabte Si­tzung der hiesigen bürgerlichen Kollegien (Stiftungsrath und Bürgcr- ausschuß) war von wesentlicher Bedeutung, indem iu derselben nicht allein der Beginn der Kirchenrestauration, welche nach dem vorliegen­den Uebcrschlag (ohne neue Orgel) 42,000 fl. kosten soll, voraus­sichtlich jedoch viel mehr kosten wird, einstimmig beschlossen win de, sondern auch die schon lange schwebende Frage des Turukallebaus zi.in AuStrag kam. Obwohl dieser Bau viel weniger kostspielig ist und dem Bedürsniß der Zeit vollständig entspricht, fand er doch nicht die ungetheilte Zustimmung. Die beabsichtigte Turnhalle kommt auf 7000 fl. zu stehen, zu welchen der Turnverein 2000 fl. beizutragen sich erbot, und der Staat nach andern Vorgängen einen Beitrag von mindestens 3000 fl. geben wird, so daß die Stadt schließlich nur noch 2000 fl. anfzuwenden hat, wofür sie ein Gebäude im Werth von 7000 fl. als Eigenthum erwirbt, welckes sie schon wegen der Turn- pflichtigkeit der Schuljugend mit der Zeit jedenfalls hätte bauen müs­sen, auch wenn ihr der jetzt angebotene bedeutende Beitrag des Turn­vereins nicht mehr zur Verfügung gestanden wäre. Der Bau wurde vom Bürgerausschuß mit 6 gegen 2, vom Stiftungörath mit 8 gegen 5 Stimmen beschlossen. Mögen sich die Gegner bald mit diesem Beschluß aussöhnen und der Bau rasch gefördert werden!

Vaihingen a. Enz, 20. April. Gestern Abend wurden die

des Raubmords an dem alten Werthheimer beschuldigten und in der Nähe von Würzburg verhafteten Verbrecher Lenze aus Kleiuglatt- bach, der Bediente des Ermordeten, und Seytter von hier, hier eingelicfert, nachdem sie seit mehreren Tagen von der neugierigen Volksmenge vergeblich erwartet worden waren. Wie nicht anders zu erwarten stand, hatten dieselben durch ihren auffallenden Geldvcrbrauch die Aufmerksamkeit der Polizei aus sich gezogen, was ihre Verhaf­tung zur Folge hatte. (St.A.)

Stuttgart. Im abgelaufenen Jahr sind in unserer Münze 136,878 fl. iu Thalerstückeu, 52,609 fl. in Halbguldenstücken, 19,815 fl. 1 kr. in Einkreuzerstücken und 8244 fl. 17 kr. in halben und Vier- telskrcuzerstücken, zusammen 211,546 fl. 18 kr. ansgemünzt worden. Seit dem Abschluß der Münzconvention vom 25. August 1837 bis zum heutigen Tage wurden bei uns im Ganzen 41,693,053 fi. 59 kr. ausgemünzt.

In Heidelberg ist die Erbauung eines Konversationshauses im Werke. Cs soll in der Leopoldesträße in der Nähe des Bahnho­fes und desEuropäischen Hofes" zu stehen kommen, Lesesäle, Spa- i zierhalle, Konversationszimmcr, Musikrnume und Lokalitäten für eine

Restauration enthalten und für die vielen hieher kommenden Fremden als passender Vcreinigungsort dienen. Nach einem ausgearbciteten