Fortbildungsschule den Besuch der Sonntagsschulc aufhebt, die religiöse Fort­bildung unserer ledigen Jugend hinrcichenv gewahrt werde, v. Kap ff hat den Antrag gestellt? die Bitte an die Oberkirchenbehörde zu richten, dieselbe möchte sich bei der K. Centralstelle für Laudwirthschaft und der K. Commission für gewerbliche Fortbildungsschulen dafür verwenden, daß den untergeordneten Ortsjchnlbehörden Weisung gegeben oder doch dringend empfohlen werde, von der ans die Abend- oder Fortbildungsschulen zu verwendenden Zeit wöchent­lich eine halbe Stunde dem Geistlichen religiöse Einwirkung auf die Jugend einzuraumcn. Die Commission gelaugt zu zwei Anträgen, zunächst:an die hohe Obcrkirchcn- und Schulbehörde die Bitte zu richten, sic wolle religiösen Unterricht in den Lehrplan der im Sinuc des Art. 2 des Gesetzes vom 6.1 Nov. 1858 errichteten Wintcradeudschuleu aufnehinen und auordncn, daß zum Zwecke obligatorischen Besuches dieser >Lchulen die SonntagSschnle nur wäh­rend der Wintermonate eingestellt werde, im Sommer aber fortbestehe." Re- gierungsralh Bäyner zeigt am Beispiele LcS Tübinger landw. Bercins, daß es möglich sei, religiösen lintcrricht in den Lehrplan obligatorischer Winter- eebeuoschulcn aufznuehmcn; erstellt den Antrag mit Stunden. Nach einer langen Debatte über die Bedeutung einer obligatorischen Winterabendschule und ihrer Beziehung zur SonntagSschnle wird der Antrag von Bätzncr ab- gelehut uiio der Commissiousanlra> angenommen. Hinsichtlich der frei­willigen Fortbildungsschulen gelangt die Commission zu dem Anträge:hohe Landesjonode wolle die Anträge der Synodalabgeordnelen Krauß und Presset der hohen Obcrkirchenbehörde zu thunlichster Berücksichtigung mit der Bitte übergeben, dahin zu wirken, daß, soweit verbindende Anordnungen nicht zu erlassen oder zu erlangen sind, die religiöse Fortbildung unserer männlichen Jnaend, welche die landwirlhjchafttichen und gewerblichen Fortbildungsschulen besuchen, durch freie eifrige Thätigkeit der Geistlichen kräftig gepflegt werde" (Maser:und der weiblichen ledigen Jugend, welche die Fortbildungsschule besucht, die gleiche Fürsorge zugcwendet werde"). Der Herr Minister bemerkt n. A.: cs bestehe die Absicht und es seien Einleitungen getroffen, daß in die Commission für gewerblicheFortbildungSschulcn ein Mitglied der evangelischen Oberschnlbehörde ausgenommen werde, wie es bei der Centralstelle für Land- wirthschaft bereits der Fall ist. Da diese Erklärung der Stimmen der Ver­sammlung vollkommen entspricht, werden alle weiter gehenden Anträge, insbe­sondere von Weigand und Wächter, abgclehnt, und der Commissionsantrag mit dem Zusätze von Maser fast einstimmig angenommen. Ebenso wird an­genommen ein Antrag von Kalchreuter auf Erhebung von periodischen stati­stischen Notizen in Bezug aus die Leistungen auf dem Gebiet der religiösen Fortbildung. Dr. Hayn berichtet noch im Namen der Commission für christliches Leben über Förderung der Jünglingsvcreine; es soll dieser Punkt rn die Ansprache an das evangelische Volk ausgenommen oder als Bitte an die Oberkirchenbehördc gebracht werden, wenn sich die Synode nicht zu einer Ansprache für competcnt erkennen sollte.

X Eine neue Genossenschaft ist unter den zahlreichen Arbeitern Eßlingens in Anregung gekommen: es ist eine Prodnktiv-Genos- senschaft von Eisenarbeitern.

In Gamertingen fand vor einigen Tagen eine Versamm­lung von Interessenten zu Gunsten einer Bahn Reutlmgen-Sigma- ringen statt.

>V0. Für Ulm hat sich die Gründung einer Mehlbörse als Ve- dürfniß ergeben, dieselbe ist am letzten Dienstag eröffnet worden und hatte sich eines sehr zahlreichen Besuches zu erfreuen.

Laupheim, ll.März. (Zollparlamentswahl.) Heute

kündigen Plakate an, daß Hr. Rechtskonsulent Becher von Stuttgart in Folge der an ihn ergangenen Einladung am Sonntag den 14. März Nachmittags 3 Uhr bei günstiger Witterung auf dem Markt­platz, außerdem im Saale zum Lamm, seine Ansichten vor der Wäh­lerschaft kuudgeben werde. Gleichzeitig vernimmt man aus Uim, daß Herr Eduard Pfeiffer, der Landtagsabgcorduete, die Kandidatur zum Zollparlament definitiv abgelehnt habe und seitens derDeutschen Partei" nunmehr Hölder im Wurfe sei. (srA.)

Heidelberg, 10. März. Heute früh starb hier nach kurzer Krankheit im Alter von 79 Jahren Geheimerath Dr. Karl Theodor Welcker, langjähriges Mitglied der badischen zweiten Kammer und 1848 Rrichstagsabgeordnetcr und Reichsminister, seither hier privati- sirend.

München, 10. März. Die in Nördlingen stattgehabte Zu- sammenkm'st der K- Staatsminister des Aeußern von Baicrn und Württemberg soll sich, wie man diesen Abend sich mittheilt, zunächst auf die süddeutsche Bündnißfrage bezogen haben.

Die bare rische Abgeordnetenkammer beschloß in ihrer Sitzung vom 9. .Rar;, an die Regierung die Bitte um Freigabe der Brod- und Me'sitaxe, jedoch unter Vorbehalt ihrer zeitweise,: Wiedereinfüh­rung im Falle dringenden Bedürfnisses, zu stellen.

Gotha, 10. März. Die Rachricht, daß der Abschluß eines Accessionsvertrags mit Preußen bevorstehe, wird von unterrichteter Seite in Abrede gestellt.

Hamburg, 12. März. Der Herzog Christian von Schles- wig-Holstein-Augustenburg, der Vater des Prinzen Ehristmn, starb! die verflossene Nacht auf dem Schlosse Primkenau in Schlesien.

Prag, 8. März. Der Kurfürst von Hessen beabsichtigt Horo- witz zu verkaufen und dann Böhmen zu verlassen; gerüchtweise heißt es, daß derselbe einem Ausgleiche mit Preußen nicht abgeneigt sei, wenn die Eonfiskation seines Vermögens aufgehoben werde.

Spanien. Madrid, 6. Marz. (Kuba.) Der Jmparcial meldet, daß die Regierung dem Generalkapitän von Cuba General ! Dulce, telegraphisch die Weisung habe zugehen lassen, jedes gegen Aufrührer ausgesprochene Todesurtheil vorerst nicht Vollstrecker, zu las­sen. 1l. Mürz. Figuerola hat ,eine Gesetzvorlage, die Aufnahme erner Anleihe von 1000 Millionen Realen betreffend, eingebracht.. DerPatrie" wird von hier geschrieben: Es ist hier der Versuch ge- macht worden, 67000 Soldaten, welche die Kaserne der Guardia bewohnen, zu vergiften. Die Wachsamkeit eines Offiziers hatte das Komplott vereitelt. Am 6. März wurde in eben derselben Kaserne der Guardia, der größten von Madrio, Feuer angelegt. Das Feuer- brach gleichzeitig an 4 Punkten aus; das Dach, die Ställe, die Ma° gazine, A lles war in einem Augenblick Ein großes Feuer.

Belletristisches.

Ein Verbrecher.

(Fortsetzung.)

Frau von Friesen machten ihre Neider es zum Vorwurfe, daß sie schon wieder daran denke, sich zu vermählen, nachdem ihr erster Gemahl noch kein volles Jahr todt war. . Ohnehin hatte die Art und Weise, wie er gestorben war, für sie doppelt schmerzvoll sein müssen. In bester Gesundheit war er zur Jagd in einem benachbar­ten Wald gefahren. Die Gutsbesitzer aus der ganzen Umgegend hatten daran Theil genommen. Rach Beendigung der Jagd hatten, wie es gewöhnlich zu geschehen pflegte, die Gutsbesitzer sich in einem in dem Walde gelegenen Wirthshause vereint, um dort ein lustiges Mahl eiuzuuehmen. Wie gewöhnlich wurde tüchtig dabei getrunken und die Zecherei hatte bis gegen Morgen gewährt. Eines sich ent­stellenden Unwohlseins wegen hatte Herr von Friesen sich etwas frü­her entfernt. Ec schob dasselbe auf eine Erkältung, welche er sich bei der Jagd zugezogen. Es war in der That schlechtes, unfreundliches Wetter gewesen. Zu Haus angckommen, harte sich das Unwohlsein bedeutend gesteigert. Dennoch hatte er es leicht genommen und das Rufen eines Arztes abgelehnt. Heftiges Erbrechen, krampfartige Schmerzen hatten sich eingestellt. Erst in der folgenden Nacht war­en: Arzt gerufen; er war bereits zu spät gekommen, unter Krämpfen mar der Kranke bereits verschieden. Aus den Angaben der Diener Frau von Friesen war in ihrem Schmerze unfähig zu jeder Mil- theilnng gewesen hatte der Arzt auf einen hinzugekommeneu Schlag- sluß geschlossen. Eine Obduktion der Leiche hatte nicht staitgefunden. Wozu auch? Rach Beerdigung des Tobten, bei der säinmtliche Theilnehmer von der Jagd sich Ungesunden, hatte sich unter den: Volke das Gerücht verbreitet, Herr von Friesen sei keines natürlichen Todes gestorben er sei vergiftet. Der Diener, welcher ihn wäh­rend seiner kürzen Krankheit vorzugsweise mit gepflegt hatte, wollte Erscheinungen bemerkt haben, welche auf eine Vergiftung schließen ließen.

Auch Frau von Friesen vernahm das Gerücht. Die krampfar­tigen Zufälle ihres Mannes hatten wahrscheinlich dazu Veranlassung gegeben. Sie glaubte nicht daran. Wie hätte auf der Jagd Gift an ihren Mann gelangen sollen und krank war er bereits von der Jagd gekommen. Bei dem Mahle hatte er von denselben Speisen genossen, von demselben Weine getrunken, wie die klebrigen, und Keiner derselben hatte an sich auch nur das geringste Unwohlsein bemerkt.

Auch war bei Keinem der Jagdgenossen ein Verdacht aufgestie­gen. Herr von Buchen hatte bei dem Mahl an seiner Seite geses­sen und ihm war nicht das Geringste aufgefallen. An dem folgen­den Tage hatte er auf die Kunde von Friesens Unwohlsein diesen sofort besticht, und auch da hatte er eine solche Befürchtung nicht ein­mal angedeutet.

Gerüchte entstehen leicht; ebenso schnell werden sie wieder ver­gessen, wenn sie keine Begründung und Beachtung finden.

Buchen war fast täglich auf dem Gute seiner Braut. Es lag ihm viel daran, daß sie so bald als möglich die Seinige wurde. Denn seine Lage war eine immer peinlichere geworden und doch durste er sich dieß nicht merken lassen, mußte im Gegentheil viel mehr Glanz zeigen als vorher. _(Forts, folgt.)

Redigirt, gedruckt und verlegt von A. Oelfchlager.