20
hat. Trotzdem soll ein günstiges Resultat sicher zu erwarten stehen.! das Gras zeigte keine Spuren eines gewaltsamen Kampfes und — Nach einer Mittheilnng der Karlsr. Ztg. ans Wien, 9. Jan., j Ringens.
groß,
sollen neueste Enthüllungen vorliegen, welche den unwiderleglichen Beweis führen, daß zwischen Rumänien und Griechenland ein gemeinsamer Angriffsplan gegen die Türkei vereinbart war, und daß nur die nicht erwartete Energie der Pforte die noch nicht reife Ausführung verhindert habe.
Belletristisches.
Ein Verbrecher.
(Fortsetzung.)
Der Arzt hatte auch die Wunde gereinigt. Sie war klaffend. Die Haare waren zum Theil durchschnitten.
„Er ist init einem scharfen Instrument erschlagen," bemerkte er. „Der Schädelknochen ist wie durchschnitten — die Wunde ist fast zwei Zoll lief. — Bon einem Säbel oder Hirschfänger kann sie nicht herrührcn — eine zu große Kraft würde dazu gehören — die Wunde müßte auch länger sein Mit einer Axt oder einem Beile muß sie beigebracht sein. — Nur ein einziger Schlag — aber ein furchtbarer."
Der Richter stimmte der Vermuthung des Arztes bei. >
„Haben Sie nicht irgend welche verdächtige Spuren oder Zei-> chen hier wahrgenommen, welche auf den Mörder Hinweisen?" wandte / er sich an den Förster. ^
„Keine. ES war Alles wie jetzt. — Freilich," fügte er hinzu, > „war ich durch den unerwarteten Anblick so erschreckt, daß ich nichts näher untersucht habe."
„Haben Sie auch nichts bemerkt?" fragte der Richter noch den Jägerbnrschen.
„Nichts", entgegnet» dieser.
Der Arzt hatte die Wunde noch genauer untersucht und gemessen. Er fand seine erste Ansicht bestätigt. „Ein sehr scharfes Instrument," fügte er hinzu. „Die Haare sind nicht in die Wunde getrieben, sondern abgeschnitien.
Er durchsuchte min, von dem Richter anfgefordert, die Kleidung des Ermordeten.
In der linken Westentasche steckte eine goldene Uhr. Sie war
Der Richter hatte sämmtliche Gegenstände zu sich genommen. Die Zeichen in der Wäsche bestätigten zum Ueberfluß, daß der Ermordete der Advokat Fernau war: k. — Wilhelm Fernau,
hieß er.
Während der Richter zwei zufällig hinzugekommenen Holzarbeitern den Auftrag gab, den Todten, um dessen entstelltes Haupt ein Tuch geschlungen wurde, in das nahe Dorf zu tragen, und diese sich anschickien, denselben ausznführen, durchsuchte er selbst, von dem Aktuar unterstützt, das Gebüsch in der Nähe.
In einer Entfernung von ungefähr zwanzig Schritten fand der letztere ein Beil mitten im Gebüsch, welches mit Blut bespritzt war. Um allen Zweifel zu heben, daß hiermit das Verbrechen ausaeführt war, klebten an dein Beil noch einige Haare, welche ohne Zweifel dein Todten angehörtcn.
Weiter war trotz alles Snchens nicht zu finden. Aber einen wichtigen Anhaltepunkt bot das Beil selbst dar. Die beiden Buchstaben II. L. waren deutlich in den Schaft cingcschnitten.
Einer der Bauern erkannte es als das Beil eines in dem Dorfe wohnenden Holzhauers. Auch die Buchstaben stimmten: er hieß Heinrich Karsten.
Ueber die Gesichter der Bauern glitt Bestürzung. Sie kannten den Mann recht gut, aber Keiner hätte ihn einer solchen That für fähig gehalten.
Nur der Schulz sprach: „Karsten hat das Verbrechen nicht begangen. Ich kenne ihn zu lange Jahre."
„Man täuscht sich in Manchen:. Ihr selbst habt zugegeben, daß cs sein Beil ist?" bemerkte der Richter. „Ist er unschuldig, so wird er doch sagen können, wie sein Beil hierher kommt."
Alle kehrten nach dem Dorfe zurück. Auch der Richter, Aktuar und Physikus gingen mit. In der Dorfschenke kehrten sie ein, um dort sogleich ein Verhör Karstens vorzunehmen. Der Schulz begleitete sie. Auch der Todte war nach der Schenke gebracht, und dort in einer Kammer niedergelegt, bis ein Wagen aus der Stadt gesandt wurde, ihn zu holen.
Sofort wurde nach dem Holzhauer gesandt. Er erschien. Das
SU Tn »Hfl«; I°Mch °I- « s-MW MN M.-E
^ o Z . . er es UN Walde liegen lasten, vergeben, aber Nicht an jener Stelle,
der Weste und war dort mit einem Haken befestigt. Sie hing frei ^ ^ ^
und siel sofort in die Anaen l Indern nicht weit davon, wo er Hol; gefallt. Seit der Zert war
"" ^ ^ „. „ , ' g.n,,, ^er mcht wieder im Walde gewesen, weil er bei einem Bauer qear-
Hatte hie: em Raubmord statt^ beitet und von der Arbeit zurückgckehrt, halte er an diesem Tage sein
trug, ,o,war es unbegreiflich, w.e dem Mörder die Uhr hatte ent- ^ wieder verlassen, weder am Abend noch während der
Er nahm die Uhr zu sich. Sie i
Nacht.
gangen sein können.
Der Richter sprach dieß aus.
ging noch. , zweite der Wirth, der zufällig an diesem Abende bis spät bei ihm im
In der rechten Westentasche steckten ennge Schlnstel und ein ^ -
Älich st>! WÜI.' , __ 9 I
Das Erstere bezeugte ihm der Bauer, bei dein er gearbeitet, das
kleines Messer. In der Hosentasche steckte die Mrse ^ ^ diese entlastende Zeugnisse ^ den Richter
unbernhrt geblieben, denn an beiden Enden wm Geld enthalten, --'-l' ^ Ruhe und Unbefangenheit des Mannes Mit scharfem Auge
hatte er ihn beobachtet. Auf keine Frage war er eine Antwort schul-
bergeld, zwar nicht viel; im Ganzen ungefähr drei Thaler; aber es blieb immer unbegreiflich, wenn ein Raubmord vorlag, daß der Mörder nicht zum Wenigsten die Taschen untersucht haben sollte.
Sollte er gestört worden sein dw'ch irgend ein Geräusch in der Nähe? Das war kaum glaublich; er würde sicher später zurückgekehrt sein.
Eine Brieftasche fand sich bei dem Todten nicht vor. Der Richter erinnerte sich zwar, daß er sehr häufig eine solche bei ihm bemerkt habe, in welcher er Papiere und Kassenscheine zu tragen pflegte. Er wußte uicht, ob der Todte sie immer trug, ob er sie auch an diesen: Tage bei sich geführt.
Eins siel ihm noch auf. Der Gemordete hatte die Gewohnheit gehabt, den Nock immer zugeknöpft zu tragen, zum wenigsten bis zur Hälfte, — hier lag er mit ganz geöffnetem Rocke. Ja er war scheinbar gewaltsam aufgerissen, denn ein Knopf fehlte.
Der Richter machte den Arzt darauf aufmerksam. Dieser suchte im Grase — richtig, der Knopf fand sich dicht neben dem Todten.
Aller Wahrscheinlichkeit nach war der Rock erst aufgerissen, nachdem der Unglückliche erschlagen war. Nicht bei vorhergegangenem Ringen, der Knopf hätte dann vielleicht entfernter gelegen. Auch
dig geblieben, er hatte sie stets ohne Zögern , ohne den geringsten Widerspruch, ohne das leiseste Zeichen von Furcht gegeben.
So ruhig antwortete kein Verbrecher. Und der Richter hatte während einer langen Praxis einen scharfen Blick erlangt. Er hatte allerdings schon Verbrecher kennen gelernt, die durch keinen Zug, durch keine Miene, durch kein Wort sich verrietheu, — für die Unschuld dieses Mannes hätte er dein: selbst Bürgschaft geleistet.
Um indeß vollständig seiner Pflicht nachzukommm, führte er ihn in die anstoßende Kammer zu dem Leichnam des Ermordeten. Auch hier behielt Karsten seine völlige Ruhe, obschon er bei dem ersten Anblick des Erschlagenen sich abwandte. Der Anblick war ein zu erschreckender.
Der Richter entließ ihn. Als dieser selbst die Kammer wieder verlassen wollte, gab ihm der Wirth, der ihm gefolgt war, ein Zeichen, einen Augenblick zurückzubleiben.
Der Richter blieb. Zögernd trat der Wirth heran; er schien etwas auf dem Herzen zu haben und gleichwohl sich zu scheuen , es auszusprechen. Es konnte mit dem Verbrechen im Zusammenhang stehen — der Richter sprach ihm freundlich zu.(Forts, folgt.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von A. Oelschlcigci.