Probst, Mohl, Fetzer sprechen sich für den Antrag aus, der endlich mit 45 gegen 38 Stimmen angenommen wird.

Stuttgart, 13. Jan. Zn Vertretern Württembergs im Bundesrathe des Zollparlamentes ist der württembergische Gesandte in Berlin, Frhr. v. Spitzemberg, ferner Oberregierungsrath Bitzer und Oberfinanzrath Riecke ernannt worden. Die Ernennung ist dem Vernehmen nach noch am letzten Freitag erfolgt. Wie wir hören, sind von Seiten des Ministeriums des Innern alle Vorbereitungen getroffen worden, um die Wählerlisten, die 4 Wochen vor der Vor­nahme der Wahlen zum Zollparlamcnte öffentlich aufgelegt sein müs­sen, anfertigen zu lassen.

Stuttgart, 12. Jan. Der Bericht über das Militärgesetz ist druckreif und zum Theil schon bereits dem Druck übergeben. Wie wir hören, handelt es sich nur noch um eine redaktionelle Um­arbeitung des Gesetzesentwurfs, der von der Kommission mehrfach formell amendirt worden ist. In den Hauptzügen besteht zwischen Regierung und Kommission keine Meinungsverschiedenheit mehr.

Wien, 11. Jan. DiePresse" meldet: Die Regierung be­absichtige die Grnndzüge des nach dem letzten Kriege veröffentlichten Wehrsystems aufzngeben, daS Loskaufsrecht wieder herzustellen und das stehende Heer dem Bedürfnis der Lage entsprechend zu reduzi- rcn. Für den Dienst im Innern, die Bewachung der Festungen, die Aufrechthaltung der Ordnung, werde die Errichtung von aus Re­servisten bestehenden Landwehren in beiden Reichshälsten beabsichtigt. Ein Privattclegramm desTagblatts" aus Semlin sagt: Die Kriegsvorbereitungen Serbiens seien nahezu vollendet. Trotz der Abmahnungen und Drohungen Oesterreichs, Frankreichs und Eng­lands fahre mau mit den Rüstungen fort. Die Aufregung im Lande sei groß. 12. Jan. Der italienische Gesandte in Paris, Ritter Nigra, soll einen von Seiten Frankreichs vorgeschlagenen Vertrags­entwurf nach Florenz gesandt haben, welcher an Stelle der Septem­ber-Konvention treten, und womit man in Rom einverstanden sein soll. (?) Nigra habe die Annahme des neuen Vertrags empfohlen, wel­cher die Räumung des Kirchenstaates durch Frankreich zur Folge haben würde. DasTagblatt" sagt: Die Verständigung zwischen Italien und Frankreich sei dem Abschluß nahe. Die Grundlage der Verständigung sei den Wiener und Londoner Kabinetten mitgetheilt und von denselben gebilligt.

Wien, 14. Jan. Das Neue Fremdenblatt erfährt, daß im Kriegsministerium eine bedeutende Armeereduzirung vorbereitet werde. Das Avancement soll bis zum Jahre 1870 eingestellt werden; ebenso sei die Auflassung des Armee-Oberkommando's bevorstehend, und es sollen zahlreiche Pensionirungen in der höheren Generalität in Aussicht sein.

Das Leichenbegängniß des Kaisers Max soll am 18. Januar in Wien stattsinden. Auch preußische und russische Offiziere werden der Feierlichkeit beiwohnen. Der Kaiser legt ein dreifaches Lorbeer­blatt auf sein Grab, das die Inschrift trägt: Dem unvergeßlichen Bruder, dem Helden und dem treuen Christen.

Frankreich. Paris, 11. Jan. Um einen Begriff von der augenblicklich herrschenden Noth und Geschäftslosigkeit zu geben, sei nur der Umstand erwähnt, daß die Zahl der Pariser Haushaltungen, welche ihren Hauszins am Anfang dieses Jahres nicht bezahlen konn­ten, 8000 beträgt. Wir glauben, daß diese Zahl unter die sprechen­den gerechnet werden kann. Es ist wirklich die höchste Zeit, daß der Vcrtrauenslosigkeit, die alle Geschäfte niederdrückt, durch eine -klare Regierungspolitik ein Ende gemacht werde. Ein Pariser Blatt bemerkt, daß seit einigen Wochen die Zahl der Verheirathungen be­trächtlich zunimmt. Dieß beweist, wie man im Volk über das Hee­resgesetz denkt.

England- London, 11. Jan. Bei dem in Dublin verhaft teten Fenierführer Lennon wurden wichtige Papiere gesunden, welche Fenier-Plane enthüllen. Die Regierung beabsichtigt, noch mehr Preß- prozesse in Irland anzustrengen. Mr. Thornton ist aus seinen Gesandtschaftsposten nach Washington abgereist. Aus Cork wird telegraphisch gemeldet, daß in der Tasche eines über die Straße gehen­den Mannes eine Sprengflasche explodirte. Der Mann warf den Rock weg und ergriff die Flucht; zwei Dabeistehcnde wurden verhaftet.

Amerika. New-Dort, 26. Dez. Wie sehr das Geschäft in New-Dork im Argen liegt und wie nicht bloß Arbeiter, sondern auch gebildete Leute in ganzen Schaaren ohne Beschäftigung sind, ist da­raus zu erleben, daß auf eine Zeitungsanzeige in den letzten Tagen

sich nicht weniger als 600 Mann für eine Kommisstelle in einem Spczereigeschüfte meldeten. Besonders für Auswanderer ist der jetzige Zeitpunkt ein sehr mißlicher, denn in den übrigen Beschäftigungen ist das Verhältniß noch viel bedeutender. Die Zahl der Emigranten, die seit 1. Januar bis I I. Dezember 1867 in New-Aork eintrafen, be­lief sich auf 235,411, etwa 10,000 mehr aks in derselben Periode im vergangenen Jahre.

ES rächt sich.

(Fortsetzung,)

Es ist nicht möglich!" rief Georg, der das Gehörte nicht zu fassen vermochte.Todt todt, sagt Ihr?"

Der Schlag hat ihn gerührt, zweimal, und das letztemal war er todtlich. Der heftige Auftritt mit dem Advokaten, daS Unglück seiner Tochter , . . Ihr kanntet sie ja!"

Welches Unglück!" unterbrach ihn Georg hastig.

Ihr wißt nichts davon? Ihr Vater wollte sie zwingen, den Advokaten Hartung zu heirathen, da hat sie das Haus ver­lassen in der Nacht, Niemand weiß, wo sie geblieben ist sie har sich das Leben genommen, wenn auch ihr Leichnam noch nicht gefunden ist. Wir haben vergebens nach ihm gesucht."

Marie lebt!" unterbrach ihn Georg.Sie lebt! zu mir hat sie sich geflüchtet und hat keine Ahnung davon, welches entsetzliche Unglück geschehen ist!"

Sie lebt!" rief der Mann erstaunt und erfreut. Ihr wollt mich täuschen?"

Sie lebt!" versicherte Georg,Wo ist ihre Mutter? Sprecht!"

Sprecht leise" bat ihn der Mann.Drüben in jenem Zimmer liegt sie, durch daS Unglück ihres Kindes selbst dem Tode nahe gebracht. Noch weiß sie nicht, daß ihr Mann gestorben ist, diese Nachricht wird ihr den Tod geben!"

Laßt mich zu ihr! Ich will ihr sagen, daß Marie lebt, daß ihr nichts fehlt, daß sie bei meiner Mutter ist" rief Georg.

.Ihr seid zu aufgeregt" erwiederte der Andere.Ich will ihr die Nachricht überbrinzen. Sie darf Euch nicht sehen, denn Ihr würdet sie an alles das erinnern, was sie gelitten hat, seit Ihr dieses Haus verlassen habt. Wäret Ihr nie aus ihm geschieden!"

Auch Georg drängte sich in diesem Augenblicke dieser Ge­danke auf. Ja. wäre er nie geschieden, eS würde dann vielleicht noch Alles so sein, wie es vor wenigen Monaten gewesen war. Was hatte diese kurze Spanne Zeit hervorgerufen I Er trug keine Schuld daran und doch lag es schwer auf ihm.

Ich hatte keine Ahnung, daß eS so kommen könne" er­wiederte er;hätte es in meiner Macht gestanden, daS Ge­schehene zu verhindern, ich würde Alles ausgeboten haben!"

Euch trifft kein Vorwurf," entgegnet« der Andere. Wollt Ihr den Todten noch einmal sehen? Dort in jenem Zimmer liegt er. Ich will seiner Frau die Nachricht bringen, daß Marie lebt, sie wird sie hoffentlich soweit stärken, daß sie den Tod ihres Mannes ertragen kann."

Langsam zögernd trat Georg in daS Zimmer. Noch lag der Tobte auf seinem Bette, das Gesicht mit einem weißen Tucke verhüllt. Welches Wiedersehen für Georg! Da lag die große kräftige Gestalt, die er so gesund und blühend verlassen hatte! Wie schwer halte sich die eine That an ihm geräck>tl

Langsam hob er das Tuch empor, des Todten Gesicht noch einmal zu sehen, und schrack zurück, als er diese bleichen, einge­fallenen Züge erblickte. Um Jahre schien der Todte gealtert zu sein. Jene tiefen Furchen auf der Stirn und längs der Nase hin waren nickt der Eindruck des Todes, Sorgen und Kummer mußten sie gezogen haben. Mit bitteren Gefühlen hatte Georg stets an Gerecke zurückgedacht, weil er ihn um sein schönstes Glück betrogen dieser eine Anblick söhnte ihn mit ihm aus. Er mußte schwer gelitten haben seine Schuld war gesühnt, selbst wenn er sie nicht bereuet batte. Es ist ein ernster Augenblick, wenn wir an dem Lager eines Todte« stehen, er wird doppelt ernst und bedeutungsvoll, wenn wir eine Lebenserfahrung in ihm gewinnen, denn diese prägt fichOns zu tief ein, um sie je wieder zu vergessen _ (Fort s fo lgt.)

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