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Mischungsverhältniß erhobenen Bedenken sollen nicht durchgedrun­gen, vielmehr soll der Regierungsentwurf von rer Mehrheit ge­billigt worden sein. (Schw. M.)

Die Schaudergeschichte von dem ü la Kaspar Hauser behan­delten Unte rdeuf stetrer Kind , die wir dem D. L, nacher- zähltcn, verhält sich nun nach der zweiten Korrespondenz dieses Blattes doch nicht so kraß. Das Kind wurde demnach nicht ver­heimlicht und nicht wie ein Vieh in engräumiqem Käfia aufge­füttert, aber allerdings schlecht verpflegt, so daß es durch Kälte und Ungeziefer litt und sich körperlich und g iftig mangelhaft ent- wiäelke. Auch die behauptete asfenähnliche Mißgestalt entbehre der Wahrheit.

Die Bursche, welche Mitte Jan. d. I. den Schreinergesellen Bley von Unterhausen, OA. Reutlingen, bei Faurndau nirder- schlugen, beraubten und ihn in die Fils warfen, der 20jährige Echlessergeselle Gustav Adolf Rall von Eningen und der ledige Bauernknecht Joseph Grau von Rauhenbrozingen, OA Gail­dorf, wurden am 27. März vom Schwurgerichtöhof in Ulm we­gen versuchten Mords und vollführten Raubs Elfterer zu 20, Letzterer zu 16 Jahren Zuchthaus verurtheilt.

München, 29. März Sicherem Vernehmen nach hat der Kriegsminister v. Prankh wegen Verzögerung des Heeresreform- Gesetzes, bezw. des Widerstandes der Kammer gegen dasselbe, um seine Entlassung nachgesucht.

Weimar, 29. März. Was vor Wochen schon bezüglich einer besonderen Militärkonvention mit Preußen im Allgemeinen verlautete, wird heute von der Weimar. Zig. in halbojfizieller Weise bestätigt. Weimar zahlt vorerst 162 Thlr. per Kopf seines Kontingents und mit jedem Jahre 9 Thlr. wehr; auch bleibt zunächst der Präsenzstand der seitherige. Erst nach 7 Jahren tritt die Vollzahlung von 225 Thalern ein. Dagegen tritt die Regierung fast die gesammte Militärverwaltung an Preußen ab. Die übrigen thüringischen Staaten sind dieser Konvention mit Ausnahme Koburg-Gotha's und Waldeä's, die bereits in älteren Verträgen ihre Militärverwaltung an Preußen übertraien, bei getreten.

Berlin, 1. April. Gutem Vernehmen nach ist der Kron­prinz von Sachsen mit seinem Chef des Generalstabs zu der Meldung hier eingetrvffen, daß die sächsischen Truppen mit dem heutigen Tage bundesmäßig sormirt sind. Der Kronprinz von Sachsen und sein Begleiter tragen bereits die bundesmäßige Uni­form. Der Kronprinz ist zum kommandirenden General des 12 Bundesarmeekorps ernannt worden.

Berlin. 1. April. DerStaatsaiizeiger" ist ermächtigt, die von verschiedenen Blättern gebrachten Gerüchte von einer morganatischen Heirath der Königin von England für unbegrün­det zu erklären. Der hier eingetroffene Kronprinz von Sach­sen meldete dem König die Uebernahme des Kommanbo's des 12. Bundcsarmcekorps.

Berlin, 30 März. Reichstagssitzung. In der heutigen Sitzung wurde die Neuwahl des Präsidiums vorgenommen. Sim­sen blieb mit 214 Stimmen erster Präsident, zum zweiten wurde der Herzog von Ujest mit 223, zum dritten Bennigsen mit 168 gewählt. Der Reichstag nimmt daraus nach kurzer Debatte die Art. 2528 nach den Vorschlägen der Regierung an. (Sie be treffen die geschäftlichen Fragen des Reichstages rc.) Zu Art. 28 (Unveranlwvrtlichkeit der Reichstagsmitglieder) wird der An­trag Lette's, de« Schutz der ReichstagSmitglieder gegen Verfol­gung während der Sessionsbauer betreffend, angenommen Hieran schließt sich eine lange Debatte über Art 29 :Die Mitglieder des Reichstags dürfen als solche keine Besoldung oder Entschädi­gung beziehen." An derselben nahmen von den Bundeskommis sären Graf Bismarck und v. Friesen (Sachsen) für die Fassung des Entwurfes Theil Schließlich wurde aber das Amendement Weber-Tbünen, welches die Zahlung der Reisekosten und Diären für die Reich-tagsmiiglieder fordert, bet namentlicher Abstimmung, mit 136 gegen 130 Stimmen angenommen. Der Verfaffungs- entwurs für die Statt Fianlfurt hat die königliche Genehmigung erhalten und wird näck ster Tage publicirt werden. Bei der Wahl der Ltadtvectretung wird nicht das Dreiklaffenshstem, sondern geheime Wahl in Anwendung kommen.

Berlin, 30 März. DieNordd. Lllg. Ztg." hört, daß die telegraphische Nachricht der Jndcpendance beige vom 29. ds aus Paris, daß zwischen Preußen und Frankreich eine Verstän­digung über eine Vereinigung Luxemburgs mit Frankreich be­stehe und Laß nur noch einige Punkte mit Holland in dieser Sache zu ordnen wären, jeder Begründung entbehrt. 31 März.

Die Mitglieder der verschiedenen Fraktionen sind heute zusammen- gelieten behufs einer morgen zu stellenden Jnterpellanon wegen der luxemburgischen Angelegenheit. Graf Bismarck, dem hievon Kenntniß gegeben worden, hat von diesem Schritte abgerathen. Heute Abend soll darüber Beschluß gefaßt werden, ob trotzdem eine Interpellation gestellt werden soll. 1. April. Im Reichs­tag erfolgte die Interpellation Bennigsen's in Betreff Luxemburgs. Bennigsen erklärte: die Parteien werben zusammentreten, wenn Deutschlands Integrität bedroht wird; das Einigungswerk wird sich schleunig vollziehen, wenn die Einmischung des Auslandes droht. Wir suchen den Krieg nicht. Wird er aber provociri, so mag Frankreich ihn verantworten. Gras Bismarck antwortete: Non einem Abschluß der Niederlande mit Frankreich sei der preu­ßischen Negierung nichts bekannt. Aus die Frage der Niederlande, wie Preußen die Abtretung Luxemburgs ausnehmen werde, sei erklärt worden: Preußen müsse dem König der Niederlande die Verantwortung überlassen. Preußen werde die Ansichten der Unterzeichner der Verträge von 1839 , der Bundesgenossen und des Reichstags ermitteln. Preußen lehnte die angebotenen guten Dienste der Niederlande zwischen Preußen und Frankreich ab. Weitere Aufschlüsse seien unthunlich. Doch hoffe er (Graf Bis­marck) die Wahrung der deutschen Rechte aus friedlichem Wege.

Der Reichstag erledigte die Art. 39 44, betreffend dasZvll- und Handelswesen und die Eisenbahnen, größtentheils in der Fassung des Entwurfs, mit mehreren von der Regierung gutge- heißenen Amendements (T d.St.A.)

Berlin, 31. März. Der Abgeordnete Salzmann will dem

norddeutschen Parlamente eine Petition vorlegen, die aus Neuß eingegangen und mit zahlreichen Unterschriften bedeckt ist, worin die preußische Regierung um Annexion des Fürstenthums gebe­ten wird. .

DerA. Z." wird aus Münster in Westphalen, den 31. März, geschrieben: Die aus Anlaß der Luxemburger Frage sich steigernden Verwicklungen mit dem Tuilerienkabinet haben die preußische Regierung veranlaßt, die umfassendsten Vorsichtsmaß­regeln zu ergreifen. Es ist bereits Befehl ertheilt, die Festungen Mainz und Koblenz schleunigst zu armiren und die Reserven für das weflphälische und rheinische Armeekorps einzuziehen

Luxemburg. DieKöln. Ztg." enthält einen Brief des Gouverneurs der Festung Luxemburg, von Braucbitsch, worin die von derAllg. Ztg." gebrachte Nachricht, daß derselbe die preu­ßische Garnison von dem Abschluß der Konvention und dem be­vorstehenden Abzug der Preußen in Kenntniß gesetzt habe, als böswillige Erfindung bezeichnet wird.

Der Luxemburger Handel scheint den neuesten Berichten zufolge auszugehen, wie das Hornberger Scbi-ßen. Nachdem er lange genug auf der GeschäftswUr wie ein Alp gelastet, nach­dem alle Möglichkeiten und Unmöglichkeiten desselben in den öf­fentlichen Blättern jeder Farbe durchgesprocken worden, kommt nun außer dem Dementi der Nordd. Allg. Ztg. heute noch fol­gende Depesche der Jndkpendauce belge aus Luxemburg, 30. März: Ein offizielles Telegramm aus dem Haag ertheilt der großberzoglichen Regierung die Ermächtigung, die Behauptung einiger Journale betreffs einer Abtretung des Grvßherzogthums an Frankreich auf's Förmlichste zu demcntiren. (S.a. Niederlande.)

Es herrscht eine große Freude in Lux-mburg.

Wien, 29. März. Der in außerordentlicher Mission Sei­tens des hwsigen Kaimrcts nach Belgrad entsendet gewesene Gras Zichy hat dem Fürsten in sehr entschiedener Weise zu erk.ären gehabt, daß Serbien, falls es die Hand nach Bosnien und der Herzegowina auöstrecken sollte, Oesterreich auf seinem Weg finden werde. Gutem Vernehmen nach ist bereits die ka seriiau Ent­schließung ergangen, daß ci« aus M x to zurückkebrendui Ojfisiere der österreichischen Freiwilligen, von denen die erste Althcilung